COP28: Was bringt der „Global Stocktake“?
von Martin Auer

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Lesedauer 4 Minuten.

Bei der COP28 findet der erste „Global Stocktake“ auf Grund des Pariser Abkommens statt, eine Bilanz darüber, wie weit die Welt bei der Eindämmung der Klimakatastrophe (Mitigation), bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels (Adaptation) und bei der Finanzierung dieser Bereiche gekommen ist. Laut dem Pariser Abkommen soll diese Bestandsaufnahme nun alle fünf Jahre erfolgen.

Der Global Stocktake beurteilt nicht die Fortschritte in einzelnen Ländern, sondern die Summe aller bisherigen Maßnahmen. Dadurch sollen individuelle Staaten ermutigt werden, ihre eigenen nationalen Ziele „hochzukurbeln“. Sobald der Global Stocktake abgeschlossen ist, haben die Länder zwei Jahre Zeit, ihre neuen „national festgelegten Beiträge“ (NDCs) vorlegen müssen. Die EU legt einen gemeinsamen Plan vor, in den der österreichische nationale Energie- und Klimaplan eingeht.

Der Global Stocktake gliedert sich in drei Phasen:

1. Sammlung von Informationen

Diese Phase begann bei der COP26 im November 2021 und endete mit den Bonner Klimagesprächen 2023. In dieser Phase wurden Berichte der einzelnen Länder, des IPCC, der Vereinten Nationen und dem Sekretariat des UN-Rahmenabkommens zum Klimawandel (UNFCCC) eingeholt. Aus diesen Informationen wurden 13 Syntheseberichte generiert: Stand der Treibhausgas-Emissionen, Stand der Anpassung, Stand der umfassenden Effekte der NDCs und der Finanzflüsse. Vier Reports kommen vom UNFCCC-Sekretariat, neun von den Vereinten Nationen, internationalen und regionalen Organisationen und Stakeholdern, die nicht dem Pariser Abkommen angehören. Das Global Stocktake-Portal des UNFCCC enthält über tausend Dokumente.

2. Technische Auswertung

Diese Phase (Mitte 2022 bis Mitte 2023) diente dazu, die Informationen der ersten Phase auszuwerten und jeweils in einem Synthesebericht zu Mitigation, Adaption und Finanzierung zusammenzufassen sowie einem übergreifenden Synthesebericht. Diese Phase wurde von zwei Moderatoren geleitet, einem aus einem entwickelten und einem aus einem sich entwickelnden Land, nämlich Farhan Akhtar aus den USA (Chief scientist for climate change US State Department) und Harald Winkler für Südafrika (Universität Kapstadt, Lead Autor IPCC Working Group III).

3. Politische Phase

Diese Phase findet bei der COP28 in Dubai vom 30. November bis 12. Dezember statt. Hierbei wird eine „Globalen Bestandsaufnahme“ durchgeführt, bei der die Erkenntnisse aus den Fachdialogen von den Regierungen der Mitgliedsstaaten bewertet werden. Von der COP28 werden Entscheidungen aufgrund des vorher erstellten Syntheseberichts erwartet, die ein größeres Engagement für die Ziele des Pariser Abkommens bewirken und dazu führen, dass die Vertragsstaaten ihre Klimaschutzanstrengungen verstärken.

Der Synthesebericht

Der Synthesebericht listet 17 Schlüsselerkenntnisse auf, die hier kurz zusammengefasst sind:

  1. Das Pariser Abkommen hat beinahe universell Klimamaßnahmen befördert, indem es Ziele gesetzt hat und Signale an die Welt gesendet hat, wie dringend es ist, die Klimakrise zu bewältigen. Es gibt Fortschritte, doch viel mehr muss an allen Fronten getan werden.
  2. Um die globale Antwort auf Bedrohung durch den Klimawandel im Kontext nachhaltiger Entwicklung und Armutsbekämpfung, müssen Regierungen Systemtransformationen unterstützen, die Klima-Resilienz und niedrige Treibhausgas-Emissionen in den Mittelpunkt stellen. Dazu gehören auch rigorose Berichterstattung und Glaubwürdigkeit.
  3. Systemtransformationen eröffnen viele Chancen, doch schneller Wandel kann zu Erschütterungen führen. Ein Fokus auf Inklusion und Gerechtigkeit kann die Unterstützung von Klimamaßnahmen fördern. Die am meisten vom Klimawandel Betroffenen müssen in die Erarbeitung von Lösungen einbezogen werden.
  4. Die globalen Emissionen entwickeln sich nicht entlang der Pfade, die für die Erreichung der Pariser Ziele notwendig sind. Das Fenster für die Erreichung des 1,5°C-Ziel schließt sich rapide.
  5. Dringender Handlungsbedarf besteht bei der Verwirklichung heimischer Klimaschutzmaßnahmen und beim Setzen ambitionierterer Ziele in den NDCs um die globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43 Prozent und bis 2035 um 60 Prozent im Vergleich zu 2019 zu senken und netto null bei CO2 bis 2050 zu erreichen. Es existieren genügend kostengünstige Möglichkeiten, die Emissionslücke bis 2030 zu schließen, doch bestehen große Herausforderungen, diese Chancen mit dem nötigen Tempo und im nötigen Maßstab zu realisieren. Klimaschutzmaßnahmen, die auch erfolgreich zu anderen Nachhaltigkeitszielen beitragen, können hochskaliert und in verschiedenen Zusammenhängen vervielfältigt werden.
  6. Um netto null Emissionen zu erzielen, sind Systemveränderungen quer über alle Sektoren notwendig. Das schließt den Ausbau der erneuerbaren Energien ebenso ein wie ein Auslaufenlassen aller fossilen Brennstoffe, deren Klimawirkung nicht durch technische Maßnahmen verhindert werden kann, ein Ende der Entwaldung, die Reduzierung von nicht-CO2-Treibhausgasen und Maßnahmen sowohl auf der Angebotsseite als auch auf der Nachfrageseite. Maßnahmen zur Systemtransformation in Industrie, Transport und Bautätigkeit müssen rasch Prozess- und Energieemissionen senken. Ein Beenden und Rückgängigmachen von Entwaldung und die Verbesserung landwirtschaftlicher Praktiken sind entscheidend für die Minderung von Emissionen und die Erhaltung von Kohlenstoffsenken. Nachhaltige Landwirtschaft muss intensiviert werden, ohne die landwirtschaftlichen Flächen auszudehnen. Transformationen müssen die gesamte Ökonomie, die gesamte Gesellschaft erfassen.
  7. Maßnahmen zu einem gerechten Übergang („just transition“) können zu robusteren Ergebnissen beim Klimaschutz führen. Kollektive und partizipatorische Entscheidungsprozesse sind notwendig, um gesellschaftliche Erschütterungen zu vermeiden.
  8. Ökonomische Diversifikation ist eine Schlüsselstrategie um negative Auswirkungen von Klimaschutzmaßnahmen aufzufangen. Dazu gehören eine grüne Industrialisierung und nachhaltige Lieferketten.
  9. Da der Klimawandel alle Länder, Gemeinschaften und Menschen rund um die Welt gleichermaßen bedroht, sind verstärkte Anpassungsmaßnahmen und Anstrengung zur Minimierung von Schäden und Verlusten („loss and damage“) und Maßnahmen zur Bewältigung dieser Schäden und Verluste notwendig, insbesondere für diejenigen, die am wenigsten auf Veränderungen vorbereitet sind und am wenigsten fähig, sich von Katastrophen zu erholen.
  10. Insgesamt gibt es gestiegene Ambitionen für Anpassung und Unterstützung für Anpassung, doch sind die meisten beobachteten Maßnahmen fragmentiert, auf bestimmte Sektoren beschränkt und über die Regionen ungleich verteilt.
  11. Wenn Anpassung sachkundig und in lokalen Kontexten angegangen und von der Bevölkerung getragen wird, kann das die Angemessenheit und Wirksamkeit der Maßnahmen erhöhen. Gelegenheiten dafür gibt es in allen Sektoren und vorbildliche Praktiken sind gut dokumentiert.
  12. Vermeidung, Minimierung und Entschädigung von Verlusten und Schäden erfordern dringend Handlungen quer durch alle Klima- und Entwicklungsstrategien. Die bisher vorhersehbaren Auswirkungen des Klimawandels werden die Grenzen für Anpassungsmöglichkeiten überschreiten. Die Auswirkungen werden irreversibel sein, wenn die Temperaturerhöhung mehr als 1,5°C erreicht.
  13. Vermeidung, Minimierung und Entschädigung für Verluste und Schäden müssen rapide verstärkt werden und Finanzflüsse müssen der Notwendigkeiten einer klimaresilienten Entwicklung entsprechen.
  14. Verstärkte Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen in sich entwickelnden Ländern bedeutet internationale Finanzierung strategisch einzusetzen. Zugang zu Finanzierungen für sich entwickelnde Länder muss besser ermöglicht werden.
  15. Um Finanzflüsse den Erfordernissen der Treibhausgasminimierung anzupassen, müssen Billionen von Dollars eingesetzt werden und Investitionen auf allen Gebieten in Klimaschutzmaßnahmen umgeleitet werden.
  16. Bestehende sauberere Technologien müssen rasch eingesetzt werden und Innovationen und Transfer neuer Technologien für die Bedürfnisse sich entwickelnder Länder beschleunigt werden.
  17. Der Ausbau menschlicher, gesellschaftlicher und institutioneller Kapazitäten ist grundlegend für breiten und nachhaltigen Klimaschutz. Die Unterstützung für sich entwickelnde Länder muss verstärkt werden, um den lokalen Bedürfnissen gerecht zu werden und indigene und traditionelle Wissenssysteme müssen genützt werden.

Der Synthesebericht zeigt klar: Klare, zielgerichtete Entscheidungen sind nötig. Dubai und die COP 28 sind der Ort für diese Entscheidungen.



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COP28-Gastgeber UAE plante, Klimagipfel für Öl-Deals zu nutzen

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Geleakte Dokumente, die, wie der Guardian berichtet, dem Centre for Climate Reporting zugespielt wurden, zeigen, dass die staatliche Ölfirma plante, im Rahmen der Vorbereitung zur COP28 mit 15 Staaten bilaterale Gespräche zu führen, um die Zusammenarbeit auf dem Öl- und Gassektor zu verstärken, darunter China, Mozambique, Kanada und Australien.
Es handelt sich bei den Dokumenten um Briefings für die Gespräche und es ist nicht bekannt, wie oft die betreffenden Punkte tatsächlich zur Sprache gekommen sind, doch laut dem Centre for Climate Reporting soll zumindest ein Land darauf eingegangen sein.



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Aufgedeckt: Saudi-Arabiens Plan, den globalen Süden von Fossilen abhängig zu machen.

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Der Guardian berichtet über einen groß angelegten Investitionsplan Plan Saudi-Arabiens, um die Abhängigkeit sich entwickelnder Länder von fossilen Brennstoffen zu steigern. Dazu gehören Pläne, billige Verbrennerautos für den globalen Süden zu produzieren, Überschall-Verkehrsflugzeuge zu bauen, die dreimal so viel Sprit brauchen wie gewöhnliche Jets, aber auch billig-Airlines für den globalen Süden zu schaffen und Kraftwerksschiffe vor den Küsten Afrikas zu ankern, die mit Schweröl betrieben werden.
„Die Regierung Saudi-Arabiens benimmt sich wie ein Drogendealer, der Afrika für sein schädliches Produkt anfixen will“, sagt der Leiter des Thinktanks Power Shift Africa.



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Trotz Net-Zero-Versprechen: Produzenten von fossilen Brennstoffen planen weitere Steigerungen

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Der Production Gap Report des UN-Umweltprogramms (UNEP) für 2023 untersucht die Produktionspläne der 19 größten Produzenten von fossilen Brennstoffen und vergleicht sie mit den Ausstiegspfaden, die für die Pariser Klimaziele erforderlich wären.

Laut den bekannten Planungen sollen bis 2030 doppelt so viele fossile Brennstoffe gefördert werden, als für das 1,5°C-Ziel tragbar wären, beziehungsweise 70 Prozent über dem Limit für das 2,0°C-Ziel. Die Diskrepanz ist am höchsten bei dem schädlichsten der Brennstoffe, nämlich Kohle: die geplante Produktion übersteigt das Limit für 1,5°C um 460 Prozent. Die geplante Ölproduktion liegt um 30 Prozent über dem Limit und die Gasproduktion um 80 Prozent. Staatliche Subventionen für Fossile erreichten 2022 einen neuen Höchststand.

Quelle: 2023 Production Gap Report

Die für die Pariser Ziele errechneten Limits beruhen freilich auf der Annahme, dass durch Carbon Capture and Storage ein gewisses Maß an CO2-Emissionen nicht in die Atmosphäre gelangen wird. Doch sind diese Technologien noch bei weitem nicht ausgereift, was bedeutet, dass der Ausstieg aus Fossilen noch schneller gehen muss, wenn die Klimaerhitzung nicht über 1,5°C hinausgehen soll.

Von den 20 untersuchten Ländern haben 17 Net-Zero-Verpflichtungen abgegeben, doch bei keinem stimmen die Planungen mit den Versprechungen überein. Brasilien, Saudi Arabien und die USA planen gewichtige Steigerungen der inländischen Ölproduktion, Qatar und Russland planen die größten Steigerungen bei der Gasproduktion. Was die Produktion von Kohle betrifft, planen Indien, Indonesien und Russland massive Steigerungen. Das würde den Effekt der von USA und China geplanten Reduzierungen verringern oder zunichte machen. Aus Südafrika waren keine Daten zu bekommen. Die einzigen Öl- und Gasproduzenten, die signifikante Reduktionen planen, sind Großbritannien und Norwegen.

Zum Teil werden die Steigerungen mit der Energieknappheit durch den Ausfall der russischen Produktion begründet, wie es zum Beispiel durch die Biden-Administration tut. Andere Länder begründen die Steigerung damit, dass sie von den Einkünften aus dem Export abhängig sind und wieder andere wollen ihre Abhängigkeit von Importen reduzieren. Selbst wenn einige Gesichtspunkte gerechtfertigt sein mögen, führen sie in der Summe zur Überproduktion.

In dieser Grafik werden Emissionen aus fossilen Brennstoffen nicht dem Land zugeordnet, wo sie verbrannt werden, sondern dem Land, wo sie erzeugt werden.
Quelle: 2023 Production Gap Report

Eine andere Studie, Navigating Peak Demand des Carbon Tracker Thinktanks warnt die fossilen Unternehmen vor Fehlinvestitionen. Die internationale Energieagentur (IEA) rechnet in ihrem neuesten Bericht damit, dass die Nachfrage nach fossilen Energien noch in diesem Jahrzehnt ihren Höhepunkt erreichen und danach sinken wird. Das bedeutet, dass die Unternehmen möglicherweise Hunderte Milliarden von Dollars in langfristige Projekte investieren, die bald wertlos sein werden. Nicht direkt angesprochen wird in dem Bericht, dass ein Zusammenbruch dieser – oder einiger – Unternehmen infolge solcher Fehlinvestitionen eine massive Wirtschaftskrise auslösen könnte. Das ist ein weiterer Gesichtspunkt, der für einen geplanten und koordinierten Ausstieg aus Fossilen spricht.

UN-Generalsekretär António Guterres zum Production Gap Report: „Wir können die Klimakatastrophe nicht bewältigen, ohne ihre Grundursache anzugehen: die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. COP28 muss ein klares Signal senden, dass dem fossilen Zeitalter das Benzin ausgeht – dass sein Ende unausweichlich ist. Wir brauchen glaubhafte Verpflichtungen, Erneuerbare voranzutreiben, Fossile auslaufen zu lassen, Energieeffizienz zu steigern und einen gerechten Übergang zu gewährleisten.“

Titelbild: Peabody Energy, Inc. CC BY-SA



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Super-Polluter plündern den Planeten – Größte bisherige Studie: Das reichste 1 % der Weltbevölkerung verursacht so viel CO2 wie die ärmsten 66 %

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Der Report „Climate Equality – A Planet for the 99 Percent“ wurde von Oxfam gemeinsam mit dem Stockholm Environment Institute und dem Guardian (siehe Artikel) durchgeführt.

Im Jahr 2019 war das reichste 1 Prozent (77 Millionen Menschen) verantwortlich für 16 Prozent der globalen CO2-Emissionen. Das entspricht den Emissionen der ärmsten 66 Prozent der Weltbevölkerung (5 Milliarden Menschen)

Die Emissionen des einen Prozents übertreffen das noch vorhandene Budget für das 1,5°C-Ziel um das 22fache.

Die jährlichen Emissionen der Superreichen machen die Ersparnisse durch 1 Million Windturbinen wieder zunichte.

Die Emissionen der Superreichen werden bis zum Ende des Jahrhunderts noch 1,3 Millionen Menschen vorzeitig sterben lassen.

Eine Einkommenssteuer von 60 Prozent für das reichste 1 Prozent würde die jährlichen globalen Emissionen um so viel senken, wie Großbritannien in einem Jahr verursacht, und würde 6,4 Billionen USD einbringen um den Ausbau erneuerbarer Energie zu fördern und den Ausstieg aus fossilen Energien zu beschleunigen.



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China und USA erklären, bei der Bekämpfung des Klimawandels gemeinsam vorgehen zu wollen

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Die USA und China, die beiden größten Verschmutzer, haben vereinbart, gemeinsam gegen die Klimaerhitzung vorzugehen. Sie wollen die Kapazitäten für erneuerbare Energien bis 2030 verdreifachen, um den Ersatz fossiler Brennstoffe zu beschleunigen. China hat auch erklärt, Reduktionsziele für alle Treibhausgase setzen zu wollen. Bisherige Ziele haben ausschließlich CO2 betroffen. China hat kein Versprechen bezüglich eines Ausstiegs aus Kohle gegeben. New York Times, 14.11.2023



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Kompromiss um Loss and Damage Fonds: übermäßiger Einfluss der reichen Länder

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Bei Beratungen auf Beamtenebene habe sich Teilnehmer:innen aus aller Welt auf ein provisorisches Rahmenwerk für einen Loss and Damage Fonds geeinigt. Die sich entwickelnden Länder haben das Zugeständnis gemacht, dass der Fonds zunächst bei der Weltbank angesiedelt werden soll. Das kann den reichen Ländern, die die Weltbank kontrollieren, insbesondere den USA, übermäßigen Einfluss auf den Fonds ermöglichen. Die USA drängen auch darauf, dass Beiträge zum Fonds freiwillig sein sollen.
Der Fonds ist ein Mechanismus, durch den Länder, die am meisten zur globalen Erhitzung beigetragen haben, denen helfen sollen, die am schlimmsten von den Folgen betroffen sind. Die prinzipielle Einigung einen solchen Fonds zu errichten, geschah beim letzten Klimagipfel COP27. Bei der COP28 soll eine Einigung über seine konkrete Gestalt erzielt werden. Verschiedene Beamte warnen, dass ihre Regierungen dem Kompromiss möglicherweise nicht zustimmen würden, was weitere Verhandlungen notwendig machen würde.



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Globale Commons – lokale Lösungen
von Martin Auer

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In ihrem Artikel „Revisiting the Commons“ von 19991 betont Ostrom, dass Erfahrungen von nachhaltig bewirtschafteten lokalen Commons nicht eins zu eins auf globale Commons wie die Atmosphäre oder die Weltmeere übertragen werden können. Traditionelle Commons beruhen oft auf jahrhundertelangen Prozessen von Versuch und Irrtum. Bei einem Fehlschlag konnten die Menschen bisher auf andere Ressourcen ausweichen. Da wir nur eine Erde haben, ist uns das global nicht möglich.

Was lässt sich von Strategien erfolgreicher Commons lernen? Sicherlich können sich acht Milliarden Menschen nicht auf einem Dorfplatz versammeln, um Regeln auszuarbeiten. Es sind Also die Staaten, die ihre Vertreter:innen an den Verhandlungstisch schicken. Dass es solche Verhandlungen und internationale Vereinbarungen wie das Pariser Abkommen überhaupt gibt, ist in der Geschichte der Menschheit noch nicht dagewesen. Auch dass es von allen Staaten anerkannte wissenschaftliche Gremien gibt wie den Welklimarat IPCC oder den Weltbiodiversitätsrat IPBES.

Doch die Vertreter:innen, die da verhandeln, müssen denen gegenüber, die sie vertreten,auch rechenschaftspflichtig sein, damit ihnen vertraut werden kann. Staatliche Verhandlungsteams neigen dazu, kurzfristige politische Erfolge über echte Nachhaltigkeit zu stellen, indem sie ein für die heimische Wirtschaft günstiges Ergebnis nach Hause bringen. Unabhängige Organisationen wie Climate Watch oder Climate Action Tracker überprüfen, wie zielführend die Versprechungen der einzelnen Staaten sind, wie glaubwürdig sie sind und wie weit sie letztlich eingehalten werden. Es braucht aber auch eine Öffentlichkeit, die solche Kontrollmöglichkeiten nutzt und ihre Vertreter:innen bei Bedarf zur Rechenschaft zieht.

Dass die globalen Probleme ohne die Erkenntnisse der Wissenschaft nicht bewältigt werden können, sollte klar sein. Doch die Verhandler:innen, die die Regeln ausarbeiten, müssen auch das Wissen und die Erfahrungen derer, die sie vertreten, mit einbeziehen.

Auch auf der globalen Ebene müssen nicht nur Regeln erarbeitet werden, es muss auch sichergestellt werden, dass die Regeln möglichst wenig gebrochen werden. Es muss die Möglichkeit zu Sanktionen geben. Die Erfahrung aus traditionellen Commons zeigt: Die meisten halten sich an die Regeln, solange sie sicher sind, dass die meisten sich an die Regeln halten.

Wesentlich für eine nachhaltige Bewirtschaftung von Commons ist Transparenz. Auch wenn nicht alle alles über alle wissen können: Die Möglichkeit zur Kontrolle muss vorhanden sein. Insbesondere große Akteure wie Konzerne müssen kontrollierbar sein. Um Transparenz sicherzustellen, genügt es auch nicht, dass ich mir Informationen beschaffen kann – ich muss sie verstehen. Bildungssysteme müssen möglichst breit Umweltwissen vermitteln.

Globale Gemeingüter, wie sie das Mercator Institute for Global Commons and Climate sieht
Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gGmbH, Berlin, Globale Gemeingueter MCC Research Institute, CC BY-SA 3.0

Warum gerade wir?

Die erste Hürde, um überhaupt zu gemeinsamem Handeln zu kommen, ist oft die Frage: Warum soll gerade ich, warum sollen gerade wir anfangen? Selbst die Bemühungen, die anderen an den Verhandlungstisch zu bringen, sind ja schon kostspielig.

Auf der globalen wie auf der lokalen Ebene kann der Gewinn von Ansehen ein Anreiz sein, den ersten Schritt zu tun. Viele Maßnahmen, die den Ausstoß von Treibhausgasen verringern – von denen also die ganze Weltbevölkerung profitiert – haben auch einen Nutzen für die lokale Bevölkerung und die eigene Staats-, Landes- oder Gemeindekasse. Begrünung der Städte durch Bäume und Parks bindet CO2, verbessert aber auch das Kleinklima in der Stadt. Beschränkungen für Verbrennungsmotoren verringern nicht nur den Ausstoß von CO2, sondern auch die lokale Luftverschmutzung durch Feinstaub. Das erspart immense Kosten im Gesundheitssystem. Zwei Milliarden Menschen auf der Erde heizen und kochen mit Holz, Dung und dergleichen und leiden unter der Luftverschmutzung innerhalb ihrer Behausungen. Diese Haushalte zu elektrifizieren – oder auch sie mit Gaskochern auszustatten – verringert die Entwaldung und damit die Bodenerosion und erspart ungeheure Kosten für Erkrankungen des Atmungssystems und der Augen. Sparsamer, genau berechneter Einsatz von Kunstdünger spart Geld, verlangsamt die Zerstörung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit und verringert den Ausstoß von Lachgas, einem besonders potenten Treibhausgas.

Manche wirtschaftliche Anreize sind allerdings zweifelhaft. Wenn Länder in die Entwicklung erneuerbarer Energien investieren, um die Marktführerschaft für neue Technologien zu erringen, kann das zu einem Wettbewerb führen, der wiederum in der Überausbeutung von Ressourcen mündet, sowohl von Energie als auch von Rohstoffen wie Lithium, Kobalt, Bauxit (Aluminium) und anderen.

Alle diese CO-Benefits können ein Anstoß sein, unabhängig von dem, was andere tun, mit Klimaschutzmaßnahmen zu beginnen. Wenn ich mich statt ins Auto aufs Fahrrad setze, sind die Auswirkungen aufs Klima minimal – die Auswirkungen auf meine Gesundheit aber unmittelbar spürbar.

Multilevel Governance

Eine wichtige Erkenntnis aus Elinor Ostroms Forschungen ist, dass große Commons durch ineinander verschachtelte Institutionen, also durch Zusammenschlüsse von kleineren Commons verwaltet werden können. Entscheidungen werden nicht von der Obersten Instanz gefällt. Informationen und Beschlüsse fließen von unten nach oben und von oben nach unten. Die Aufgabe der oberen Instanzen ist vor allem, die Anliegen der unteren Instanzen zusammenzuführen und die Voraussetzungen für die Arbeit der unteren Instanzen zu schaffen.

Globale Commons und lokale Lösungen

Die Erhaltung der Wälder als Kohlenstoffspeicher ist von globalem Interesse für die Verhinderung der absoluten Klimakatastrophe. Jedoch: „Jedes einzelne formelle Gesetz, das dazu gedacht ist, ein großes Territorium mit verschiedenen ökologischen Nischen zu verwalten, muss notgedrungen in vielen der Lebensräume, für die es gelten soll, versagen“2, schrieb Ostrom 1999. Die besten „Hüter des Waldes“ sind die Menschen, die ihn kennen, weil sie dort leben. Der Schutz dieser Wälder vor Abholzung, Zerstörung durch Bergbau, Landgrabbing usw. ist in ihren unmittelbaren Interesse. Staatliche und überstaatliche Institutionen sollten also vor allem das Recht dieser Gemeinschaften auf Selbstorganisation garantieren und ihnen die Unterstützung geben, die sie dazu brauchen.

Die Bodenversiegelung in Österreich zu bremsen, ist ein nationales – und letztlich auch ein globales – Anliegen. Aber die Problemlagen sind von Region zu Region, von Gemeinde zu Gemeinde zu unterschiedlich.

Die Erhaltung der Bodenqualität in der Landwirtschaft erfordert je nach Landschaft unterschiedliche Maßnahmen und lokale Zusammenarbeit.

Energiesparmaßnahmen können in Hausgemeinschaften, Dorfgemeinschaften, Bezirken oder auf der Ebene von Städten ausgehandelt werden. Die Gestaltung des privaten und öffentlichen Verkehrs ist eine Frage der Raumplanung, die überall auf unterschiedliche Bedingungen stößt.

Auf all diesen Ebenen gibt es zwischen den beiden Extremen – die Regulierung dem Markt zu überlassen oder sie der zentralen Staatsgewalt zu übertragen – noch eine dritte Möglichkeit: die Selbstorganisation von Commons.

P.S.: Die Stadt Wien hat Elinor Ostrom einen Park im 22. Bezirk gewidmet

Titelbild: Public Domain via Rawpixel
Zuerst erschienen im Standard


1 Ostrom, Elinor et al. (1999): Revisiting the Commons: Local Lessons, Global Challenges. In: Science 284, S. 278–282. DOI: 10.1126/science.284.5412.278.

2 Ostrom, Elinor (1994): Neither Market nor State: Governance of Common-Pool Resources in the Twenty-First Century. Washington D.C. Online: https://ebrary.ifpri.org/utils/getfile/collection/p15738coll2/id/126712/filename/126923.pdf



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APCC Special Report jetzt als Open Access Buch

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Die endgültige Ausgabe des APCC Special Report „Strukturen für ein Klimafreundliches Leben“, über den °CELSIUS schon ausführlich berichtet hat, ist jetzt als Open Access Buch bei Springer erschienen. Open-Access bedeutet, dass alle freien und uneingeschränkten Zugang haben. Es ist als PDF oder E-Book kostenlos downloadbar.
Mit Beiträgen von 80 Autor_innen, kommentiert durch 180 Gutachter_innen und mehr als 100 Stakeholdern.
Multi-perspektivische, sozialwissenschaftliche Erweiterung der Klimaforschung. Analyse rechtlicher Gegebenheiten im Klimaschutz und mögliche Pfade hin zu einer klimafreundlichen Gesellschaft.
Zum Inhaltsverzeichnis und zum Download geht es hier:
https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-66497-1



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Report der US-Wissenschaftsakademien zur Beschleunigung der Dekarbonisierung

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Die drei Wissenschaftsakademien der USA haben einen gemeinsamen Report zur Beschleunigung der Dekarbonisierung in den USA herausgebracht: jüngste Gesetze haben die Naion auf den Weg zu Net Zero bis 2050 gebracht, doch auch wenn sie vollständig umgesetzt werden, werden sie die USA nur ein Stück auf dem Weg weiterbringen. Der Report schlägt umfassende Maßnahmen im Bereich gesetzlicher Regelungen, Technologie und sozialen Dimensionen vor mit Fokus auf Energiergerechtigkeitn, Entwicklung der Beschäftigung, öffentliche Gesundheit und Bürger;innen-Partizipation. https://www.nationalacademies.org/our-work/accelerating-decarbonization-in-the-united-states-technology-policy-and-societal-dimensions



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