Offener Brief für zielorientierte Innovationen im nächsten Regierungsprogramm

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Lesedauer 15 Minuten.   

In einem offenen Brief, initiiert von der Ökonomin Sigrid Stagl, äußert sich eine Gruppe von führenden österreichischen Wissenschaftler:innen auf Grund ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit besorgt über die derzeitigen Regierungsverhandlungen. Es sind Expert:innen aus den Bereichen Ökonomie, soziale Ökologie, industrielle Ökologie, Meteorologie, Klimawissenschaft, Politikwissenschaft, Umweltwissenschaft und anderen Fachgebieten.

Sie rufen die Verhandler:innen dazu auf, Klima- und Umweltpolitik als integralen Bestandteil der Standortpolitik zu verstehen und konsequent weiterzuentwickeln, um die Voraussetzungen für einen zukunftsorientierten und innovativen Wirtschaftsstandort zu schaffen, der sich langfristig in einem krisensicheren europäischen Wirtschaftsraum im Kontext globaler Herausforderungen behaupten kann. Sie sehen das als Grundlage für ein wirtschaftlich erfolgreiches Österreich, das zukünftige Schadenskosten aufgrund Klimawirkungen in enormer Höhe vermeidet.

Adressat:innen
Der Bundespräsident,
der Bundeskanzler,
die Klubdirektor:innen der im Nationalrat vertretenen Parteien,
die Vorsitzenden und Generalsekretär:innen der im Nationalrat vertretenen Parteien,
die Landeshauptfrauen und Landeshauptmänner der Bundesländer,
die Präsident:innen der Kammern und der Industriellenvereinigung.

Wir rufen Sie dazu auf, Klima- und Umweltpolitik als integralen Bestandteil der Standortpolitik zu verstehen und konsequent weiterzuentwickeln. Dadurch schaffen Sie heute die Voraussetzungen für einen zukunftsorientierten und innovativen Wirtschaftsstandort, der sich langfristig in einem krisensicheren europäischen Wirtschaftsraum im Kontext globaler Herausforderungen behaupten kann. Das ist die Grundlage für ein wirtschaftlich erfolgreiches Österreich, das zukünftige Schadenskosten aufgrund Klimawirkungen in enormer Höhe vermeidet.

Die weltweiten ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels werden immer deutlicher spürbar. Um die Natur – und in Folge uns selbst als Gesellschaft – vor Zerstörung zu bewahren, ist davon auszugehen, dass alle Länder weltweit die Transition zur Klimaneutralität vollziehen werden. Dies wird klare Konsequenzen für die Nachfrage nach Produkten und Geschäftsmodellen mit sich bringen und jene begünstigen, die frühzeitig Expertise und Marktanteile in diesen Bereichen aufgebaut haben.

Ein Beispiel hierfür ist China, das seit 2001 in seinen 5-Jahres-Plänen systematisch die eigenen Kompetenzen im Bereich erneuerbarer Energien ausgebaut hat und heute in mehreren Segmenten Weltmarktführer ist. Um seine Standortstärke zu sichern, muss auch Österreich durch gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen sicherstellen, dass bestehende Kompetenzen strategisch genutzt werden, um innovative und zukunftsfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln und auszubauen. Dabei wird es unerlässlich sein, dass alle diese Geschäftsmodelle einen äußerst verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen im Sinne der Kreislaufwirtschaft gewährleisten.

Um dies zu erreichen, braucht es eine klar strukturierte Wirtschaftspolitik, die Entwicklungsziele präzise kommuniziert und Wirtschafts-, Ressourcen- sowie Klimapolitik eng miteinander verbindet, um die notwendige mitelfristige Transformation der Wirtschaft zu sichern. Österreich kann bereits auf erfolgreiche Beispiele verweisen. Während in der Automobilzulieferindustrie vielerorts Insolvenzen drohen, haben innovative österreichische Unternehmen frühzeitig auf globale Entwicklungen reagiert und ihre Technologieführerschaft in Schlüsselbereichen der Energiewertschöpfungskete – von Windkraftanlagen über Energiespeicher bis hin zu Elektrofahrzeugen – konsequent ausgebaut. Österreich ist auch das viertgrößte Ausfuhrland weltweit für Bahnindustriegüter in absoluten Zahlen, hinter Deutschland, China und den USA.

Diese und andere Beispiele zeigen trotz der Herausforderungen, die sich unter anderem durch die wachsende Innovationskraft des asiatischen Raums für eine zukunftsfähige Wirtschaft ergeben, dass Österreich – ebenso wie Europa insgesamt – über solide Ausgangsbedingungen und kritische Kompetenzen verfügt. Diese bilden die Basis, auf der eine zukunftsorientierte Industrie- und Wirtschaftspolitik aufbauen muss, um den Wirtschaftsstandort zukunftsorientiert zu stärken.

Auch aus einer engen wirtschaftspolitischen Sicht sind Klimaschutzinvestitionen in Zukunft notwendig. Wie eine Studie des Umweltbundesamts, des Instituts für Höhere Studien, und der TU Wien im Auftrag der österreichischen Sozialpartner zeigt, können bis 2040 zusätzlich 1,3 bis 2,3% des BIP pro Jahr für Investitionen für die Klimaneutralität 2040 mobilisiert werden. Diese Investitionen erbringen in der Industrie sowie im Verkehrs-, Energie- und Gebäudesektor eine hohe inländische Wertschöpfung, eine spürbare Entlastung des Arbeitsmarktes, und verbessern die Handelsbilanz und Auslandsabhängigkeit durch weniger fossile Energieimporte.

Durch die Umlenkung öffentlicher Investitionen und den Abbau fossiler Subventionen können zukünftige Emissionen vermieden und gleichzeitig der Staatshaushalt entlastet werden. Diese Entlastung umfasst geringere Schadenskosten (z.B. in den Bereichen Gesundheit und Vermögenswerte in Form von zerstörten Gebäuden, Infrastrukturen und auf landwirtschaftlichen Flächen in Milliardenhöhe mit steigender Tendenz; der Vermögensschaden für Haushalte und Unternehmen der Unweter in Niederösterreich im September 2024 belief sich z.B. auf 1,3 Mrd. EUR, ohne Berücksichtigung der Schäden an der Infrastruktur), der Wegfall der fossilen Subventionen an sich (bis zu 7 Mrd. EUR) sowie eine deutliche Reduktion von Strafzahlungen bei Nichterreichung der Klimaziele (bis zu 5,8 Mrd. EUR). Darüber hinaus profitieren die Wirtschaft und Gesellschaft durch eine höhere Lebensqualität, etwa durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs bzw. die Belebung von Siedlungskernen. Die geplanten Maßnahmen führen zudem zu einer sozial gerechteren Lastenverteilung, da die Kosten stärker von den Verursachern getragen werden.

Mut zu transformativen Innovationen

Auch die Unterstützung transformativer Innovationen wird eine zentrale Aufgabe der nächsten Bundesregierung sein. Dringenden Handlungsbedarf gibt es in den Bereichen Wohnen, Energieversorgung, Mobilität, Landwirtschaft und Industriestandort. Als Leuchturmprojekte für ein Regierungsprogramm bieten sich z.B. ein innovativer Ansatz im Bereich Bauen und Wohnen sowie die Unterstützung weitreichender Transformationen in der energie- und emissionsintensiven Industrie an.

Ein Innovationspaket für Bauen und Wohnen würde enormes Innovationspotenzial im Gebäudesektor mobilisieren. Inspirierende Beispiele finden sich in der Schweiz, wo sogenannte Quartiere oder Areale zu Vorreitern zukunftsweisender Stadtentwicklungskonzepte geworden sind. Diese Projekte kombinieren moderne städtebauliche Ansätze mit energieeffizienten Gebäuden und lokalisierten Energiesystemen. Wärme und Kühlung werden vollständig lokal durch Erdsonden bereitgestellt, während mehr als die Häle des Elektrizitätsbedarfs durch gebäudeintegrierte Photovoltaik und andere erneuerbare Energiequellen gedeckt wird.

Im Bereich alternativer Baumaterialien, insbesondere dem Holzbau, sind österreichische Unternehmen international bereits sehr erfolgreich. Besonders innovativ sind Gebäudesanierungen und Bestandserneuerungen einzuschätzen, weil sie einerseits positive Effekte auf Arbeitsmarkt und Bauindustrie haben und andererseits den Energiebedarf senken und einer zusätzlichen Bodenversiegelung entgegenwirken. Solche Ansätze demonstrieren eindrucksvoll, wie Nachhaltigkeit und technologische Innovaon in der Praxis umgesetzt werden können.

Ein Innovationspaket zur Transformation der Industrie fördert die konsequente Kreislaufführung von Rohstoffen sowie sektorübergreifende Kooperationen. Der öffentliche Sektor übernimmt dabei die Schlüsselrolle eines Ermöglichers (Enablers), indem er gezielt die Entwicklung und den Ausbau von Infrastruktur unterstützt. Dazu zählen vor allem Transport- und Speicherlösungen. Diese Maßnahmen schaffen die notwendigen Rahmenbedingungen, um industrielle Transformation und nachhaltige Wertschöpfung zu ermöglichen.

Ein Innovationspaket zur Finanzierung der Transformation ermöglicht die zügige Umsetzung strategischer Innovationsziele. Für das Innovationspaket Bauen und Wohnen könnte die reakvierte Wohnbau-Invesonsbank, die bereits vor Jahren gesetzlich eingerichtet wurde, eine zentrale Rolle spielen. Für das Innovationspaket Transformation der Industrie wäre die Schaffung eines neuen Finanzinstruments, des Austrian Innovaon and Transion Fund, sinnvoll. Hierbei könnte der noch verfügbare Fonds des European Recovery Programs (ERP) aus der Nachkriegszeit gezielt aktiviert werden.

Diese neuen Finanzierungsinstrumente sollten durch eine Evaluierung bestehender Fördermechanismen begleitet werden, um ineffiziente oder kontraproduktive Maßnahmen zu identifizieren und zu eliminieren. Zusätzliche finanzielle Unterstützung könnten Mittel aus der Wohnbauförderung sowie Erlöse aus den Auktionen des EU-Emissionshandelssystems bieten. Diese Maßnahmen schaffen kurz- bis mittelfristig die notwendigen Ressourcen, um nachhaltige Transformationen in Schlüsselbereichen effektiv zu fördern. Für längerfristige Maßnahmen hat Mario Draghi in seinem Bericht für die Europäische Kommission (The future of European competitiveness) zukunftsweisende Vorschläge unterbreitet.

Ein Innovationspaket zur Sicherung der landwirtschaftlichen Produktivität und Ernährungssicherheit ist nötig, um zukünftige Ertragsschwankungen bis hin zu gänzlichen Ernteausfällen, langfristig sinkende Produktivität und teure Anpassungsmaßnahmen zu verringern. Während die Kosten von Klimaschutzmaßnahmen oft im Mitelpunkt des Interesses stehen, übersteigen die Folgekosten des Nichthandelns die Kosten von Klimaschutzmaßnahmen um ein Vielfaches. Zentrale Maßnahmen umfassen die Förderung von Forschung zu diversifizierten, klima- und biodiversitätsfreundlichen Produktionsmethoden, die Unterstützung ressourcenschonender und resilienter Wertschöpfungsketen (Biodiversitätsförderung, Widerstandsfähigkeit gegen Klimaschäden) sowie die substanzielle Reduzierung von Lebensmitelabfällen entlang der gesamten Wertschöpfungskete. Diese Ansätze sind essenziell, um die Landwirtschaft zukunftsfähig zu machen und langfristige Ernährungssicherheit zu gewährleisten.

Um Österreich als attraktiven Wirtschaftsstandort zu sichern, ist es auch wichtig, die Abhängigkeit von teuren und knappen Rohstoffimporten zu reduzieren. Kreislaufwirtschaft und ressourcenschonende Bioökonomie bieten hierfür die passenden Ansätze. Sie fördern Wertschöpfung in Österreich, erhöhen die Versorgungssicherheit, stärken handwerkliche Fähigkeiten, schützen den natürlichen Lebensraum und unterstützen die Landwirtschaft. Darüber hinaus steigern sie die Wetbewerbsfähigkeit, stärken bestehende Umweltechnikunternehmen und erschließen neue Geschäftsfelder. Damit sichern sie regionale, zukunftsorientierte Arbeitsplätze, fördern die Wirtschaftsleistung und verbessern das Exportpotenzial.

Ein Innovationspaket nachhaltige Mobilität leistet einen Beitrag zu einer lebenswerten Zukunft und stärkt die bereits bestehenden österreichischen Kompetenzen im Hoch- und Tiefbau auf den internationalen Märkten. Ein gut ausgebauter öffentlicher Verkehr ist mehr als nur eine Ergänzung zum Individualverkehr in Österreich. Der Ausbau des schienengebundenen öffentlichen Verkehrs ist eine strategische Investition in Österreichs Zukunft. Er bietet Pendlerinnen und Pendlern sichere, kostengünstige und stressfreie Mobilität, erhöht die Lebensqualität und reduziert Verkehrsunfälle. Wirtschaftlich stärkt er die heimische Schienenfahrzeug- und Tiefbauindustrie, sichert Arbeitsplätze und mindert die Abhängigkeit von fossilen Treibstoffen und Importen. Zudem entlastet eine moderne Schieneninfrastruktur Straßen und ermöglicht eine umweltfreundliche Verlagerung des Güterverkehrs.

Ein Innovationspaket Stop der Versiegelung ist nötig, da m it jedem Grad Erwärmung die mögliche Niederschlagsmenge um rund 10%, bei den derzeitigen 2,9°C Erwärmung also um fast 30% steigt. Das bedeutet, dass in Siedlungsräumen und außerhalb mehr Fläche zur Aufnahme des Wassers bereitgestellt werden muss, sollen Hochwasserkatastrophen verhindert werden. In den letzten 20 Jahren wurden in Österreich hingegen 130.000 Hektar Äcker und Wiesen versiegelt.

Österreich ist mit vielfältiger Natur und zahlreichen Kulturgütern gesegnet und daher für Touristen aus aller Welt attraktiv. Extremereignisse bedrohen nicht nur Menschen, Natur und Kultur, sie schrecken auch Touristen ab. Soll der klimawandelbedingte Rückgang der Schneedeckendauer und damit des Wintertourismus durch Sommertourismus kompensiert werden, müssen neben Emissionsreduktionen auch Anpassungsmaßnahmen gesetzt werden um Menschen, Infrastruktur und Wirtschaft zu schützen. Viele der Klimawandelanpassungsmaßnahmen sind auch aus anderen Gründen wünschenswert: Renaturierung von Industriebrachen, Flussläufen und Ackerrainen, Ausbau von Schwammstraßen und Schwammstädten mit mehr Grün in den Siedlungsgebieten, Wärmedämmung und Verschatung heben die Lebensqualität für Einheimische und die Attraktivität für Touristen. Die Maßnahmen können Teil eines Konjunkturpaketes zur Förderung von Klein- und Mitelbetrieben sein und sich günstig auf die Arbeitsplatzsituation, insbesondere in den ländlichen Regionen, auswirken. Zusätzlich können Kosten im Gesundheitsbereich eingespart werden, weniger Boden geht durch Erosion verloren, Städte und Gemeinden sparen Straßenreinigungs- und Bewässerungskosten, usw.

Steigende Jahresdurchschnittstemperaturen und deren weitreichende Auswirkung, die auch Bedrohungen der menschlichen Gesundheit umfassen, zählen unzweifelhaft zu den größten Herausforderungen dieses Jahrhunderts. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist der Klimawandel „die größte Gesundheitsbedrohung für die Menschheit“ (WHO, COP26 Report, 2021). Wir benötigen daher ein Innovationspaket für den Gesundheitsbereich.

Der Klimawandel bedroht die menschliche Gesundheit auf vielen Ebenen u.a. aufgrund von Extremwetterereignissen wie Hitzewellen, Starkniederschlägen mit Überflutungen und Sturmschäden, durch Veränderungen bei der UV- und Luftschadstoffbelastung, neu oder verstärkt auftretende Pollenbelastungen mit erhöhtem Allergierisiko bis hin zu Infektionskrankheiten mit bisher nicht heimischen Erregern. Besonders bedeutsam bei Extremwetterereignissen, die in kurzer Zeit das Lebenswerk eines Menschen und einer Familie zerstören können, sind auch die Folgen für die psychische Gesundheit.

Hitzewellen, eine direkte und spürbare Folge des Klimawandels, gefährden Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen (z.B. Asthma), ältere oder sehr junge Personen sowie diejenigen, die in Berufen mit hoher körperlicher Belastung arbeiten. Jeder zusätzliche Tag mit Temperaturen von 30 Grad im Sommer führt zu einem Anstieg der Sterblichkeit um 2,4% in den betroffenen Regionen.

Der Klimawandel verändert das Erkrankungsspektrum und den damit verbundenen medizinischen Versorgungs- und Pflegebedarf maßgeblich. Die Folgen betreffen bereits heute fast alle medizinischer Fachdisziplinen, speziell Notfall- und Innere Medizin, Infektiologie, Allergologie und Psychiatrie. Die Herausforderungen auch für das öffentliche Gesundheitssystem sind absehbar.

In dieser Hinsicht müssen auch gesundheitsökonomische Betrachtungen angestellt werden. Beispielsweise hat die zunehmende Vorbereitung von Ragweed (Ambrosia artemisiifolia) mit seinen hoch-allergenen Pollen neben den ernsten gesundheitlichen Auswirkungen (Allergien) auch erhebliche Gesundheitskosten zur Folge. Berechnungen zeigen, dass in Europa 13,5 Millionen Menschen von einer Ambrosia-Allergie betroffen sind, was Gesundheitskosten von 7,4 Milliarden EUR pro Jahr verursacht.
Effektiver Klimaschutz kann jedoch nicht nur Todesfälle und Krankheitsjahre verhindern, sondern auch die allgemeine Gesundheit der Bevölkerung verbessern, indem er zu gesünderer Ernährung und mehr Bewegung im Alltag anregt. Gleichzeitig trägt Klimaschutz durch eine gesündere Bevölkerung zur Entlastung des Gesundheitswesens bei. Die Gesundheit aller Menschen sollte daher ein gemeinsames Anliegen sein.

Eine ambionierte Innovations- und Wirtschaftspolitik

Diese Argumente sollten die Basis für eine ambitionierte Innovations- und Wirtschaftspolitik der nächsten Bundesregierung sein. Um die Zielorientierung, Machbarkeit und Akzeptanz sicherzustellen, empfehlen wir, die einzelnen Maßnahmen unter Einbeziehung aller relevanten Stakeholder:innen zu entwickeln. Hierfür bieten wir unsere wissenschaftliche Expertise an.

Mit freundlichen Grüßen

  • Univ.-Prof. Dr. Sigrid Stagl, Ökonomin, Wirtschaftsuniversität Wien
  • Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Stefan P. Schleicher, Ökonom, Karl-Franzens-Univ. Graz
  • Univ.-Prof. DI Dr. mont. Reinhold W. Lang, Kunststoftechnik, Johannes Kepler Univ. Linz
  • Univ.-Prof. Dr. Michael Getzner, PhD, Finanzwissenschaft, TU Wien
  • Univ.-Prof. Dr. Helmut Haberl, Soziale Ökologie, BOKU Wien
  • Univ.-Prof. Dr. Karl Steininger, Ökonom, Universität Graz
  • Assoc.Prof. Dr. Karlheinz Erb, Universität für Bodenkultur Wien
  • Univ.-Prof. Dr. Melanie Pichler, Soziale Ökologie, Universität für Bodenkultur Wien
  • DI Dr. Florian Borgwardt, Universität für Bodenkultur Wien
  • Dr. Barbara Smetschka, Soziale Ökologie, Universität für Bodenkultur Wien
  • Assoc.Prof. Dr. Simone Gingrich, Soziale Ökologie, Universität für Bodenkultur Wien
  • Dr. Nicolas Roux, Soziale Ökologie, Universität für Bodenkultur Wien
  • Dr. Dominik Wiedenhofer, Industrielle Ökologie, Universität für Bodenkultur Wien
  • Dr. Veronika Gaube, Soziale Ökologie, Universität für Bodenkultur Wien
  • Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Helga Kromp-Kolb, Meteorologie, Universität für Bodenkultur Wien
  • Univ.-Doz. Dr. Herbert Formayer, Klimawissenschaft, Universität für Bodenkultur
  • Univ.-Prof. Dr. Ulrich Brand, Institut für Politikwissenschaft, Universität Wien
  • Univ.-Prof. Dr. Fridolin Krausmann, Soziale Ökologie, Universität für Bodenkultur Wien
  • Univ.-Prof. Dr. Günter Emberger, Verkehrswissenschaften, TU Wien
  • OA Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. med. Hans-Peter Huter, Umweltmedizin, Meduni Wien
  • Assoc.Prof. Dr. Stefan Giljum, Ecological Economics, Wirtschaftsuniversität Wien
  • Dr. Stephan Luter, Ecological Economics, Wirtschaftsuniversität Wien
  • Dr. Martin Bruckner, Ecological Economics, Wirtschaftsuniversität Wien
  • Priv. Doz. DI Dr. phil. Willi Haas, Soziale Ökologie, Universität für Bodenkultur Wien
  • DI Dr. Daniel Huppmann, Energiemodellierung und Integrierte Systemanalyse, Internationales Institut für Angewandte Systemanalyse
  • Univ. Prof. Dr. Michael Kundi, Umweltmedizin, Public Health, Medizinische Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Georg Gratzer, Waldökologie, Universität für Bodenkultur

  • Univ.-Prof. Dr. Ingolfur Blühdorn, Gesellschaftswandel & Nachhaltigkeit, Wirtschaftsuniversität Wien
  • Univ.-Prof. Dr. Patrick Sakdapolrak, Geographie und Regionalforschung, Universität Wien
  • Univ.-Prof. Dr. Eva Vetter, Zentrum für Lehrer*innenbildung, Universität Wien
  • Dr. Andreas Exner, Transformationsforschung, Universität Graz
  • Univ. Prof. Dr. Harald Wilfing, Evolutionäre Anthropologie, Universität Wien
  • Univ.-Prof. (i.R.) Ing. Dr. phil. Dr. h.c. Verena Winiwarter, Österreichische Akademie der Wissenschaften
  • Univ.-Prof. Dr. Michael Finus, Volkswirtschaft, Universität Graz
  • Dr. Leonard C. Pasqualini, Chemie, HBLFA Tirol
  • Univ.Prof. Dr. Dr.h.c. Josef Christian Aigner, Psychologe, Bildungswissenschaftler, Psychotherapeut, ehem. Leopold Franzens-Universität Innsbruck
  • Markus Palzer-Khomenko, MSc, Geologie, Universität Wien
 Prof. Dr. Karl Aiginger, Europaplatform Wien Brüssel, WU Wien
  • Univ.-Prof. Dr. Daniel Ennöckl, Institut für Rechtswissenschaften, Universität für Bodenkultur Wien
  • Dr. Klaus Jäger, Biochemiker im Ruhestand
  • Assoz. Prof. Dr. Nils Carqueville, Physik, Universität Wien
  • Univ.-Ass. Mag. Dr. Susanne Hochreiter, Germanistik, Universität Wien
  • Univ.-Prof. Dr.-Ing. Anke Bockreis, Abfallbehandlung und Ressourcenmanagement, Uni Innsbruck
  • Johannes Stangl, MSc – PhD Student am Complexity Science Hub & an der Wirtschaftsuniversität Wien
  • Univ.- Prof. Dr. Dorothee Bohle, Polikwissenschaft, Universität Wien
  • Univ.Prof. i.R. Dipl.-Phys. Dr. phil.nat Wolfgang Liebert, Sicherheits- und Risikowissenschaften, BOKU
  • Univ.-Prof. Dr.phil. Lukas Meyer, Philosophie, Universität Graz
  • Dr. Michael Bürkle, Innsbruck
  • Dr. Michael Busse, S4F-Koordinationsteam West
  • Univ.-Prof. Dr. Anja Lembens, Didaktik der Chemie, Universität Wien
  • Dr. Rainer Bauböck, Professor i.R. für soziale und politische Theorie, Europäisches Hochschulinstitut, Florenz
  • Ao. Univ.-Prof. i. R. Dr. Wolfgang Kromp, Risikowissenschaften, Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien
  • Univ.-Prof. Dr. Christa Schleper, Funktionelle und Evolutionäre Ökologie, Universität Wien
  • Univ. Prof. i.R. Dr. Georg Kaser, Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften, Universität Innsbruck
  • Assoz.-Prof- Dr. Franz Essl, Botanik und Biodiversitätsforschung, Universität Wien
  • PD DI Dr Andreas H. Melcher, Entwicklungsforschung, Universität für Bodenkultur Wien
  • Prof. Gernot Wagner, PhD, Columbia Business School, New York
  • Dr. Christina Plank, Politische Ökologie, Universität für Bodenkultur Wien
  • Univ.Prof Dr Petra Heffeter, Krebsforschung, Med. Uni Wien
  • Univ.Prof. Dr. Johann Stötter, Geographie, Universität Innsbruck
  • Dr. Ines Omann, ÖFSE − Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung
  • Assoz. Prof. Dr. Daniel Hausknost, Gesellschaftswandel & Nachhaltigkeit, Wirtschaftsuniversität Wien
  • Assoz.Prof. Mag. Dr. Carmen Konzet-Firth, Romanistik, Universität Innsbruck
  • Dr.in Friederike Frieß, Sicherheits-Risikowissenschaften, Universität für Bodenkultur Wien
  • aoUniv.Prof.Dr. Gabriele Tondl, Volkswirtschaft, Wirtschaftsuniversität
  • Dr. Fabian Schipfer, Technikfolgenabschätzung, International Institute for Applied Systems Analysis
  • Mag. rer. nat. Dr. techn. René Sedmik, Atomic and Subatomic Physics, TU Wien
  • Dr. Heinz Fuchsig, Arbeits- und Umweltmedizin, Innsbruck
  • Konstann Weber, MSc, PhD student in Climate Science, ETH Zürich
  • Univ.-Prof. Dr. Susanne Pernicka, Soziologie, Johannes Kepler University Linz
  • Dr. Patrick Scherhaufer, Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolik, Universität für Bodenkultur
  • Assoz.-Prof. Dr. Thomas Brudermann, Umweltsystemwissenschaften, Universität Graz
  • Mag. Dr. Norbert Mayr, Kunstwissenschaft, Architekturgeschichte und -theorie
  • Prof. (FH) Dr. Johannes Jäger, Volkswirtschaft, Fachhochschule des BFI Wien
  • Dr. Ulrich Morawetz, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität für Bodenkultur Wien
  • Univ.-Prof. Dr. Sigi Atteneder, Architektur, Kunstuniversität Linz
  • Dr Heinz Nabielek, Energy Research, Forschungszentrum Jülich, retired
  • Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. MSc Alexander Passer, Nachhaltiges Bauen, TU Graz
  • Dr. Leonore Theuer, Juristin
  • Univ.-Prof. DI Dr. Wolfgang Schöfberger, Organische Chemie, Johannes Kepler Universität Linz
  • Ass.Prof. DI Dr. Verena Radinger-Peer, Landschaftsentwicklung, Erholungs-& Naturschutzplanung, BOKU
  • Dr. Martin Hagmüller, Signalverarbeitung und Sprachkommunikation, Technische Universität Graz
  • Ao.Univ.-Prof.Mag.Dr. Katrin Schäfer, Evolutionäre Anthropologie, Universität Wien
  • Univ.Prof. Mag. Dr. Harald Rieder, Meteorologie und Klimatologie, Universität für Bodenkultur Wien
  • Mag.a Katrin Sippel, M.A., Österreichische Gesellscha für Exilforschung
  • 
Dr. Rudolf Scheutz, Anthering

  • Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. René Mayrhofer, Networks and Security, Johannes Kepler Universität Linz
  • Univ.-Prof. Wolfgang Streicher, Konstruktion und Materialwissenschaften, Universität Innsbruck
Dr. Alexander Behr, Politikwissenschaft, Universität Wien

  • Assoc. Prof. Mag. Dr. Martin Schmid, Soziale Ökologie, Universität für Bodenkultur

  • Dr. Chrisan Plas, Sustainability Services, EY Denkstatt

  • Mag. Dr. Harald Büchele, Ärztinnen und Ärzte für eine gesunde Umwelt, Innsbruck
  • Mag. Simon Tschannet, Meteorologe, Stadtklimatologie, Geschäsführer Weatherpark GmbH
  • Univ. Doz. Dr. Peter Ambros, Wien
  • Dipl.-Ing. Dr. Lukas Daniel Klausner, Informatik und Security, FH St. Pölten

  • Univ.-Prof. Dr. Dietmar W. Winkler, Dekan Theologische Fakultät, Universität Salzburg
  • Dr. Thomas Weber, Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Klinik Donaustadt
  • Dr. Teresa Weber-Rössler, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Wien
  • ao.Univ.-Prof.i.R. Dr. Bernd Thaller, Mathematik, Universität Graz

  • Univ. Prof. i.R. Dr. Heribert Insam, Umweltmikrobiologe, Universität Innsbruck

  • Dr. Valerie Lenikus, Polikwissenschaft, Universität Wien
  • Univ.-Prof. DI Dr. Thomas Ertl, Siedlungswasserwirtschaft, Boku Wien

  • Dr. Stefanie Linser, Wald-, Umwelt-, und Ressourcenpoliti, Universität für Bodenkultur Wien

  • Assoz. Prof. i. R. Dr. Petra Seibert, Meteorologie, Univ. f. Bodenkultur Wien und Univ. Wien
  • Dr.in Irene Kloimüller MBA, Arbeitsfähigkeiterhalten KG
  • Univ.Prof. Dr. Werner Müller, Statistik, JKU Linz
  • Dr. Anne Sophie Meincke, M.A., Philosophie, Universität Wien
  • Prof.FH Dr.Dr.h.c. Alexander Jäger, Umwelt- und Bioenergie, FH Oberösterreich
  • Dr. Anja Marie Westram, Biologie, Norwegen

  • DI Dr. Mirko Javurek, Mechatronik, Johannes Kepler Universität Linz

  • Dr. Andreas Weber, M.A., Soziologie, Universität Wien
  • Univ. Prof. Dr, Gerhard J. Herndl, Funktionelle und Evolutionäre Ökologie, Universität Wien
  • Prof. Dr. Klaus Hubacek, Science, Technology and Society, University of Groningen
  • Univ.-Prof. Dr. Stefan Perner, Privatrecht, Wirtschaftsuniversität Wien
  • Univ.-Prof. Mag. Dr. Alfred Posch, Umweltsystemwissenschaften, Universität Graz
  • Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Michael Tost, Mining Engineering and Mineral Economics, Montanuniversität Leoben
  • Univ.-Prof. Andreas Dür, PhD, Internationale Politik, Universität Salzburg
  • Univ.-Prof. Dr. Leonhard Dobusch, Betriebswirtschaftslehre, Universität Innsbruck
  • Ao.Univ.-Prof.Mag.Dr. Irmgard Greilhuber, Biodiversität, Mykologie, Universität Wien
  • Dagmar Henner, MSc PhD, Umweltsystemwissenschaften, Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, Universität Graz
  • Univ.Prof. Dr. DI Marianne Penker, Ländliche Entwicklung, Universität für Bodenkultur Wien
  • Mag.Dr. Nikolaus Muellner, University of Natural Resources and Life Sciences,
  • Institute for Safety and Risk Research, Vienna
  • Univ.Prof. Kyoko Shinozaki, Social Change and Mobilities, Universität Salzburg
  • Dr. Ernest Aigner, Leuphana Universität Lüneburg, Deutschland
  • Dr. Maria von Balthazar, Botanik und Biodiversitätsforschung, Universität Wien
  • Univ.-Prof. DI Dr. Christian Paulik, Institut für Chemische Technologie Organischer
  • Stoffe, Johannes Kepler Universität Linz
  • Dr. Maximilian Sohmen, Medizinische Universität Innsbruck
  • Gabriele Hadl, MA. Ph.D., Medien- und Kommunikationswissenschaft, Alpen-Adria
  • Universität Klagenfurt
  • Priv.-Doz. DI Dr. Günter Langergraber, Siedlungswasserwirtschaft, Universität für
  • Bodenkultur Wien
  • Prof. Dr. Stefanie Wöhl, Politikwissenschaft, Fachhochschule des BFI Wien
  • Univ.-Prof. (i.R.) Mag. Dr. Kurt Kotrschal, Universität Wien Sprecher der AG Wildtiere
  • am Forum Wissenschaft & Umwelt
  • Dr. Gerald Raab, Erdsystemwissenschaften, Universität Graz
  • Vis.-Prof. Univ.-Prof. (i.R.) Dr. Ferdinand Kerschner, Johannes Kepler Universität Linz
  • DI Dr. Stefan Hörtenhuber, Nutztierwissenschaften, Universität für Bodenkultur Wien
  • Prof. Mag. Nieves Anna Cavic-Podgornik, Slawistik, Universität Wien
  • Dr. Holger Faby, FB Soziologie & Sozialgeographie, Paris Lodron-Universität Salzburg
  • Univ Prof Dr Barbara Prainsack, Politologin, Universitat Wien
  • Dr.med.univ. Patrick Forstner, Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin, Medizinische Universität Graz
  • Univ.-Prof. Dr. habil Franzisca Weder, Communication Management and Media,
  • Department of Business Communication, Wirtschaftsuniversität Wien
  • Doz. Dr. Hanns Moshammer, Umwelthygiene und Umweltmedizin (ZPH),
  • Medizinischen Universität Wien
  • Dipl.-Ing. Dr. Daniel C. Rosenfeld, Abfall- und Ressourcenmanagement, TU Wien
  • DI Dr. Paul Pfaffenbichler, Verkehrswesen, Universität für Bodenkultur Wien
  • Univ.-Prof. Mag. Katrin Watschinger, PhD, Molekulare Biochemie, Medizinische Universität Innsbruck
  • Prof. Mag. Dr. Karin Mauracher, BEd, Pädagogische Hochschule Tirol
  • Univ.Prof. Dr. Werner Zollitsch, Centre for Global Change and Sustainability,
  • Universität für Bodenkultur Wien
  • Dr.techn. Andrea Jany, Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, Universität Graz
  • Univ.-Prof. Dr. Laurenz Ennser-Jedenastik, Österreichische Politik im europäischen
  • Kontext, Universität Wien
  • Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger, Institut für Moraltheologie, Katholische
  • Privatuniversität Linz
  • Univ.Prof. Dr. Hermine Mitter, Umweltsystemwissenschaften, Universität Graz
  • Univ. Prof. Dr. Michael Bahn, Department of Ecology, Universität Innsbruck
  • Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Markus Aufleger, Wasserbau, Universität Innsbruck
  • Raphaela Maier, PhD, Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, Universität Graz
  • Dr. Gerhard Wotawa, Umweltmeteorologe, Vorsitzender Österreichische Gesellschaft
  • für Meteorologie/Co-Vorsitzender Climate Change Center Austria
  • Assoz. Prof. (FH) Dr. Harald A. Friedl, FH JOANNEUM GesmbH
  • Dr. Klaus Rheinberger, Forschungszentrum Energie, FH Vorarlberg
  • Prof. Dr. Barbara Horejs, Direktorin ÖAI, ÖAW
  • a.o. Univ.Prof.Dr. Ruth Simsa, Soziologin, Wirtschaftsuniversität Wien
  • Univ. Prof. Simone Pokrant, Fachbereich Chemie und Physik der Materialien, Universität Salzburg
  • Assoz.-Prof. Dr. Jakob Abermann, Glaziologie und Klimatologie, Universität Graz
  • Priv.-Doz. Dr. Heide Spiegel, Bodengesundheit und Pflanzenernährung, AGES –
  • Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit
  • Andreas Kellerer-Pirklbauer, Geograph und Klimawandelfolgenforscher, Universität Graz
  • Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c. Helmut Rechberger, Ressourcenmanagement, TU Wien
  • Univ.-Prof. Dr. Günther Stocker, Institut für Germanistik, Universität Wien
  • Univ.-Prof. Dr. Kerstin Neumann, Betriebswirtschaft (Corporate Sustainability), Universität Innsbruck
  • Dr. Klaus Schuch, Wissenschaftlicher Leiter des ZSI – Zentrum für Soziale Innovation
  • Ass.-Prof. Dr. Manuela Hirschmugl, Geographie und Raumforschung, Universität Graz
  • Dr.in DIin Rita Mayrhofer, Landschaftsplanung, Universität für Bodenkultur Wien
  • Dr. Katrin Hagen, Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung, TU Wien
  • HS-Prof. Mag. Dr. Bernhard Koch, Pädagogische Hochschule Tirol
  • Nina Knittel, Ökonomin, Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, Universität Graz
  • Dr. Julia Danzer, Klimaforschung, Universität Graz
  • Priv. Doz. Dr. Ivo Ponocny, Psychologie, Sigmund Freud Privatuniversität
  • Univ.-Prof. i. R. Dr. Richard Parncutt, Universität Graz
  • Dr. Anna Wawra, Bodenforscherin, AGES – Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit
  • Univ.-Prof. Axel Maas, Physik, Universität Graz
  • Univ.-Prof. Dr. Thomas Kienberger, Energy Network Technology, Montanuniversität Leoben
  • Dr.techn. Dipl.-Ing. Hartmut Dumke, Institut für Raumplanung, TU Wien
  • Univ.-Prof. Mag. Dr. Christian Sturmbauer, Institut für Biologie, Karl-Franzens- Universität Graz
  • Dr. Annina Thaller, Institut für Umweltsystemwissenschaften, Universität Graz
  • DI Dr. Tania Berger, Social sPACe based research in built Environment (SPACE), Universität für Weiterbildung Krems
  • Dr. Gunter Sperka, ehem. Klimaschutzkoordinator des Landes Salzburg Mag.a Dr.in Dr.in Henrike Winkler, FB Sport- und Bewegungswissenschaft, Universität Salzburg
  • Univ.Prof.Dr. Ulrike Tappeiner, Ökosystem- und Landschaftsökologie, Universität Innsbruck
  • Univ.-Prof. Dr. Alice Pechriggl, Institut für Philosophie, Universität Klagenfurt
  • PD Dr. Sieghart Sopper, Flow Cytometry Unit, Tumor Immunology Lab, Hämatologie und Onkologie, TKFI, Medizinische Universität Innsbruck
  • Univ. Prof. Dr. Bettina Weber, Pflanzenökologie und globale Prozesse, Universität Graz
  • Univ.-Prof. Dr. Ernst Langthaler, Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte, Johannes Kepler Universität Linz
  • DI Dr. Klaus Jorde, KJ Consult
  • Prof. Ulrike Stamm, PH Oberösterreich Assoc. Prof. Dr. Johannes Schmidt, Energie- und Ressourcenökonom, Universität für Bodenkultur Wien
  • Dr. Matthias Jonas, Advancing Systems Analysis, International Institute for Applied Systems Analysis
  • Univ. Prof. Yuri Kazepov PhD, Soziologie, Universität Wien
  • Michael J Kuba, MSc., Ph.D, Department of Biology, University of Naples Federico II
  • Ao.Univ.Prof. DI Dr. Klaus Katzensteiner, Institut für Waldökologie, Department für Ökosystemmanagement, Klima und Biodiversität, Universität für Bodenkultur, Wien
  • Assoc. Prof. Dr. Birgit Bednar-Friedl, Institute of Economics and Wegener Center for Climate and Global Change, Universität Graz
  • Dr. Thomas Schinko, Ökonom und Systemwissenschafter, IIASA Laxenburg
  • Dr. Mathias Kirchner, Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit, Universität für Bodenkultur Wien
  • ao.Univ.Prof. Dr. Christian Rammel, Kompetenzzentrum für Sustainability Transformation and Responsibility, Wirtschaftsuniversität Wien
  • Prof.(FH) DI Dr. Christian Wartha, Energie und Umwelt, Hochschule für Angewandte
  • Wissenschaften Burgenland GmbH
  • DI Gerald Gmachmeir, Physik, Johannes Kepler Universität Linz
  • Priv.-Doz. Dr. Christa Schafellner, Dept. Ökosystemmanagement, Klima und Biodiversität, Universität für Bodenkultur Wien
  • Univ.Prof. Dr. Jürgen Essletzbichler, Spatial and Social-Ecological Transformations (ISSET), Wirtschaftsuniversität Wien
  • Univ.-Prof. Dr. Wouter Dorigo, Klima und Umweltfernerkundung, TU Wien
  • Dr. Reinhard Mechler, Klimarisiko und -resilienz, Internationales Institut für Angewandte Systemanalyse
  • Dr.in Anna-Katharina Brenner Leibniz Institut für ökologische Raumentwicklung, Dresden & Soziale Ökologie, Universität für Bodenkultur Wien
  • ao. Univ.-Prof. i.R. Dr. Johann Hohenegger, Universität Wien
  • Prof. Dr. Eva Horn, Germanistik, Universität Wien
  • Assoc.Prof. Dr. Nina Eisenmenger, Soziale Ökologie, Universität für Bodenkultur Wien
  • Assoz.-Prof. Dr. Andreas Tribsch, Fachbereich für Umwelt und Biodiversität, Universität Salzburg
  • Assoc.Prof. DI Dr. Franz Zehetner, Universität für Bodenkultur Wien
  • Univ.Prof. i.R. DDr. Ingrid Kubin, Ökonomin, Wirtschaftsuniversität Wien
  • Univ.Doz. Dr. Peter Rosner, Ökonom, Universität Wien
  • Prof.inMag.a Dr.in Ingrid Geier, MA, Institut f. Bildungswissenschaften, Pädagogische Hochschule Salzburg
  • Univ.Prof. Mag.Dr. Thomas Hein, Hydrobiologie und Gewässermanagement, Universität für Bodenkultur Wien
  • Dr. Stefan Nabernegg, Wegener Center for Climate and Global Change, Universität Graz
  • Mag. Sarah Haslinger, Senior Scientist, Universität Mozarteum Salzburg
  • Dipl. Psych. Andrea Stitzel, Gesundheit und Soziales, FH Kärnten
  • Univ.Prof.Dr. Anna Durnova, Ph.D., Politische Soziologie, Universität Wien
  • DI Karl Hagen, Institut für Naturgefahren, Bundesforschungszentrum für Wald
  • Dipl.Ing. Alfred Mar, Nationaldelegierter Österreichs in der Int. Association of Cereal Science and Technology (ICC)
  • Univ.-Prof. Dipl.-Biol. Dr. Ulrich Technau, Department für Neurowissenschaften und Entwicklungsbiologie, Universität Wien
  • Mag. Dr. Marc Schwärz, Klimawissenschaft, Universität Graz
  • DI Barbara Laa, Verkehrswissenschaften, TU Wien
  • DI Ulrich Leth, Verkehrswissenschaften, TU Wien
  • Prof. Dr. Josef Strobl, Österreichsiche Akademie der Wissenschaften
  • ao. Universitätsprofessor i.R. Dipl. Dr. Wolfgang Blaas, TU Wien
  • DI Gerald Gmachmeir, Experimentalphysik, Johannes Kepler Universität Linz
  • Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. mont. Rupert J. Baumgartner, Nachaltigkeitsmanagement, Universität Graz
  • Dr. Cornelia Franz-Schaider, Institut für Biologie, Universität Graz
  • Dipl. Geoökol. Steffen Kittlaus, Wassergütewirtschaft, TU Wien
  • Dr. Johannes Rüdisser, Ökologe, Universität Innsbruck
  • Tobias Pesendorfer, MSc, Chemical Engineering and Ecotoxicology, FH Technikum Wien
  • aoUniv.Prof. DI Dr Marie-Theres Hauser, Dept. of Biotechnology and Food Sciences, Universität für Bodenkultur, Wien
  • Mag. Dr. Marc Olefs, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Meteorologie (ÖGM), Wien
  • Ass.Prof. Dr. Markus Bösenhofer, Verfahrenstechnik, TU Wien
  • a.o. Prof. Dr. Joachim Becker, Volkswirtschaft, Wirtschaftsuniversität Wien
  • Maximilian Muhr, M.Sc. M.Sc., Umwelt- und Ressourcenpolitik, Universität für Bodenkultur Wien
  • Assoc. Prof. Dr. Alice Vadrot, Politikwissenschaft, Universität Wien
  • em.o.Univ.Prof.DI.Dr. Gerd Sammer, Institut für Verkehrswesen, Universität für Bodenkultur Wien
  • a.o.Univ.Prof. i.R.DI Dr. Hans Schnitzer, TU Graz
  • Univ.-Prof. i. R. Dr. Hans Heinz Fabris, Kommunikationswissenschaft, Universität Salzburg
  • Ass.Prof. DI Dr. Günter Getzinger, Science and Technology Studies, TU Graz
  • Ao. Prof. Dr. HH Florian Buchner, Veterinärmedizinische Universität Wien
  • Dr. Michael Kuhn, Economic Frontiers, International Institute for Applied Systems Analysis
  • PD Dr. Werner Raza, Ökonom, 1090 Wien
  • Univ.-Prof. Dr. Enrico Arrigoni, Theoretische Physik, TU Graz
  • DP DI Franz Fehr, MSc, SDG-Koordinator, Universität für Bodenkultur Wien
  • Assoc.-Prof. Stefanie Peer, Transportökonomik, Wirtschaftsuniversität Wien

Die Liste der Unterzeichner:innen wird aktualisiert und kann hier eingesehen werden: https://www.wu.ac.at/en/ecolecon/institute/news/news-details-ecolecon/detail/offener-brief-klimawandel-als-integrierter-bestandteil-der-wirtschaftspolitik

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Das Apfelbäumchen pflanzen

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Lesedauer 2 Minuten.   

Michael Rosenberger, Linz

Nach dem „Öko-Hype“ in den ersten beiden Jahren der Klimastreiks ist mittlerweile Katerstimmung eingekehrt. Die politischen Maßnahmen reichen noch immer bei weitem nicht aus, um das Klimaziel von Paris 2015 zu erreichen. Die Stimmung in Europa hat sich gegen das Greening gedreht, gute Maßnahmen drohen zurückgenommen zu werden. Die Ergebnisse der jüngsten Wahlen zeigen einen Trend weg von Parteien, die den Klimaschutz vorantreiben, und hin zu solchen, die ihn ablehnen oder zumindest deutlich bremsen. Der Schwung in der Klimabewegung erlahmt…

Wie können wir angesichts dieser Entwicklungen Hoffnung schöpfen? Wie können wir uns wieder mit innerer Freude und mit Schwung für den Erhalt des Planeten Erde und seiner Biosphäre engagieren? Als einem Theologen liegen mir vor allem drei Schritte am Herzen, die aus der jahrtausendealten spirituellen Tradition stammen und die wir im Kontext der Scientists auf unserer „Alm.Zeit4Future“ vermitteln, die im November 2024 bereits zum zweiten Mal im Schlierbacher SPES-Haus stattfindet:

  1. Alle Aktionen aus einer tiefen inneren Ruhe heraus planen und durchführen. Nicht kopflos drauflos machen, sondern Geduld haben, bis ein Konzept wirklich reif ist; sich nicht unter Druck setzen lassen vom Termin der nächsten Wahl oder der nächsten Abstimmung im Parlament oder… Überhastete Aktionen erreichen gar nichts, womöglich sogar das Gegenteil von dem, was intendiert ist – vor allem aber brennen wir dabei aus. Gute Aktionen dürfen wachsen wie ein Lebewesen – nämlich langsam. Ja, es stimmt schon: Die Zeit läuft uns davon. Aber wenn wir uns unter Druck setzen lassen, werden wir ganz sicher nichts erreichen.
  2. Das uns Mögliche tun – und dann gelassen darauf vertrauen, dass es gut wird. Ich nenne das „engagierte Gelassenheit“. Auf den ersten Blick scheinen die beiden Begriffe ein Widerspruch zu sein: Entweder wir sind gelassen oder wir sind engagiert. Aber nein, beides gehört unbedingt zusammen – so schwer das sein mag. Denn Gelassenheit ist keine Trägheit, keine Gleichgültigkeit, keine Passivität. Und umgekehrt ist Engagement etwas anderes als ein verbissener Kampf, der die Mitmenschen abschreckt. Engagement heißt, sich binden zu lassen, verbunden zu sein, mit Herz und Hand. Und Gelassenheit ist eine tiefe innere Freiheit, aus der heraus wir uns nicht zu Sklav*innen eines Ziels machen lassen – auch nicht des bestgemeinten Klimaziels. Engagierte Gelassenheit ist also ein Engagement aus tiefer innerer Freiheit, nicht weil wir meinen, etwas zu tun müssen, sondern weil wir spüren, etwas tun zu können.
  3. Uns von schlechten Prognosen und fehlenden Fortschritten unabhängig machen: Das ist vielleicht der schwerste der drei Schritte, denn uns wurde von klein auf eingetrichtert, dass es im Leben um Erfolg geht. Und so messen wir unser Klima-Engagement brav am Erfolg bzw. meistens eben am Misserfolg. Ich stelle die Frage: Was ist denn das für eine Moral, die nur dann richtig ist, wenn sie Erfolg hat? Der frühere tschechische Staatspräsident Vaclav Havel hat einmal gesagt: Hoffnung ist keine Prognostik, dass etwas gut ausgeht, und keine Spekulation, wie es morgen oder übermorgen sein wird. Hoffnung, so der Agnostiker Havel, muss einen Ankerpunkt in der Transzendenz haben. Und dafür gilt es ganz tief in uns hineinzuspüren und wahrzunehmen: Es ist richtig, was ich tue, und das gibt mir Mut und Kraft. Am Ende des II. Weltkriegs hat es ein evangelischer Pfarrer in Hessen so gesagt (und Martin Luther zugeschrieben, von dem es aber nicht stammt): Und wenn ich wüsste, dass die Welt morgen untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen!

Also, liebe Mitengagierte in der For-Future-Bewegung: Lasst uns das Apfelbäumchen pflanzen!

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Gegen die Hoffnungslosigkeit

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Lesedauer 2 Minuten.   

Simon Probst, AG Öffentlichkeitsarbeit

Am 06. August 2024 hat sich in einer offiziellen Presseaussendung die „Letzte Generation Österreich“ (nach der „letzten Generation“, die noch etwas gegen die Klimawandel tun kann) selbst aufgelöst. Dabei handelt es sich um eine Gruppierung, die vor allem als „Klimakleber“ der Öffentlichkeit bekannt ist.

Im Statement zeigen sie vor allem auf welche unterschiedlichsten Weisen sie protestiert haben, von Kabarett und Gesprächen mit Politikern, über Farbproteste an Fassaden und Bannerdrops bis hin zu Unterbrechungen von Skievents und Flughafenprotesten. Alleine die erwähnte Vielfalt zeigt die deutlichen Scheuklappen, die teilweise in den Medien bei dieser Gruppierung herrschen. Diese führten wohl auch mit zur Gewalt und dem Hass, den die Beteiligten erfahren mussten.

Laut eigener Aussage sieht die „Letzte Generation Österreich“ keine Perspektive mehr für Erfolg, komplette Inkompetenz in der Regierung und eine große fossile Ignoranz in Österreich.

Als Mitglied der Scientists for Future fühle ich mich bei diesem Statement hin- und hergerissen zwischen dem Mitgefühl für die Beteiligten und dem Bedürfnis zu widersprechen.

Mitgefühl vor allem, weil dieses Gefühl des Aufgebens so nachvollziehbar ist, wenn man sich in diesem Bereich engagiert. Weil jeder, der sich in diesem Bereich engagiert dieses Gefühl kennt und sicher bereits schon einmal gefühlt hat. Weil der Hass, die Gewalt und die Morddrohungen gerade bei größerer Aufmerksamkeit und radikaleren Maßnahmen noch so viel stärker sein muss. Mitgefühl, weil einen Schritt zurückmachen, bei diesem Thema und in so einer Welt, vielleicht sogar mehr Kraft kostet als weiterzumachen.

Das Bedürfnis zu widersprechen kommt vermutlich genau aus diesem Willen weiter zu machen. Die letzte Generation macht Platz für mehr, und ich hoffe, dass viele ihrer Mitglieder ihren Kampf weiterführen. Trotzdem kann ich weder die „komplette Inkompetenz der Regierung“ noch das Verallgemeinern der gesamten Bevölkerung Österreichs akzeptieren. Ja, ich kann das Bedürfnis zu verstehen, jedem einzelnen zeigen zu wollen, was falsch läuft, und hartnäckigere Exemplare auch einmal wachzurütteln. Aber ich kann den Glauben an ein Land und die wundervollen Menschen die darin wohnen nicht aufgeben. Ich kann einfach die Hoffnung in sie nicht verlieren.Die bekanntesten Protest-Weisen der „Letzten Generation Österreich“ konnte ich nie mit ganzem Herzen unterstützen. Straßenkleben im Besonderen war für mich schon immer eine falsche Art von Aufmerksamkeit auf das ganze Thema.

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Die Zukunft der Anderen

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Lesedauer 7 Minuten.   

Sophie Elaine Wolf, AG Öffentlichkeitsarbeit

Das Jahr 2024, so scheint es, hat heftig auf die Bremse getreten, was das Engagement für den Klimaschutz betrifft: Trumps Wiederwahl, zahn- und zahlenlose internationale Verhandlungen zum Schutz der Biodiversität und des Klimas und nicht zuletzt Klimabewegungen, die sich zurückziehen oder gleich ganz auflösen. Resignation aufgrund fehlender sichtbarer Resultate und Frustration, weil nur Gegenwind kommt… sie ist verständlich. Anlass genug sich zu fragen, ob Aufgeben wirklich einen Option ist und welche Alternativen wir haben.

Aufgeben?

Individuell geben wir auf, wenn wir keine Hoffnung mehr haben, unsere Kräfte erschöpft sind oder der Weg nicht weiter führt. Doch wann geben wir als Kollektiv auf? Das hängt ganz davon ab, wie das „wir“ definiert ist, und damit sind wir bei der Frage, wie mensch sich im Klimaaktivismus engagiert. Folgt man einer jüngeren Publikation, so lassen sich drei Blöcke identifizieren, die mobilisieren und antreiben: Das Gefühl der Wirksamkeit, Moral & Wut und Identifikationsmöglichkeiten mit anderen Personen in engagierten Gruppen.1 Eine Metastudie kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Sie identifiziert vier Kernmotivationen, dank derer Menschen sich besonders effektiv mobilisieren lassen: Eine gesellschaftliche Norm, in der Klimaaktivismus u. ä. positiv konnotiert ist (descriptive norms); die Sorge um die Klimakrise und deren Auswirkungen (negative effect); die Überzeugung, dass (politische) Maßnahmen Wirkung zeigen (outcome efficacy) und das Gefühl, dass mensch mit dem eigenen Tun Resultate erzielt (self-efficacy).2 

Wir brauchen also persönliche Auslöser, die uns dazu bringen, Teil einer oder mehrerer Gruppen zu werden, die sich engagieren. Dann brauchen wir Erfolgserlebnisse auf persönlicher und kollektiver Ebene und eine anhaltenden Besorgnis.

An Letzterer mangelt es leider nicht, da sind wir uns sicher einig.

Bei den anderen sieht es offensichtlich schon ganz anders aus. Wir können schlussfolgern: Aufgeben passiert kollektiv dann, wenn die Wirkung ausbleibt, die Gruppenbindung bröckelt und die Wut der Verzweiflung weicht.  

Weitermachen!

Nun hat das Kollektiv ein Gutes: Es ist in ständigem Wandel begriffen und setzt sich aus vielen Individuen zusammen. Das bedeutet, es gibt kein kollektives Aufgeben aller Klimabewegungen, kollektives Aufgeben ist schlicht keine Option. Solange wir leben besteht noch Hoffnung. Es besteht Hoffnung, weil es eine „letzte“ Generation in jeder Stadt, in jeder Nation, auf jedem Kontinent dieser Erde gibt. Es besteht noch Hoffnung, da 8 Milliarden Menschen nie einer Meinung sein werden und es immer neue Menschen geben wird, die die Herausforderung annehmen. Es besteht noch Hoffnung, weil Kinder diese Erde bevölkern: Sie sind die Zukunft. Sie sind unsere Hoffnung, unsere Verantwortung und sie können unser Antrieb sein.

Wut und Moral

Wem gehört die Welt? Die Letzte Generation mag aufgegeben haben unter dem Eindruck, dass die Welt den Reichen und Mächtigen gehört. Es erweckt den Anschein und das kann eine ganz schöne Wut erzeugen. Genauso wie es Wut erzeugen sollte, dass Jahrzehnte lang die Wissenschaft ignoriert worden ist und Einzelpersonen, Konzerne und Politik Desinformationskampagnen geführt haben, die der absurdeste Dystopie entsprungen scheinen. Doch tatsächlich gehört sie uns allen und damit vor allem jenen, die nach uns kommen: den Kindern. Und diese Kinder gehören einer Generation an, die anders ist, als die vorhergehenden: Sie wachsen auf in einer Zeit, in der die breite Bevölkerung rund um den Globus Bewusstsein um unsere Situation und den Zustand des Planeten erlangt hat – oder zumindest in der Lage wäre, dieses zu erlangen. Keine der Generationen, die zu diesem Zeitpunkt bestehen, kann noch behaupten, sie hätten nichts gewusst. Wir haben die Mittel und Wege uns zu informieren und damit das nötige Wissen.

Wissen ist Verantwortung

Verantwortung, nach unserem besten Wissen und Gewissen den Planeten für die zukünftigen Generationen in einen besseren Zustand zu versetzen, eine Welt zu hinterlassen, die noch Hoffnung darauf hat, dass auch die Menschen in ihr Platz haben. Die Zukunft gehört uns nicht, auch der Planet, den wir ausnutzen, gehört uns nicht, aber eines gehört uns: Unser Verstand und mit unserem Verstand kommt die Verantwortung. Wir wissen, dass wir so nicht weiter leben können. Wir wissen, dass wir für die Situation, in der sich der Planet befindet, verantwortlich sind, in jeder Hinsicht: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wir tragen die Verantwortung, nicht allein jene, die Kinder „in die Welt gesetzt“ haben oder die Generationen vor uns, die sich willens oder durch mangelnde Information des Nicht-Handelns schuldig gemacht haben. Insbesondere das „wir“ jener Nationen, die im Verlauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte den Planeten über alle Maßen ausgenutzt und dabei jegliche Menschenrechte mit Füßen getreten haben, trägt die Verantwortung. Sie waren es, die sehenden Auges ihre Welt aus Ungerechtigkeiten errichtet haben, doch wir sind die Erben der historischen Verantwortung unserer „Wohlstandsgesellschaft“. Wir sind auch aktiv jene, die das System der Ausbeutung fortsetzen und darauf eine hanebüchene Zukunftsprojektion einer grünen Technologie-Zukunft aufbauen, in der immer weiter die Rohstoffe unseres gemeinsamen Planeten und Millionen von Menschenleben für den vermeintlichen Fortschritt einer kleinen privilegierten Minderheit ausgebeutet werden. Und so sehr wir persönlich auch verzichten, reduzieren oder anderweitig nach alternativen Modellen leben: Wir sind Teil einer Gesellschaft, in der wir es nicht vermeiden können, tagtäglich dem Planeten zu schaden. 

Verantwortung

Wir sind Teil des Systems und haben damit die Verantwortung selbiges zu kritisieren und zu verändern. Es ist wichtig sich bewusst zu machen, dass Zukunft ein Luxus ist. Global gesehen ist der Zugang zu Bildung oder zu einem stabilen Gesundheitssystem ein Luxus, wie auch die Möglichkeit, Pläne nicht nur für morgen sondern auch für das kommende Jahr zu machen. Eigentlich aber zählen wir all das zu den Menschenrechten, die für alle ohne Unterscheidung gelten sollten.

Art. 25 (1) Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen, sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.

Wir haben es als Menschenrecht definiert, als ein Ideal, nach dem es zu streben gilt. Globale soziale Gerechtigkeit wäre das Resultat, würden wir die Menschenrechte auch tatsächlich umsetzen, auf der ganzen Welt. Es ist eine Utopie, vielleicht auch eine Mission Impossible. Doch das Streben nach Höherem, nach einer besseren Zukunft, die Projektion des scheinbar Unmöglichen aber Vorstellbaren, kurz unsere Fantasie ist es, die uns zu Menschen macht. Denn wenn wir an die Menschenrechte, an Gleichberechtigung, an das Recht auf Zukunft und an den Wert jedes einzelnen Lebewesens glauben, dann können wir nicht anders, als uns unserer Verantwortung zu stellen.

Verantwortung klingt nach Zwang und bekanntlich kommt mit Zwang Widerstand und mit Widerstand Energieverlust. Für manche mag die Perspektive der Verantwortung daher kontraproduktiv wirken. Doch schauen wir genauer hin, ist Verantwortung eigentlich das Instrument schlechthin aus der Trickkiste des Mensch-Seins: Verantwortung ist das Ende der Belanglosigkeit und des Egoismus. Mit der Verantwortung kommen Inhalte und Werte, Verantwortung stellt uns das Ziel vor Augen. Sie lässt uns den inneren Schweinehund überwinden, die letzte Meile gehen, die letzten Reserven abrufen. Verantwortung macht uns alle zu Held:innen. 

Held:innen

Wir wollen also Gutes tun – nur, Was und Wie? Erster Schritt: Erkenne dich selbst. Wir kennen uns am besten (oder so hoffen wir) und selbst wenn wir etwas übersehen: Unser ganz persönliches Gewissen, dass mit offenen Augen in die Zukunft schaut, weiß, was wir können, wie viel Kraft wir haben und wie wir diese immer wieder neu schöpfen können. Jede:r kann sich auf ganz eigene Art und Weise, nach den eigenen Talenten und Möglichkeiten engagieren. Für eine Zukunft aktiv werden, die uns nicht gehört, aber eine, die wir ermöglichen müssen. Angefangen bei unserer Haltung und unseren Werten, die wir jeden Tag in die Welt hinaustragen, die wir unseren Kindern, unserer Familie, unserem Umfeld vermitteln.

Nach unserem Gewissen zu handeln bedeutet dabei nicht, die Dinge im kleinen Stil zu machen, sondern ehrlich zu sich selbst zu sein: Was kann ich wirklich tun und kann ich mehr tun? Wissen schafft Verantwortung und so sollten Wissenschaftler:innen, die faktenbasierte Kritik am Status quo und einer unsäglich trägen oder gleich unverantwortlich blinden Politik üben, nicht abgestraft werden. Sondern sie sollten diese Verantwortung tatsächlich – wie in einem hippokratischen Eid – wahrnehmen, ihr Wissen verantwortungsvoll im Sinne des Wohlergehens der globalen Bevölkerung verbreiten. Aber auch Talent schafft Verantwortung: Manche Menschen können mobilisieren, andere organisieren oder diplomatisch vermitteln, wieder andere bringen ihre Netzwerk in die Klimabewegung ein. Ganz entscheidend kommt die Verantwortung mit dem Bewusstsein unseres Privilegs: Die meisten von uns können sich engagieren, ohne um Leib und Leben zu fürchten. Mittlerweile gibt es auch in den westlichen Rechtsstaaten Fälle von absurden Strafen für friedlichen Aktivismus (bspw. Just Stop Oil)3, aber kein System kann in irgendeiner Form rechtfertigen, dass Menschen rund um den Globus für ihren Aktivismus sterben müssen, und dennoch passiert es. Allein 2023 wurden einem Bericht zufolge 169 Menschen aufgrund ihres Engagements gegen die Klimakrise getötet.4 Sein wir also aktiv und bleiben wir aktiv, denn das Recht auf Protest ist eines, das mit allen Mitteln verteidigt werden muss: Für uns und für alle Menschen auf dieser Erde.

Der Treibstoff für unseren Motor

Sich ein erstes Mal zu engagieren in der Klimabewegung ist der einfache Teil der Übung. Die Schwierigkeit jedes freiwilligen – unentgeltlichen – Engagements liegt darin begründet, dass dieses zum Rest unseres Lebens passen muss: Wir müssen Zeit dafür finden oder dafür schaffen und das tun wir nur so lange keine anderen Aspekte unseres Lebens größere Priorität erlangen. Aktivismus kann langfristig nicht aus einer Mode heraus betrieben werden oder gespeist werden aus Gefühlen wie Angst oder Wut. Negative Gefühle sind zwar mitunter mächtige Orkane, reiben aber genauso auf und haben einen enormen emotionalen Energieverbrauch. Wenn wir es ernst meinen mit unserem Engagement, müssen wir uns also auch dahingehend befragen, wie wir unsere Akkus aufladen.

Antrieb und Kraft schöpfen Menschen aus vielen verschiedenen Dingen und dort sollte jede:r ansetzen, ganz bewusst und individuell. Ein essentielles Element mögen Übungen fürs innere Auge sein: Von den großen, globalen Zielen immer wieder auf das Detail und die „kleinen“ Erfolge blicken und sich bewusst machen, dass auch das große Ganze nur aus einzelnen Elementen zusammengesetzt ist. So etwa mag die Gewissheit helfen, dass es für manche Entscheidungsträger:innen in politisch relevanten Positionen essentiell ist, die Rückendeckung durch die Bevölkerung, Bewegungen und NGOs auch tatsächlich zu spüren. Oder wir freuen uns einfach über eine gelungene Veranstaltung, ein positives Feedback zu einer Aktion oder darüber, dass diese in der Tageszeitung erwähnt wird. Und dann wieder sind da die großen Ideen, die Utopien einer anderen Zukunft, die uns anspornen können. Besonders, wenn nicht wir allein im stillen Kämmerlein davon träumen, sondern wenn diese von global Playern gezeichnet werden. Erst im September diesen Jahres hat die UN, ähnlich den Menschenrechten, die Declaration on Future Generations verabschiedet, die eine andere Welt entwirft.5 Eine Welt, die utopisch erscheinen mag, die uns jedoch an unsere Menschlichkeit erinnert und klare Worte findet. Auch ein so symbolisch deklariertes, gemeinsames, globales Ziel kann uns motivieren, jeden Tag aufs Neue die Kraft aufzubringen, weiter zu machen.

Wenn mensch persönlich ganz eigene Wege der Regeneration findet, gibt es auf kollektiver Ebene einen entscheidenden Faktor: die Wertschätzung. Gerade bottom-up Bewegungen charakterisieren sich durch eine nicht hierarchische Organisationsstruktur, die ihre ganz eigenen Herausforderungen mit sich bringt. Für sie ist es von enormer Relevanz, dass die Mitglieder sich untereinander Wertschätzung entgegenbringen auf allen Ebenen: In den Meetings, in der Aufgabenverteilung, dem Mitspracherecht bis hin zu jenen Momenten, in denen Erfolge zelebriert werden. Wenn mensch sich in der Gruppe wertvoll fühlt, dann schöpfen wir daraus die Kraft, weiter zu machen und gemeinsam neue Herausforderungen anzugehen.

Die Zukunft der Anderen

Von dem ersten Kennenlernen und dem großen Enthusiasmus bis hin zur Ernüchterung und der Frage, wie sich die Leidenschaft erhalten kann: Das Engagement in der Klimabewegung ist eine Art Beziehung und als solche braucht es Zuwendung und Wertschätzung und eine Perspektive. Sind diese gegeben, haben wir keinen Grund, aufzugeben, im Gegenteil: Dann ist Liebe die sich selbst erneuernde Energiequelle, die uns kollektiv die Kraft verleiht, die Welt zu verändern. Gebt also nicht auf, sondern übernehmt Verantwortung: Für das was ihr liebt und für die Menschen, die ihr liebt. Übernehmen wir Verantwortung für die Zukunft, die nicht uns gehört, deren Fundamente aber von uns gelegt werden. Übernehmen wir endlich Verantwortung für die Zukunft der Anderen.

  1. Klimabewegt – Die Psychologie von Klimaprotest und Engagement, hrsg. v. Karen Hamann, Paula Blumenschein, Eva Junge, Sophia Dasch, Alex Wernke und Julian Bleh, hier zum Download: https://www.wandel-werk.org/materialien. Zusammefassung bspw. hier: https://www.mdr.de/wissen/psychologie-des-klimawandels-motivation-zum-handeln-100.html ↩︎
  2. Eine Zusammenfassung auf Deutsch: https://www.klimawandelanpassung.at/newsletter/nl40/kwa-motivationanpassung, die App: https://climate-interventions.shinyapps.io/climate-interventions/, und der wissenschaftliche Aufsatz: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adj5778  ↩︎
  3. https://www.theguardian.com/uk-news/article/2024/aug/01/just-stop-oil-protesters-jailed-climbing-gantries-block-m25https://juststopoil.org/2024/09/06/five-just-stop-oil-supporters-handed-up-to-3-year-sentences-as-prisons-overflow-and-un-chief-warns-of-red-alert-for-humanity/.  ↩︎
  4. https://www.globalwitness.org/en/campaigns/environmental-activists/missing-voices/. ↩︎
  5. Dokument des Summit of the Future der UN inkl. der Declaration hier zum Download: https://www.un.org/sites/un2.un.org/files/sotf-pact_for_the_future_adopted.pdf. Insbesondere ist relevant, dass die Erklärung beginnt mit den Worten: „In order to seize the opportunity that present generations possess to leave a better future for generations to come and to fulfil our commitment to meet the demands of the present in a way that safeguards the needs and interests of future generations, while leaving no one behind, we will observe the following guiding principles: … 5. A clean, healthy and sustainable environment, where humanity lives in harmony with nature, must be created and maintained by urgently addressing the causes and adverse impacts of climate change and scaling up collective action to promote environmental protection“. ↩︎
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Liebe Letzte Generation…

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Lesedauer 5 Minuten.   

Martin Auer, AG Öffentlichkeitsarbeit

Liebe Letzte Generation, ihr habt euch also aufgelöst. Schade! Das sage ich als einer, der Verständnis für euren Zorn und eure Motive hat, aber nicht alle eurer Aktionsformen für besonders zielführend hält. Nur damit das geklärt ist. Warum finde ich es schade? Weil, wenn ihr euch einfach nur auflöst und das Handtuch werft, der Bewegung für eine klimagerechte Welt eure Energie fehlen wird. Vielleicht wäre ein Pause der Selbstbesinnung und Reflexion die bessere Wahl gewesen.

Dass ihr, wie ihr in eurem Brief schreibt, „keine Perspektive für Erfolg mehr“ seht, stimmt mich traurig. Und ich fürchte, eure Resignation könnte auf einen Teil der Bevölkerung, vor allem der Jugend, ansteckend wirken.

Die Gesellschaft hat versagt? Wirklich, die Gesellschaft?

„Die Gesellschaft hat versagt“, schreibt ihr. Das ist ziemlich pauschal. In eurer Grundsatzerklärung, die dem Brief (immer noch?) angeschlossen ist, heißt es, ihr fordert, dass die Empfehlungen des Klimarats umgesetzt werden, beginnend mit der Einführung des Grundrechts auf Klimaschutz. Wenn dieser Klimarat ein repräsentativer Querschnitt durch die österreichische Gesellschaft ist, wie kann man dann behaupten, die Gesellschaft habe versagt? Daraus, dass die Empfehlungen des Klimarats nicht umgesetzt werden, folgt eher, dass mit unserer Demokratie etwas nicht stimmt.

Fossile Ignoranz?

„Wir sehen ein, dass Österreich weiter in fossiler Ignoranz leben will“. Da stimme ich nicht zu. In allen Umfragen der letzten Zeit zeigt sich, dass die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung den Klimawandel als eine Bedrohung empfindet und auch der Meinung ist, dass er menschengemacht ist: „77 Prozent der Befragten sind sehr oder eher davon überzeugt, dass es durch Menschen verursachten Klimawandel gibt und sie selbst seine negativen Auswirkungen noch miterleben werden.“ (Umfrage im Auftrag des Umweltministeriums 2020 und 2021). Das ist weit entfernt von fossiler Ignoranz. Es scheint eher so zu sein, dass ein Großteil der Bevölkerung sich zwar der Bedrohung bewusst ist, aber das Ausmaß der Bedrohung noch nicht erkannt hat und nur eine vage Vorstellung davon hat, welche Maßnahmen tatsächlich den Kollaps verhindern können. Für die meisten beschränkt es sich auf recyceln, regional einkaufen, Ökostromvertrag abschließen und die Gasheizung gegen Fernwärme austauschen. Ein Symptom für diese Verbindung von Wunsch nach Klimaschutz und wenig Wissen ist das ungeheure Ausmaß von Greenwashing, das sich durch alle Bereiche der Wirtschaft zieht. Jede Firma brüstet sich mit angeblich oder wirklich klimaneutralen Produkten. Warum? Weil die angeblich so ignorante Bevölkerung klimaneutrale Produkte haben will. Jetzt geht es darum dafür zu sorgen, dass die Produkte wirklich klimafreundlich werden.

Es geht nicht mehr nur ums Aufrütteln

Es geht nicht so sehr ums Aufrütteln, es geht viel eher um die Verbreitung von konkretem Wissen. Wissen darüber, wie radikal und wie umfassend die Maßnahmen sein müssen, um die Katastrophe abzuwenden und wie diese Maßnahmen in der Realität aussehen können. „Hört auf die Wissenschaft!“ muss noch immer das Motto sein. Laut einer Umfrage vom letzten Jahr, die im Standard veröffentlicht wurde, sind nämlich 31 % der Befragten der Meinung, dass in Österreich „genug“ Maßnahmen gegen den Klimawandel getroffen werden. Das ist bedenklich. Aber 42 % meinen, dass Österreich „zu wenig“ Maßnahmen gegen den Klimawandel setzt. Unter Menschen mit Präferenz für die ÖVP sind 52 % mit den Maßnahmen zufrieden, aber auch hier wollen 31 % „mehr“ Klimaschutz.

Es ist eine Unzulänglichkeit solcher Umfragen, dass mit „genug“ oder „zu wenig“ nichts über die Art der notwendigen Maßnahmen ausgesagt wird; ob die Menschen CO2-Bepreisung befürworten oder Obergrenzen für Luxuskonsum oder eine Entwicklung zur autofreien Stadt, kommt hier nicht zum Ausdruck.

20 % der Befragten meinten allerdings, dass in Österreich „zu viele“ Maßnahmen gegen den Klimawandel gesetzt werden. Diese Meinung herrscht eher bei Männern vor (24 %), bei Menschen über 50 (24 %), bei Menschen mit einfacher Bildung (25 %) und vor allem bei Menschen mit Affinität zur FPÖ (49 %). Hier konzentriert sich die „fossile Ignoranz“, und zwar die bewusst gesteuerte, durch Falschinformationen befeuerte Ignoranz, die das ganze Gemisch aus Halbwissenschaft, Scheinwissenschaft und purem Unsinn nachplappert, das von der fossilen Industrie finanzierte Klimaleugnerthinktanks wie EIKE oder das Heartland Institute verbreiten.

Der Unterschied zwischen nicht können und nicht wollen

Der Regierung Inkompetenz in Klimafragen vorzuwerfen, verkennt die Tatsachen. Erstens sitzt in der Regierung eine in Klimafragen sehr kompetente Umweltministerin, die unter anderem mit ihrer Stimme und gegen den Willen des Koalitionspartners der EU Verordnung zur Wiederherstellung der Natur zum Durchbruch verholfen hat. Das hätte sie wohl nicht wagen dürfen, wenn sie nicht gewusst hätte, dass sie dabei 80 Prozent der österreichischen Bevölkerung hinter sich hatte. Und diese 80 Prozent sind nicht von selber gekommen. Ein offener Brief von 170 Wissenschaftler:innen, eine Petition mit 23.000 Unterstützer:innen, Demonstrationen mit Stellungnahmen von Wissenschaftler:innen haben ihr den Rücken gestärkt und Diskussionen an der Basis der SPÖ haben zu einem Umlenken des Wiener Bürgermeisters geführt. Ohne die gesellschaftliche Diskussion, die ihr – schon vergessen? – mit eurer Besetzungsaktion in Gang gesetzt habt, hätte sie auch den Bau des Lobautunnels nicht absagen können.

Auf der anderen Seite haben wir den Koalitionspartner. Und dem würde ich auch keine Inkompetenz diagnostizieren. Denn es liegt nicht daran, dass er nicht kann, sondern dass er nicht will. Genau so gut könnte man der Wirtschaftskammer Inkompetenz vorwerfen. Die Wirtschaftskammer macht ihre Sache sehr gut, nur ist es eben nicht unsere Sache sondern die Sache der „Wirtschaft“, oder gar nur eines Teils davon.

Statt jedem, der nicht unserer Meinung ist, Ignoranz, Dummheit oder Inkompetenz vorzuwerfen, sollten wir analysieren, welche Interessen hinter den einzelnen politischen Kräften stehen, wo die fossile Industrie ihre Finger drin hat, mit allen, die von ihr abhängig sind, von Autozulieferern bis zu Straßenbauunternehmen, wo ausländische Mächte auf Fake News setzen, wo die Marketingabteilungen die Konsument:innen in die Irre führen und so weiter.

Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die befürchten, dass Klimaschutzmaßnahmen ihre Arbeitsplätze gefährden und/oder die Lebenshaltungskosten erhöhen. Diese Menschen gilt es aufzuklären. Ein wichtige Rolle kommt dabei der größten zivilgesellschaftlichen Organisation überhaupt zu, den Gewerkschaften. Und die Klimabewegung hat in der letzten Zeit ihre Beziehungen zu den Gewerkschaften verstärkt. Das ist einer der vielen Hebel, die angesetzt werden können.

Die Emissionen sinken endlich, aber nicht von selber

Und dann bitte, überseht nicht: In den letzten beiden Jahren sind die Emissionen in Österreich um 11,1 Prozent gesunken und liegen erstmals unter dem  Niveau von 1990 und zwar um 14 Prozent. Das ist zum Teil auf Faktoren zurückzuführen wie einen milden Winter, ein Jahr wirtschaftlicher Flaute, und gestiegene Energiepreise in Folge des Ukrainekriegs. Aber nur zum Teil, wie die Berechnungen des Wegener Instituts zeigen. Zum anderen Teil sind diese Emissionseinsparungen auf Maßnahmen auf allen Ebenen, von einzelnen Bürger:innen, von Gemeinden, Industriebetrieben und dem Staat zurückzuführen. Und daran, dass sich das Bewusstsein für die Notwendigkeit solcher Maßnahmen verbreitet hat, hat die Klimabewegung ihren nicht zu unterschätzenden Anteil. Es ist einfach nicht gerechtfertigt zu sagen: „Es nutzt eh alles nix, alle haben versagt.“ Im Gegenteil: Wir müssen auf diesen Abwärtstrend hinweisen, wir müssen sagen: „Schaut her, es geht. Aber es geht nicht von selber. Wir müssen diesen Trend aktiv verstärken!“

Die Klimabewegung findet nicht nur auf der Straße statt

Der Kampf um Klimagerechtigkeit findet eben nicht nur auf der Straße statt, er muss in die Schulen, die Betriebe, in die zivilgesellschaftlichen Organisationen von der freiwilligen Feuerwehr bis zur Kirchengemeinde hineingetragen werden, er muss in den Universitäten und in den Parteien geführt werden, beim Gespräch in der Familie und beim Anstellen an der Supermarktkasse, in den sozialen Medien, durch Druck auf die kommerziellen Medien, durch juristische Mittel (Klimaklagen) und auch durch Lobbying bei der Politik. Und Aufklärung darf sich nicht nur auf die wissenschaftlichen Fakten beschränken, auf Parts per Million CO2 und den Methanausstoß von Wiederkäuern, sie muss auch die wirtschaftlichen und Machtinteressen aufdecken,die hinter politischen Entscheidungen stehen und sie muss die gesellschaftlichen Veränderungen umfassen, die notwendig sind, um ein klimafreundliches Leben zu ermöglichen. Das heißt: „Hört nicht nur auf die Klimawissenschaft, hört auch auf die Sozialwissenschaften“. Der APCC Special Report „Strukturen für ein klimafreundliches Leben“ fasst zusammen, welche möglichen Wege zur Umgestaltung der Gesellschaft die Sozialwissenschaften in Österreich aufzeigen. Das sind vielfältige und schwierige Aufgaben, die einen langen Atem und viel Mut und Einsatzbereitschaft erfordern. Aber nur so kann es gelingen, dass einmal nicht Hunderte und Tausende, sondern Hunderttausende auf die Straße gehen und ein menschenwürdiges, gutes, gesundes und sicheres Leben für alle einfordern.

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Wissenschaftsaktivismus – Freizeitbeschäftigung oder Teil des Jobs?

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Lesedauer 2 Minuten.   

Anja Westram, AG Öffentlichkeitsarbeit

Die Letzte Generation war umstritten. Eines hat sie aber auf jeden Fall erreicht: Durch ihren Mut war das Klima immer wieder in den Schlagzeilen. Sollten wir Wissenschaftler:innen in einer „Aktivismus-Landschaft“ ohne LG erst recht laut werden, zu neuen Aktionsformen greifen, sogar auf zivilen Ungehorsam setzen? Oder zeigt das Ende der LG, dass man mit ihren Ansätzen am Ende nicht weiterkommt? Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, ist, dass wir so viele Menschen wie möglich brauchen, die sich irgendwie für Klima- und Biodiversitätsschutz einsetzen. Wir können und müssen uns wahrscheinlich nie völlig einig sein, was die „beste“ Aktionsform angeht – Hauptsache, wir gehen die Krise auf vielfältige Weise an. Dazu braucht es Teilnehmende an Demos und öffentlichkeitswirksamen Aktionen, aber genauso auch Leute, die Informationen auswerten und allgemeinverständlich aufbereiten, Kampagnen entwickeln, mit Schulklassen arbeiten, hinter den Kulissen organisieren, Menschen vernetzen.

Trotz dieser vielen Möglichkeiten engagieren sich die meisten Wissenschaftler:innen nicht, auch wenn ihnen Klima und Biodiversität am Herzen liegen. Ich glaube, ein Grund dafür ist die fehlende Zeit und Energie – Wissenschaftler:innen stehen oft unter enormem Druck. Ein weiterer Grund: die Vorstellung, dass wir nicht politisch agieren „dürfen“ und die Angst, Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Beide Gründe hängen damit zusammen, was wir als Wissenschaftler:innen als unsere Aufgabe in der Gesellschaft betrachten. Viele von uns glauben, unsere Aufgabe sei es, zu forschen, zu lehren und in wissenschaftlichen Zeitschriften zu publizieren (letzteres so viel wie möglich!). Das ging mir lange Zeit genauso. Aber ich finde, es ist an der Zeit, das zu überdenken. Wir befinden uns in einer Krise. Die Klima- und Biodiversitätskrise bedroht unsere Lebensgrundlagen (und damit im Übrigen auch die zukünftige Finanzierung der Wissenschaft und die Leserschaft unserer Paper…). Warum nehmen wir eigentlich an, dass das, was wir unter „normalen“ Umständen so machen, auch mitten in einer Krise angemessen ist? Krisen erfordern Veränderung – und dass diejenigen, die zur Bewältigung beitragen können, ihre Tätigkeiten verlagern. In anderen Krisen (z.B. Corona) schien das offensichtlich.

Und wir als Wissenschaftler:innen gehören nun einmal zu denjenigen, die etwas beitragen können. Denn bei der Biodiversitäts- und Klimakrise geht es zu einem großen Teil um die (fehlende) Akzeptanz, Vermittlung und Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Wir sind Expert:innen darin, die Bedeutung von Daten zu verstehen, Informationen zu überprüfen und zu präsentieren und logische Schlussfolgerungen von Wunschdenken zu unterscheiden. Auch diejenigen unter uns, die nicht direkt im Bereich Klima, Natur oder Nachhaltigkeit arbeiten, kennen sich damit besser aus als die meisten Nicht-Wissenschaftler:innen.

Deshalb kann es nicht unsere einzige Aufgabe sein, immer mehr (Grundlagen)wissen anzuhäufen und so viele Publikationen zu schreiben wie möglich. Es muss jetzt Teil unseres Jobs – nicht unserer Freizeit – sein, sich für die Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse im politischen Handeln einzusetzen, Menschen über die Auswirkungen von Biodiversitäts- und Klimakrise zu informieren und Desinformation zu entlarven. Das heißt: Diese Aktivitäten sollten im wissenschaftlichen System genauso honoriert werden wie wissenschaftliche Publikationen. Das liegt natürlich vor Allem in der Verantwortung derer, die fest angestellt sind und wenig negative Konsequenzen zu erwarten haben, wenn sie sich für einen Wandel unseres „Wertesystems“ einsetzen. Und natürlich stelle ich mir das nicht so vor, dass wir Demoteilnahmen im Lebenslauf ähnlich „zählen“ wie wissenschaftliche Publikationen. Aber es gibt eben noch sehr viel dazwischen, das in den Zuständigkeitsbereich von uns Wissenschaftler:innen fällt, und das man leicht z.B. bei Personalentscheidungen berücksichtigen könnte .Je mehr wir unsere Rolle als Wissenschaftler:innen überdenken, umso mehr können wir bewirken; und umso weniger gibt es Grund, die Hoffnung zu verlieren.

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Gegen die Hoffnungslosigkeit: Klima-Aktivismus – Wie geht es weiter?

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Lesedauer < 1 Minute.   

Essay-Serie der S4F

Die letzten Monate waren gelinde gesagt ernüchternd für die Klimabewegung: Die USA haben einen Klimawandelleugner zu ihrem Präsidenten gewählt, die Vereinbarungen der Weltbiodiversitätskonferenz (COP16) blieben weitgehend zahlenlos und damit zahnlos. Die Beschlüsse der COP29 können freundlich als zurückhaltend, ehrlich als ein erschreckender Minimalst-Kompromiss bezeichnet werden. Dazu kommt der Rechtsruck im eigenen Land und europaweit, ein derart rasanter Klimawandel, dass die Prognosen und Modelle nicht mehr hinterher zu kommen scheinen und eine gleichzeitige Abwesenheit von Bewusstsein um die Dramatik der Situation in großen Teilen der politischen Rigen weltweit.

Es gibt viele Gründe daran zu zweifeln, dass Klima-Aktivismus heute noch ‚Sinn macht‘. Im vergangenen August warf die Letzte Generation Österreich das Handtuch. Auch unter den Scientists for Future Österreich stellen sich immer wieder Fragen: Welchen Erfolg verzeichnen wir effektiv mit unserem Engagement? Erreichen wir die Menschen in Österreich und können wir einen positiven Beitrag leisten?

Doch ist Aufgeben wirklich eine Option oder braucht es eher eine ehrliche Selbstanalyse und eventuell einen Neuausrichtung in Methode und Kommunikation? Zum Jahresende reflektieren einige aktive Scientists for Future Österreich ganz persönlich über die Motivation, für eine lebenswerte Zukunft einzutreten. Bis Weihnachten veröffentlichen wir unsere Essays zum Thema „Gegen die Hoffnungslosigkeit“.

Anja Westram, Wissenschaftsaktivismus – Freizeitbeschäftigung oder Teil des Jobs? (6. 12.)

Martin Auer, Liebe Letzte Generation… (9. 12.)

Sophie Elaine Wolf, Die Zukunft der Anderen (13. 12.)

Simon Probst, Gegen die Hoffnungslosigkeit (17. 12.)

Michael Rosenberger, Das Apfelbäumchen pflanzen (24. 12.)

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Vision für eine zukunftsfähige Entwicklung auf österreichischem Boden

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Lesedauer 3 Minuten.   

Die Fachgruppe Bodenverbrauch mit Unterstützung der FG Mobilität & Stadtplanung und der FG Politik & Recht hat eine Vision für eine zukunftsfähige Entwicklung des Bodenschutzes in den kommenden Jahren entwickelt.

Der ungebremste Bodenverbrauch der letzten Jahrzehnte ist besorgniserregend. Es braucht dringend eine Bodenwende, denn:

  • der quantitative und qualitative Erhalt unserer Böden ist grundlegend für die langfristige Sicherung der Versorgung mit Nahrungsmitteln und
  • Böden spielen eine wesentliche Rolle für Anpassung an den Klimawandel und den Umgang mit Extremwetterereignissen (zuletzt das Hochwasser im September, Trockenperioden und Hitzewellen im Sommer 2024)

Daher haben sich bereits 87% der Bevölkerung für mehr Bodenschutz ausgesprochen und 76% der Bevölkerung sind für fixe Grenzwerte

Aus diesen Gründen hat die Fachgruppe Bodenverbrauch der Scientists for Future fünf Thesen formuliert, die die Eckpfeiler einer Vision für eine zukunftsfähige Entwicklung des Bodenschutzes in den kommenden Jahren bilden und damit im künftigen Regierungsprogramm zu berücksichtigen sind:

  1. Österreich verankert rechtlich verbindliche Ziele zum Bodenschutz und reduziert entsprechend der EUBodenstrategie für 2030 die Flächenneuinanspruchnahme konsequent bis 2050 auf Netto-Null.

Die bis Ende 2026 festgelegten verbindlichen Obergrenzen für den Bodenverbrauch gemäß dem Aktionsplan der Bodenstrategie für Österreich helfen schrittweise, einen verbindlichen Reduktionspfad ortsspezifisch, regional und in allen Bundesländern und Kommunen umzusetzen.

  1. Die Gründung einer ministeriell verankerten Institution auf nationaler Ebene ermöglicht die österreichweite Koordinierung von Bodenschutz, Raumordnung und Baukultur.

Angesichts der Dringlichkeit von Klimawandelanpassung und -mitigation und Sicherung der Österreichischen Ernährungssouveränität, bedarf es einer nationalen und wirksamen Koordinierung von Maßnahmen und Regelungen (ähnlich zum Bundesamt für Raumentwicklung ARE in der Schweiz). Die Institutionalisierung von Bodenschutz, Raumordnung und Baukultur unter Eingliederung der ORÖK (die derzeit noch als Verein organisiert ist) innerhalb eines Ministeriums ermöglicht ein koordiniertes, gemeinsames Vorankommen im Bodenschutz. Diese Institution forciert und beaufsichtigt die erfolgreiche Umsetzung der Ziele der Bodenstrategie für Österreich (Schutz von Frei- und Grünland, Unterbindung der Zersiedelung, effiziente Innen-Entwicklung, Leerstandsbekämpfung und Intensivierung der Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit).

Die Schaffung eines nationalen Rahmens unterstützt ein gleichgerichtetes Vorgehen aller Verwaltungsebenen beim Bodenschutz. Dabei wird auch die Implementierung bestehender Raumordnungsinstrumente und die proaktive Umsetzung der Bodenstrategie für Österreich auf Landesebene erleichtert.

  1. Wertvolle landwirtschaftliche Flächen und Grünräume werden vor Bebauung und Versiegelung gesetzlich geschützt. 

Gewerbegebiete und Handelseinrichtungen können somit nur mehr innerhalb der Siedlungsgrenzen, auf Brachflächen oder bereits bebauten Flächen neu errichtet werden. Dies leistet wesentliche Beiträge zur Erhaltung der Ernährungssouveränität, zum Schutz der Biodiversitätsowie zur effizienten Innenentwicklung und Erhaltung des Gebäudebestandes in unseren Gemeinden und Städten. Mangelnde Verfügbarkeit von Grundstücken sind dabei kein Grund für Baulandneuausweisungen, sondern Ansporn, innovative Lösungen im Bestand zu entwickeln und kommunal wie regional zusammenzuarbeiten. Für ein effektives Flächenmanagement werden Leerstände professionell in einer österreichweiten Datenbank erfasst und die Weiternutzung bestehender Strukturen erleichtert. Die Befristung, auch von bestehenden Baulandwidmungen, führt entweder zur zeitnahen, bedarfsgerechten Nutzung von geeignetem Baulandreserven oder zu Rückwidmungen in Grün- und Freiflächennutzungen. 

  1. Das Steuersystem, der Finanzausgleich und Förderprogramme werden reformiert und Bodenfonds für aktive Bodenpolitik geschaffen.

Die Neuorientierung des Finanzausgleichs, der Leerstands- und Infrastrukturabgaben sowie eine aufkommensneutrale Neukonzeption der Grundsteuer (erhöhte Steuersätze für Leerstand, Zweitwohnsitze und ungenutzte oder unternutzte Bauflächen) schaffen Anreize zum Flächensparen und tragen zur bedarfsgerechten zeitnahen Nutzung von Bauflächen im Sinne der Raumordnungsziele bei. Zusätzliche Anpassung von Förderprogrammen, gesetzlichen Rahmenbedingungen und Steuerrecht privilegiert die Bestandserhaltung vor dem Neubau und trägt zur Entwicklung kompakter, zukunftsfähiger und lebenswerter Siedlungsstrukturen bei.

  1. Ein Moratorium beim Ausbau des hochrangigen Straßennetzes trägt dazu bei, die Dynamik des Bodenverbrauchs zu stoppen.

Zusätzliche Angebote für Auto-Mobilität erzeugen zusätzliche Anreize zur KFZ-Nutzung im Alltag. Während wertvolle Grünflächen für die Verkehrsinfrastruktur selbst versiegelt werden, fördert der Straßenbau auch die Ansiedlung von Wohn- und Gewerbegebieten abseits der Siedlungskerne und damit die Zersiedelung. Mit der Reduktion der Anreize für die Nutzung von Autos für Alltagswege und dem Ausbau der öffentlichen Verkehrsangebote in den Regionen kann eine klimagerechtere und lebenswertere Flächennutzung erreicht werden.

Voll Zuversicht, dass diese Visionen die Gestaltung des nächsten Regierungsprogramms hinsichtlich des dringend notwendigen Bodenschutzes inspirieren, FG Bodenverbrauch, FG Mobilität und Stadtplanung, FG Politik und Recht

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Die Langfristigkeit der CDR-Maßnahmen ist entscheidend für die Pariser Klimaziele

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Lesedauer < 1 Minute.   

Die Abscheidung von Kohlendioxid (Carbon Dioxide Removal/CDR) ist für das Erreichen des Netto-Null-Emissionen von wesentlicher Bedeutung, da sie essentiell für die Neutralisierung der Restemissionen sind. Die wissenschaftlich anerkannte Definition der CDR umfasst dabei, dass das aus der Atmosphäre entnommene CO2 „dauerhaft“ gespeichert wird. Was allerdings genau mit „dauerhaft“ gemeint ist bleibt unklar: die Interpretationen reichen von Jahrzehnten bis zu Jahrtausenden. Mithilfe eines Klimamodells mit reduzierter Komplexität hat eine neue Studie die Auswirkungen der CDR-Maßnahmen bei unterschiedlichen CO2-Einlagerungszeiten untersucht. So konnte die Erkenntnis gewonnen werden, dass die Dauer der Speicherung einen wesentlichen Einfluss darauf hat, ob die Netto-Null-Emissionen die gewünschten Temperaturergebnisse garantieren. Bei einer typischen Speicherdauer von 100 Jahren, d. h. einer Freisetzung des gespeichert CO2 nach 100 Jahren, würden ein Netto-Null-Szenarion mit einer Restemmission von 6 GtCO2 pro Jahr zu einer zusätzlichen globalen Erderwärmung von 1,1°C bis zum Jahr 2500 führen, was die international vereinbarten Temperaturgrenzwerte gefährdet. Die Ergebnisse der Studie deuten mit darauf hin, dass eine CO2-Speicherdauer unter 1000 Jahren dauerhafter Einlagerungszeit nicht ausreicht, um die verbleibenden fossilen CO2-Emissionen bei Netto-Null-Emissionen zu neutralisieren. Glaubwürdige Neutralisierungsansprüche unter Verwendung von CDR-Maßnahmen in einem Netto-Null-Emissionsrahmen erfordern daher eine Einlagerung in Speicherreservoirs, z. B. geologisch oder biogen, die eine entsprechende Einlagerungszeit garantieren können.

Studie: https://www.nature.com/articles/s43247-024-01808-7

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Lesen für die Klima-, Biodiversitäts- und andere Krisen

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Lesedauer 7 Minuten.   

Mitglieder der Scientists4Future Österreich geben Empfehlungen für Sachbücher, Essays und Romane zur Klimakrise, Biodiversitätskrise und zu anderen Krisen.1

SACHBÜCHER

Thomas Brudermann, Die Kunst der Ausrede. Warum wir uns lieber selbst täuschen, statt klimafreundlich zu leben. Oekom Verlag München, 2022

Der Autor ist Professor an der Universität Graz und Scientist4Future. Er fragt, was klimafreundliches Handeln so schwer macht und was es aus Sicht der Psychologie für eine nachhaltige Gesellschaft braucht. Die feinen Cartoons mit freundlichen Capibaras machen die Lektüre besonders erfreulich, eine Tabelle mit allen Ausreden und möglichen Umgangsweisen damit am Ende des Buches sind eine ausgezeichnete Grundlage für die Kommunikation mit anderen. Das Werk wurde 2023 mit dem Eunice Foote Preis für Klimakommunikation ausgezeichnet. (VW)

Daniel Ennöckl (Hrsg), Klimaschutzrecht im Querschnitt von Wissenschaft und Praxis, Verlag Österreich, 2023

Dieses Handbuch bietet eine umfassende, fundierte Aufbereitung der Querschnittsmaterie Klimaschutzrecht. In 21 Kapiteln behandeln Autorinnen aus Wissenschaft und Praxis alle wesentlichen Bereiche dieses dynamischen Rechtsgebiets: von den völker-, unions- und verfassungsrechtlichen Grundlagen des Klimaschutzes über Emissionshandel, Energieeffizienz und erneuerbare Energien bis hin zu Klimaklagen, Zivilgesellschaft und Zivilrecht. Als erste derartige Gesamtdarstellung in der österreichischen Rechtsliteratur wendet sich dieses Handbuch an alle Rechtsanwenderinnen, Wissenschaftler*innen und Studierenden, die sich einen Überblick über die Rolle des Klimaschutzes im Recht verschaffen oder ihr einschlägiges Wissen vertiefen wollen.

Hans Holzinger, Wirtschaftswende, Oekom 2024

Das Buch macht deutlich, dass es mittlerweile zahlreiche Transformationsansätze gibt, und es beschreibt, wie die Wirtschaftwende gelingen könnte. Es richtet sich an ein breites Publikum, um die Zukunftsvorschläge über die Fachwelt hinaus bekannt und diskutierbar zu machen. Der Autor benennt die Nichtnachhaltigkeit unserer aktuellen Wirtschafts- und Lebensweise, er skizziert aber insbesondere die vielen Neuansätze in den Bereichen Energie und Ernährung, Mobilität und Stadt, Finanzen und Steuern sowie Unternehmen und Konsum. Deutlich wird, wie all diese Wenden mit Wirtschaft zu tun haben. (MA, ganze Rezension hier)

Naomi Oreskes, Erik M. Conway: Die Machiavellis der Wissenschaft: Das Netzwerk des Leugnens. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2014

Ein Klassiker, der die Vorgangsweise großer Konzerne seziert, die Zweifel säen, um ihre Geschäfte nicht zu gefährden, dargestellt unter anderem an der Tabakindustrie. Der englische Titel „Merchants of Doubt“ (etwa: Die Händler des Zweifels) trifft besser als die deutsche Übersetzung. Leider inzwischen vergriffen, vielleicht antiquarisch erhältlich.  (VW)

Friederike Otto, Wütendes Wetter. Auf der Suche nach den Schuldigen für Hitzewellen, Hochwasser und Stürme. Ullstein Verlag, Berlin 2019

Die Autorin ist Professorin in Oxford, hochrangiges Mitglied des Weltklimarates und die Mitbegründerin der Zuordnungsforschung. Sie erklärt verständlich und erzählt packend die Geschichte der Entwicklung ihrer Forschungsrichtung entlang einiger Katastrophen, für die es ihrem Team gelang, den Beitrag der Treibhausgasemissionen zu berechnen. Spannend, informativ, erklärend ohne belehrend zu wirken. (VW)

Corine Pelluchon, Manifest für die Tiere, aus dem Französischen übersetzt von Michael Bischoff, C.H. Beck, München 2020

In ihrem kurzen und gut zu lesenden Buch befasst sich die Philosophin Corine Pelluchon mit der uns so selbstverständlich erscheinenden Unterdrückung von Tieren. Wie wir mit nicht-menschlichen Tieren umgehen betreffe im Kern die Frage nach unserer Menschlichkeit. Dabei bleibt sie nicht bei einer theoretischen Auseinandersetzung, sondern gibt auch konkrete Tipps und benennt (Zwischen-)Ziele, die einen – sozial gerechten – Ausweg aus dem System der Misshandlung und Ausbeutung von Tieren aufzeigen. (VW)

Michael Rosenberger, Was der Seele Leben schenkt. Spiritualität aus Erde. Echter Verlag Würzburg, 2020

Der Autor ist Professor für Moraltheologie an der Katholischen Privatuniversität Linz; von ihm stammen zahlreiche Veröffentlichungen zu umweltethischen Fragen. Er wirkt bei S4F im Fachkollegium mit. Er vermittelt eine erdgebundene, allen Menschen zugängliche Spiritualität, die von den menschlichen Grunderfahrungen ausgeht, um daraus Orientierung für die praktische Lebensgestaltung zu gewinnen. Eine Buch, das die Seelsorge, als Sorge um die Menschen, die sich engagieren und dabei ausbrennen, als Sorge um die Menschen, die aus Angst nicht handeln, als Sorge um alle Menschen, ins Zentrum stellt. Gut lesbar, knapp, und ein ganz anderer Zugang zur Klimakrise als üblich. (VW)

ESSAYS

Rachel Carson, Silent Spring, Houghton Mifflin, 2002 (Englisch)  

Wohl eines DER Öko-Bücher, welches maßgeblich für die Gründung der US EPA war. (MS)

Gregory Fuller, Das Ende – Von der heiteren Hoffnungslosigkeit im Angesicht derökologischen Katastrophe, Meiner, 2017
 

Obgleich erstmals 1994 erschienen ist dieser Essay unverändert aktuell (auch wenn heute manche Aspekte fachlich anders  gesehen werden) und bietet viel Nachdenkstoff zum ethischen Umgang mit der Umweltkrise.

Amitav Ghosh, Die große Verblendung. Der Klimawandel als das Undenkbare. Karl Blessing Verlag, München 2017

Der indische Autor, studierter Sozialanthropologe, der in New York lebt, schreibt seit Jahrzehten über Indien. Hier geht es aber – durchaus aus postkolonialer Perspektive, um mehr: Warum ist der Klimawandel kein Thema der Literatur? Dieser Essay argumentiert, dass die Kunst sich zu wenig mit dem Klimawandel beschäftige. Das mag sich seit 2017 geändert haben, die Grundfrage, ob die Menschheit verblendet sei, ist nach wie vor aktuell. Sprachlich eleganter Essay von einem großen Autor. In seinem Buch Gun Island (Dt. Die Inseln, Karl Blessing Verlag 2019) nimmt er seine Herausforderung an, Klimaflüchtlinge und Umweltaktivismus spielen eine große Rolle in diesem Roman. (VW)

Daniel R. Headrick, Macht euch die Erde untertan – Die Umweltgeschichte des Anthropozäns,
 wbg Theiss, 2021
 

Um die heutigen multiplen Umweltkrisen besser einordnen zu können, ist diese Zusammenschau unbedingt lesenswert.

Bruno Latour/Nikolaj Schultz, Zur Entstehung einer ökologischen Klasse, edition suhrkamp, 2022


Latour und Schultz erörtern aus soziologischer Sicht, warum es der Bildung einer “ökologischen Klasse” (analog zur Bildung der Arbeiterklasse) bedarf.

Martha Nussbaum, Gerechtigkeit für Tiere wbg Theiss, 2023


Eine rechtliche, philosophische und ethische Grundlegung primär in Bezug auf unseren Umgang mit Tieren – mit vielem, was man darüber hinaus weiterdenken kann.

Verena Winiwarter, Der Weg zur klimagerechten Gesellschaft. Sieben Schritte in eine nachhaltige Zukunft, picus, Wien 2022

Die Autorin ist Umwelthistorikerin und engagiert sich bei S4F im Fachkollegium. Aus einer „Wiener Vorlesung“ ging dieser kurze Text hervor (72 S), der Grundrechtsdemokratie, die Auflösung der Öffentlichkeit durch soziale Medien und ihre Algorithmen, Daseinsvorsorge und fossile Energie in einen unerwarteten Zusammenhang bringt. Sie schlägt einen Verfassungskonvent vor, der mit einer klimagerechten Verfassung die Grundlage für eine klimagerechte Gesellschaft legt. (VW)

Schule und Kinder

David Nelles & Christian Serrer, Kleine Gase – Große Wirkung. Spiegel Verlag, 2018

Für Einsteiger*innen: Das Buch eignet sich für Laien, Schulen, Lehrer*innen, um auch schnell mal zwischendurch einen Informationshappen gut aufbereitet aufzunehmen; es greift gut fundiert viele Themen auf, ohne zu überfordern.

Andri Snaer Magnason (Author), Aslaug Jonsdottir (Illustrator), Julian Meldon D’Arcy (Translator), The Story of the Blue Planet, Triangle Square (Englisch)


Sehr nett gestaltetes Kinderbuch, das neben vielen anderen Themen auch eine ökologische Message beinhaltet. (MS)

ROMANE

Margaret Atwood, Oryx und Crake, Piper, 2017


Atwood verbindet einen Thriller in einer künftigen Welt der Klimakatastrophe mit einem schmerzhaften Kommentar zu unserer Zeit.

T. C. Boyle, Blue Skies, Carl Hanser, 2023
 

Amerika in einer möglichen nahen Zukunft. Dystopisch, bissig und brillant.

Frank Herbert, Der Wüstenplanet, Heyne, 2016 und folgende


Bestimmt schon bekannt durch den Film, das Buch ist aber auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Besonders Buch 1 ist aus ökologischer Sicht spannend. Für die ganze erste ökologische Transformation des Planeten muss man allerdings Buch 1 bis 4 lesen. (MS)

Maja Lunde, Die Geschichte der Bienen, btb, München 2017

Die Norwegerin ist als Autorin von Romanen und Drehbüchern inzwischen auch außerhalb Europas bekannt, dieser Roman ist der erste Teil des „Klimaquartetts“, von dem bisher drei Bände erschienen sind. Die Geschichte der Bienen zählt zum Packendsten, was es an Klimaromanen gibt. Eine in synthetischer Kleidung schwitzende chinesische Arbeiterin, die mühsam mit der Hand Obstbäume bestäubt wird zur Hauptfigur eines der ineinander verwobenen Teile dieses Romans, der die gesellschaftlichen Konsequenzen des Artensterbens greifbar macht und ganz nebenbei auch noch eine spannende Wissenschaftsgeschichte erzählt. (VW)

Maja Lunde, Die Geschichte des Wassers, btb, München 2018

Was geschieht, wenn Wasser durch die Klimakrise zu einem unerreichbaren Gut wird? Gewalt, Flucht, verlassene Landstriche, ein Schiff auf dem Trockenen und ein unerwarteter lebensrettender Fund machen diese Geschichte zu einer abenteuerlichen Lektüre. Zweiter Teil des Klimaquartetts, macht wie der erste band die Konsequenzen für Einzelne und Staaten (mit-)fühlbar. Wie im Bienen-Band werden mehrere Erzählstränge ineinander verwoben. (VW)

Maja Lunde, Die letzten ihrer Art, btb München, 2019

Geht es hier um die Przewalskipferde, ihre Geschichte, ihre Erhaltung durch auswildern oder darum, dass das Überleben für Menschen Mitte des 21. Jahrhunderts immer schwieriger werden wird? Wie in den ersten beiden Bänden des „Klimaquartetts“ der Autorin werden mehrere Geschichten miteinander verknüpft, die Schauplätze reichen von der Mongolei bis Norwegen. (VW)

Günther Neuwirth, Vogelstimmen, Edition Keiper 2024

Der Ornithologe Rémy erforscht im Wald die Gesänge der Vögel, die Informatikerin Verena sammelt im Südpolarmeer Daten, der Gitarrist Alwin verbringt sein Leben in Tonstudios, die Australierin Karlene zieht mit ihrer Geige durch Europas Städte, Harald und Katja erleben die Abschaffung der Demokratie am eigenen Leib. Und an den Stränden des Mittelmeers hungern immer mehr Mitglieder der friedlichen Sekte der Weißen Tücher. Was macht der nahende Kollaps der Ökosphäre mit den sechs jungen Menschen? Was tun, wenn Umweltschutz als Terrorismus gilt? Wo bleibt das Glück inmitten des ausbrechenden Irrsinns? (MA)

Richard Powers, Die Wurzeln des Lebens, aus dem Englischen übersetzt von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié, S. Fischer, Frankfurt am Main 2020

Der US-amerikanische Schriftsteller Richard Powers widmet sich in seinen Werken oft naturwissenschaftlichen und philosophischen Themen und Fragen. Sein Roman „Die Wurzeln des Lebens“, der beides verknüpft, wurde 2019 unter anderem in der Kategorie Unterhaltung als Wissensbuch des Jahres ausgezeichnet. Auf fesselnde Weise beschreibt Powers in ihm, wie das Leben aller Protagonist*innen, der menschlichen wie nicht-menschlichen, so wie das titelgebende Wurzelgeflecht der Bäume miteinander verknüpft ist. Alle eint der Kampf für den Schutz der Bäume vor Abholzung und die Auseinandersetzung mit dem zuwiderlaufenden politischen und gesellschaftlichen Dynamiken. Dabei lässt sich einiges über die auch für uns so lebenswichtigen Bäumen lernen, die manch eine*r nach der berührenden Lektüre sicherlich mit anderen Augen sieht. (VW)

Kim Stanley Robinson, New York 2140, Heyne 2018

Der amerikanische Science Fiction Spezialist hat schon mehrfach Preise für „Eco-Fiction“ gewonnen. “Climate Fiction” gibt es inzwischen wie Sand am Meer, aber ein Buch wie dieses, das auf über 800 Seiten einen weiblichen Internetstar im Luftschiff Eisbären in die Antarktis fliegen lässt, was Artenschützer nicht nur mit Begeisterung erfüllt, in dem zwei Computergeeks eine Entdeckung machen, die sie in Lebensgefahr bringt, in dem eine der Hauptrollen das durch den Meeresspiegelanstieg zum Archipel von Hochhausspitzen gewordene Manhattan spielt, in dem Finanzspekulation in der Gezeitenzone auf Hochtouren läuft und einzig und allein die Isländer, die immer schon etwas mißtrauischer waren, noch über alle ihre Personenstandsdaten verfügen, ein Buch wie dieses gibt es nicht alle Tage. Die unvermeidliche Liebesgeschichte ist eine der wenigen Schwächen dieses nicht nur fabulierlustigen, sondern auch sehr informativen Buches: denn aus der Zukunft wird auf die Vergangenheit, unsere Gegenwart, geblickt – das gibt Anlaß für Klimabildung aller Art. Leichtfüßig, witzig und trotzdem durchaus zum Nachdenken anregend. An diesem Buch scheiden sich die Geister, aber wer dicke Bücher, die vor Leben und Details strotzen, schätzt und wer New York kennt und vielleicht sogar mag, ist hier gut beraten. (VW)

Kim Stanley Robinson, Das Ministerium für die Zukunft, Heyne 2023

Das erste Kapitel dieses im Jahr 2025 spielenden Romans ist hart. Die Unbarmherzigkeit einer Hitzewelle in Indien lässt niemanden kalt. Danach wird es weniger drastisch. Barack Obama und Bill Gates haben dieses Buch beide empfohlen. Es ist trotzdem lesenswert, im Vergleich zu New York 2140 vom selben Autor deutlich weniger verästelt, aber kunstvoll und kenntnisreich erzählt. Pflichtlektüre für alle, die sich fragen, wie das mit der Klimakrise im globalen Süden denn so sein wird. (VW)

Empfehlungen von unseren Follower:innen

Dave Goulsen, Stumme Erde – Warum wir die Insekten retten müssen, Hanser 2022

Dave Goulsen, The Garden Jungle, Penguin Books 2020

Bibliotheken

Südwind Bibliotheken: https://www.suedwind.at/bildungsangebot-und-globales-lernen/suedwind-bibliotheken/

  1. Die Liste wird laufend ergänzt. Gerne nimmt die AG Öffentlichkeitsarbeit Vorschläge mit einem persönlichen Begründungstext wie oben entgegen. ↩︎
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