Die drei Säulen der Nachhaltigkeit: warum erneuerbare Energien fossile nicht 1:1 ersetzen können

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Mirko Javurek, Johannes Kepler Universität Linz

Die Treibhausgasemissionen stammen großteils aus Kohlenstoffdioxid (CO2), das bei der Verbrennung von Öl, Gas und Kohle entsteht. Für die Einhaltung der Klimaziele ist es erforderlich, diese fossilen Energiequellen bis 2040 zur Gänze durch erneuerbare Energiequellen wie Wasserkraft, Windkraft, Sonnenenergie und Biomasse zu ersetzen. Dazu braucht es einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energiequellen. Das ist nur zu schaffen, wenn gleichzeitig der Energiebedarf gesenkt wird.

Am Beispiel einer Beleuchtung: Lampen nur dann einschalten, wenn sie wirklich benötigt werden (Reduktion durch Suffizienz), für die Beleuchtung effiziente Leuchtmittel wie LED-Lampen verwenden (Reduktion durch Effizienz), versorgt mit Ökostrom (erneuerbare Energie). Bei Autofahrten bedeutet Suffizienz, sie auf das Nötigste zu reduzieren durch Ausbau und Nutzung von Alternativen (öffentlicher Verkehr, Radfahren, zu Fuß gehen). Eine möglichst effiziente Nutzung wird durch gemeinsame Fahrten und eine energiesparende Fahrweise erzielt. Die erneuerbare Energie in Form von Ökostrom lädt die E-Fahrzeuge. Ähnlich auch beim Heizen: so wenig warm, so wenig Räume und so wenig Zeit wie möglich (Suffizienz), mit guter Wärmedämmung von Wänden, Fenstern und Türen, Stoß- statt Dauerlüftung (Effizienz), und eine Heizung mit Wärmepumpe aus Ökostrom oder mit Biomasse aus nachhaltiger Produktion (Pellets, Holz).

Nur wenn jeweils alle drei Säulen (Suffizienz, Effizienz und erneuerbar) berücksichtigt werden, ist ein vollständiger Umstieg auf erneuerbare Energien auch machbar. Um mehr Effizienz zu erreichen und erneuerbare Energien zu nutzen, ist es oft mit einmaligen Entscheidungen getan (z.B. Wechsel des Stromanbieters, Wärmedämmung verbessern, Gas- durch Pelletsheizung ersetzen, Anschaffung eines E-Autos). Mehr Suffizienz bedeutet jedoch in vielen Fällen, dass wir unser Verhalten anpassen müssen. Oft reicht es, Gewohnheiten zu hinterfragen und achtsamer, vorausschauender zu handeln.

Mit einer positiven persönlichen Grundeinstellung gelingt es, in einem “weniger” auch mehr Lebensqualität zu sehen. Von der Politik braucht es jedenfalls die Entschlossenheit, alle drei Säulen zu berücksichtigen, und die generellen Rahmenbedingungen dafür zu setzen: mit bloßen Aufrufen zu freiwilligen Verhaltensänderungen (Beispiel: Tempo 100 auf Autobahnen) und Belohnungen (Beispiel: Förderungen für bessere Wärmedämmung) ist es nicht getan. Die Aufgabe für die Politik ist es vielmehr, Klimaschutz gesetzlich zu verankern, und der Bevölkerung zu erklären, warum es das braucht.

Videoaufzeichnung des VHS-Vortrags „Zukunftsfähig leben im Alltag“



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Bahnbrechende Technologien für unser Klima: Die direkte elektrokatalytische CO2 Umwandlung

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Wolfgang Schöfberger, Professor am Institut für Organische Chemie der Johannes Kepler Universität Linz

Die Welt-Meteorologie Organisation (WMO) hat einen neuen Klimabericht veröffentlicht und warnt erneut vor dem Überschreiten der 1,5 °C-Schwelle [1]. Demnach könnten die Durchschnittstemperaturen schon in den nächsten fünf Jahren zeitweise die Marke von 1,5 Grad überschreiten. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies in den nächsten fünf Jahre mindestens einmal passiert, läge bei 50 %. Der Wert von 1,5°C ist ein Indikator für den Punkt, an dem die Klimaauswirkungen für die Menschen und den gesamten Planeten zunehmend schädlich werden. Da die Reduktion der CO2-Emissionen alleine leider nicht ausreichen wird, müssen auch andere Wege wie z.B. die Speicherung und Verwertung von CO2 verstärkt angegangen werden. Ein möglicher Ansatz dazu ist die Verwertung durch eine elektrochemische Reduktion von Kohlendioxid zu Brennstoffen wie Methan, Methanol, Ethanol, einer sogenannten „Dream Reaction“, an der bereits seit mehr als einem Jahrhundert geforscht wird. Wenn die elektrische Energie, die für diese Umwandlung notwendig ist, aus erneuerbaren Energien aufgebracht werden kann, wird ein völlig nachhaltiger und klimafreundlicher Zyklus ermöglicht. Das Team des „SchoefbergerLabs“ an der Johannes Kepler Universität Linz hat neue molekulare Katalysatoren erfunden, die CO2 effizient auf günstigen Kohlenstoff-Papier-Elektroden in Kohlenmonoxid (CO), Ethylen, Methanol, Ethanol oder Essigsäure umwandeln können. Die so entstandenen Produkte können unter Verwendung bestehender Technologien in eine Reihe nützlicher Chemikalien umgewandelt werden, wodurch ein effizienter Weg zur Nutzung von CO2 offensteht. Langzeitversuche an einer typischen Rauchgasmischung (CO2, NOx, O2, O2, CO) bestätigten, dass die Katalysatoren aktiv bleiben und ein Hochskalieren des Prozesses möglich ist. Im Rahmen eines FFG Projekts wird nun eine Versuchsanlage an der JKU gebaut und bis Ende 2023 fertiggestellt. Diese Laboranlage wird danach für Unternehmen zu Demonstrationszwecken zugänglich sein.

Die wissenschaftlichen Arbeiten werden vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und dem Land Oberösterreich unterstützt. Die Forschungsergebnisse wurden unter anderem in den Fachjournalen Nature Communications und Angewandte Chemie publiziert. [2-4]

Artikel in der OÖ Nachrichten Online Ausgabe

Referenzen

  1. WMO Klimabericht: https://hadleyserver.metoffice.gov.uk/wmolc/WMO_GADCU_2022-2026.pdf
  2. Molecular Cobalt Corrole Complex for the Heterogeneous Electrocatalytic Reduction of Carbon Dioxide, S. Gonglach, W. Schöfberger* et al., Nat. Commun. 2019, 3864. https://doi.org/10.1038/s41467-019-11868-5
  3. Electrocatalytic Reduction of CO2 to Acetic Acid by a Molecular Manganese Corrole Complex, S. Gonglach, W. Schöfberger* et al., Angew. Chem. 2020, 59, 26, 10527. https://doi.org/10.1002/anie.202000601
  4. Tuning the Electronic Properties of Homoleptic Silver(I) bis-BIAN Complexes towards Efficient Electrocatalytic CO2, Reduction, D. Krisch, W. Schöfberger* et al. 2022, Catalysts 12, 5: 545. https://doi.org/10.3390/catal12050545


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