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Eine Gruppe von “Scientists4Future Österreich” unterstützt das Klimavolksbegehren und ruft zur Unterzeichnung von 22.06 bis 29.06.2020 auf, da ein nachhaltiges Leben und Wirtschaften nur mit entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen möglich ist.
„Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.“ So steht es in der österreichischen Bundesverfassung. Auch Nachhaltigkeit und soziales Wohlergehen sind in der Verfassung festgeschrieben.
Wir können uns glücklich schätzen, in einer funktionierenden Demokratie leben zu dürfen. Gerade erleben wir aber auch eine von Krisen geprägte Zeit: Nicht nur die Covid-19-Krise, auch der Klimawandel, Ressourcenknappheit, Biodiversitätsverlust, soziale Ungleichheit, Hunger und viele weitere globale Herausforderungen bedürfen unserer Aufmerksamkeit. Die Gesellschaft muss auf diese Herausforderungen reagieren, unter anderem indem wir von unseren demokratischen Rechten Gebrauch machen und die Politik zum Handeln auffordern.
Da ist es auch Aufgabe von uns Wissenschafter*innen, sich in den demokratischen Entscheidungsprozessen mit unserem Wissen aus Forschungsergebnissen einzubringen und diese wissenschaftlich zu begleiten. Als “Scientists4Future Österreich” unterstützen wir die wissenschaftlich abgesicherten Forderungen des Klimavolksbegehrens.
Das Klimavolksbegehren macht die Politik darauf aufmerksam, dass wir – in Österreich und in der EU – weit davon entfernt sind, die Ziele des Paris-Abkommens der UN-Klimakonferenz von 2015 zu erreichen. Über Jahrtausende hat die Menschheit in einer klimatischen Nische mit Jahresmitteltemperaturen von rund 13°C gelebt. Simulationen zeigen, dass sich, wenn die Emissionen weiter steigen wie bisher, die Verteilung und Verfügbarkeit dieser Zonen in den nächsten 50 Jahren stärker ändern wird, als während der letzten 6000 Jahre.[1]
Der Nationalrat hat im September 2019 nach einem Aufruf von “Fridays4Future” den Klimanotstand ausgerufen. Damit sollte politisches und gesellschaftliches Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass die Zivilisation auf eine noch verhinderbare globale Katastrophe zusteuert und entscheidende Schritte gesetzt werden müssen. Doch seitdem wurden kaum Maßnahmen gesetzt, um den Worten Taten folgen zu lassen. Die Zeit drängt allerdings, um die Weichen für eine nachhaltige, klimagerechte und lebenswerte Zukunft zu stellen.[2]
Wenn wir nicht jetzt handeln, kann es bald zu spät sein. Dann können unsere Kinder und Enkelkinder nichts mehr gegen eine ständig fortschreitende Erwärmung tun.[3] Österreich könnte jetzt, durch ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen, sogar eine internationale Vorbildfunktion einnehmen und so gesellschaftlich und wirtschaftlich mittel- bis langfristig davon profitieren.
Um die Klimaziele des Regierungsprogramms zu erreichen, sind laut Studien von Umweltbundesamt, TU Wien und aus der Wirtschaftsforschung in den nächsten 10 Jahren jährliche Investitionen für Gebäudesanierung, erneuerbare Stromerzeugung und öffentlichen Verkehr in Höhe von 5-10 Milliarden Euro notwendig, die Arbeitsplätze schaffen und sich wirtschaftlich amortisieren.
Als “Scientists4Future” stellen wir uns daher ganz klar hinter das Klimavolksbegehren, um gemeinsam ein Zeichen für eine nachhaltige und klimafreundliche Zukunft zu setzen. Der Planet Erde ist ein einzigartig vielfältiger und empfindlicher Lebensraum. Legen wir jetzt den Grundstein für eine lebenswerte Zukunft. Das gilt für jede*n Einzelne*n, braucht aber auch die entsprechenden Rahmenbedingungen seitens der Politik. Das Klimavolksbegehren macht dafür wichtige Vorschläge.
Unterzeichner*innen in alphabetischer Reihenfolge:
Prof.in Dr. Ulrike Berninger, Ökologin, Paris-Lodron Universität Salzburg
Prof. Ulrich Brand, Politologe, Universität Wien
Laurenz Bub, M.A., Soziologe, Paris-Lodron Universität Salzburg
Prof. Dr. Franz Essl, Ökologe, Universität Wien
Prof. Dr. Andreas Exenberger, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Prof. Herbert Formayer, Meteorologe, Universität für Bodenkultur Wien
Dr. Friedrich Hinterberger, Ökonom, Universität für Angewandte Kunst Wien
Dr. Martin Hoffmann, Physiker, Johannes-Kepler-Universität Linz
Prof.in Dr. Eva Horn, Literaturwissenschaftlerin, Universität Wien
Prof.in Dr. Nicola Hüsing, Vizerektorin für Nachhaltigkeit, Paris-Lodron Universität Salzburg
Prof. Dr. Heribert Insam, Umweltmikrobiologe, Leopold-Franzens-Universität, Innsbruck
Prof. Dr. Georg Kaser, Gletscher- und Klimaforscher, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Dr. Stefan Kienberger, Risikoforscher, Paris-Lodron Universität Salzburg
Prof. Dr. Andreas Koch, Sozialgeograph, Paris-Lodron Universität Salzburg
Prof.in Dr. Helga Kromp-Kolb, Meteorologin, Universität für Bodenkultur Wien
Prof. Reinhold Lang, Polymerwissenschaftler, Johannes-Kepler-Universität Linz
Prof.in Lindsey Nicholson, Glaziologin, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Prof. Andreas Oberprantacher, Philosoph, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Prof. Dr. Harald Rieder, Meteorologe, Universität für Bodenkultur Wien
Prof. Dr. Mathias Rotach, Meteorologe, Leopold-Franzens-Universität, Innsbruck
Prof.in Dr. Elke Schüßler, Betriebswissenschaftlerin, Johannes-Kepler-Universität Linz
Prof.in Dr. Gabriele Spilker, Politikwissenschaftlerin, Paris-Lodron Universität Salzburg
Dr.in Isabella Uhl-Hädicke, Umweltpsychologin, Paris-Lodron Universität Salzburg
[1] Xu, C., T. A. Kohler, T. M. Lenton, J.-C. Svenning, and M. Scheffer 2020. Future of the human climate niche. PNAS, 117(21): p. 11350-11355. DOI: 10.1073/pnas.1910114117
[2] Lawrence, M.G. and S. Schäfer 2019. Promises and perils of the Paris Agreement. Science, 2019. 364(6443): p. 829-830. DOI: 10.1126/science.aaw4602
[3] Lenton, Rockström, Gaffney, Rahmstorf, Richardson, Steffen & Schellnhuber. Climate tipping points – too risky to bet against. Nature 575 592.