Asiens zweitgrößte Volkswirtschaft wird keine staatlich verbürgten Yen-Kredite für diese Projekte geben. Fast alle Kohlekraftwerke, die in den letzten zehn Jahren in Süd- und Südostasien gebaut wurden, wurden hauptsächlich mit Kapital aus Japan, Korea und China finanziert. Die Regierung von Bangladesh hat 2021 Pläne für den Bau von 10 neuen Kohlekraftwerken aufgegeben.
https://www.bloomberg.com/news/articles/2022-06-23/japan-to-end-financing-to-key-coal-projects-under-climate-pledge
Erneuerbare-Wärme-Gesetz: Konkreter Plan zum Ausstieg aus fossilem Gas bis 2040 fehlt
von Martin Auer
Das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG), das die Bundesregierung nun in Begutachtung geschickt hat, bildet einen wichtigen Baustein für die Verpflichtungen Österreichs, die in Paris beschlossenen Klimaschutz-Ziele zu erreichen. Scientists for Future haben daher den Gesetzestext sorgfältig geprüft und ihre Einschätzung bei einer Pressekonferenz am 12. 7. dargelegt.
Der vorgelegte Entwurf enthält viele Lichtblicke und stimmt zuversichtlich, dass sich im Bereich der Raumwärme bald deutlich mehr bewegen könnte. Einige Punkte müssen dennoch kritisch beleuchtet werden. Das betrifft insbesondere die Regelungen für Gas-Heizungen. Hier fehlt vor allem ein detaillierter Pfad, wie der angestrebten Ausstieg aus fossilem Gas bis 2040 zu erreichen ist. Und mit dem Verweis auf erneuerbares Gas wird eine trügerische Hintertür geboten, die uns in ein Lock-in-Szenario führen könnte.
Dazu die Juristin Leonore Theuer: Aus klimarechtlicher Sicht ist der Entwurf zum EWG zu begrüßen, jedoch handelt es sich zum Teil um eine lex imperfecta, also ein unvollständiges Gesetz, weil Strafbestimmungen derzeit fehlen. Zudem ist der Gasausstieg bis 2040 weitgehend nicht geregelt. Denn das EWG sieht nur vor, dass die Bundesregierung dem Nationalrat „rechtzeitig“ eine Regierungsvorlage vorlegen soll, um die stufenweise Stilllegung von Anlagen bis 2040 zu erreichen, die mit gasförmigen fossilen Brennstoffen betrieben werden. Das legt die Befürchtung nahe, dass eine Regelung des Ausstiegs aus Erdgas verschleppt werden könnte. Das in den Erläuterungen zum Entwurf erwähnte Fördervolumen erscheint nach einer britischen Studie als deutlich zu gering. Weiter kritisiert Theuer, dass der Entwurf nicht berücksichtigt, dass Gas auch zum Kochen verwendet wird.
Weshalb Synthetische Brennstoffe (auch E-Fuels) in der Raumwärme keine sinnvolle Option sind, zeigt der Physiker René Sedmik eindrucksvoll: Synthetische Brennstoffe bieten einen Weg der Dekarbonisierung in Einsatzgebieten, in denen eine Elektrifizierung schwierig oder zu teuer wäre, wie Schwerlastmaschinen oder Flugverkehr. Durch die schlechte Energieeffizienz sowie hohe Kosten bei der Herstellung und die geringen Mengen, welche sich bis 2040 realistisch produzieren lassen, müssen synthetische Treibstoffe aber auf diese Einsatzgebiete beschränkt werden und sind keinesfalls eine Option für die Wärmegewinnung oder den Straßenverkehr.
Fabian Schipfer von der Energy Economics Group der TU Wien: Energieffizienz und eine deutliche Reduktion unserer Ressourcenintensität müssen an allererster Stelle stehen. Energie aus Biomasse kann sinnvoll genutzt werden, wenn wir zum Beispiel Biogas effektiv einsetzen und gleichzeitig freie Methanemissionen vermeiden. Doch müssen wir gerade auch beim Einsatz von Bioenergie auf Nachhaltigkeit achten, das heißt, Wald, Felder und Gewässer klug in unsere Aktivitäten einbinden. Unser heutiges Maß an Ressourcenverschwendung ist mit einer klugen Biostrategie nicht vereinbar.
Der Physiker Alois Mair, Gründungsmitglied der Energiegenossenschaft Starkenburg in Hessen betont, dass Wärmepumpen eine Energieeffizienz von 200 bis 500 Prozent haben, aber richtig genutzt werden müssen. Er kritisiert, dass stromfressende Kühlgeräte im Supermarkt als Massenprodukt zu haben sind, aber Wärmepumpen genehmigungspflichtig sind. Innovative Systeme können nur entwickelt werden, wenn das Gesetz mit verlässlichen Zielvorgaben der Industrie Planungssicherheit bietet. Diese Planungssicherheit kann ein EWG ermöglichen. So profitiert auch die Wirtschaft von Innovationen. Österreich kann nach Ansicht von Mair mit einem ausgereiften EWG als Innovationsbeschleuniger zu einem Silicon-Valley der Wärmewende werden.
Gesichtet: Markus Palzer-Khomenko
Titelfoto: Jeremy Bezanger via Unsplash
Energie sparen und Erneuerbare! Fracking und Kohle sind die falschen Lösungen für Österreich
Stellungnahme des Climate Change Center Austria
In der hektischen Suche nach Lösungen, falls Russland an Europa und Österreich kein Gas mehr liefern sollte, wird ein in Österreich bereits vor zehn Jahren gestopptes Projekt wieder thematisiert. So sind in den Medien in den letzten Wochen erneut Berichte aufgetaucht, wonach auf politischer Ebene ernsthaft und konkret über eine Wiederbelebung der Pläne zur Schiefergasförderung (“Fracking”) durch die OMV im Weinviertel nachgedacht wird. Zusätzlich hat die Bundesregierung aktuell die Reaktivierung eines bereits stillgelegten Kohlekraftwerks angeordnet. Im Zeitalter des fortschreitenden menschengemachten Klimawandels wären diese Vorhaben aus wissenschaftlicher Sicht allerdings weder ökologisch noch ökonomisch vertretbar.
Die vollständige Ausschöpfung und Nutzung des geschätzten Schiefergasvorkommen in Österreich könnte den Jahresgasverbrauch von 10 Mrd. m³ ca. 30 Jahre decken. Zu bedenken ist dabei allerdings der damit verbundene gigantische CO2-Ausstoß von mehr als einer halben Gigatonne (Gt) CO2 (zum Vergleich: derzeitiger österreichischer Jahresausstoß ca. 0,08 Gt CO2). Insbesondere die Freisetzung großer Mengen Methan bei diesem Verfahren befeuern den Klimawandel, da Methan ein vielfach effektiveres Treibhausgas ist als bspw. Kohlendioxid. Der österreichische Gasbedarf wäre damit zwar mehr als gedeckt[1], der Preis für die Umwelt wäre jedoch enorm und das Ziel der Klimaneutralität bliebe unerreichbar.
Auch der Wiedereinsatz von Kohle würde zu einem deutlichen Anstieg der nationalen THG-Emissionen führen. Laut Umweltbundesamt konnten im Sektor Energie im Zeitraum von 1990 bis 2019 THG-Emissionen um insgesamt 68% durch den Wegfall des Stein- und Braunkohleeinsatzes sowie der Verringerung des Heizöleinsatzes eingespart werden.
Kurzfristig könnte Österreich seine Wettbewerbsfähigkeit durch ein Beharren auf klimaschädliche Technologien zwar behaupten, langfristig gesehen wäre der Wirtschaftsstandort Österreich aber existentiell gefährdet. Um die Energiewende glaubwürdig zu forcieren, muss der Fokus auf dem Ausbau und der Entwicklung klimafreundlicher Energiesysteme wie etwa Wind- oder Sonnenenergie liegen.
Zusammenfassend sei gesagt, dass die derzeitige Situation Österreichs im Bereich der Energieversorgung herausfordernd ist. Erste Priorität aus Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes haben Energiespar-Maßnahmen, speziell wenn sie einfach, schnell und billig realisiert werden können wie z.B. verschärfte Tempolimits im Straßenverkehr. Was nicht eingespart werden kann, sollte bevorzugt durch den rascheren Ausbau und die Erschließung erneuerbarer und klimaneutraler Energiequellen abgedeckt werden. Nur wenn minimale Restbeträge durch die Punkte 1 und 2 auf Zeithorizonten von über zehn Jahren nicht abgedeckt werden können, wäre eine Erschließung heimischer fossiler Energiequellen im Vergleich zu Importen aus den USA oder der Golfregion zu bevorzugen. Diese müssten aber unter Berücksichtigung der Klimaziele und der sonstigen Verpflichtungen Österreichs sowie unter Wahrung der Glaubwürdigkeit seiner Klimaschutzpolitik erfolgen. Erschließungen im großen Stil in Österreich, wie im Falle der überlegten Schiefergasförderung zu erwarten, käme aus wissenschaftlicher Sicht einer klimapolitischen Kehrtwende mit massivem politischen Glaubwürdigkeitsverlust gleich.
Die Ankündigung über die Reaktivierung eines Kohlekraftwerks stellt den von der Bundesregierung festgelegten Klimaschutzfahrplan ebenfalls in Frage, auch wenn der Anlass eine gewisse Flexibilität verlangt. Diese Maßnahme sollte im Ernstfall nur als kurzfristige Überbrückung (mit vorab zu fixierendem Ablaufdatum) am Weg zur nachhaltigen Energieautonomie durch Erneuerbare eingesetzt werden. Denn um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten und Lebensqualität zu sichern, muss der Druck auf die natürlichen Ressourcen jedenfalls stark reduziert werden. Nur so kann auch der Wirtschaftsstandort Österreich langfristig gesichert werden.
Die Expert_innen des CCCA stehen für den Dialog mit politischen Entscheidungsträger_innen und Interessenvertretungen hinsichtlich sozialverträglicher sowie ökonomisch vertretbarer Maßnahmen weiterhin zur Verfügung.
[1] derzeitiger Gasverbrauch in Österreich ca. 8 – 9 Mrd. m³/Jahr, davon ca. 6 Mrd. m³ importiert aus Russland.
Für den CCCA Vorstand:
Harald Rieder, Gerhard Wotawa, Tania Berger, Alexander Passer, Sabine Kamraner-Köpf, Daniel Huppmann, Simon Tschannett, Helga Kromp-Kolb
Energie sparen am Bau: Das Passivhaus-Konzept
von Ines Clarissa Schuster
°CELSIUS hat sich mit Laszlo Lepp vom Passivhaus Institut und Prof. Rainer Pfluger von der Universität Innsbruck, Arbeitsbereich Energieeffizientes Bauen, getroffen, um mehr über das Konzept des Passivhauses zu erfahren. In der EU entfallen derzeit rund 40% der Gesamtenergie und 36% Prozent der Treibhausgasemissionen auf Gebäude. Dies verteilt sich vor allem auf die Phasen Bau, Nutzung, Renovierung und Abriss.6 Daher gibt es hier eine enorm große Stellschraube, um positive Wirkung auf den Klimawandel zu haben.
Es ist möglich, Gebäude zu errichten, die nur einen Bruchteil der Energie eines konventionellen Gebäudes verbrauchen. Seit 30 Jahren1 werden solche Passivhäuser und Niedrigstenergie-Gebäude geplant und auch gebaut. In der Passivhaus-Datenbank2 sind mit Stand 13.05.2022 weltweit 5323 Projekte dokumentiert, davon 1978 qualitätsgesichert zertifiziert. Durch verschiedene Studien konnte gezeigt werden, dass es wirklich funktioniert, den Energieverbrauch auf 10% zu reduzieren.3 Anfänglich waren alle notwendigen Teile händisch selbst herzustellen, anzupassen oder zusammenzubauen. Heute sind alle Produkte und Komponenten sowie Berechnungsinstrumentarien am Markt verfügbar.
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Bäume verbrennen ist nicht nachhaltig
von Martin Auer
Am 17. Mai stimmte der Umweltausschuss des Europaparlaments über einen Vorschlag zur Überarbeitung der Verordnung über Landnutzung und Forstwirtschaft und der Richtlinie über erneuerbare Energie ab1. Laut diesem Entwurf soll die Energiegewinnung aus „primärer holzartiger Biomasse“ nicht mehr als nachhaltig gelten. Gemeint sind damit Bäume, die zur Energiegewinnung gefällt werden. Diese Form der Energieerzeugung aus Biomasse könnte dann nicht mehr von Förderungen für erneuerbare Energien profitieren, sondern wäre der CO2-Bepreisung unterworfen.
Ausgenommen wäre „sekundäre holzartige Biomasse“, also Abfälle, die bei anderen Arten der Holznutzung entstehen, wie Sägespäne, Rinde, Schwarzlauge aus der Papierherstellung und Abfälle bei der Holzgewinnung wie Äste und Wipfel.
Freilich ist noch unklar, ab das Europäische Parlament sich diesem Entwurf anschließen wird. Martin Pigeon, Wald- und Klimabeauftragter der Umweltorganisation Fern: „Die Bioenergiebranche ist vor allem dank dieser Anreize gewachsen und wird sich gegen diese Begrenzung ihres Angebots heftig wehren. Dabei kann sie leider auf die Unterstützung einiger verbündeter EU-Regierungen zählen, wie beispielsweise die der derzeitigen Regierungen Schwedens, Finnlands oder Österreichs.“2
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Report: Ein Komplett-Ausstieg aus russischem Gas wäre wirtschaftlich vertretbar
von Martin Auer
Wie würde sich ein Ausstieg aus russischem Erdgas auf die österreichische Wirtschaft auswirken? Dieser Frage geht ein soeben veröffentlichter Bericht des Complexity Science Hub Vienna nach1. Die Antwort kurz und bündig: spürbar, aber verkraftbar, wenn die EU-Länder zusammenarbeiten.
Österreich importier 80 Prozent seines jährlichen Gasverbrauchs aus Russland. Die EU etwa 38 Prozent. Das Gas könnte plötzlich ausbleiben, entweder, weil die EU ein Importembargo verhängt, oder weil Russland den Export stoppt oder weil durch den militärischen Konflikt in der Ukraine Pipelines beschädigt werden.
Der Bericht untersucht zwei mögliche Szenarien: Das erste Szenario geht davon aus, dass due EU-Länder zusammenarbeiten, um das Problem gemeinsam zu lösen. Das zweite Szenario geht davon aus, die betroffenen Ländern einzeln und unkoordiniert handeln.
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Zukunftsfähig Leben im Alltag – Videoaufzeichnug des Vortrags an der Linzer Volkshochschule
Die Bewältigung der Klimakrise stellt eine noch nie dagewesene Herausforderung an die Menschheit dar, die nur mit wissenschaftlicher Unterstützung erfolgen kann. Gleichzeitig erfordert die Bewältigung einen globalen und grundlegenden Wandel des Lebensstils, der von allen ErdbewohnerInnen mitgetragen werden muss. Nach einem Überblick über die Grundlagen des Klimawandels (Ursachen und Wirkungen, bisherige Entwicklung, Zukunftsszenarien, verbleibendes CO2 Budget) geht es daher im Vortrag von Mirko Javurek von Scientists For Future Oberösterreich um den individuellen Beitrag der Menschen in Österreich zum Klimawandel, und welche Möglichkeiten es gibt, diesen Beitrag zu reduzieren. Die Systematik der Kombination der drei Strategien Suffizienz, Effizienz und Nachhaltigkeit wird auf die Bereiche Wohnen, Mobilität, Ernährung, Stromverbrauch und Konsum angewandt und anhand von Beispielen erklärt.
Videoaufzeichnung von Dorf-TV: https://dorftv.at/video/40149
Ökonominnen Claudia Kemfert und Sigrid Stagl: Es geht auch ohne russisches Öl und Gas
„Europa kann die Energieversorgung auch ohne russische Energielieferungen sicherstellen“, erklärte Prof. Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung für Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung bei einem Pressegespräch am Donnerstag. „Mit einen Dreiklang: Diversifikation der Importe, Energiesparen und forcierter Ausbau erneuerbarer Energien kann dies gelingen. Die jetzige Krise muss der Startschuss für einen beschleunigten Green Deal hin zu mehr erneuerbare Energien sein.“
Ökonomin Prof. Sigrid Stagl, Leiterin des Kompetenzzentrums Sustainability Transformation and Responsibility (STaR) der WU Wien, bestätigte: „Die beschleunigte Energietransition ist eine gemeinsame Anstrengung, die sich langfristig ökonomisch als vorteilhaft erweisen wird. Der Umstieg auf Erneuerbare lohnt sich wirtschaftlich“
„Ökonominnen Claudia Kemfert und Sigrid Stagl: Es geht auch ohne russisches Öl und Gas“ weiterlesenWieviel ist eigentlich eine Kilowattstunde?
von Klaus Jäger
Wenn wir von Energie, Energieverbrauch, Energiesparen reden und schreiben, dann ist immer wieder von Kilowattstunden die Rede. Aber wieviel ist eigentlich eine Kilowattstunde?
Eine Kilowattstunde (kWh) aus eigener Kraft zu erzeugen ist gar nicht so einfach.
Sie setzen sich in ihrem Fitnessstudio auf einen Fahrradergometer und treten so stark, dass die Wattanzeige auf 100 Watt steht.
Die Leistung von 100 Watt liegt zwar weit unter dem, was als optimale Trainingseinheit gilt [1] vereinfacht aber die Berechnung der Beispiele.
Wikipedia schreibt: „… wird die Dauerleistung eines erwachsenen, durchschnittlich großen Menschen mit 0,14 PS (100 Watt) angegeben, wobei auch hier bei entsprechendem Training durchaus über eine Stunde 440 Watt und 6 Sekunden lang 910 Watt (entspricht etwa 1,2 PS) möglich sind“ [2].
Bei einer Leistung von 100 Watt auf einem Fahrrad erreichen Sie in der Ebene, ohne Wind, eine Geschwindigkeit von ca. 20 km/h [3].
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Notfallplan für den Ausstieg aus Gas
von Martin Auer
In einem offenen Brief an die EU-Politik schreibt die NGO-Dachorganisation Climate Action Network: Mehr als je zuvor ist die europäische Energiewende ein Friedensprojekt. Mehr fossile Infrastrukturen zu bauen, würde bedeuten, weitere Milliarden in die Taschen jener Industrie zu schaufeln, die jahrzehntelang gegen Regelungen zur Energieeinsparung und zum Umstieg auf erneuerbare Energien lobbyiert hat.
Das Climate Action Network fordert einen Notfallplan: Die Wärmedämmung von Gebäuden würde am raschesten den Bedarf an Energie senken. Förderungen und technische Unterstützung für die thermische Sanierung sollten daher obenan stehen. Gasthermen sollten schleunigst durch erneuerbare Lösungen wie Wärmepumpen ersetzt werden. Die Einrichtung von Solaranlagen auf allen dazu geeigneten Dächern sollte verpflichtend sein. Die Regierungen sollten die Neu-Installation von Gasthermen sofort verbieten und nichts mehr in die Erweiterung der fossilen Gasinfrastruktur investieren.
Climate Action Network (CAN) ist ein Zusammenschluss von über 170 Mitgliedsorganisationen in 38 Ländern Europas, die zusammen 1.500 NGOs repräsentieren.
Wie können die Emissionen von Heizen und Kühlen auf Null reduziert werden?
Der Gebäudesektor ist für ein Fünftel der globalen Emissionen verantwortlich, aber Regierungen tun international im Vergleich zu anderen Bereichen noch sehr wenig, um das Problem anzugehen. Dabei sind die notwendigen Technologien und erfolgreiche Regelungen schon erprobt. Das zeigt der neue Report Decarbonising Buildings1 von Climate Action Tracker, der soeben erschienen ist. Ausgearbeitet wurde der Bericht von zwei nicht profitorientierten Instituten: Climate Analytics und New Climate Institute.
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