Stellungnahme im Rahmen der Aktion ‚GUTES MORGEN‘
Scientists4Future Salzburg
22. Juni 2021
Zur Kunstaktion: https://at.scientists4future.org/salzburg/gutes-morgen/
ZUSAMMENFASSUNG
COVID-19 und seine vielfältigen Auswirkungen haben unsere Verletzlichkeit sichtbar gemacht. Es scheint nun, als liege die größte Herausforderung hinter uns. Diesen Moment des Übergangs wollen wir mit der Aktion ‘GUTES MORGEN’ (https://at.scientists4future.org/salzburg/gutes-morgen/) nutzen, um einen Blick nach vorne zu richten.
Die gegenwärtige Pandemie kam nur vom Zeitpunkt überraschend. Das Wissen über das Risiko war vorhanden, doch fehlte es meist an der Vorbeugung. Wie durch das Wegziehen eines Schleiers zeigten sich im Laufe der Pandemie Verknüpfungen zu verschiedensten Herausforderungen, welche mit anderen Krisen – wie dem Klimawandel, Verlust an Biodiversität, sozialen und ökonomischen Krisen – verbunden sind. Als Scientists4Future Salzburg wollen wir Anregungen geben und bestehendes Wissen in Erinnerung rufen – für eine nachhaltiger gestaltete Welt. Zu wissen, aber nicht nach diesem Wissen zu handeln, erscheint uns fahrlässig. Konkret:
Klimaschutz – Wissen und Lösungsansätze sind in zahlreichen politikrelevanten Berichten vorhanden bzw. zum Teil ja in politischen Strategien vorgesehen. Jedoch verfehlen Österreich und das Land Salzburg ihre jeweiligen Ziele und die geplanten Maßnahmen werden derzeit nicht ausreichend umgesetzt. Dies ist enttäuschend.
Klimarisiken und -management: Klimabedingte Risiken zeigen sich bereits aktuell und werden weiter zunehmen. Ein umfassendes, integratives sowie vorausschauendes Risikomanagement zur Anpassung an den Klimawandel ist daher essentiell, um unsere Lebensgrundlagen zu schützen. Nationale bzw. föderale Systeme bilden dabei den zentralen Bestandteil zum Umgang mit Extremereignissen und müssen weiter gestärkt werden. Die Pandemie hat in diesem Bereich Schwächen offengelegt, welche beseitigt werden müssen.
Raumplanung: Die Raumplanung stellt einen zentralen Hebel für verschiedene Bereiche (Verkehr, Klimaschutz und -wandelanpassung, Biodiversität) dar. Die aktuelle Gesetzeslage zeigt, dass die überörtliche Raumplanung nur halbherzig vollzogen wird und Zersiedelung und hoher Flächenverbrauch die Folge sind. Um dies zu ändern, wäre eine gemeinsame Anstrengung von Bund, Ländern, Städte- und Gemeindebund im Rahmen einer Verfassungsnovelle erforderlich. Dazu braucht es den politischen Willen, dies umzusetzen.
Biodiversität: Wir verlieren Arten weltweit in immer schnellerer Abfolge. In Salzburg ist der dramatische Biodiversitätsverlust der letzten Jahrzehnte und das Artensterben unumstritten. Konkrete Vorschläge sind der effektive Schutz von sensiblen Ökosystemen, zusätzlicher Rückzugsräume und Biodiversitätsflächen, der Ausbau einer ökologisch-nachhaltigen Landwirtschaft, die ökologische Aufwertung von Wäldern und Anreize zur schonenden Bewirtschaftung und Erhaltung von ertragsarmen Flächen.
Soziale Ungleichheit & Wohnen: Aktuell sind knapp 14 Prozent der österreichischen Bevölkerung armutsgefährdet. Die Wohnkosten sind in den letzten rund zehn Jahren extrem stark gestiegen, insbesondere in den Städten. Kriterien für geförderte Wohnungen sollten dem angepasst und entschärft werden. Ein relativer Grenzwert ist mit einem Absoluten zu verknüpfen, denn es macht einen Unterschied, ob 30 Prozent von 1.000 Euro oder von 5.000 Euro Monatseinkommen zu bezahlen sind.
Ernährung – Unsere Ernährung wirkt sich nicht nur auf unsere Gesundheit aus, sondern in entscheidendem Maße auf die Umwelt. Durch eine stärker pflanzenbasierte Ernährung ist eine Treibhausgas-Einsparung von 29–70 % bis zum Jahr 2050 möglich. Eine reduzierte Fleisch‑, Ei‑ und Milchproduktion und Nahrung aus biologischer Landwirtschaft bergen auch großes Potenzial, den Energieverbrauch, die Versauerung des Ökosystems und eine unerwünschte Nährstoffanreicherung zu verringern, die Landwirtschaft klimafit zu machen, Biodiversität zu fördern und trägt ebenso zur persönlichen Gesundheit bei.
Viele Lösungen liegen auf dem Tisch – als Wissen, ja zum Teil in Politikpapieren – häufig mangelt es aber an der konsequenten Umsetzung. Als Scientists4Future Salzburg ist es unser Anliegen, dass wissenschaftlicher Konsens nicht nur anerkannt, sondern dieser als Basis für Entscheidungen zum Wohle unserer Gesellschaft verstanden wird. Wir sind Wissenschaftler*innen und Erdenbürger*innen dieses wunderbaren Planeten. Wir möchten beitragen – zu einem gelingenden und ‘guten’ Heute und Morgen.
Autor*innen (alphabetisch): Univ.-Prof. Dr. Jens Blechert | Laurenz Bub | Priv.-Doz. Dr. Franz Dollinger | Univ.-Prof. Dr. Jan Christian Habel | Assoc. Univ.-Prof. Mag. Dr. Martin Himly | Mag. Dr. Stefan Kienberger | Mag. Dr. Johannes Klackl | Univ.-Prof. Dr. Andreas Koch | Mag. Dr. Daniela Molzbichler | Assoc. Univ.-Prof. Dr. Jana Petermann | Univ.-Prof. Dr. Gabriele Spilker | Assoc. Univ.-Prof. Mag. Dr. Andreas Tribsch | A.o. Univ.-Prof. Mag. Dr. Thomas Weiger
Review: Prof. Martin Auer | em.o.Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb | Dr. Thomas Schinko
Kontakt: Mag. Dr. Stefan Kienberger ()