Jährlich stellt das Team der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen (JBZ) an die 150 Fachbücher in seinem Buchmagazin für zukunftswesende Debatten – prozukunft vor. Daraus werden jeweils „10 beste Klimabücher des Jahres“ ausgewählt und in einem JBZ-Arbeitspapier publiziert. Die Themen der heurigen Auswahl sind divers: Es geht um ein wachstumsunabhängiges, auf die Grundbedürfnisse fokussiertes Wirtschaften (Katharina Mau: Das Ende der Erschöpfung), um Klimamigration (Gaia Vince: Das nomadische Jahrhundert), um die viel zu geringen MIttel für Klimawandelanpassung für die Länder des Globalen Südens (Friederike Otto: Klimaungerechtigkeit) oder um Arbeit im Kontext der Klimakrise (Simon Schaupp: Stoffwechselpolitik) – um nur einige zu nennen. Das Arbeitspapier kann im Link oben kostenlos downgeloadet werden bzw um 3,90 als Printausgabe bezogen werden.
Vorstellung der Bücher auf JBZ-TV: Mirjiam Nichtl von der JBZ, selbst Mitglied der Psychologists for Future, und Hans Holzinger, Senior Adviser der JBZ und Mitglied von Scientists for Future, stellen die 10 Klimabücher in einem Video auf JBZ-TV vor.
Die besten Klimabücher des Jahres 2024 I AP 71
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In den letzten sechs Jahren waren 14 Ölkonzerne an 1.197 medizinischen Forschungsartikeln beteiligt, entweder indem sie die Forschung direkt finanzierten oder indem sie einen der Autoren beschäftigten, wie eine Untersuchung der medizinischen Fachzeitschrift BMJ ergab. Ein Großteil der Forschung hat keinen offensichtlichen Bezug zu fossilen Brennstoffen, aber das Sponsoring verschafft den beteiligten Unternehmen einen Imagevorteil und kann dazu beitragen, ihren Einfluss unter Gesundheitsexperten zu erhöhen.
„Forschungsjournale und akademische Institutionen müssen ihre Zusammenarbeit mit der fossilen Brennstoffindustrie überdenken“, sagt die Gesundheitsforscherin Anna Gilmore.
Vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag haben die Anhörungen zu den völkerrechtlichen Verpflichtungen der Staaten in Bezug auf den Klimawandel begonnen. Im März letzten Jahres hat die UNO-Vollversammlung beschlossen, den Internationalen Gerichtshof um ein Gutachten zu den Verpflichtungen der Staaten in Bezug auf die Klimakrise zu ersuchen. Den Antragsentwurf legte der kleine Inselstaat Vanuatu vor. Der Gerichtshof soll Klarheit über das internationale Recht in Bezug auf den Klimawandel schaffen. Das Gutachten, das für 2025 erwartet wird, ist nicht rechtlich bindend, trotzdem kann diese Rechtsberatung alle multilateralen Prozesse zum Thema Klimaschutz beeinflussen.
Die beiden zentralen Fragen an das Gericht lauten:
1. Welche Verpflichtungen bestehen nach dem Völkerrecht für die Staaten, um den Schutz des Klimasystems und anderer Teile der Umwelt vor anthropogenen [vom Menschen verursachten] Emissionen von Treibhausgasen für Staaten sowie für gegenwärtige und zukünftige Generationen zu gewährleisten?
2. Welche Rechtsfolgen ergeben sich aus diesen Verpflichtungen für Staaten, wenn sie durch ihre Handlungen und Unterlassungen dem Klimasystem und anderen Teilen der Umwelt erheblichen Schaden zugefügt haben? Und zwar insbesondere den Staaten gegenüber, die aufgrund ihrer geographischen Lage und ihres Entwicklungsniveaus besonders verwundbar sind, wie unter anderen die kleinen pazifischen Inselstaaten, und generell den Völkern und Einzelpersonen gegenwärtiger und zukünftiger Generationen.
Zerstörungen auf Vanuatu nach dem Zyklon Pam 2015 Foto: Graham Crumb via Wikimedia, CC BY-SA
Die pazifischen Inselstaaten sind den Gefahren durch die Klimakatastrophe besonders ausgeliefert. Deshalb hatten pazifische Staaten wie Tuvalu und Palau bereits früher öffentlich über die Möglichkeit diskutiert, eine Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs anzustreben. Diese Bemühungen stießen jedoch auf heftigen Widerstand der wichtigsten Emissionsländer, was dazu führte, dass die Vorschläge schließlich auf Eis gelegt wurden.
Erneute Bemühungen begannen im Jahr 2019, als 27 Jurastudent:innen der University of the South Pacific die Organisation Pacific Islands Students Fighting Climate Change gründeten .
Mitglieder von Pacific Islands Students Fighting Climate Change Foto: UNDP
Die Studierenden arbeiteten mit der Regierung von Vanuatu zusammen, um eine neue Kampagne für eine Resolution der Generalversammlung zum Klimawandel und den Menschenrechten zu starten. Die Anfrage an den IGH ist für die Inselstaaten und die Initiative der Studierenden ein großer Erfolg.
Interview mit den Aktivist:innen auf Spotify
Mit diesem Gutachten besteht die Möglichkeit, die neu entstehenden Verbindungen zwischen Klimaschäden und Menschenrechten zu untermauern , was neue Möglichkeiten für Gerichtsverfahren im In- und Ausland eröffnen könnte. Es sind bereits mehrere neue Fälle zu Klimarechten anhängig, und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte verhandelte seine ersten beiden Klimafälle (gegen die Schweiz und Frankreich) am selben Tag, an dem die Entschließung zu dem das Gutachten verabschiedet wurde.
Von Gerichten erwartet man normalerweise, dass sie einen Tatbestand beurteilen, nachdem er begangen wurde. Gerichte können aber auch eine entscheidende Rolle dabei spielen, massive Menschenrechtsverletzungen und Ungerechtigkeiten von vornherein zu verhindern. Der IGH steht vor einer entscheidenden Entscheidung. Er kann sich dem Klimawandel entweder eng und reaktiv widmen oder die staatlichen Verpflichtungen aus einer breiteren Perspektive prüfen. Diese umfassendere Perspektive könnte bedeuten, dass die Staaten verpflichtet sind, die volle Verantwortung für die Umwelt sowohl für heutige als auch für künftige Generationen zu übernehmen. Dies würde über globale Klimaschutzabkommen hinausgehen. Wenn der IGH juristisch klarstellen würde, dass Staaten Klimaverpflichtungen haben, die über das Pariser Abkommen hinausgehen, wäre dies ein bedeutender Fortschritt im Völkerrecht. Es könnte deutlich machen, dass die Menschen in allen Ländern ein Recht auf eine gesunde Umwelt haben, und dass die Staaten verpflichtet sind, dieses Recht sicherzustellen.
Deborah Schutz – Witness Stand for Climate Justice | „Hold polluters accountable“
Wenn der IGH tatsächlich einen präventiven und systemischen Ansatz verfolgt, wäre dies ein Wendepunkt für Gerechtigkeit und Frieden auf globaler Ebene zwischen Generationen und Arten.
Eine Konzentration auf klimatische „Kipppunkte“ – Momente abrupter und irreversibler Veränderungen im Erdsystem wie etwa der Verlust des Amazonas-Regenwalds – sei nicht hilfreich, argumentiert eine interdisziplinäre Gruppe von zehn Forschern, zu der Klimawissenschaftler, Wissenschaftskommunikatoren und Umweltsoziologen gehören in der Zeitschrift Nature Climate Change. Die damit verbundenen Probleme seien zwar wichtig zu untersuchen, aber die Darstellung sei zu abstrakt und beängstigend, um sinnvolle Maßnahmen auszulösen, und nicht streng genug, um politische Entscheidungen zu beeinflussen, argumentieren sie. Sie empfehlen, dass Wissenschaftler die Idee nicht als wissenschaftliches Instrument verwenden und sie stattdessen als „ein schwammiges, grenzübergreifendes Konzept ähnlich der ‚Nachhaltigkeit‘“ betrachten.
Kipppunkte haben in den Debatten zum Klimawandel stark an Bedeutung gewonnen. Die Autor:innen kritisieren das „Kipppunkt“-Framing, weil esdie vielfältigen Dynamiken komplexer natürlicher und menschlicher Systeme zu stark vereinfacht und Dringlichkeit vermittelt, ohne eine sinnvolle Grundlage für Klimaschutzmaßnahmen zu schaffen. Mehrere sozialwissenschaftliche Rahmenwerke legen nahe, dass die tiefe Unsicherheit und wahrgenommene Abstraktheit von Klima-Kipppunkten sie unwirksam macht, um Maßnahmen auszulösen und Regierungsziele festzulegen. Das Framing fördert auch die Verwirrung zwischen temperaturbasierten politischen Benchmarks (wie dem 1,5°C-Ziel) und Eigenschaften des Klimasystems. Sowohl in natürlichen als auch in menschlichen Systemen plädieren die Autor:innen für eine klarere, spezifischere Sprache zur Beschreibung der als Kipppunkte bezeichneten Phänomene und für eine kritische Bewertung, ob, wie und warum unterschiedliche Framings das wissenschaftliche Verständnis und das Klimarisikomanagement unterstützen können.
Quelle: Kopp, R.E., Gilmore, E.A., Shwom, R.L. et al. ‘Tipping points’ confuse and can distract from urgent climate action. Nat. Clim. Chang. (2024). https://doi.org/10.1038/s41558-024-02196-8
Das neue Whitepaper der Allianz für Biodiversität und Wasser (BiodiWa) hebt hervor, dass der österreichische Wassersektor und damit auch die österreichische Wasserforschung vor erheblichen Herausforderungen stehen, die durch den Klimawandel, Landnutzungsänderungen und die zunehmende gesellschaftliche Verwundbarkeit weiter verschärft werden. Die Verringerung eines Hochwasserrisikos und das Entgegenwirken von Dürren sind hier von wachsender Bedeutung. Zudem erfordert der Rückgang der aquatischen Biodiversität umfassende Maßnahmen zur Wiederherstellung von Lebensräumen.
Internationale Zusammenarbeit und integrative Ansätze
Fast die Hälfte der europäischen Binnengewässer ist gefährdet, den guten ökologischen Zustand nicht zu erreichen. Die Allianz betont, dass die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie bis 2027 nur durch verstärkte Anstrengungen erreicht werden können. Eine der zentralen Botschaften der Forschung ist dabei die Notwendigkeit verstärkter internationaler Zusammenarbeit. Die Expert:innen fordern zudem integrative Ansätze im Wassermanagement, die ökologische, ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigen.
Forschung und Innovation
Die österreichische Wasserforschung ist vielfältig und umfasst nahezu alle Lebensbereiche des Menschen. Das Whitepaper zeigt auf, dass es in der Forschung zahlreiche innovative Ansätze gibt, wie die Nutzung von künstlicher Intelligenz, Machine Learning und innovativer Monitoringmethoden wie Umwelt-DNA (eDNA). Diese Technologien sind entscheidend, um die komplexen Herausforderungen der Wasserforschung zu bewältigen.
Handlungsempfehlungen
Die Allianz für Biodiversität und Wasser ruft zu verstärkten Anstrengungen in der Wasserforschung auf. Zu den wichtigsten Empfehlungen gehören:
● Förderung der internationalen Zusammenarbeit: Stärkung der internationalenNetzwerke und Kooperationen.
● Integriertes Wassermanagement: Entwicklung und Umsetzung integrativer Ansätze,die ökologische, ökonomische und soziale Aspekte vereinen.
● Ausbau der Forschung und des Monitorings: Verstärkung der Langzeitforschung unddes Monitorings zur Erfassung von Veränderungen in den Wassersystemen undEntwicklung neuer Lösungsansätze.
● Bildung und Bewusstsein: Förderung des Bewusstseins für die Bedeutung derWasserressourcen und der Biodiversität in der Öffentlichkeit.
Die Allianz BiodiWa wurde 2022 mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) aus Biodiversitätsrat (Netzwerk Biodiversität) und der ehemals „Austrian Joint Water Initiative“ gegründet. Ziel ist die verstärkte Zusammenarbeit dieser Fachbereiche, um den Fragen der gekoppelten globalen Herausforderungen, wie Biodiversitätsverlust, Klimakrise, Verminderung von Wasserqualität und Bedrohung durch Änderungen in der Wasserverfügbarkeit sowie den zunehmenden Nutzungskonflikten gemeinsam entgegenzutreten.
The Guardian berichtet, dass Den Haag als erste Stadt der Welt frei von Werbung für Produkte aus fossilen Brennstoffen und klimaschädigende Dienstleistungen sein wird.
Ein kürzlich verabschiedetes Gesetz bedeutet das Ende öffentlich und privat finanzierter Werbung für Benzin und Diesel, Flugreisen und Kreuzfahrtschiffe in den Straßen der niederländischen Stadt, darunter auf Plakatwänden und an Bushaltestellen. Es tritt Anfang 2025 in Kraft.
Es ist das erste Mal, dass eine Stadt kohlenstoffintensive Werbung per Gesetz verbietet. Die Entscheidung folgte einem Aufruf des UN-Generalsekretärs António Guterres zu Beginn des Jahres an Regierungen und Medien, derartige Verbote zu erlassen, wie sie es bereits beim Tabak getan haben.
Der Gemeinderat von Edinburgh hat im Mai beschlossen, Werbung für fossile Brennstoffunternehmen , Fluggesellschaften, Flughäfen, fossil betriebene Autos, Kreuzfahrtschiffe und Waffen auf gemeindeeigenen Werbeflächen zu verbieten. Unternehmen, die diese Produkte verkaufen, dürfen außerdem keine Veranstaltungen oder andere Partnerschaften mehr in der schottischen Hauptstadt sponsern. Der Rat beschloss außerdem, Werbung und Sponsoring durch Waffenhersteller auszuschließen.
Ab 2026 soll auch die Region Stockholm frei von fossiler Werbung sein.
Eine globale Umfrage von Nature zeigt, dass die meisten Experten mit den Systemen, die politische Entscheidungsträger wissenschaftlich beraten, unzufrieden sind. 80 Prozent gaben an, das wissenschaftliche Beratungssystem ihres Landes sei entweder schlecht oder lückenhaft, und 70 Prozent sagten, die Regierungen würden solche Beratung nicht routinemäßig nutzen. Die Umfrage von Nature – die vor den US-Wahlen im November durchgeführt wurde – sowie mehr als 20 Interviews zeigen, wo einige der größten Hindernisse für wissenschaftliche Beratung liegen. 80 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass es den politischen Entscheidungsträgern an ausreichendem wissenschaftlichen Verständnis mangelt – aber 73 Prozent sagten, dass die Forscher nicht verstehen, wie Politik funktioniert. „Es herrscht eine ständige Spannung zwischen den wissenschaftlich Ungebildeten und den politisch Ahnungslosen“, sagt Politikexperte Paul Dufour. Quelle: https://www.nature.com/articles/d41586-024-03906-0
(Salzburg, 5.12.2024) In einem Offenen Brief kritisieren die Scientists for Future gemeinsam mit weiteren Umwelt- und Klima-NGOS die Beschneidung der Befugnisse der Landesumweltanwaltschaft und fordern die Entscheidung zum Gesetzesbeschluss am 18. Dezember 2024 auszusetzen, „um eine Nachdenkpause für eine fundierte Überarbeitung zu ermöglichen.“ Gestern hat der Sprecher von Scientists for Future Salzburg Univ.Prof. Jens Blechert den von ca 100 Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen sowie zahlreichen Umwelt- und Klima-NGOs unterzeichneten Brief an LH Dr. Wilfried Haslauer und alle Regierungsmitglieder versandt (siehe Mail unten) Zudem gibt es eine Stellungnahme ausgearbeitet von der S4F-Regionalgruppe Salzburg und der S4F-Fachgruppe Politik und Recht.
Halbierung des Klimabudgets ist der falsche Weg
Heftig kritisieren die Scientists for Future Salzburg die den Medien zu entnehmende geplante Halbierung des Klimabudgets des Landes. „Dies ist der falsche Weg. Die Klimaziele des Landes sowie der Beitrag zu den Klimaverpflichtungen des Bundes gegenüber der EU können so schwer erreicht werden. Alle Staaten und Regionen müssen gemeinsam am Pariser Klimaziel arbeiten, die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur auf maximal 2 Grad zu beschränken – das 1,5 Gradziel wird ohnedies bereits verfehlt. Auch Salzburg hat hier seine Aufgaben zu erfüllen.“
Univ.Prof. Jens Blechert (Sprecher S4F Salzburg)
Mag. Hans Holzinger (Öffentlichkeitskoordinator S4F Salzburg)
Umweltschützer warnen schon lange, dass beim Tiefseebergbau das volle Ausmaß der Zerstörung für die Umwelt weder abzuschätzen noch zu kontrollieren ist. Norwegen hatte als eines der ersten Länder grünes Licht dafür gegeben, ein arktisches Gebiet auf dem norwegischen Kontinentalsockel für die Prüfung und Gewinnung von Mineralien auf dem Meeresgrund freizugeben. Nun wurden die Lizenzen dafür bis auf Weiteres gestoppt. Das ist das Ergebnis eines Kompromisses zwischen der Minderheitsregierung und der Sozialistischen Linkspartei (SV), der nötig war, um den Haushalt 2025 zu verabschieden. Das wäre ohne den Druck der gewachsenen Bewegung gegen Tiefseebergbau nicht möglich gewesen, sagt Daniela von Schaper, Meeresexpertin von Greenpeace.
Wissenschaftler des IIASA und der Columbia University haben festgestellt, dass bestimmte Regionen stärker von extremen Temperaturen betroffen sind. Eine neue Studie liefert die erste weltweite Karte dieser regionalen Klimagefahrenzonen.
Während die Durchschnittstemperaturen in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich anstiegen, wirft eine jüngste Zunahme extremer Hitzewellen, die Rekorde brechen, die Frage auf, inwieweit Klimamodelle die Zusammenhänge zwischen globalen Durchschnittstemperaturänderungen und regionalen Klimarisiken angemessen abschätzen können. Die soeben in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlichte Studie liefert die erste weltweite Karte der Hochrisikoregionen.
„Hier geht es um extreme Trends, die das Ergebnis physikalischer Wechselwirkungen sind, die wir möglicherweise nicht vollständig verstehen“, erklärt Hauptautor Kai Kornhuber, Themenleiter für Wetterextreme und Klimadynamik im IIASA-Programm für Energie, Klima und Umwelt. „Diese Regionen werden zu temporären Treibhäusern.“ Kornhuber ist außerdem außerordentlicher Assistenzprofessor für Klima an der Columbia Climate School.
Die Studie untersucht Hitzewellen der letzten 65 Jahre und identifiziert Gebiete, in denen extreme Hitze deutlich schneller zunimmt als die üblichen Temperaturen in der warmen Jahreszeit insgesamt. Dies führt häufig zu Höchsttemperaturrekorden, die wiederholt gebrochen werden. Diese extremen Hitzewellen traten überwiegend in den letzten fünf Jahren auf, obwohl einige auch schon Anfang der 2000er Jahre oder früher auftraten.
Zu den am stärksten betroffenen Regionen zählen Zentralchina, Japan, Korea, die Arabische Halbinsel, Ostaustralien sowie Teile Südamerikas und der Arktis. Das intensivste und beständigste Signal kommt jedoch aus Nordwesteuropa, wo Hitzewellenserien im Jahr 2022 zu rund 60.000 und im Jahr 2023 zu 47.000 Todesfällen beitrugen. Diese traten unter anderem in Deutschland, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden auf. Im September dieses Jahres wurden in Österreich, Frankreich, Ungarn, Slowenien, Norwegen und Schweden neue Höchsttemperaturrekorde verzeichnet. In vielen Teilen des Südwestens der Vereinigten Staaten und in Kalifornien wurden bis weit in den Oktober hinein ebenfalls Rekordtemperaturen verzeichnet.
Darstellung der Veränderungen im Bereich der zwischen 1958 und 2022 aufgezeichneten Höchsttemperaturen.
In diesen Regionen steigen die Extremtemperaturen schneller als die durchschnittlichen Sommertemperaturen, und zwar weitaus schneller, als es moderne Klimamodelle in den letzten Jahrzehnten prognostizieren. Das Phänomen tritt jedoch nicht überall auf; die Studie zeigt, dass der Temperaturanstieg in vielen anderen Regionen geringer ist als von den Modellen vorhergesagt. Dazu gehören weite Teile der nördlichen Mitte der Vereinigten Staaten und der südlichen Mitte Kanadas, das Landesinnere Südamerikas, große Teile Sibiriens, Nordafrikas und Nordaustraliens.
„In den meisten Gebieten erwärmt es sich an den heißesten Tagen des Jahres etwa so schnell wie an typischen Sommertagen, was das dominierende Signal des Klimawandels ist, und in manchen Gebieten sogar noch langsamer. In den von uns aufgezeigten Hotspots erwärmten sich die heißesten Tage jedoch besonders schnell, was verschiedene Gründe haben könnte. An manchen Orten könnte es häufiger zu bestimmten Wetterlagen kommen, die Hitzewellen auslösen, oder die Austrocknung des Bodens könnte die höchsten Temperaturen verstärken – und es wird wichtig sein, diese spezifischen lokalen Ursachen zu entschlüsseln“, sagt Co-Autor Samuel Bartusek, ein Doktorand an der Columbia University.
„Aufgrund ihrer beispiellosen Natur sind diese Hitzewellen in der Regel mit sehr schweren gesundheitlichen Auswirkungen verbunden und können für Landwirtschaft, Vegetation und Infrastruktur katastrophale Folgen haben“, fügt Kornhuber hinzu. „Wir sind nicht für sie geschaffen und können uns möglicherweise nicht schnell genug anpassen.“
Diese Studie ist ein wichtiger erster Schritt im Umgang mit den neuen Risiken extremer und beispielloser Hitze. Sie identifiziert Regionen, die in der Vergangenheit einem rasch zunehmenden Risiko ausgesetzt waren, und quantifiziert die Fähigkeit der Modelle, diese Signale zu reproduzieren.
Quelle: Kornhuber, K., Bartusek, S., Seager, R., Schellnhuber, H.J., Ting, M. (2024). Global emergence of regional heatwave hotspots outpaces climate model simulations. Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) DOI: 10.1073/pnas.2411258121