Nach Trump-Sieg: Wissenschaft muss Vertrauen durch Offenheit wiedergewinnen

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Unsicherheit ist ein zentraler Grundsatz der Wissenschaft – Forscher sollten unterstützt werden, damit sie diese Unsicherheit der Öffentlichkeit mit Zuversicht vermitteln können. Ein Leitartikel von Nature sagt, dass Wissenschaftler Unterstützung brauchen, um offen mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren und selbstbewusst über zentrale wissenschaftliche Grundsätze wie Unsicherheit, Kontext und Transparenz zu sprechen.

Der Leitartikel macht auf einen Vorschlag von Rhys Morgan aufmerksam, Leiter für Forschungspolitik, Governance und Integrität an der Universität Cambridge. Er empfiehlt, dass bei der öffentlichkeitswirksamen Wissenschaftskommunikation dieselben Grundsätze der Forschungsintegrität beachtet werden sollten, die auch für wissenschaftliche Veröffentlichungen gelten .

Dazu gehören:

  • Offenheit in der Forschungskommunikation: Forscher sollten ermutigt werden, wichtige Informationen mitzuteilen, darunter Interessenkonflikte, Kontext und wer zur Arbeit beigetragen hat.
  • Kommunikation von Unsicherheit: Universitäten sollten ermutigt werden, zu untersuchen, wie sie Forscher dabei unterstützen und schulen können, etwaige Unsicherheiten in ihrer Arbeit angemessen darzustellen.
  • Soziale Medien und ähnliche Kommunikationsplattformen: Institutionen sollten ihren Forschern Anleitungen geben, wie sie am besten online kommunizieren und Fallstricke vermeiden, die ihre Kommunikationsaktivitäten beeinträchtigen könnten.

Der Bericht stellt den Kommunikatoren auch eine Checkliste zur Verfügung, mit der sie kontrollieren können, ob sie es richtig machen.

Tumps Wiederwahl ist ein Zeichen der Entfremdung von der Wissenschaft

Die Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten ist teilweise ein Zeichen dafür, dass sich die Menschen von Institutionen wie Wissenschaft und Hochschulbildung entfremdet fühlen, schreibt Science-Chefredakteur Holden Thorp. Thorp, einst „begeisterter Teilnehmer“ an „lebhaften und oft konfrontativen Wortgefechten“ zur Verteidigung der Wissenschaft in sozialen Medien und im Fernsehen, hält diese Plattformen heute für „nicht förderlich für die Vertrauensbildung“. Um sich gegen diejenigen zu verteidigen, die die Wahrheit aus politischen Gründen untergraben wollen, argumentiert er, dass die wissenschaftliche Gemeinschaft „aufgeschlossener und zugänglicher sein und zeigen muss, dass Wissenschaftler ihre Ideen tatsächlich aktualisieren, wenn neue Daten auftauchen, und Menschen und das öffentliche Interesse über Geld und Status der Mächtigen stellen muss“.

Quelle: https://www.leru.org/publications/communicating-with-integrity-supporting-researchers-with-best-practice-in-communication

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COP29: Wissenschaftler:innen sind besorgt über den Beitrag der USA unter Trump

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Durch den Klimawandel angeheizte extreme Stürme haben 2024 weltweit verheerende Schäden angerichtet. Die durchschnittliche Jahrestemperatur auf der Erde könnte dieses Jahr erstmals 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau liegen .

Bei der 29. UN-Klimakonferenz der Vertragsparteien (COP29), kommen Vertreter aus fast 200 Ländern zusammen, um über Finanzhilfen für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu diskutieren, die durch die globale Erwärmung gefährdet sind. Die Aushandlung eines starken Abkommens ohne die USA – die weltgrößte Volkswirtschaft und der zweitgrößte Treibhausgasemittent – werde „sehr schwierig“, sagt Niklas Höhne, Experte für Klimapolitik und Mitbegründer des NewClimate Institute in Köln.

Als Trump 2017 das letzte Mal im Weißen Haus war, zog er die Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 zurück – was Biden zwei Monate später rückgängig machte. Es wird erwartet, dass der designierte US-Präsident nach seinem Amtsantritt im nächsten Jahr dasselbe tut. Beobachtern zufolge ist der Schaden in vielerlei Hinsicht bereits angerichtet. Trumps Wahl bedeutet, dass die USA ihr unter Biden gegebenes Versprechen, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 50 Prozent unter das Niveau von 2005 zu senken, wahrscheinlich nicht einhalten werden. Dies könnte anderen Ländern politische Rückendeckung geben, ihre Bemühungen im Rahmen des Abkommens zurückzufahren, sagt Joanna Lewis, die das Programm für Wissenschaft, Technologie und internationale Angelegenheiten an der Georgetown University in Washington DC leitet.

Ein Ausstieg der USA könnte auch die Klimafinanzierung, das Hauptthema des Gipfels in Baku, in Schwierigkeiten bringen . Die USA haben ihre unter Biden eingegangene Verpflichtung bereits nicht erfüllt, die internationale Hilfe für Entwicklungsländer auf 11,4 Milliarden US-Dollar jährlich zu erhöhen, um ihnen bei der Anpassung an den Klimawandel und beim Verzicht auf eine Industrialisierung zu helfen, die mit starker Umweltverschmutzung einhergeht. Der US-Kongress hat in diesem Jahr lediglich eine Milliarde Dollar bewilligt.

Die Industrieländer, die für den Großteil der Treibhausgasemissionen in der Geschichte verantwortlich sind, haben sich im Rahmen des UN-Klimarahmens verpflichtet, den Entwicklungsländern mit Klimafinanzierungen zu helfen. 2009 haben sie diese Verpflichtung auf einen Dollarbetrag beziffert: 100 Milliarden Dollar jährlich.

Nach einigen Maßstäben haben sie dieses Ziel erreicht, wenn auch mit zwei Jahren Verspätung. Doch Forscher sagen, dass jetzt noch viel mehr nötig ist. Die Verhandlungen auf dem Gipfel, die diese Woche beginnen, werden ein „neues kollektives, quantifiziertes Klimafinanzierungsziel“ festlegen. Welche Länder zahlen werden, wie viel und wohin die Mittel fließen werden, wird in Baku diskutiert.

Wie viel Geld die Entwicklungsländer für die Anpassung brauchen, darüber gibt es unterschiedliche Schätzungen. Die Verhandlungen werden voraussichtlich bei etwa 1.000 Milliarden Dollar jährlich beginnen, sagt Melanie Robinson, Klimadirektorin beim World Resources Institute, einer gemeinnützigen Forschungsorganisation mit Sitz in Washington DC. Andere schätzen den Bedarf auf 2.4000 Milliarden USD jährlich bis 2030ö

Auf dem Gipfel werden Methoden diskutiert, mit denen nachverfolgt werden kann, wie viel Geld wohlhabende Länder an LMICs zahlen. Transparenz ist eine Herausforderung, da es keine breite Einigung darüber gibt, was „Klimafinanzierung“ ist, sagt Romain Weikmans, ein Forscher, der das Thema an der Freien Universität Brüssel in Belgien untersucht.

Als Beispiel nennt Weikmans: Ein Land nützt Gelder aus einem reichen Land nutzen, um eine neue Schule mit Solarmodulen zu bauen, sagt Weikmans. Darf das reiche Land die gesamten Kosten der Schule oder nur die Solarmodule als Klimainvestition angeben? Weikmans hofft, dass das neue Ziel so formuliert wird, dass eine eindeutige Verrechnung möglich wird.

Wohlhabende Länder haben im vergangenen Jahr rund 700 Millionen Dollar für einen neuen Fonds zur Deckung von Verlusten und Schäden zugesagt. Doch dies „verblasst im Vergleich zu den 580 Milliarden Dollar an klimabedingten Schäden, die den Entwicklungsländern bis 2030 drohen“, sagt Melanie Robinson, Klimadirektorin beim World Resources Institute.

Eine Botschaft, die Wissenschaftler den politischen Entscheidungsträgern auf der COP29 übermitteln, ist, dass sich das Klima schneller ändert und die Risiken schneller zunehmen als noch vor ein paar Jahren.

„In diesem Jahr haben wir schwere Wetterereignisse, Dürren, extreme Hitze, Überschwemmungen und Wirbelstürme von nie dagewesenem Ausmaß erlebt, und diese Auswirkungen werden nicht verschwinden – selbst im besten Szenario“, sagt Höhne. Da die Welt auf eine unerträgliche Zukunft zusteuert, müssen die Staats- und Regierungschefs bei der COP29 in den „Notfallmodus“ umschalten, fügt er hinzu.

Quelle: Nature, 11.11.2024: https://doi.org/10.1038/d41586-024-03706-6

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S-Link-Ablehnung: Scientists for Future plädieren für rasche Umsetzung von nachhaltigen Verkehrslösungen in Salzburg

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(Salzburg, 12.11.2024) Trotz intensiver Pro-S-Link-Werbung wurde das Projekt mehrheitlich abgelehnt. Nun geht es darum, von Stadt und Land Salzburg gemeinsam neue Lösungen zu finden. In einer von der Stadt Salzburg beauftragten „Schweizer Studie“  steht Vieles zu O-Bus und Regionalbus, sie ist in den Salzburger Nahverkehrsplan  eingeflossen. Schnelle Maßnahmen bietet das Parteiübereinkommen Stadt Salzburg (Verkehr und Mobilität ab S.10), weiters die derzeit aktualisierte Radverkehrsstrategie Salzburg  sowie der Masterplan Gehen Salzburg.

Zeitgleich zum weiteren Ausbau des Öffentlichen Verkehrs ist eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs in der Stadt notwendig. Nur gemeinsam können diese Maßnahmen dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen, die Aufenthalts- und Wohnqualität für BewohnerInnen zu erhöhen und die individuelle Gesundheit zu fördern“, so Sprecher Jens Blechert. Von besonderer Wichtigkeit sei es, dass Stadt- und Landesregierungen einen glaubhaften CO2-Reduktionspfad bis 2030 auf ca. 2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente formulieren.

Es sei in der verkehrswissenschaftlichen Literatur belegt, dass Mobilitätsverhaltensänderung nicht ausschließlich durch Attraktivierungsmaßnahmen induziert werden, kann sondern besser in Kombination mit MIV-reduzierenden Maßnahmen (ein ”Tausch” alter Mobilitätsmuster gegen Neue).

Als Beispielmaßnamen werden angeführt: Verbesserte Sicherheit für Zu Fuß Gehende und Fahrradfahrende durch baulich getrennte Fahrstreifen bzw. durch ein generelles Tempolimit von 30 km/h, durch den Ausbau des Fahrrad-Straßennetzes, die Reduzierung der Parkflächen im innerstädtischen Bereich, Ausdehnung Parkgebührenzonen, Erhöhung der E-Bus-Frequenz und Ausbau des E-Bus Netzes.

Vorteile dieser Maßnahmen seien nicht nur Klimaschutzverbesserungen, sondern auch lokale Verbesserungen: „So steigt durch verbesserte Luft und geringere Lärmbelastung die Wohn- und Lebensqualität. Durch Tempolimits und Verringerung des motorisierten Individualverkehr sinkt die Unfallhäufigkeit und steigt in Folge die Bereitschaft mit Kindern Fahrrad zu fahren bzw. das Sicherheitsgefühl. Eine weitere Folge wäre ein Attraktivitätsgewinn bzw. die Nutzbarmachung von Anrainerimmobilien an bisher stark frequentierten Straßenzügen. Daneben steigert der Fahrradverkehr die Herz-Kreislaufgesundheit der Bevölkerung, wirkt präventiv gegen viele Krankheiten und steigt die Zahl sozialer Kontakte im öffentlichen Raum.“

In ihren Möglichkeiten stehen MItglieder von Scientists for Future gerne beratend zur Verfügung.

Univ.Prof. Jens Blechert (Sprecher)
Mag. Hans Holzinger (Koordinator)
0699.11370178

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Der Aral-See ist schon fast verschwunden

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Der Aralsee war einst der viertgrößte Salzwassersee der Welt und erstreckte sich über Teile von Kasachstan und Usbekistan. Bis 2011 hatte das Meer 85 Prozent seiner Oberfläche verloren. Nun drohen auch zwei Flüsse, die Wasser aus den Bergen ins Meer leiten, auszutrocknen und deutlich weniger Wasser zu liefern. Der Region drohen Dürre, Wüstenbildung und ein im Vergleich zum Rest der Welt beschleunigter Klimawandel, und sie könnte unbewohnbar werden.
Eine ausgezeichnete Fotodokumentation von National Public Radio: https://apps.npr.org/aral-sea-shrinking-map/

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State of the Climate: Wir steuern immer noch auf 2,7°C zu

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Der jährliche Report State of the Climate untersucht 35 Vitalparameter des Planeten. Laut dem jüngsten Report haben im letzten Jahr 25 davon Rekordhöhen erreicht – in Richtung zum Schlechteren. Hier nur eine Übersicht über die wichtigsten Zahlen:

Die durchschnittliche menschliche Fruchtbarkeit ist zwar im Jahr 2023 etwas gesunken, aber die Weltbevölkerung ist um 200.000 pro Tag gestiegen, die Zahl der Wiederkäuer pro Tag um 170.000. Die Fleischproduktion pro Kopf ist weiter im Steigen, ebenso das globale GDP.

Der Verbrauch von fossilen Brennstoffen ist um 1,5 % gestiegen, davon Kohle um 1,6 % und Öl um 2,5 %. Erneuerbare Energien wachsen schneller − 2023 um 15 % . Aber es ist nicht so, dass Erneuerbare bereits einen Teil der Fossilen ersetzen würden. Nur ein Teil des zusätzlichen Energieverbrauchs wird durch Erneuerbare abgedeckt.

Der weltweite Verlust an Baumbestand stieg von 22,8 Megahektar (Mha) pro Jahr auf 28,3 Mha. Zum Teil sind Waldbrände die Ursache. 2023 kam es zu einem dramatischen Rückgang der Kohlenstoffsenke an Land. Positiv ist, dass die Entwaldungsrate im brasilianischen Amazonasgebiet weiter zurückgegangen ist, von 1,16 Mha auf 0,9 Mha.

Die jährlichen energiebezogenen Emissionen stiegen 2023 um 2,1 % und liegen nun erstmals über 40 Gigatonnen Kohlendioxidäquivalenten. Größte Emittenten sind China, USA und Indien. Die Emissionen von Aerosolschadstoffen haben abgenommen, was die Luftqualität verbessert, aber den kühlenden Effekt von Aerosolen verringert. Die Wachstumsrate der Methanemissionen hat sich beschleunigt, ebenso die von Lachgas.

Die Oberflächentemperatur hat einen Rekordwert erreicht, 2024 wird voraussichtlich eines der heißesten Jahre sein. Jede globale Erwärmung um 0,1°C setzt zusätzliche 100 Millionen Menschen (oder mehr) beispiellos hohen Durchschnittstemperaturen aus

Der Versauerungsgrad der Ozeane und auch ihr Wärmegehalt haben Rekordwerte erreicht, was zu Hitzewellen und zu einem Massensterben von Meerestieren geführt hat. Der durchschnittliche Meeresspiegel liegt auf einem Rekordhoch und die neuesten Daten deuten darauf hin, dass die Eismasse Grönlands, die Eismasse der Antarktis und die durchschnittliche Gletscherdicke allesamt auf einem Rekordtief liegen.

Die zunehmenden Hitze- und Niederschlagsextreme liegen mittlerweile weit außerhalb des historischen Klimas. Der Klimawandel hat bereits dazu beigetragen, dass Milliarden von Menschen extremer Hitze ausgesetzt sind . Die Zahl der hitzebedingten Todesfälle in den USA ist von 1999 bis 2023 um 117 % gestiegen .

Geoengineering-Forschung hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Dabei handelt es sich um potenziell riskante Techniken, um Sonnenlicht von der Erde weg zu reflektieren und so die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern.

Eine Meinungsumfrage aus dem Jahr 2024 enthüllte die Vorhersagen von Hunderten prominenten Klimaforschern des IPCC, leitenden Autoren und Herausgebern von Gutachten. Aus persönlicher Sicht prognostizieren fast 80 % dieser Wissenschaftler, dass die globale Temperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um mindestens 2,5°C über das vorindustrielle Niveau ansteigen wird . Fast die Hälfte von ihnen prognostiziert einen Anstieg von mindestens 3°C. Lediglich 6 % glauben, dass die international vereinbarte Grenze von 1,5°C erreicht wird.

Mindestens 28 verstärkende Rückkopplungsschleifen wurden identifiziert. Eine besonders besorgniserregende Rückkopplungsschleife ist die Permafrost-Rückkopplungsschleife, bei der steigende Temperaturen das Auftauen des Permafrosts verursachen. Dieser Prozess setzt mehr Kohlendioxid und Methan frei und führt zu weiterer Erwärmung. Bereiche, in denen aktive Forschung zu Klima-Rückkopplungsschleifen stattfindet, umfassen die Wechselwirkungen zwischen Permafrost und Wolken, Gletscherschmelzwasser und Biodiversität. Da Rückkopplungsschleifen noch nicht vollständig in Klimamodelle integriert sind, könnten die aktuellen Pläne zur Emissionsreduzierung nicht ausreichen, um die künftige Erwärmung ausreichend zu begrenzen.

Einige Klima-Rückkopplungsschleifen sind mit Kipppunkten verknüpft und können ohne weiteren menschlichen Einfluss große und irreversible Veränderungen im Erdsystem auslösen. Fünf von sechzehn Klima-Kippelementen überschreiten ihren Kipppunkt wahrscheinlich bei 1,5°C: das grönländische Eisschild, das westantarktische Eisschild, der boreale Permafrost, die Korallenriffe in niedrigen Breiten und das Barentssee-Eis.

Der Klimawandel ist ein eklatantes Symptom eines tieferen systemischen Problems: der ökologischen Überlastung, bei der der menschliche Konsum die Regenerationsfähigkeit der Erde übersteigt . Immer mehr Wissenschaftler beginnen, die Möglichkeit eines gesellschaftlichen Zusammenbruchs zu erforschen . Die Zahl der veröffentlichten Artikel, in denen die Sprache des Klimawandels und des gesellschaftlichen Zusammenbruchs verwendet wird , hat dramatisch zugenommen. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte etwa ein Drittel der Weltbevölkerung außerhalb der menschlichen Klimanische leben und einem erhöhten Risiko von Krankheit und frühem Tod, Hungersnöten und einer Reihe anderer negativer Folgen ausgesetzt sein .

Quelle: https://academic.oup.com/bioscience/advance-article/doi/10.1093/biosci/biae087/7808595

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„Nature“: Trumps Sieg lässt viele Wissenschaftler negative Auswirkungen auf die Wissenschaft fürchten

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Aufgrund von Donald Trumps wissenschaftsfeindlicher Rhetorik und seinen Handlungen in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident machen sich viele Wissenschaftler jetzt, da er für eine zweite Amtszeit gewählt wurde, auf negative Auswirkungen auf die Wissenschaft gefasst. Ihre Sorgen betreffen den Klimawandel, die öffentliche Gesundheit und den Zustand der US-Demokratie. „In meinem langen Leben von 82 Jahren … gab es kaum einen Tag, an dem ich trauriger war“, sagt der Nobelpreisträger und Chemiker Fraser Stoddart, der letztes Jahr die Vereinigten Staaten verließ und jetzt in Hongkong arbeitet. „Ich bin Zeuge von etwas geworden, das meiner Meinung nach extrem schlimm ist, nicht nur für die Vereinigten Staaten, sondern für uns alle auf der Welt.“

Trump hat in der Vergangenheit den Klimawandel als Schwindel bezeichnet und das Land aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen lassen; er hat angekündigt, Robert F. Kennedy Jr., einem Politiker, der die Wirksamkeit von Impfstoffen leugnet, eine „große Rolle“ in seiner Regierung zu geben, und er hat versprochen, es einfacher zu machen, Spezialisten wie Wissenschaftler aus der US-Regierung zu entlassen, die seine politische Agenda ablehnen.

Quelle: https://www.nature.com/articles/d41586-024-03635-4

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Warum „Nature“ sich mit Politik befasst

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Anlässlich der Präsidentschaftswahlen in den USA veröffentlicht die Fachzeitschrift Nature erneut eine dreiteilige Podcast-Serie, in der erklärt wird, „warum wir als Wissenschaftsmagazin und -journal bei Bedarf auch über Politik berichten.“ Die Serie erklärt, wie sich Politik auf das Berufsleben eines Wissenschaftlers auswirkt, die Qualität und Richtung der Forschung beeinflusst und warum Nature sich daher nicht einfach „auf die Wissenschaft beschränken“ kann.

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Das Buch zum 1. Österreichischen Transformationsforum ist erschienen

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Das Buch zum ersten „Österreichischen Transformationsform“ (5.-6. März 2024, Universität für Weiterbildung Krems) ist nun veröffentlicht. Die gedruckte Fassung ist für alle Interessierten über den Buchhandel und direkt beim Verlag erhältlich:

Die digitale Fassung des Buches steht auf der Homepage des Österreichischen Transformationsforums kostenlos zur Verfügung:

Das Buch ist zu einem Kompendium zu den aktuellen, vielfältigen sozial-ökologischen Transformationsprozessen geworden, die derzeit in Österreich in vielen Bereichen stattfinden, und die durch das „Österreichische Transformationsforum“ sichtbar gemacht, vernetz und verstärkt werden solle.

Das Vorbereitungsseminar zum 2. Transformationsforum „Bodenschutz“ findet am 18.11. in Wien im Kardinal-König-Haus statt. Es dient als Vorbereitung zum 2. Transformationsforum (25.-26.2.2025). Zur Anmeldung geht es hier.

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Fortschritt neu denken: Auf dem Weg zur Wachstumsunabhängigkeit

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von Hans Holzinger

Der Wirtschafts- und Sozialgeograf Hans Holzinger über die wirtschaftlichen Herausforderungen in Österreich und die Notwendigkeit einer Wirtschaft, die von Wachstum unabhängig ist und auf einem neuen Wohlstandsverständnis basiert.

Österreichs Wirtschaft schlittert in ihr zweites Rezessionsjahr, so Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr und IHS-Direktor Holger Bonin in einer Pressekonferenz zur Konjunkturprognose 2024 und 2025. Beide Institute erwarten heuer einen Rückgang der realen Wirtschaftsleistung von 0,6 Prozent, bei der Sommerprognose war noch mit 0,0 beziehungsweise 0,3 Prozent plus gerechnet worden. Auch die Zahl der Arbeitslosen werde weiter steigen – und das Budgetdefizit 2024 der Regierung werde über die von der EU vorgegebene Drei-Prozentmarke an der Gesamtwirtschaftsleistung liegen. Vor allem die rückläufige Geschäftsentwicklung in der Industrie und am Bau sowie ein schwacher Konsum werden im laufenden Jahr die Konjunkturentwicklung in Österreich bremsen, so die Wirtschaftsforschungsinstitute.

Irrwege gegen die Abwärtsspirale

Es tritt ein, was in den Wirtschaftswissenschaften als Abwärtsspirale beschrieben wird: Unternehmen investieren aufgrund schlechter Wirtschaftsprognosen weniger, die Bürger und Bürgerinnen halten sich mit Konsumentscheidungen zurück. Der Staat bekommt weniger Steuereinnahmen. Und so fort. Die klassische keynesianische Antwort lautet: Investitionen und Konsum ankurbeln. Die Neoliberalen drängen den Staat zu Ausgabenkürzungen und zu Anreizen, mehr zu arbeiten. In Deutschland wird eine neue Abwrackprämie für jene diskutiert, die den Verbrenner durch ein E-Auto ersetzen, um den E-Mobilitätsmarkt zu beleben und der kränkelnden Automobilindustrie unter die Arme zu greifen. In Österreich fordern Wirtschaftsverbände und manche Parteien, die Attraktivität von Teilzeit mittels Lohneinbußen bzw. durch einen Vollzeitbonus zu verringern. Manche plädieren für erneute Unternehmensspritzen, um die Abwanderung von Produktionsstätten hintanzuhalten und die Verteuerung der Energie abzufedern.

Aus Sicht der Ökologischen Ökonomie führt beides in die Irre. Seit Jahrzehnten wird darauf hingewiesen, dass fossile Energien zu billig sind und dass wir Marktanreize in Gestalt von höheren CO2-Steuern brauchen, um den Umstieg auf Erneuerbare Energie zu beschleunigen. Zudem wird eine Postwachstumsstrategie empfohlen. Im Strombereich sind Sonne und Wind bereits die kostengünstigste Energieform, bei Wasserstoff leider nicht. Zweitens wird darauf verwiesen, dass der private Konsum an Gütern zurückzufahren sei, weil in allen Produkten Energie und Ressourcen stecken, und die Entkopplung des Konsumniveaus vom Ressourcenverbrauch nicht im geforderten Maß gelingt. Das führt drittens zur Forderung, Konzepte für eine Wachstumsunabhängigkeit unserer in Summe bereits sehr starken Volkswirtschaften zu entwickeln.

Qualitätsvolle Versorgung mit Grundgütern

Investitionen in die Energie- und Mobilitätswende mit staatlichen Anreizen zu fördern, ist sinnvoll. Das ist kein verlorenes Geld – im Gegenteil, jeder Euro, den wir durch die Verringerung des Imports an fossilen Energien sparen, ist willkommen und erhöht die inländische Wertschöpfung. Eine generelle Ankurbelung des Konsums ist jedoch kontraproduktiv. Vielmehr ginge es darum, den Fokus auf eine qualitätsvolle Versorgung mit den Grundgütern für alle sicherzustellen: leistbares Wohnen, Lebensmittel hoher Qualität, Zugang zu qualitätsvoller Bildung für alle, zufriedenstellende Gesundheitsdienstleistungen ohne Zwei-Klassenmedizin. Da beißt sich jedoch die Katze in den Schwanz – den all das sind öffentliche Leistungen und diese kosten öffentliches Geld.

Strategien einer wachstumsunabhängigen Wirtschaft setzen daher auf drei Dinge:

  • Vermeidung von Negativkosten, etwa duch Gesundheitsprävention und die Förderung gesunder Lebensstile
  • Neujustierung der Steuersysteme
  • Neue Bilder von Wohlstand

Gesundheitsprävention

Verringerung der Negativkosten etwa durch Gesundheitsprävention und die Förderung gesunder Lebensstile: von einer geänderten Ernährung − wir essen zu süß und salzig sowie zu viel Fleisch − bis hin zu mehr Bewegung. Mehr Alltagswege mit dem Rad oder zu Fuß zurückzulegen, gehört dazu. Motto: Fitnesscenter Arbeitswelt. Auch psychische Gesundheit und Resilienz verringert Krankheitskosten. Der Abbau von zu viel Arbeitsstress sowie von Vereinsamung sind keine hinreichenden, aber notwendige Bedingungen dafür. Erfahrene Selbstwirksamkeit führt übrigens auch zu Resistenz gegenüber vereinfachender Angstmache etwa vor Migration. Länger arbeiten, weil wir länger leben, ist zu enttabuisieren. Negativkosten vermeiden wir aber auch durch wirksame Klimawandelanpassungen – von begrünten Städten gegen die zunehmenden Hitzetage bis hin zu Renaturierungen, die zugleich Hochwasserschutz bieten.

Neujustierung der Steuersysteme

Zweitens braucht es eine Neujustierung der Steuersysteme. Das Ziel von Steuern ist zu steuern. Wenn die Vermögens- und Einkommenskluft immer größer wird, muss der Staat hier gegensteuern. Zu große Reichtumsunterschiede sind demokratiepolitisch und volkswirtschaftlich schädlich – und wir können uns diese auch aus ökologischen Gründen nicht mehr leisten. Laut dem UN-Klimarat sind die zehn Prozent reichsten der Weltbevölkerung für fast die Hälfte der Treibhause verantwortlich. Der Wirtschaftsanthropologe Jason Hickel verweist darauf, dass fast ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung den fünf Prozent Reichsten zufließt. Sein Plädoyer: „Wenn Wachstum ein Ersatz für Verteilung war, dann ist Verteilung auch ein Ersatz für weiteres Wachstum.“ Eine bessere Verteilung des Wirtschaftsprodukts ist auch volkswirtschaftlich sinnvoll: Menschen mit niedrigem Einkommen geben dieses für die Grundversorgung aus und stärken damit die lokale Wirtschaft, Menschen mit höherem Einkommen sparen bei einer generellen Entlastung den verfügbaren Mehrbetrag oder geben diesen für weitere Urlaube im Ausland aus. Klimapolitik braucht daher Sozialpolitik im Sinne von Just Transition.

Vom materiellen Statusdenken zum Wohlbefinden

Drittens geht es – wie bereits angedeutet wurde – um neue Bilder von Wohlstand. Kate Raworth ist Begründerin der Donut-Ökonomie. Sie setzt die ökosystemischen Grenzen in Beziehung zu den menschlichen Grundbedürfnissen wie soziale Sicherheit und Zugang zu Basisleistungen wie Bildung oder Energie. Raworth ist überzeugt:  „Kein Land kann Wohlstand ohne Wachstum erreichen. Aber ebenso kann kein Land ökologische Probleme mit Wachstum lösen.“ Der deutsche Ökonom Rudi Kurz formuliert es ähnlich: „Eine zukunftsfähige Strategie muss den Test der Wachstumsunabhängigkeit bestehen. Nur wenn sie auch ohne Wirtschaftswachstum zur Zielerreichung führt, kann eine Strategie als resilient bezeichnet werden. Neben anders produzieren und konsumieren tritt weniger konsumieren in allen Bedarfsfeldern.“ Kurz spricht von einem Erwartungsmanagement: „Über Jahrzehnte geprägte Erwartungen müssen sich verändern. Die Erfüllung immer neuer Konsumwünsche ist nicht mehr möglich.“ Und auch er plädiert für eine Neuverteilung des nicht mehr wachsenden Kuchens.

Konzepte für Wachstumsunabhängigkeit

Österreich ist eines der reichsten Länder der Erde. Im Gegensatz zur gefühlten Stimmung geht es den meisten Menschen materiell noch immer gut. Nicht nur Österreich, sondern alle Volkswirtschaften mit hoher Wirtschaftsleistung stehen vor der Herausforderung, sich vom Wachstumszwang zu verabschieden. An die Stelle von Wachstum tritt Strukturwandel. Wohlstandszuwächse werden im immateriellen Bereich erreicht – durch mehr Wohlbefinden. Der Fortschritt bekommt eine andere Richtung. Es geht um regeneratives Wirtschaften im Einklang mit den Ökosystemen.

Der von der Uno jährlich herausgegebene Weltglückreport  listet als Kriterien für Zufriedenheit auf: soziale Sicherheit, Vertrauen in sich selbst, ineinander und in den Staat, ein positives Demokratiebild sowie lokales Eingebundensein in Gemeinschaften. Die Rangfolge wird seit Jahren von den skandinavischen Ländern angeführt. Österreich lag zuletzt an 14. Stelle – das heißt, es gibt hier Luft nach oben. Erfolgreiche Wirtschaftspolitik wird auch weiterhin an Zahlen gemessen werden und der Umbau in Richtung Wachstumsunabhängigkeit ist kein Spaziergang, aber er ist möglich. Und er wird uns nicht erspart bleiben: „Slow down by design“ ist allemal besser als „by desaster“.

Mag. Hans Holzinger ist Wirtschafts- und Sozialgeograph und Senior Adviser der Robert-
Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg sowie Mitglied von Scientists for Future.
Soeben ist sein neues Buch „Wirtschaftswende. Transformationsansätze und neue
ökonomische Konzepte im Vergleich
“ bei oekom (München) erschienen.

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Neuer Lehrberuf: Klimagärtner:in

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Der neue Lehrberuf wurde am 15. Oktober an der Berufsschule für Gartenbau und Floristik im 22. Wiener Gemeindebezirk vorgestellt: Klimagärtner:innen begrünen Fassaden und Dächer, errichten Bewässerungsanlagen und kümmern sich um die Versickerungsfähigkeit von Oberflächen. Damit tragen sie vor allem im städtischen Raum dazu bei, kühlende Schattenräume entstehen zu lassen und damit hohe Temperaturen zu verringern, Lärm zu reduzieren und Regenwasser zu speichern.

Klimagärtner:innen wissen:

  • welche Pflanzen zu den klimaangepassten Arten zählen, die zur Biodiversität beitragen und ressourcenschonend sind.
  • wie Raum für Wurzeln unter Straßen, Parkplätzen und Gehwegen entsteht und erweitert werden kann.
  • wie der Kühlungseffekt von Bäumen im städtischen Mikroklima am besten eingesetzt wird.
  • dass das Schwammstadt-Prinzip zur Annäherung an natürliche Wasserkreisläufe beiträgt, wie es die Biodiversität fördert, das Wohlbefinden der Stadtbewohner verbessert und gleichzeitig Ressourcen geschont werden.
  • wie man Pflanzarbeiten mit landschaftsbaulichen Elementen wie Natur- und Kunststeinen, Holz, Glas und Kunststoffen kombiniert. Unter Einsatz von Maschinen werden Grünräume geformt.
  • wie man Kunden betreut und Projekte von der Planung bis zur Fertigstellung umsetzt – ob Gebäudebegrünung, Holzterrassen oder gepflasterte Wege.
  • was Pflanzen brauchen: vom Rückschnitt von Bäumen und Sträuchern über Düngung bis hin zur Rasenpflege.

Sie sind in Betrieben des Gartenbaus sowie in den Bundesgärten, bei Städten und Gemeinden beschäftigt. Klimagärtner:innen arbeiten mit anderen Fachkräften des Gartenbaus, aber auch des Bauwesens und der Technik zusammen.

Die Ausbildungsdauer beträgt drei Jahre und die erste Klasse startet Ende Jänner 2025.

Weitere Informationen unter https://www.zukunftgestalten.wien/?page_id=2373

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