Neue Studie bestätigt die Bedeutung indigener Gebiete für die Abmilderung des Klimawandels in Brasilien

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Die Erhaltung der Tropenwälder durch die Vermeidung von Entwaldung und Waldschädigung ist für die Sicherung der Ökosystemleistungen von entscheidender Bedeutung. Eine neue Studie, die in der Zeitschrift Perspectives in Ecology and Conservation veröffentlicht wurde, unterstreicht, dass brasilianische Schutzgebiete (Conservation Units – CUs) und indigene Gebiete (Indigenous Lands – ILs) die Entwaldung wirksam verhindern konnten und die Klimaregulierung unterstützen. Diese Schutzgebiete sind zunehmenden durch Waldbrände und Dürren in den Biomen Amazonas und Cerrado bedroht.

Der Bundesstaat Mato Grosso erstreckt sich über die zwei Biomen Amazonas und Cerrado, etwa zwei Drittel des Bundesstaates werden vom Amazonas bedeckt, das andere Drittel hingegen vom Cerrado. Der größte Teil des verbleibenden Waldes ist durch Naturschutzgebiete und indigenes Land geschützt, die der Abholzung, den Waldbränden und der Degradierung entgegenwirken.1 Die wachsesende Soja- und Fleischproduktuion im Mato Grosso, die den größten Marktanteil innerhalb Brasiliens stellt, bedroht jedoch diese Biome zunehmend.

Die Studie, welche die Schutzgebiete und das indigene Land in Mato Grosso betrachtet, bewertet diese als ausschlaggebend in der Verlangsamung und Regulierung der Auswirkungen des Klimawandels. Zugleich jedoch zeigt sie auf, dass diese Funktion immer mehr zurück geht: Die Fähigkeit der Schutzgebiete, den Wald intakt zu halten, hat insbesondere am südlichen Rand des Amazonasgebiets, wo die Verschlechterung der Waldqualität mit intensiven Dürren und Waldbränden verbunden ist, bereits deutlich abgenommen.

„Mato Grosso erfährt intensive Veränderungen durch die Ausdehnung von Weideland und Landwirtschaft“, so Hellen Almada, Forscherin am Vale Institute of Technology in Brasilien und Hauptautorin der Studie, gegenüber Mongabay. Anhand verschiedener Datensätze analysiert die Studie, wie sich menschliche und natürliche Störungen auf die Fähigkeit dreier Kategorien – indigener Gebiete (ILs), Schutzgebiete (CUs) und privater Mehrzweckflächen (multiple-use areas/MUs) auswirken, d. h. inwiefern sie deren Eigenschaften Faktoren wie die regionale Temperatur und den atmosphärischen Wasserkreislauf zu regulieren, beeinträchtigen. Dabei werden die Veränderungen der Evapotranspiration, der Oberflächentemperatur und der Oberflächenalbedo über einen Zeitraum von 20 Jahren untersucht und die Autor:innen zeigen, dass Schutzgebiete und indigenes Land stärker zur Klimaregulierung beitragen, als Gebiete mit Mehrfachnutzung oder Land außerhalb von indigenem Land und Schutzgebieten.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Landschaft in Mato Grosso durch die Ausweitung von Weideflächen und Ackerbau, größtenteils für die Fleisch- und Futtermittelproduktion, verändert. Die Autor:innen analysierten Geodaten, die zeigen, dass die einheimische Vegetation in Mato Grosso in den letzten zwei Jahrzehnten um 10 % und damit auf 63 % (2020) zurückgegangen ist. Der größte Teil wurde in Weideland und Ackerbau (insb. Soja) umgewandelt. Davon befinden sich 69 % im Amazonasgebiet und 31 % im Cerrado. Die zunehmende Fragmentierung der Wälder und der globale Temperaturanstieg haben zur Folge, dass die Wälder viel anfälliger für Dürren und Brände sind. So stellten die Autor:innen fest, dass intensive Dürren die verbrannte Fläche in Schutzgebieten und indigenen Gebieten sowohl im Amazonas als auch im Cerrado vergrößerten.

Die Studie zeigt, dass es in den Schutzgebieten (CUs & ILs) dreimal weniger Brände pro Quadratkilometer (pro 0,38 Quadratmeile) gab als in anderen Gebieten des Amazonasgebiets, und dass die Schutzgebiete dazu beitragen, niedrige Temperaturen, eine niedrige Albedo und eine hohe Evapotranspiration aufrechtzuerhalten, selbst bei extremen Dürreperioden. Das zeigt, dass Schutzgebiete nicht nur für den Erhalt der Wälder und der einheimischen Vegetation wichtig sind, sondern auch bei einem weiteren Temperaturanstieg eine noch wichtigere Rolle bei der Regulierung der regionalen Auswirkungen des Klimawandels spielen könnten.

Doch zeigt sich eine größere Brandanfälligkeit von Schutzgebieten, die beispielsweise auf den Temperaturanstieg und die Häufigkeit von Dürreperioden zurückgeführt werden kann. Die Brände widerum können den Energiehaushalt von Schutzgebieten beeinflussen und dergestalt die lokalen und regionalen Auswirkungen des Verlusts der einheimischen Vegetation verstärken und zu dauerhaft geschädigten Zuständen führen: „Dies unterstreicht die entscheidende Bedeutung integrierter Ansätze für Naturschutz und Landnutzung, die sowohl den Klimawandel als auch lokale menschliche Aktivitäten berücksichtigen“, sagte Almada gegenüber Mongabay.

Quellen: https://news.mongabay.com/2024/06/new-study-reaffirms-indigenous-lands-key-to-mitigating-climate-change-in-brazil/ sowie die originale Studie: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2530064424000191

  1. https://news.mongabay.com/2023/06/protected-areas-store-a-years-worth-of-co%E2%82%82-emissions-study-reveals/ ↩︎


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Menschliche Einwirkungen auf Flussökosysteme können die Auswirkungen der Klimakrise verstärken

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Die Auswirkungen multipler menschlicher Einflüsse auf Fließgewässer können die Konzentration von Treibhausgasen in ihren Gewässern erhöhen und damit möglicherweise die schädlichen Auswirkungen der Klimakrise verschärfen, so neue Forschungsergebnisse.

Die unter Leitung der Universität Rey Juan Carlos (URJC) und der Universität von Minho (CBMA) durchgeführte Studie ergab, dass Flüsse, die multiplen menschlichen Einflüssen ausgesetzt sind, doppelt so hohe Konzentrationen an Kohlendioxid und Methan – die beiden wichtigsten Treibhausgase enthalten können. Das Forschungsteam, zu dem auch Wissenschaftler der Universität Barcelona und des Zentrums für Forschung über Ökologie und forstwirtschaftliche Anwendungen (CREAF) gehörten, untersuchte in 50 Bächen in Nordportugal, wie die Konzentration dieser Treibhausgase auf die kombinierten Auswirkungen von Nährstoffen, Erwärmung und niedrigen Sauerstoffkonzentrationen reagiert.

„Obwohl Flüsse von Natur aus höhere Kohlendioxid- und Methankonzentrationen aufweisen, als die Atmosphäre, zeigt diese Studie zum ersten Mal, dass die Kombination multipler Einflüsse die Konzentrationen dieser Gase und möglicherweise ihre Emissionen in die Atmosphäre verschärft“, sagt Cayetano Gutiérrez-Cánovas, Hauptautor der Studie (URJC). „Angesichts der Tatsache, dass viele Flüsse bereits multiplen menschlichen Einflüssen ausgesetzt sind, besteht ein erhebliches Risiko, dass die von ihnen verursachte Umweltzerstörung die Klimakrise weiter verschärft“, so Gutiérrez-Cánovas weiter.

In der Fachzeitschrift Global Change Biology untersuchten die Forscher auch die Rolle des Ausmaßes, in dem diese menschlichen Einflüsse stattfinden, um ein besseres Verständnis für die Mechanismen zu gewinnen, die die Produktion von Treibhausgasen in Flüssen regeln. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Maßstab, in dem die menschlichen Einflüsse auftreten, unterschiedliche Auswirkungen auf die Kohlendioxid- und Methankonzentrationen hat“, erklärt Daniel von Schiller, Mitautor der Studie und außerordentlicher Professor an der UB. „Kohlendioxid ist löslicher als Methan und kann über weite Strecken durch die Flüsse transportiert werden, so dass es von den verschiedenen Auswirkungen im gesamten Einzugsgebiet beeinflusst wird. Unsere Modelle deuten jedoch besonders darauf hin, dass Methan, das sehr leicht aus dem Wasser entweichen und in die Atmosphäre gelangen kann, sowohl auf lokale Einwirkungen als auch auf solche im gesamten Einzugsgebiet reagiert.

Diese Forschung spielt einer wichtige Rolle für die Flussbewirtschaftung. Die derzeitigen Sanierungs- und Abschwächungsstrategien konzentrieren sich häufig auf lokale Maßnahmen und übersehen dabei die Auswirkungen auf der Ebene des gesamten Einzugsgebiets und ihren potenziellen Beitrag zur Klimastabilität. Eines der Hauptanliegen der Flussmanager:innen ist beispielsweise die Verringerung des Nährstoffeintrags in die Gewässer, was dramatische ökologische Folgen haben kann, wie die Situation in der Lagune Mar Menor im Südosten der Iberischen Halbinsel zeigt.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Verringerung der Nährstoffeinträge und die Bekämpfung von Sauerstoffmangel zusätzliche Vorteile bieten könnten, die im Kampf gegen den Klimawandel hilfreich sind“, sagt Cláudia Pascoal, Hauptautorin der Studie und außerordentliche Professorin am CBMA. „Diese Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, Flüsse mit einem ganzheitlichen Ansatz auf Einzugsgebiets-Ebene zu bewirtschaften, nicht nur um die biologische Vielfalt und die Vorteile für die Menschen zu erhalten, sondern auch um die Klimakrise abzumildern.“

Quelle: https://freshwaterblog.net/2024/06/28/human-impacts-on-stream-ecosystems-can-amplify-the-effects-of-the-climate-crisis

Studie: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/gcb.17301



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Wissenschaftler:innen protestieren vor der Zentrale der SPÖ 

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Wien, 25.06.2024: Klimawahljahr 2024 – Wissenschaftler:innen analysierten die Klimapolitik der SPÖ und stellten bei einer Aktion vor der Parteizentrale der SPÖ ein durchwachsenes Zeugnis aus: “Die Klimapolitik hat in der SPÖ unter dem Parteivorsitzenden Andreas Babler an Bedeutung gewonnen. Teile der SPÖ treiben allerdings nach wie vor den Bau neuer Autobahnen voran oder setzen auf Klimaschutz, den niemand merkt – Montag bis Freitag betonieren und am Sonntag renaturieren wird nicht reichen. Wir erwarten uns von der SPÖ mehr Mut und Klarheit in der Klimapolitik”, fasst Reinhard Steurer, Professor für Klimapolitik, zusammen. Dass sich die SPÖ für die Zustimmung zum Renaturierungsgesetz ausgesprochen hat, sei positiv zu beurteilen, erklärt Prof. Sigrid Stagl von der Wirtschaftsuniversität Wien. 

Sicherheitsrisiko Klimakrise

Die ersten Hitzetage und Unwetter bringen die unmittelbaren Gefahren der Klimakrise wieder verstärkt ins Bewusstsein der Bevölkerung und verdeutlichen, dass diese auch für die Menschen in Österreich bei weiterer Erwärmung ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen wird. “So ehrlich müssen wir sein: Klimaschutz ist Menschenschutz” betont Dr. Fabian Schipfer und erinnert: “Allein eine Transformation unseres Mobilitätssystems bringt so viele Vorteile mit sich – darauf sollten wir nicht verzichten.“

Von guten Ansätzen bis Projekten des vorigen Jahrtausends

Klimapolitik habe in der SPÖ unter dem Parteivorsitzenden Andreas Babler an Bedeutung gewonnen. “Während die anderen Großparteien ÖVP und FPÖ beim Klimaschutz Teil des Problems sind, ist es gut und wichtig, dass die SPÖ Teil der Lösung sein will – und beim Beschluss des Renaturierungsgesetzes auch schon war. Allerdings fehlt nach wie vor ein umfassendes Programm, mit dem Klimaziele glaubhaft erreicht werden können. Ein Transformationsfonds, eine Attraktivierung öffentlicher Verkehrsmittel und ein Verbot von Privatjets wird nicht reichen. Besonders dann nicht, wenn Teile der SPÖ nach wie vor den Bau neuer Autobahnen vorantreiben und zudem glauben, man könne Klimaschutz so betreiben, dass niemand etwas davon bemerkt“, erklärt Steurer und fasst zusammen: “Montag bis Freitag betonieren und am Sonntag renaturieren wird nicht reichen. Wir erwarten uns von der SPÖ also mehr Mut und Klarheit in der Klimapolitik, vor allem den Mut, sich von Ideen und Projekten des vorigen Jahrtausends zu verabschieden, ob in der Lobau oder in Schwechat.”

Nachhaltige Mobilitätspolitik ist nachhaltig soziale Politik

Von der Wissenschaft und vielen Vertreter:innen der Zivilgesellschaft werden schon lange Tempolimits gefordert: 100 km/h auf Autobahnen, 80 km/h auf Freilandstraßen und 30 km/h in Ortsgebieten. Dies diene sowohl dem Klimaschutz, als auch dem Menschenschutz durch weniger Feinstaub- sowie Lärmbelastung und weniger Todesfälle im Straßenverkehr. “Für eine Partei, die Teil des ökologischen Transformationsprozesses sein will, sollte es Priorität haben, dies rasch umzusetzen” erklärt Günter Emberger, Professor am Institut für Verkehrswissenschaften der TU Wien und ergänzt: “Wir erwarten von der SPÖ außerdem, schnellstmöglich Maßnahmen zur Erreichung der Kostenwahrheit im Verkehr.” Das beginne damit, Prioritäten und finanzielle Mittel richtig zu setzen. “Damit meinen wir die Abschaffung der Steuerbefreiung von Flugbenzin, die Aufhebung der Dienstwagenprivilegien, eine Ökologisierung der Pendlerpauschale und die Beseitigung weiterer kontraproduktiver staatlicher Subventionen. Ein “Weiter-wie-bisher” im Verkehrssektor asphaltiert ein sozial ungerechtes Mobilitätssystem weiter ein und versiegelt landwirtschaftlich nutzbare Böden – die Grundlage für unsere eigene Nahrungsmittelversorgung”, führt Emberger abschließend aus.



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Mediengespräch vor der SPÖ-Zentrale

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Die Scientists for Future laden zum Mediengespräch vor der SPÖ-Zentrale (Löwelstraße 18, 1010 Wien) am Dienstag, 25. Juni um 8:00 Uhr ein!

In den vergangenen Wochen rückte die unmittelbare Gefahr der Klimakrise durch die ersten heftigen Unwetter wieder verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Diese Bedrohung verlangt mutige und entschlossene Klimapolitik und eine lösungsorientierte gesellschaftliche Debatte. Die österreichische wissenschaftliche Community ist sich ihrer gesellschaftlichen Rolle bewusst und leistet ihren Beitrag im Klimawahljahr durch öffentliche Aktionen und Analysen der Klimapoltik der österreichischen Parteien.

Führende Wissenschaftler:innen diverser Disziplinen analysieren die Klimapolitik der SPÖ, ihre konkreten Ansätze und interne Differenzen sowie ihre Rolle in der österreichischen politischen Debatte.

Vor Ort geben

Prof. Reinhard Steurer, Professor für Klimapolitik an der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien

Prof. Günter Emberger, Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, Institut für Verkehrswissenschaften, TU Wien

Prof. Sigrid Stagl, Professorin für ökologische Ökonomie, WU Wien

Inputs und sind gemeinsam mit anderen Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Forschungseinrichtungen und Universitäten für Fragen bereit. Außerdem sind führende SPÖ-Vertreter:innen für eine wissenschaftsbasierte Debatte vor Ort eingeladen, die auch gerne verfolgt werden kann.



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Neue Studie liefert Überblick über nationale und regionale Verzeichnisse von nichtheimischen Pflanzen in Europa

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Ein beträchtlicher Teil der europäischen Gefäßpflanzen und ihrer Populationen sind nicht heimisch, Ursache hierfür ist der Mensch. Gegenüber früheren Studien, in denen die Zusammensetzung und Struktur der gebietsfremden Flora Europas zusammengefasst wurde, sind neue Verzeichnisse gebietsfremder Pflanzen sowie Aktualisierungen der bestehenden veröffentlicht worden. Nun gibt es eine neue Studie, die einen Überblick über die derzeit verfügbaren Verzeichnisse in Europa liefert, diese vergleicht und die wichtigsten Lücken und Unstimmigkeiten ermittelt.

Die Studie betrachtet 111 nationale oder regionale Verzeichnisse, die bis 2022 für 55 europäische Gebiete, d. h. Länder, ausgewählte Regionen innerhalb von Ländern, große Inseln und Archipele, veröffentlicht wurden. Zum Zweck des Vergleichs wurden in der Studie Taxonomie, Nomenklatur, Aufenthaltsdauer, Kategorien des Invasionsstatus und Herkunft vereinheitlicht. Dergestalt konnten für den europäischen Artenpool 7.335 gebietsfremde Gefäßpflanzenarten identifiziert werden und damit 1.546 Arten mehr als in einer Studie von 2008. Die Studie konnte weiter erheben, dass 33,3 % der gebietsfremden Arten gelegentlich, 36,3 % eingebürgert und 14,4 % in mindestens einem europäischen Gebiet als invasiv zu definieren sind. Bei 5,8 % der Taxa konnte der Invasionsstatus nicht zuverlässig bestimmt werden. Die höchsten Anteile gebietsfremder Arten in Europa stammten aus dem gemäßigten Asien (20,4 %), dem gemäßigten Europa (19,6 %) und dem Mittelmeerraum (19,0 %). Die invasiven Arten stammten überwiegend vom amerikanischen Kontinent (22,9 %) und aus dem gemäßigten Asien (19,7 %). Die Studie fand Lücken und erhebliche Widersprüche nicht nur bei der Anerkennung von Aufenthaltsdauer und Invasionsstatus in verschiedenen Gebieten, sondern auch bei widersprüchlichen Statuszuweisungen für einzelne Arten. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer kritischen Neubewertung des Status der Arten in ganz Europa, vor allem auf der Balkanhalbinsel und in Nordosteuropa. Aktualisierte und standardisierte nationale Checklisten gebietsfremder Arten sind für eine zuverlässige Analyse des Ausmaßes, der Mechanismen und der Auswirkungen von Invasionen sowie für Risikobewertungen und das Management in ganz Europa von entscheidender Bedeutung.

Quelle: Abstract https://www.preslia.cz/article/11566

Die gesamte Studie Kalusová V., Čeplová N., Danihelka J., Večeřa M., Pyšek P., Albert A., Anastasiu P., Biurrun I., Boch S., Cottaz C., Essl F., Kuzemko A., Maslo S., Mifsud S., Protopopova V. V., Shevera M., Sîrbu C., Svenning J.-C., Welk E. & Axmanová I. (2024) Alien plants of Europe: an overview of national and regional inventories. – Preslia 96: 149–182, https://doi.org/10.23855/preslia.2024.149

Zum Download hier: https://www.preslia.cz/article/pdf?id=11566



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Klimabilanz nach einem Jahr Regierungsarbeit: Scientists for Future begrüßen das klare Bekenntnis der Landesregierung zum Masterplan Klima+Energie 2030 – Verkehrsziele mit Pull-Maßnahmen allein aber nicht erreichbar

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Scientists for Future Salzburg (S4F) haben die Landesregierung um ihre Klimabilanz nach einem Jahr im Amt gebeten. Zwei Fragen wurden gestellt:

1. Wie sieht der konkrete geplante Reduktionspfad von Treibhausgas-Emissionen des Landes Salzburg bis 2030 aus? Hat sich dieser gegenüber dem Masterplan Klima+Energie 2030 verändert oder ist der dort vorgestellte Reduktionspfad weiterhin aufrecht?

2. Sollte der Masterplan Klima+Energie 2030 weiterhin als verbindlich von der aktuellen Landesregierung anerkannt werden, welche dort vorgestellten Maßnahmen wurden im ersten Jahr Ihrer Landesregierung umgesetzt? 

Die Antwort von Landeshauptmann Wilfried Haslauer und LHSTv. Marlene Svazek ist grundsätzlich erfreulich. Sie enthält ein definitives Bekenntnis zum Masterplan Klima+Energie 2030: „…die darin vorgegebenen Zielsetzungen sind nach wie vor aufrecht und verbindlich…“, heißt es im Antwortschreiben. Im Regierungsübereinkommen stand hingegen nur: „In diesem Zusammenhang ist es unser erklärtes Ziel, den Masterplan Klima und Energie 2050 in all seinen Facetten (Erzeugung, Effizienz, Einsparung) umzusetzen“.

„Insgesamt sehen die S4F Salzburg die Antwort als klare Zusage, Salzburgs Klimaziele weiterzuverfolgen, und wir werden die kommenden, gesetzten Schritte zur Erreichung der Ziele aufmerksam verfolgen“, so Sprecher Jens Blechert. Kritisch angemerkt wird aber, dass die Reduktionsziele im Bereich Verkehr mit der Attraktivierung des Öffentlichen Verkehrs allein nicht erreichbar sein werden; es brauche hier auch Maßnahmen zur Lenkung und Einschränkung des Individualverkehrs, die Aufhebung des „Lufthunderters“ weise etwa in die falsche Richtung. E-Mobilität löse nicht alle Probleme, da diese ebenfalls material- und platzintensiv sei, es brauche aber mehr Ladestationen.

Im Bereich Energie werden u.a. mehr Maßnahmen zur Energieeinsparung, etwa durch ein ambitioniertes Programm für thermische Sanierung, die obligatorische Nutzung von Dach- und Fassadenflächen für PV-Anlagen, wo dies technisch möglich ist, sowie die stärkere Förderung von Erneuerbare Energiegemeinschaften gefordert. Gefordert wird auch der rasche Austausch der 20.000 noch bestehenden Ölkessel. Die verbindliche Mitarbeit aller Mitglieder der Landesregierung sowie der Gemeinden bei der Umsetzung der Klimaziele wird ebenfalls eingemahnt. Die geplante Wiederaufnahme eines Kurzstreckenflugs Wien-Salzburg sehen die S4F Salzburg kritisch, da es umweltfreundliche Alternativen gäbe.

Das Land listet zahlreiche in Arbeit bzw. bereits umgesetzte Maßnahmen auf

Im Brief werden zahlreiche aktuelle Projekte aufgelistet, etwa die Fertigstellung des Biomasseheizkraftwerk Siezenheim 11, das in Bau befindliche Wasserkraftwerk Stegenwald sowie das in Vorplanung befindliche Wasserkraftwerk Golling. Das Windkraft-Projekt Windsfeld stehe kurz vor Projekteinreichung, bei jenem in Lehmberg laufen Windmessungen. Genannt wird weiters der Start der Evaluierung des Förderwesens im Bereich Energie (Photovoltaik), der Start des Flussdialogs im Rahmen des Salzachplans vom Kraftwerk Urstein bis Kraftwerk Lehen; sowie das Energiekostenunterstützungsgesetz. Im Bereich Adaption wird die Renaturierung und Ausweitung der Saalach in Siezenheim sowie der Salzach Masterplan angeführt. Die genannten Maßnahmen im Bereich Mobilität: Ausgliederung des Verkehrsbereichs aus der Salzburg AG; Rückkehr zum 10 Minuten- Takt beim O-Bus; Zweigleisiger Ausbau der Lokalbahn und Anschaffung neuer Zuggarnituren; Wiederaufbau der Pinzgaubahn; der Ausbau der Bahnstrecke Paß Lueg; Fortführung der erfolgreichen Benzinfrei-Tage; Öffi-Freizeitticket um nur 19 Euro für zwei Erwachsene und bis zu vier Kinder; Implementierung von Mikro-ÖV Projekten. Hingewiesen wird auch darauf, dass seit dem Fahrplanwechsel 2023 zusätzliche 2,6 Mio. Öffi-Kilometer erzielt werden konnten.

MaßnahmeBereich
Fertigstellung Biomasseheizkraftwerk Siezenheim IIEnergie
Wasserkraftwerk Stegenwald (in Bau)Energie
Wasserkraftwerk Golling (in Vorplanung)Energie
Windkraft-Projekt Windsfeld (kurz vor Projekteinreichung), Lehmberg (derzeit Windmessungen)Energie
Start der Evaluierung des Förderwesens im Bereich Energie (Photovoltaik)Energie
Start des Flussdialogs im Rahmen des Salzachplans vom Kraftwerk Urstein bis Kraftwerk LehenAdaption
Beschlussreifer Gesetzesentwurf zur Verfahrensbeschleunigung bei Projekten der erneuerbaren EnergieEnergie
EnergiekostenunterstützungsgesetzEnergie
Renaturierung und Ausweitung der Saalach in SiezenheimAdaption
Salzach MasterplanAdaption
Ausgliederung des Verkehrsbereichs aus der Salzburg AGVerkehr
Rückkehr zum 10 Minuten-Takt beim O-Bus (steht kurz bevor)Verkehr
Zweigleisiger Ausbau der Lokalbahn und Anschaffung neuer Zuggarnituren „auf Schiene“Verkehr
Wiederaufbau der Pinzgaubahn in Umsetzung, der Ausbau der Bahnstrecke Paß Lueg (im Rahmenplan)Verkehr
Fortführung der erfolgreichen Benzinfrei-TageVerkehr
Seit dem Fahrplanwechsel 2023 zusätzliche 2,6 Mio. Öffi-KilometerVerkehr
Öffi-Freizeitticket um nur 19 Euro für zwei Erwachsene und bis zu vier Kinder neu eingeführtVerkehr

Zweifel an der Erreichung der Reduktionsziele im Bereich Verkehr

Laut Masterplan ist im Verkehrsbereich eine Halbierung der Emissionen bis 2030 vorgesehen (Basisjahr 2005). Um das zu erreichen, brauche es nicht nur eine Verbesserung des ÖV-Angebots, sondern auch Beschränkungen für den Individualverkehr, so S4F Salzburg. Die Auflassung des IG-L Tempolimits auf der Autobahn sei jedoch ein Beispiel in die entgegengesetzte Richtung gewesen. Eine Politik, die beinahe ausschließlich auf Pull- Maßnahmen setzt (wie sie auch im Masterplan hauptsächlich vorgesehen sind) wird keine nennenswerten Effekte erzielen, so der Mobilitätsexperte Martin Loidl: „Pull-Maßnahmen funktionieren nur im Zusammenspiel mit Push-Maßnahmen, wie unter anderem eine ausgezeichnete schwedische Studie zeigt“.

Die spannende Frage an die Landesregierung bleibe daher, wie sie die angestrebten Reduktionen im Verkehrsbereich, wo die Hauptlast der Reduktion passieren muss, bewerkstelligen möchte. Denn der S-Link wird, wenn er gebaut wird, vor 2030 nichts zur Zielerreichung beitragen können. E-Mobilität werde zwar nicht alle Probleme lösen, doch der Ausbau der Ladestationen sei wichtig: „Bis 2030 braucht Salzburg laut Zahlen des Umweltbundesamtes mehr als 10-mal so viele öffentliche Ladepunkte wie heute“, so der Politologe Markus Gastinger. Der S-Link, sollte er kommen, würde sich bis 2030 nicht positiv auf die Klimabilanz auswirken, da THG-Einsparungen erst später zu erwarten wären.

Vorschläge von S4F für eine ambitionierte Energiewende

Neben der wirksamen Reduktion der Treibhausgasemissionen im Verkehr sowie den im Schreiben der Landesregierung an die S4F angeführten Energieprojekte hält S4F-Salzburg-Mitglied Franz Kok weitere Maßnahmen zur Erreichung der energiepolitischen Ziele für notwendig:

  • Deutliche Erhöhung der thermischen Sanierungsrate und -intensität bei bestehenden Gebäuden und obligatorische Nutzung von Dach- und Fassadenflächen für PV-Anlagen, wo dies technisch möglich ist;
  • stärkere Berücksichtigung verhaltensbezogener und den Wohnbedarf gewichtender Kriterien bei Sanierungen, etwa durch kostenlose Energiesparberatungsangebote oder die Förderung von Sanierungsbegleitungen;  
  • Ausbau aller Sektoren erneuerbarer Energie, besonders im Bereich Photovoltaik, sowie Inbetriebnahme einiger Windenergie-Projekte und PV-Freiflächenanlagen. Eine Biomassestrategie für Hochlagen könne die klimawandelbedingt steigende Waldgrenze als CO2-Speicher und Rohstofflieferant verfügbar machen..

Ein großes Thema bleibt ebenso der Austausch von Ölkesseln, von denen es in Salzburg bis 2030 ganze 26 Tausend weniger geben soll. „Bis Ende 2022 ist man hier erst bei 3700 angelangt. Mehr als 20 Tausend Ölkessel bleiben also noch auszutauschen. Wünschenswert wären hier wie auch bei allen anderen Maßnahmen von der Landesregierung konkrete Zwischenziele bis zum Ende der Legislaturperiode, also 2028, an denen sich diese Landesregierung dann auch messen lässt“, so Markus Gastinger.

Einbindung aller Mitglieder der Landesregierung und der Gemeinden

Wichtig sei auch die eindeutige Unterstützung der Maßnahmen zur Erreichung der Etappenziele des Masterplans durch alle Mitglieder der Landesregierung und die verbindliche Einbindung der Gemeinden (Stichwort „Salzburger Nachhaltigkeitsvertrag“). Die Nutzung der Salzburg AG als Infrastrukturbetreiber und Investor für notwendige Energiewendevorhaben im Bereich Energiewirtschaft (dezentrale Speicher) und Mobilität (ÖPNV und erneuerbare Mobilität) müsse dafür mit einem neuen Verantwortungsverständnis der Eigentümer und langfristigen Auftrag abgesichert werden. Endverbrauchernahe und marktkonforme neue Formen der privatwirtschaftlichen und auch gemeinnützigen, sozialen und ökologischen Daseinsvorsorge in Gestalt von Erneuerbare Energie-Gemeinschaften und Gemeinschaftsenergieanlagen auf allen Wohn- und Gewerbegebäuden (auch der gemeinnützigen Wohnbauträger und Hausverwaltungen) sollen genutzt werden, um die kostensenkende Wirkung von PV und Windenergie direkt bei privaten und gewerblichen EndverbraucherInnen ankommen zu lassen.

Kritik der BiodiversitätsexpertInnen von S4F an der Beschneidung der Landesumweltanwaltschaft

Zwei Projekte, der „beschlussreife Gesetzesentwurf zur Verfahrensbeschleunigung bei Projekten der erneuerbaren Energie“ sowie das neu geplante Wasserkraftwerk Golling stoßen aber auch auf Kritik von Naturschutzverbänden sowie den Biodiversitätsexpert:innen der S4F Salzburg Andreas Tribsch und Jana Petermann. Mit der Beschneidung des Salzburger Naturschutzgesetzes und der Landesumweltanwaltschaft könnte die Türe für weitere Eingriffe in Ökosysteme ohne Prüfung und ohne Ausgleichsmaßnahmen geöffnet werden. Die ökologischen Folgen des geplanten Wasserkraftwerks in Golling – etwa die Verknappung des Wassers im Bereich des Salzachdurchbruchs – sind vorab zu prüfen.

Im Allgemeinen werden isolierte Klimaschutzmaßnahmen, die nicht gemeinsam und gleichrangig mit dem Biodiversitätsschutz geplant werden, von den Expert:innen sehr kritisch gesehen. Die Klimakrise mit Kompromissen im Naturschutz lösen zu wollen sei eine nicht zeitgemäße Herangehensweise. „Hier braucht es die konkrete Zusammenarbeit zwischen Akteur:innen aus dem Naturschutz, der Wissenschaft, Grundbesitzern und der Landesregierung, um Synergien nutzen und sowohl naturnahe Ökosysteme zu schützen als auch erneuerbare Energien schonend und nachhaltig zu produzieren“, so die Biodiversitätsexpertin Jana Petermann.



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Scientists for Future Österreich begrüßen das Ja der Umweltministerin zur Renaturierungsverordnung

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Die Scientists for Future Österreich begrüßen die Entscheidung von Umweltministerin Leonore Gewessler bei einer möglichen Abstimmung für die EU-Renaturierungsverordnung zu stimmen.

Die EU-Renaturierungsverordnung ist ein Kernstück des europäischen Green Deals: Wiederherstellungsmaßnahmen der Natur stellen dringend notwendige Anpassungsmaßnahmen an die Auswirkungen der Klimakrise dar1. Sie sind eine wichtige Grundlage für die Ernährungssicherheit in Österreich und ein zentrales Elemente der Wirtschaftskraft des Landes2. Während das Nichthandeln bereits jetzt das österreichische Staatsbudget mit mehreren Milliarden Euro pro Jahr belastet3, ist einer Wirkungsanalyse der EU-Kommission zufolge der Nutzen der Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme in Österreich 12-mal höher als deren Kosten4.

Ökosysteme halten sich nicht an Ländergrenzen! Dieses Bewusstsein muss die Politik auf nationaler Ebene wie auf europäischer Ebene anleiten. Nur so kann Europa seine angestrebte Rolle als Vorreiter in Sachen Klimaschutz und Klimaanpassung erfüllen. Nach deutlichen Rückschritten in der Umsetzung des Europäischen Green Deals5 kann nun allein eine qualifizierte Mehrheit im Rat der Europäischen Umweltminister:innen am 17. Juni zur Renaturierungsverordnung dieser Verantwortung gerecht werden.

Die Scientists for Future Österreich unterstützen gemeinsam mit 82% der Österreicher:innen das Ja zur Renaturierungsverordnung6. Wir rufen die EU-Umweltminister:innen auf, am Montag dem Beispiel Österreichs zu folgen und die EU-Renaturierungsverordnung gemeinsam zu verabschieden!

Ein Ja zur EU-Renaturierungsverordnung ist ein Ja zu einem lebenswerten, gemeinsam gestalteten Europa, in dem evidenzbasierte und sozial gerechte Politik für das Wohl der Bürger:innen Sorge trägt!

  1. IPCC, 2023: Climate Change 2023: Synthesis Report. Contribution of  Working Groups I, II and III to the Sixth Assessment Report of the  Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, H. Lee and  J. Romero (eds.)]. IPCC, Geneva, Switzerland, 184 pp., doi:  10.59327/IPCC/AR6-9789291691647 ↩︎
  2. Corporate Leaders Group 2024: „Business Networks‘ Letter on the Nature  Restoration Law“,  https://www.corporateleadersgroup.com/files/clg_europe_led_letter_on_nature_restoration_-_may_2023.pdf ↩︎
  3. WIFO 2024: „Policy Brief: Budgetäre Kosten und Risiken durch  klimapolitisches Nichthandeln und Klimarisiken“,  https://www.wifo.ac.at/publication/49048/ ↩︎
  4. EU 2023: „Impact assessment study to support the development of legally  binding EU nature restoration targets. Final Report“,  https://op.europa.eu/en/publication-detail/-/publication/db3e5d55-310c-11ee-946a-01aa75ed71a1 ↩︎
  5. Society for Conservation Biology et al. 2024: „Expression of Concern by  Scientific associations: Rollback of EU environmental legislation and  policies jeopardises the future of EU  citizens“, https://zenodo.org/records/11493585. ↩︎
  6. https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20240616_OTS0004/neue-umfrage-ueber-80-prozent-fordern-zustimmung-oesterreichs-zum-eu-renaturierungsgesetz ↩︎


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Dringender Appell für ein „Ja“ zur Renaturierungsverordnung

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Die Scientists for Future Österreich und Wissenschaftler:innen ihres Fachkollegiums begrüßen den Vorstoß der Landeshauptleute Peter Kaiser und Michael Ludwig sowie die Bemühungen von Bundesministerin Leonore Gewessler um die EU-Renaturierungsverordnung ausdrücklich.

Wir appellieren dringend, diesen vielversprechenden Weg weiterzugehen und diese Woche gemeinsam ein österreichisches „Ja“ zur Renaturierungsverordnung zu ermöglichen!  

Sie haben damit die Chance, ein Kernanliegen der Bürger:innen in Österreich und der Europäischen Union aufzugreifen, die sich mehrheitlich um den Naturverlust sorgen: Drei Viertel der Bürger:innen fordern verbindliche Ziele zur Wiederherstellung der Natur von der Politik1.

Warum brauchen wir die Verordnung?

  • Wiederherstellungsmaßnahmen schaffen CO2-Senken und stellen (z.B. Im Bereich von Flussrenaturierungen) Anpassungen an die Klimakrise dar2. Wie dringend solche Maßnahmen sind, zeigen die Extremwetterereignisse unter anderem im Burgenland und der Steiermark in den letzten Tagen. 
  • Ernährungssicherheit ist nur möglich, wenn Ökosystemleistungen z.B. durch Bestäuber sichergestellt sind; deshalb ist die Verordnung keine Bedrohung, sondern ein wichtiger Beitrag zur Ernährungssicherheit. Zudem räumt die aktuelle Fassung der Verordnung für den als äußert unwahrscheinlich eingestuften Fall, dass die Ernährungssicherheit gefährdet würde, die Möglichkeit der vorübergehenden Aussetzung der Anwendung der Verordnung ein3.
  • Die Wirtschaft hängt von einer funktionsfähigen Natur ab4. Eine breite Allianz aus Unternehmer:innen hat die EU-Ratspräsidentschaft daher in einem Brief aufgefordert, eine Zustimmung zur Verordnung sicherzustellen5
  • Die Finanzierung von Wiederherstellungsprojekten profitiert in Österreich schon jetzt teilweise von EU-Fonds. Für die jährlichen Kosten der in der Verordnung angestrebten zusätzlichen Wiederherstellung sind neben den – bereits bestehenden – Möglichkeiten durch den Finanzrahmen der EU sowie Förderprogramme, neue Finanzierungen vorgesehen6. Zudem ist einer Wirkungsanalyse der EU-Kommission zufolge der Nutzen der Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme in Österreich 12-mal höher als deren Kosten7. Das Nichthandeln belastet das österreichische Staatsbudget hingegen bereits jetzt mit mehreren Milliarden Euro pro Jahr8
  • Ökosysteme halten sich nicht an Ländergrenzen. Maßnahmen und Gesetze innerhalb Österreichs werden nicht ausreichen, um die Lebensqualität der Menschen in Österreich und der EU zukünftig zu sichern. Die Verordnung soll garantieren, dass alle EU-Mitgliedstaaten ihren Beitrag zu einer gemeinsamen Herausforderung leisten.
  • Europa hat sich immer wieder als Vorreiter in Sachen Klimaschutz und Klimaanpassung präsentiert. Die deutlichen Rückschritte in der Umsetzung des Europäischen Green Deals stellen diese Rolle in Frage9. Die Renaturierungsverordnung würde wesentlich dazu beitragen, unterzeichneten globalen Verträgen gerecht zu werden (UN-Kinderrechtskonvention, Globaler Biodiversitätsrahmen von Kunming-Montreal, Pariser Klimaschutzabkommen). Sie ist eine große Chance für Österreich und die EU, sich international sichtbar für das Wohl von Menschen, Wirtschaft und Natur einzusetzen.

Die Stimmen der Wissenschaftler:innen des Fachkollegiums für die Renaturierungsverordnung

Obwohl wir der Erde schon zahlreiche Schäden zugefügt haben, versorgt sie uns (im globalen Norden) noch immer mit allem, was wir brauchen. Genau dies riskieren wir aber in zunehmendem Maße. Die Renaturierungsverordnung bietet die Chance, einen Teil der Schäden rückgängig zu machen, mindestens aber die Situation nicht noch weiter zu verschlimmern. Diese Chance nicht zu ergreifen, wäre fahrlässig und verantwortungslos. Assoc. Prof. Dr. Kirsten von Elverfeldt

Für Menschen, Tiere, Pflanzen und auch für Pilze ist das NRL zukunftsweisend und unbedingt nötig. Der globale Marktwert von Pilzen wird auf 54,57 Billionen USD geschätzt10. Pilze haben also enormen ökonomischen Wert und Einfluss auf die globale Wirtschaft. Die monetäre Bewertung von Pilzprodukten, Pilzen und deren Rolle im Ökosystem sollte daher auch entscheidend für politische Maßnahmen zur Erhaltung und Verwertung dieser am globalen Markt zunehmend präsenten Ressource sind. Der enorme finanzielle Wert von Pilzen untermauert das Argument, dass Landschaften erhalten werden müssen, um die darin enthaltenen natürlichen Ressourcen zu schützen. Bisher wurde nur ein kleiner Teil der Pilze in der Natur entdeckt. Somit sind Milliarden von Dollar an Pilzressourcen noch unentdeckt oder verloren, wenn ihre Lebensräume zerstört werden. Daher ist die Zustimmung zum Nature Restoration Law eine simple Notwendigkeit um eine lebenswerte Zukunft für alle zu sichern. Prof. Mag. Dr. Irmgard Krisai-Greilhuber

Das EU-Renaturierungsgesetz ist eine zentrale Weichenstellung für die Umsetzung naturbasierter Lösungen, welche nicht nur dem Schutz vor klimabedingten Risiken wie Hochwasser dienen, sondern gleichzeitig auch Biodiversität fördern und durch zusätzliche Kohlenstoffspeicherung zur Minderung des Klimawandels beitragen. Nicht die Unterstützung dieses Gesetzes gefährdet Österreichs Lebensgrundlagen, sondern ein weiter wie bisher im sorglosen Umgang mit der Natur. Dr. Thomas Schinko

Die SPÖ hat die einmalige Chance zu zeigen, dass ihr Umwelt- und Klimaschutz auch in der Umsetzung wichtiger ist als der ÖVP. Umweltpolitischer Taktierer bei der EU-Wahl gewesen zu sein wird bei der Nationalratswahl nicht reichen. Assoc. Prof. Mag. Dr. Reinhard Steurer

Für unsere Kinder haben wir keine andere Wahl! Prof. Dr. Michael Wagreich 

So tragisch die aktuellen Hochwasser im Burgenland und der Steiermark für die Betroffenen auch sind, überraschend sind diese Extremwetterereignisse nicht. Die Klimafolgenforschung warnt seit Jahrzehnten vor häufigeren und intensiveren Niederschlägen und deren mitunter lebensbedrohlichen Folgen, benennt die Ursachen und zeigt der Politik konkrete Handlungsoptionen auf1112. Ein Ja zur EU-Renaturierungsverordnung wird der Bevölkerung demonstrieren, wer in Österreich politisch verantwortlich handelt. Das heißt, wer die Klimakrise und die Sorgen der Menschen um eine intakte Natur und ihre Gesundheit ernst nimmt und komplexen Fragen mit Sachverstand begegnet. Mag.rer.nat. Dr. phil. Ulli Weisz

Im Jahr 1777 erschien in der Zeitschrift „Neue Mannigfaltigkeiten“ ein Streitgespräch zwischeneinem Bach und einem Kanal. Der Kanal lobte seine wirtschaftliche Bedeutung, während derBach seine Ökosystemleistungen hervorhebt, wenn er dem Kanal widerspricht: „Die Krümmungen meines Laufs, die du so sehr verachtest, dienen dazu, die Erfrischung meines Wassers über einen größren Theil des Bodens zu verbreiten. […] Denn dein in tiefenSeitenwänden eingeschlossenes oder über Thäler gehobenes Wasser, läuft über, wird unnütze Last der Felder und ist bloß der Sklavenarbeit, vergängliche Güter zu tragen, behülflich; abermein Fluß beschenkt die Wiesen mit unveränderlicher Fruchtbarkeit.“13 Als Umwelthistorikerin finde ich es erstaunlich, wie lange diese Leistungen schon bekannt sind, noch mehr aber verwundert es mich, dass immer noch diskutiert wird, ob wir ein Renaturierungsgesetz brauchen – 247 Jahre Nachdenken über Ökosystemleistungen sollteneigentlich genug sein. Univ.-Prof. (i.R.) Ing. Dr. phil. Dr. h.c. Verena Winiwarter 

Ein Ja zur Renaturierungsverordnung ist ein Ja zu einem lebenswerten Österreich, einemÖsterreich, in demevidenzbasierte und sozial gerechte Politik für das Wohl der Bürger:innen des Landes Sorge trägt ganz im Auftrag der Wähler:innenschaft! 

Die Scientists for Future Österreich gemeinsam mit Wissenschaftler:innen ihres Fachkollegiums:

Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Benedikt Becsi University of Natural Resources and Life Sciences, Vienna; Assoc. Prof. Dr. Kirsten von Elverfeldt; Assoc. Prof. Dr. Karlheinz Erb Director Institute of Social Ecology (SEC) University of Natural Resources and Life Sciences, Vienna; Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Irmgard Krisai-Greilhuber; Dr. Thomas Schinko, Senior Research Scholar and Research Group Leader (Equity & Justice Research Group), International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), Laxenburg, Austria; Dipl.-Ing. Dr. Gunter Sperka ehem. Klimakoordinator des Landes Salzburg; Assoc. Prof. Mag. Dr. Reinhard Steurer University of Natural Resources and Life Sciences, Vienna; Prof. Dr. Michael Wagreich Department of Geology Faculty of Earth Sciences, Geography and Astronomy, University of Vienna; Mag.rer.nat. Dr. phil. Ulli Weisz Univ.-Prof. (i.R.) Ing. Dr. phil. Dr. h.c. Verena Winiwarter.

  1. Savanta 2024: „Citizens’ perceptions on nature and biodiversity in the EU. Survey Results“, https://www.restorenature.eu/File/Citizens-survey-nature-biodiversity-NRL-EU.pdf und WWF 2024: „WWF-Umfrage: Große Mehrheit besorgt über Naturverlust“, https://www.wwf.at/wwf-umfrage-grosse-mehrheit-besorgt-ueber-naturverlust/ ↩︎
  2. IPCC, 2023: Climate Change 2023: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, H. Lee and J. Romero (eds.)]. IPCC, Geneva, Switzerland, 184 pp., doi: 10.59327/IPCC/AR6-9789291691647 ↩︎
  3. Siehe sowohl Punkt (88) der Verordnung als auch Art. 27 zur „Vorübergehenden Aussetzung“. ↩︎
  4. Corporate Leaders Group 2024: „Business Networks‘ Letter on the Nature Restoration Law“, https://www.corporateleadersgroup.com/files/clg_europe_led_letter_on_nature_restoration_-_may_2023.pdf ↩︎
  5. euobserver 2024: „Businesses join forces to call on EU to save nature restoration law“, https://euobserver.com/green-economy/arafdc52df ↩︎
  6. Umweltbundesamt: „Ökonomischer Nutzen“, https://www.umweltbundesamt.at/naturschutz/nature-restoration-regulation/oekonomischer-nutzen ↩︎
  7. EU 2023: „Impact assessment study to support the development of legally binding EU nature restoration targets. Final Report“, https://op.europa.eu/en/publication-detail/-/publication/db3e5d55-310c-11ee-946a-01aa75ed71a1 ↩︎
  8. WIFO 2024: „Policy Brief: Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nichthandeln und Klimarisiken“, https://www.wifo.ac.at/publication/49048/ ↩︎
  9. Society for Conservation Biology et al. 2024: „Expression of Concern by Scientific associations: Rollback of EU environmental legislation and policies jeopardises the future of EU citizens“, https://zenodo.org/records/11493585. ↩︎
  10. Allen Grace T. Niego A.G.T. et al. (2023) The contribution of fungi to the global economy.  Fungal Diversity 121: 95–137. https://doi.org/10.1007/s13225-023-00520-9 ↩︎
  11. IPCC 2023 (wie hier Fussnote 2). ↩︎
  12. Romanello, M. et al. The 2023 report of the Lancet Countdown on health and climate change: the imperative for a health-centred response in a world facing irreversible harms. The Lancet 402, 2346–2394 (2023). DOI:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(23)01859-7. ↩︎
  13. Der Kanal und der Bach. Ein Traum, aus dem Englischen, in: Neue Mannigfaltigkeiten 4 (1777), S. 33–37. ↩︎


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