30 Wissenschaftler:innen protestieren vor der Parteizentrale der NEOS (Protestserie der Scientists for Future)

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Wien, 06.05.2024: Um 8 Uhr versammelten sich 30 Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Universitäten, Forschungseinrichtungen und Disziplinen vor der Parteizentrale der NEOS, um auf das Sicherheitsrisiko Klimakrise aufmerksam zu machen und eine effektive, wissenschaftsbasierte und sozial gerechte Klimapolitik einzufordern. Prof. Sigrid Stagl, Ökonomin an der Wirtschaftsuniversität Wien und Prof. Reinhard Steurer, Professor für Klimapolitik an der BOKU Wien, analysierten die klimapolitische Strategie der NEOS aus dem Blickwinkel ihrer jeweiligen Fachgebiete. “Das Beispiel der LED-Lampe zeigt dies deutlich: Auch Verbote führen zu Innovationen – und sind damit auch ein wichtiger Teil der Lösung in der Klimakrise. Leider ist das bei den NEOS nicht angekommen. Sonst zeichnen sie sich oft durch rationale Ansätze aus”, resümiert Sigrid Stagl.

Klimakrise als Sicherheitsrisiko – Klimaschutz als Chance

Die Folgen der globalen Erwärmung sind weitreichend: von häufigeren und intensiveren Extremwetterereignissen über Ernteverluste, Wasser- und Nahrungsmittelknappheit bis hin zum Verschärfen bestehender Krisen und Konflikte und dem Auslösen von Migrationsbewegungen. Unzureichender Klimaschutz sowie ungenügende Anpassung an unvermeidbare Klimafolgen bedrohen auch in Österreich die Gesundheit, den Lebensstandard und die wirtschaftliche Existenz vieler Menschen. Hitzewellen stellen beispielsweise in Österreich die größte klimawandelbedingte Gesundheitsgefahr dar, die unmittelbar lebensbedrohlich sein kann [1].

Auf dieses Sicherheitsrisiko machen die Scientists for Future mit ihrer Kampagne im Klimawahljahr 2024 aufmerksam. Klimaschutz hingegen ist Zivilisationsschutz mit weitreichenden, positiven Folgen in vielen Lebensbereichen der Menschen. Klimafreundliche Strukturen können Ungleichheiten abbauen und mit sozialstaatlichen Maßnahmen kombiniert werden [2].

Statt “invisible hand” mit “invisible foot” zu geringem ökologischen Fußabdruck

“Märkte werden durch bewusst gesetzte Regeln strukturiert. Die Frage ist daher nicht, ob, sondern wie der Markt reguliert wird”, betont Stagl: “Das hängt davon ab, welche Ziele erreicht werden sollen. Angesichts der Faktenlage muss der Klimaschutz oberste Priorität haben. Nicht zuletzt deshalb, weil die Klimakrise bestehende Krisen verschärft und jene besonders trifft, die am wenigsten dazu beigetragen haben.

Erfreulich sei, dass Österreich mit den NEOS eine liberale Partei rechts der Mitte hat, die sowohl die Klimakrise ernst nimmt als auch grundlegende Lösungsvorschläge anbiete, ergänzt Reinhard Steurer: “Die NEOS sind damit eine wichtige Alternative zur ÖVP, die die Klimakrise leider oft verharmlost und Lösungen blockiert. Kritisch zu sehen ist, dass die NEOS zu sehr auf Marktmechanismen setzen und bei der Notwendigkeit von Ge- und Verboten oftmals blind sind.”

“Die Lösung von Klima- und Umweltproblemen erfordert politischen Gestaltungswillen mit vielfältigen Instrumenten ohne ideologische Scheuklappen. Nur auf Technologie und marktbasierte Instrumente zu setzen, ohne über Ge- und Verbote nachzudenken, macht Klima- und Umweltpolitik weniger wirksam und riskiert soziale Probleme,” ergänzt Stagl. “Würden die NEOS diesen blinden Fleck korrigieren, wären wir unverzichtbaren ordnungsrechtlichen Lösungen, wie zum Beispiel einem Werbeverbot für klimaschädliche Produkte, einen Schritt näher” resümiert Steurer.

[1] APCC (2018). Österreichischer Special Report Gesundheit, Demographie und Klimawandel (ASR18). Austrian Panel on Climate Change (APCC), Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, Österreich, 340 Seiten, ISBN 978-3-7001-8427-0.

[2] APCC (2023). APCC Special Report Strukturen für ein klimafreundliches Leben (APCC SR Klimafreundliches Leben) [Görg, C., V. Madner, A. Muhar, A. Novy, A. Posch, K. Steininger und E. Aigner (Hrsg.)]. Springer Spektrum: Berlin/Heidelberg.

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170 Wissenschaftler:innen fordern Ja der Bundesländer zum EU-Renaturierungsgesetz

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Auf Initiative der Umweltschutzorganisation WWF Österreich fordern 170 Wissenschaftler:innen eine Zustimmung der Bundesländer zum geplanten EU-Renaturierungsgesetz. “Intakte Ökosysteme sind unsere besten Verbündeten und eine Rundum-Lösung für viele Probleme. Daher ist eine Blockade dieses Gesetzes verantwortungslos und gefährlich”, sagt WWF-Programmleiterin Hanna Simons. Derzeit verhindert eine negative Stellungnahme aller Bundesländer ein Ja Österreichs im EU-Umweltrat.

Der Brief wurder unter anderem von dem Ökologen Franz Essl, der Landschaftsökologin Rafaela Schinegger, dem Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, der Umwelthistorikerin Verena Winiwarter und der ehemaligen Leiterin des Sekretariats des UNO-Weltklimarats (IPCC), Renate Christ unterzeichnet. Die Wissenschaftler:innen weisen darauf hin, dass aus wissenschaftlicher Sicht „die Verbesserung und Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme zu den dringlichsten Aufgaben der nächsten Jahrzehnte“ zähle.

„In seiner Gesamtwirkung würde das Gesetz als eine Art Rundum-Lösung auch die langfristige Ernährungssicherheit Europas stärken sowie durch naturbasierte Lösungen (NbS) beispielsweise Siedlungsräume und Agrarflächen vor Hochwasser schützen, weil es an den Wurzeln vieler Probleme ansetzt“ erklären die Wissenschaftler:innen.

Ohne ein Einlenken der Landeshauptleute jedoch, so warnen sie, „droht ausgerechnet Österreich zum politischen Totengräber eines vorbildlichen Ansatzes zu werden, der eine EU-weite Antwort auf die gekoppelte Klima- und Biodiversitätskrise darstellt“.

https://www.wwf.at/eu-renaturierungsgesetz-170-wissenschaftlerinnen-fordern-ja-der-bundeslaender

Brief zum Download

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Großglockner-Hochalpenstraßen-AG: Greenwashing empört Wissenschaftler:innen

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Expert:innen der Fachgruppe für Mobilität der Scientists for Future zeigen sich empört über die jüngsten Aussagen der Großglockner-Hochalpenstraßen-AG, die mit Blick auf Sanierungsmaßnahmen im Bereich der A10 Tauernautobahn in diesem Sommer die Großglockner Hochalpenstraße als „klimaschonende Alternative“ darstellten.

Großglockner-Hochalpenstraße als Transitroute – geht’s noch?

Am 11. April ging die Großglockner-Hochalpenstraßen-AG mit dem Slogan „Staufrei über den Großglockner“ an die Öffentlichkeit (APA-OTS, ORF Kärnten). Anlass sind die für Mai, Juni sowie September und Oktober dieses Jahres geplanten Bauarbeiten auf der A10 Tauernautobahn. In diesen Zeiten soll der Kfz-Verkehr in den beiden Scheiteltunneln jeweils nur durch eine Röhre im Gegenverkehr geführt werden. Für die Betreibergesellschaft der Hochalpenstraße ist das scheinbar ein willkommener Anlass, den Autoverkehr in der Hochgebirgsregion, quer durch Nationalpark und Landschaftsschutzgebiet zu maximieren. Man wirbt damit, dass „diese Strecken im Wesentlichen gleich lang sind“ und „keine zusätzlichen Pfade auslösen“ (O-Ton GROHAG-Vorstand Johannes Hörl).

Fake statt Fakten

Diese Aussagen haben mit Fakten und Realität wenig zu tun: Die Strecke von Bischofshofen bis Spittal/Drau beträgt auf der A10 104 km, über die Glocknerstraße 188 km. Diese Route führt auf 2.500m Höhe in hoch sensibles alpines Gelände. Eine Abkürzung in Richtung Italien über den Plöckenpass ist derzeit nicht möglich. Rechnet man mit 1.000 Autos pro Tag über drei Monate ergibt das über 10 Millionen Fahrkilometer. Daraus ergeben sich über 2.000 Tonnen CO2-Ausstoß, Feinstaubbelastungen und entsprechende Unfallzahlen. Selbst bei einröhrigem Betrieb wird im Vergleich weder die Strecke auf der A10 länger, noch fallen zusätzliche Höhenmeter ins Gewicht. Durch Tempo 60 im Tunnel und bei gutem Fahrverhalten wird sich die Fahrtzeit etwa um 10 Minuten erhöhen. Der Klimabilanz ist die niedrigere Geschwindigkeit jedenfalls zuträglich. Dass es zeitweise zu Staus kommen wird, ist unter diesen Rahmenbedingungen das kleinere Übel. Bequemer und klimaschonender ist freilich der Umstieg auf die Bahn. Aussagen zu den vermeintlichen Klimaschutzmaßnahmen wie Tempo 70 oder neue E-Ladepunkte auf der Glocknerstraße, durch die sich die Klimabilanz um 90 % verbessern soll, können nur als Greenwashing bezeichnet werden. Auf einer Straße, die mit 36 Serpentinen rund 1.500 Höhenmeter überwindet, spielt eine Temporeduktion kaum eine Rolle für die Emissionen. Und auch noch so viele E-Ladestationen können bei einem Verbrenner ein einziges Gramm CO2 einsparen.

„Offensichtlich ist es für eine öffentliche Infrastrukturgesellschaft heute immer noch möglich, aus kommerziellen Motiven klar natur- und klimaschädliche Aktivitäten zu entwickeln und scham- und verantwortungsbefreit flockige Messages zu verbreiten. So liegt denn auch der wahre Skandal an dieser reichlich unlustigen Posse nicht so sehr in der Verdrehung von Tatsachen zugunsten des Geschäftszwecks, sondern darin, dass die Tourismuswirtschaft das Auto nach wie vor als Vehikel der Gewinnmaximierung betrachtet – je höher die Frequenz – desto besser.“ zeigt sich Johannes Fiedler von der Fachgruppe Mobilitätswende schockiert.

Dabei wäre es im Jahr nach einer präzedenzlosen Gletscherschmelze infolge jahrzehntelang ungebremsten CO2-Ausstoßes im Straßenverkehr eigentlich angebracht, über ein neues Betriebsmodell der Großglockner-Hochalpenstraße nachzudenken – ohne individuellen Kfz-Verkehr, mit E-Bussen und E-Rädern. Gerade der Blickauf die dahinschwindenden Überreste der ehemals mächtigen Pasterze würde das dringend nahelegen.

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