„National Nature Assessment“ durch Trump eingestellt. Doch Wissenschaftler:innen arbeiten weiter.

Lesedauer 2 Minuten.   

Mehr als 150 Wissenschaftler:innen und andere Expert:innen haben Tausende von Stunden an dem Bericht „National Nature Assessment“ gearbeitet, der ersten Bewertung der Natur in den Vereinigten Staaten. Doch Präsident Trump beendete das unter der Biden-Regierung begonnene Projekt per Dekret kurz bevor es fertiggestellt war. Am 30. Januar schickte Phil Levin, der Leiter des Projekts, eine offizielle E-Mail an die Mitglieder seines Teams, in der er ihnen mitteilte, dass ihre Arbeit eingestellt worden sei. Doch in einer zweiten E-Mail von seinem privaten Account schrieb er: „Diese Arbeit ist zu wichtig, um sie fallenzulassen. Das Land braucht, was wir produzieren.“

Ziel der Studie war es, zu ermitteln, wie es um die Land- und Wasserverhältnisse sowie die Tierwelt des Landes steht, welche Veränderungen zu erwarten sind und was dies für die Menschen bedeutet.

Derzeit überlegen führende Expert:innen, die an dem Bericht mitgearbeitet haben, wie dieser außerhalb der Regierung fertiggestellt und veröffentlicht werden kann: „Es besteht ein erstaunlich einstimmiger breiter Konsens darüber, dass wir mit der Arbeit fortfahren sollten“, sagte Howard Frumkin, emeritierter Professor für Umweltwissenschaften an der School of Public Health der University of Washington, der ein Kapitel über die Auswirkungen der Natur auf die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden leitete.

Die meisten der 12 Kapitel wurden von Teams aus je etwa einem Dutzend Spezialist:innen geschrieben. Einige von ihnen waren Bundesangestellt, aber die überwiegende Mehrheit der Autoren kam nicht aus dem öffentlichen Dienst, sondern aus der Wissenschaft, von gemeinnützigen Organisationen und aus dem privaten Sektor, und sie stellten ihre Zeit bereits ehrenamtlich zur Verfügung. Die meisten oder alle Teams haben vor, ihre Arbeit fortzusetzen, sagten die Autoren.

Rajat Panwar, Professor für verantwortungsbewusstes und nachhaltiges Wirtschaften an der Oregon State University, der das Kapitel über Natur und Wirtschaft leitete, sagte, das von ihm rekrutierte Team habe die Arbeit als Berufung gesehen und sehe sie immer noch als einen Beitrag zur Lösung eines der dringendsten Probleme seiner Generation, des Verlusts von Natur und Artenvielfalt.

Quelle: New York Times 10.02.2025

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Die Wissenschaft vom Protest

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Die Fachzeitschrift nature widmet ihr aktuelles Feature der Wissenschaft vom Protest: Laut einer globalen Studie hat sich die Zahl der jährlichen Proteste zwischen 2006 und 2020 mehr als verdreifacht, und zwar dank Demonstrationen gegen politische Regime, Ungerechtigkeit, Ungleichheit, Klimawandel und mehr1. „Dieser Anstieg des Aktivismus hat sogar die turbulenten 1960er Jahre in den Schatten gestellt“, sagt Lisa Mueller, die am Macalester College in Saint Paul, Minnesota, soziale Bewegungen erforscht2. „Wir befinden uns wirklich in einer empirisch außergewöhnlichen Zeit globaler Proteste.“

Proteste nehmen zu – aber sind sie auch wirksam, um Veränderungen herbeizuführen? „Die ehrliche Antwort lautet ‚manchmal‘“, sagt Lisa Mueller. Große Proteste scheinen wirksamer zu sein als kleine; gewaltfreie Proteste scheinen stärker zu sein als gewalttätige; Konzentration auf klare Ziele könnte mehr bewirken als diffuse Forderungen. Repression – zum Beispiel durch die Polizei – kann den Protestierenden mehr Unterstützung verschaffen. „Es ist eine spannende Zeit, um Proteste zu erforschen“, sagt Mueller.

Gewaltfreie Kampagnen sind erfolgreicher

In einer bekannten Studie sammelten die US-Politikwissenschaftlerinnen Erica Chenoweth und Maria Stephan Daten über mehr als 300 revolutionäre Kampagnen zwischen 1900 und 20063, etwa solche, die darauf abzielten, einen nationalen Führer zu stürzen. Dazu gehörten gewaltfreie Kampagnen, die Proteste, Streiks, Boykotte und andere Taktiken sowie bewaffnete Bewegungen nutzten. Die gewaltfreien Kampagnen – wie etwa die People Power Revolution auf den Philippinen, die 1986 den Diktator Ferdinand Marcos stürzte – hatten etwa doppelt so hohe Erfolgschancen bei der Herbeiführung eines Regimewechsels wie ihre bewaffneten Gegenstücke, sagt Chenoweth, die an der Harvard Kennedy School in Cambridge, Massachusetts, den zivilen Widerstand erforscht.

Die 3,5-Prozent-Regel

Eine Zahl, die in der Klimabewegung immer wieder auftaucht, ist die „3,5 Prozent-Regel“. Chenoweth zeigte, dass jede Bewegung erfolgreich war, die mindestens 3,5 Prozent der Bevölkerung mobilisierte. Doch diese Zahl kann irreführend sein, warnt Chenoweth. Eine viel größere Zahl von Menschen unterstützt wahrscheinlich eine erfolgreiche Revolution, auch wenn sie nicht sichtbar protestieren. Das ist wichtig zu verstehen, denn manchmal wird die 3,5-Prozent-Regel so interpretiert, dass man nur 3,5 Prozent der Bevölkerung von seiner Sache überzeugen muss, um Veränderung durchzusetzen. Um 3,5 Prozent auf die Straße zu bringen, muss man einen Großteil der Bevölkerung überzeugen.

Klare Ziele, zusammenhängende Forderungen

Aktivisten erreichen eher Zugeständnisse, wenn sie kohärente Forderungen haben, wie Muellers Arbeit zeigt4. Sie verweist beispielsweise auf zwei Proteste ähnlicher Größe, die in London stattfanden. Der erste war die Kampagne Take Back Parliament im Jahr 2010, die mit koordinierten Slogans und Forderungen für eine Wahlreform eintrat. Dieser Grad an Organisation, so Mueller, trug dazu bei, 2011 ein britisches Referendum zu diesem Thema anzustoßen. (Die Wähler lehnten die vorgeschlagenen Reformen ab.)

Das steht im Gegensatz zu Occupy London im Jahr 2011, das Teil der globalen Occupy-Bewegung war. Diese Proteste umfassten weitreichende Forderungen zur Bekämpfung von Ungleichheit, Finanzregulierung, Klimawandel und Unterdrückung und wurden für ihren Mangel an Kohäsion kritisiert. „Wenn Machthaber ein Sammelsurium von Forderungen hören, fällt es ihnen schwer zu interpretieren, was die Gruppe will“, sagt Mueller.

Schaden „Klimakleber“ der Bewegung?

Über die relativen Auswirkungen gewaltfreier, aber störender Taktiken ist weniger bekannt. Aber es gibt Hinweise darauf, dass diese Art von Protest Wirkung zeigen kann. Social Change Lab sammelte in drei Umfragen – bei denen jeweils rund 2.000 Personen befragt wurden – Meinungen vor, während und nach störenden Protesten von Just Stop Oil und Extinction Rebellion im Vereinigten Königreich im April 20225. Die Demonstrant:innen blockierten Öldepots und klebten sich an Regierungsgebäude und Büros von Ölfirmen. Die meisten Befragten lehnten die Aktionen ab, unterstützten aber weiterhin die Klimapolitik und die Ziele von Just Stop Oil, neue Projekte für fossile Brennstoffe zu stoppen. Dies widerspricht der Ansicht, dass störende Aktionen die öffentliche Meinung zu einem Thema verschlechtern können.

Quelle: https://www.nature.com/articles/d41586-024-02082-5


1Ortiz, I., Burke, S., Berrada, M. & Saenz Cortés, H. World Protests: A Study of Key Protest Issues in the 21st Century (Palgrave Macmillan, 2022).

2Mueller, L. Am. J. Polit. Sci. 68, 42–57 (2024)

3Chenoweth, E. & Stephan, M. J. Why Civil Resistance Works: The Strategic Logic of Nonviolent Conflict (Columbia Univ. Press, 2011).

4Mueller, L. Am. J. Polit. Sci. 68, 42–57 (2024).

5Özden, J. & Glover, S. Public Opinion Polling: Just Stop Oil (Social Change Lab, 2022).

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