Der Minimalst-Kompromiss von Baku

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Nach den enttäuschenden Ergebnissen von Baku haben wir drei Expert:innen der Scientists for Future um ihre Einschätzungen gebeten: Renate Christ (Langjährige Leiterin des Sekretariats des Weltklimarats IPCC), Daniel Huppmann, Senior Research Scholar am IIASA (International Institute for Applied System Analysis) in Laxenburg und Karl Steininger, Professor für Klimaökonomie am Wegener Institut der Universität Graz.

Renate Christ:

Renate Christ hält fest, dass die neuen NDCs (Nationally Determined Contributions), die bei der COP30 in Brasilien vorgelegt werden sollen, wohl die letzte Möglichkeit sind, das 1,5°C-Limit auch nur annähernd einzuhalten: „Der UNFCCC Synthesebericht zur Implementierung der derzeitigen NDCs zeigt, dass diese völlig unzureichend sind. Auch wenn alle NDCs umgesetzt würden, wären die globalen Emissionen 2030 nur um 2,6% unter dem Niveau von 2019. Auch der diesjährige UNEP Emissions Gap Report lässt dazu mit klaren Aussagen aufhorchen. Er geht bei einer vollumfänglichen Umsetzung aller NDCs von einer Erwärmung von 2,6°C in diesem Jahrhundert aus, die derzeitigen politischen Maßnahmen würden eine Erwärmung von 3,1°C zur Folge haben. Theoretisch ist es noch möglich, das 1,5°C Limit einzuhalten. ABER – dazu müssen die globalen Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2019 um 42% fallen, für ein 2°C Limit um 28%. Bis 2035, ein Meilenstein, der in auch in den neuen NDCs reflektiert werden soll, bedeutet das 57%, respektive 37% Reduktion. Da die globalen Emissionen in den letzten Jahren jährlich um ca. 1,3% angestiegen sind und 2023 wieder einen neuen Höchstwert erreicht haben, wird das Erreichen dieses Ziels noch schwieriger und erfordert eine jährliche Emissionsreduktion von 7,5% respektive 4%.“

Daniel Huppmann

Laut Daniel Huppmann waren die Erwartungen an die diesjährige Klimakonferenz von vornherein sehr niedrig. Er hält fest: „In Azerbaidschan konnten sich die Verhandlerinnen und Verhandler allerdings nicht über den Minimalst-Kompromiss hinausbewegen. Die 300 Milliarden Dollar an jährlicher Unterstützung für jene Länder, die am stärksten von den Auswirkungen der Erderhitzung betroffen sind, ist zwar am Papier ein Fortschritt. Diese Zusage gilt aber erst ab 2035 und ist weit unter jenen Investitions- und Anpassungskosten, die für eine rasche Emissions-Reduktion und Schutz der Bevölkerung notwendig wären. Zum Vergleich: wir geben etwa 600 Mrd Dollar jährlich für die Subvention fossiler Energie aus. Es ist bedauerlich, dass die internationale Staatengemeinschaft es nicht geschafft hat, eine Verknüpfung von Klima-Finanzierung und Abbau kontra-produktiver Subventionen herzustellen.“ Als besonders enttäuschend bezeichnet Huppmann die Tatsache, dass „die Erdöl-exportierenden Länder und insbesondere Saudi Arabian ein erneutes Commitment zum Ausstieg aus den fossilen Energieträgern Öl, Gas und Kohle verhindert haben. Die erneuerbaren Energieträger sind bereits jetzt kostengünstiger und effizienter als fossile Energie und bieten viele weitere Vorteile wie etwa Reduktion der Luftverschmutzung, aber zu einer raschen Energiewende braucht es zum ‚Kosten-Pull‘ auch einen ‚Policy-Push‘.“

Karl Steininger, Professor für Klimaökonomie am Wegener Institut der Universität Graz

„Auch bei der COP29 zeigte sich: durch die Einstimmigkeitserfordernis ist das UN Format sehr schwerfällig, Beschlüsse sind extrem aufwändig, es wird getrickst (wie diesmal bei beiden Hauptergebnissen: Emissionshandel und Klimafinanzierung) oder es wird vertagt. mgekehrt steht auf der Habenseite die COP als einziger Platz, an dem viele der betroffenen Staaten, kleine Inselstaaten, Staaten aus der Karibik oder Afrika, eine Stimme haben.

Wir werden COPs grundsätzlich weiterhin brauchen, sie wirken selbst in ihrer Unvollkommenheit: Als man 1995 zu verhandeln begonnen hat, ging man von einer Erderwärmung von über 4 Grad aus, mittlerweile sind wir bei 2,7 Grad. Nimmt man die versprochenen Verpflichtungen hinzu, sind es 2 Grad.

Was es dringend braucht ist eine Weiterentwicklung: häufigere Treffen, auch in kleineren Arbeitsgruppen, mit zielgerichteter Auswahl des Gastgeber- und damit Vorsitzlandes. Ein Vorschlag u.a. des ehemaligen UN Generalsekretärs Ban Ki Moon wurde während der COP 29 eingebracht. Es gilt mit einer Weiterentwicklung des Formats aus den Verhandlungen in die Umsetzung zu kommen.

Es gab in Baku eine Reihe von Fortschritten, die nicht im Zentrum der Berichterstattung standen: Reflektierend auch die 13 bereits abgegebenen „Transparency Reports“ (u.a. EU, Deutschland, Japan) wurden „Enhanced Transparency Framework Reporting Tools“ verabschiedet. Für die Anpassung wurden ein Unterstützungsprogramm für die Least Developed Countries beschlossen, für die Unterstützung Indigener Völker ein Arbeitsprogramm.

Vor allem aber auch das Begleitprogramm war ein florierender Platz, um Synergien von Initiativen weltweit zu stärken und weiterzuentwickeln, zunehmend in Bereichen wie der Finanzierung (Regulative zum Greening), oder der Integration von Bewegungen in nationale Klimapolitiken.

Die letztlich von der Präsidentschaft durchgewunkene Verpflichtung der „reichen“ Länder 300 Mrd US$ pro Jahr dem globalen Süden für Emissionsminderung und Anpassung zur Verfügung zu stellen – dies erfolgte ohne Ländern wie Indien die Möglichkeit einer ablehnenden Stellungnahme zu geben – bedeutet kaufkraftbereinigt de facto zwar eine Verdoppelung der bisherigen 100 Mrd US$, die benötigten Summen werden auf zumindest 1 Billion US$ (unabhängige High Level Expert Group) geschätzt, von anderen Gruppen – je nachdem ob dabei auch die in den Ländern selbst aufzubringenden Mittel berücksichtigt sind – auch auf das Fünffache des letztgenannten Wertes. Dafür wurde in Baku nun der Prozess gestartet, die Mittel aus den reichen Ländern – und aus den seit Verabschiedung der Klimarahmenkonvention 1992 reich gewordenen Länder (China, Ölstaaten am Golf) nach wie vor nur freiwillig – zu steigern: in den Kategorien Zuwendung (grants), Finanzierung über Multilaterale Institutionen (wie regionale Entwicklungsbanken) und Private Finanzierung. Auf dem Tisch lagen auch Vorschläge der Aufbringung über Steuern auf fossile Treibstoffe, globale Schifffahrt, Vermögen, oder CO2-intensive Aktivitäten wie Privatjets. Das schwierige Finanzierungsthema lag so umfassend erstmals auf dem Verhandlungstisch. Vermutlich wären Zusagen für jeweils konkretere Verwendungszwecke besser erzielbar. Die Industrieländer waren besorgt, nicht nochmal Versprechen nicht einzuhalten. Die zuletzt zugesagten 100 Mrd US$ pro Jahr wurden erst mit zwei Jahren Verspätung 2022 erreicht, und enthalten nur 20% nicht rückzahlbare Zuschüsse, sonst rückzahlungspflichtige Kredite.

Die reichen Industriestaaten müssten großes Interesse haben, die Reduktion der CO2-Emissionen dort zu finanzieren, wo sie in Zukunft sonst ungebremst steigen würden. Die Forderung der EU, auch Länder wie China oder die Golfstaaten als große Emittenten in die Pflicht zu nehmen und von ihnen einen Beitrag zur Finanzierung zu fordern, ist berechtigt.

Zum Emissionshandel direkt zwischen Ländern (Artikel 6.2 des Pariser Abkommens) und insbesondere für einen allgemeinen Markt (Artikel 6.4) wurden die Voraussetzungen geschaffen, den Markt nun einzurichten. Das Regulativ des für seine Erstellung beauftragten „Subsidiary Body“ wurde ohne Zulassung einer Diskussion vom Plenum „zur Kenntnis genommen“. Nach einem Jahrzehnt der Verhandlungen dazu sind zwar Verbesserungen erreicht worden, etwa in Hinblick auf Vermeidung von Doppelzählungen und Menschenrechtsverletzungen bei Projekten, deren Emissionsreduktion gehandelt werden darf, aber es sind eine Reihe von Fragen noch zu klären, und das Plenum gab dafür eine lange To-do-Liste zur Klärung mit, bevor voraussichtlich Mitte 2025 die ersten Emissionsreduktionsmengen gehandelt werden: Ist das Vergleichsszenario wirklich ein relevantes (oder sind es gar keine zusätzlichen Reduktionen)? Werden genug Abschläge vorgesehen, für CO2-Bindung in jenen Senken, wo es zu Umkehrungen kommen kann, etwa wenn Waldbrände die zunächst erfolgte Bindung des CO2 wieder umkehren? Wird das nicht gesichert, besteht die Gefahr, dass ein fehlerhafter Emissionshandel das gesamte Zielsystem des Pariser Abkommens aushebelt, in dem er Emissionsreduktionen vorgaukelt wo gar keine sind. Das verdeutlicht die während der COP publizierte Analyse des bisher freiwilligen Marktes, in dem weniger als 16% wirkliche Reduktionen erzielt wurden, während weit über 80% nur „hot air“ sind.

Zwei G20 Länder, UK und Brasilien, haben ihre neuen, ambitionierten Emissionsreduktionsziele bekannt gegeben. Das Vereinigte Königreich strebt bis 2035 eine Reduktion von 81% gegenüber 1990 an. Bis Februar 2025 sind alle Länder aufgerufen, nach den bisher bekanntgegeben Zielen für 2030 nun jene für 2035 an die UN zu übermitteln, als Basis für die COP30 in Brasilien.

In allen Kernbereichen, Emissionsreduktion, Emissionshandel und Klimafinanzierung wird sich daher erst weisen, wie erfolgreich der jeweils angestoßene Prozess sein wird – auf der „road to Belem“, dem Austragungsort der COP30.“

Titelfoto: https://president.az/, CC BY | Mídia NINJA , CC BY-NC 4.0

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Ban Ki-moon, Rockström an UN: COP erfüllt ihren Zweck nicht mehr!

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Der ehemalig UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, die ehemalige irische Präsidentin Mary Robinson, die ehemalige UN-Klimachefin Christiana Figueres und der Klimaforscher Johan Rockström haben zusammen mit weiteren führenden Expert:innen für Klimapolitik den COP-Prozess in einem Brief an die UN scharf kritisiert und eine Überarbeitung des Formats künftiger Gipfel – und ihrer Veranstaltungsorte – gefordert. „Es ist jetzt klar, dass die COP ihren Zweck nicht mehr erfüllt. Wir müssen von der Verhandlung zur Umsetzung übergehen“, heißt es in dem Brief.

Die Unterzeichnenden fordern unter anderem strenge Auswahlkriterien für die Präsidentschaft der COP. um Länder auszuschließen, die die Abkehr von fossiler Energie nicht unterstützen.

Da längst klar ist, was getan werden muss, muss die COP statt auf Verhandlungen auf die Umsetzung konkreter Maßnahmen umgestellt werden. Die COP-Treffen müssen in kleinere, häufigere und lösungsorientierte Treffen umgewandelt werden, bei denen die Länder über Fortschritte berichten, gemäß den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Rechenschaft gezogen werden und wichtige Lösungen für Finanzen, Technologie und Gerechtigkeit diskutieren. 

Es braucht Mechanismen,  um die Länder für ihre Klimaziele und -verpflichtungen zur Rechenschaft zu ziehen. 

Ein wachsender Anteil der Klimafinanzierungszusagen wird heute als verzinsliche Darlehen ausgezahlt , was die Schuldenlast der vom Klimawandel betroffenen Länder verschärft. Es braucht standardisierte Definitionen und Kriterien dafür, was als Klimafinanzierung gilt und was nicht.

Die Unterzeichneten drücken ihre Besorgnis aus, dass Klima-COPs die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht ausreichend integrieren oder umsetzen.. Sie fordern ein eigenes ständiges wissenschaftliches Beratungsgremium, das formal Teil der COP-Struktur ist. 

Wenn die Klimakonferenz COP mehr Wirkung erzielen soll, muss sie anerkennen, dass die derzeitige Geschwindigkeit des Naturverlusts (z. B. Süßwasserknappheit, Land- und Bodendegradation, Rückgang der Bestäubung, Meeresverschmutzung) die Stabilität des Planeten beeinträchtigt. Darüber hinaus ist die Stabilität des Planeten, die jetzt ernsthaft gefährdet ist, ohne entschlossene Maßnahmen in Bezug auf Gleichheit, Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung nicht möglich. Die Unterzeichner.innen fordern eine;n Sondergesandte:n für Klima- und Armutspolitik, der:die sicherstellt, dass diese wichtigen Zusammenhänge in den Verhandlungen und Umsetzungsmaßnahmen verankert werden.

Die Tatsache, dass es bei den letzten COPs weit mehr Lobbyist:innenen für fossile Brennstoffe gab als offizielle Vertreter:innen von wissenschaftlichen Institutionen, indigenen Gemeinschaften und gefährdeten Nationen, kritisieren die Unterzeichner:innen als systemisches Ungleichgewicht in der COP-Vertretung. Sie fordern strengere Transparenz- und Offenlegungsregeln.

Quelle: https://www.clubofrome.org/cop-reform-2024/



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Climate Action Tracker Report bei der COP29: Die Aussichten sind nicht besser geworden

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Climate Action Tracker berechnet regelmäßig, welche Auswirkungen auf das zukünftige Klima die veröffentlichten Ziele der Regierungen und die wirklich stattfindenden Maßnahmen voraussichtlich auf das künftige Klima haben werden. Daran, dass sich die Welt auf eine Erwärmung von 2,7°C zubewegt, hat sich nichts geändert.

2024 war ein Jahr, das von minimalen Gesamtfortschritten geprägt war, da es fast keine neuen nationalen Klimaziele oder Netto-Null-Versprechen gab und die Emissionen fossiler Brennstoffe weiter anstiegen, obwohl die Regierungen wiederholt vereinbarten, ihre Ziele für 2030 dringend zu verschärfen und sie mit dem 1,5°-Ziel des Pariser Abkommens in Einklang zu bringen.

„Wir schaffen es eindeutig nicht, die Kurve abzuflachen. Während sich die Welt diesen gefährlichen Klimaschwellen nähert, wird die Notwendigkeit sofortiger, stärkerer Maßnahmen zur Umkehr dieses Trends immer dringender“, sagte die Hauptautorin des Berichts, Sofia Gonzales-Zuniga von Climate Analytics, einer Partnerorganisation des CAT.

Auch für 2,7°C nur eine Wahrscheinlichkeit von 50 %

Sie warnte, dass die derzeitige politische Erwärmung von 2,7°C eine mittlere Schätzung sei, die zu 50 % höher oder niedriger ausfallen könne.

„Aber unser Wissen über das Klimasystem sagt uns, dass unsere Prognose zu 33 % bei 3,0 °C – oder mehr – liegen wird, und zu 10 % bei 3,6 °C oder mehr, was ein absolut katastrophales Erwärmungsniveau wäre“, fügte sie hinzu.

Erneuerbare boomen, aber Subventionen für Fossile sind hoch wie nie

Während erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge rekordverdächtige Fortschritte verzeichnen und die Investitionen inzwischen doppelt so hoch sind wie für fossile Brennstoffe, sind die Subventionen für fossile Brennstoffe auf einem Allzeithoch: Die Finanzierung für Projekte im Bereich fossiler Brennstoffe hat sich zwischen 2021 und 2022 vervierfacht. Das CAT prognostiziert, dass die Emissionen bis zum Ende des Jahrzehnts ihren Höhepunkt erreichen werden, allerdings auf einem viel höheren Niveau als vor drei Jahren.

„Steigende Emissionen bei gleichzeitigem Boom der erneuerbaren Energien sind kein Paradoxon. In den letzten Jahren haben fossile Brennstoffe das Rennen gegen erneuerbare Energien gewonnen, was zu steigenden Emissionen geführt hat. Aber erneuerbare Energien überraschen uns jedes Jahr mit schnellerem Wachstum als erwartet, einem exponentiellen Wachstum, das sie bald fossile Brennstoffe verdrängen lassen wird. Dies ermöglicht einen viel schnelleren Rückgang der Emissionen nach 2030, als wir noch vor drei Jahren dachten“, sagte Prof. Niklas Höhne vom NewClimate Institute, einer Partnerorganisation des CAT.

Wie hoch wäre der Einfluss eines Rückbaus der US-Klimapolitik?

Das CAT hat auch eine erste Berechnung der projizierten Auswirkungen des im Rahmen des Projekts 2025 des designierten US-Präsidenten Donald Trump geplanten Rückbaus der Klimapolitik durchgeführt. (Dazu wurden die Auswirkungen des Projekts 2025 abzüglich der projizierten Auswirkungen des Inflation Reduction Act berechnet. Wenn dies auf die USA beschränkt wäre, könnte dies die Erwärmung im Rahmen des aktuellen CAT-Politikpfads um etwa 0,04 °C erhöhen. Wenn andere Länder sich an den USA ein Beispiel nehmen und ebenfalls ihre Klimapolitik zurückfahren, werden die Auswirkungen natürlich höher sein.

„Natürlich werden wir die vollen Auswirkungen der US-Wahlen erst kennen, wenn der designierte Präsident Trump sein Amt antritt, aber in den USA gibt es derzeit eine Dynamik für saubere Energie, die nur schwer zu stoppen sein wird. Während die Trump-Regierung zweifellos ihr Bestes tun wird, um den Klimaschutz zunichte zu machen, wird die von Präsident Biden geschaffene Dynamik für saubere Energie, die im ganzen Land umgesetzt wird, wahrscheinlich in erheblichem Umfang anhalten“, sagte Bill Hare, CEO von Climate Analytics.

„Die entscheidende Frage ist, ob die Länder zusammenhalten und weiterhin Maßnahmen ergreifen, denn eine Rücknahme der US-Politik durch Trump, so schädlich sie auch sein mag, kann überwunden werden.“

Was sollten Regierungen also tun?

Um die Welt auf Kurs zu bringen, müssen zunächst die größten Emittenten herangezogen werden. Das CAT hat anlässlich der COP29 auch seine empfohlenen Ziele für 2035 veröffentlicht, und zwar für sieben der weltweit größten Emittenten (China, USA, Indien, EU, Indonesien, Japan, Australien) sowie die Troika-Länder (Zusammenschluss der vorigen, gegenwärtigen und kommenden Präsidentschaften VAE, Aserbaidschan und Brasilien).

„Die Industrieländer müssen ihre nationalen Maßnahmen weiterhin durch erhebliche finanzielle und sonstige Unterstützung für die Entwicklungsländer ergänzen, um einen angemessenen Beitrag zur Erreichung der 1,5 °C-Grenze zu leisten“, sagte Ana Missirliu vom NewClimate Institute, eine der Autorinnen des Briefings. „Viele Entwicklungsländer können nur mit erheblicher finanzieller und sonstiger Unterstützung ausreichende Klimaschutzmaßnahmen erreichen. Bei der COP29 müssen wir dieses finanzielle Engagement sehen“.

Zusammen waren die sieben großen Emittenten im Jahr 2022 für 61 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Sie müssen internationale Führungsstärke zeigen, um Klimaschutzmaßnahmen voranzutreiben. Die Troika-Länder (VAE, Aserbaidschan und Brasilien), die einen Fahrplan für 1,5 °C veröffentlicht haben, planen alle, mehr fossile Brennstoffe zu fördern: ein gewaltiges Missverhältnis zwischen Worten und Taten. Die zehn Länder produzieren zusammen 63 % der weltweiten Emissionen.

Was wären ehrgeizige Ziele im Einklang mit 1,5 °C?


1.5°C-kompatible Ziele einschließlich Landnutzungsänderungen
LandReduktion bis 2030Reduktion bis 2035Basisjahr
China55%66%2023
USA65%80%2005
Indien (bedingt)*bis zu 25% Steigerungbis zu 5 % Steigerung2005
EUmindestens 68%78%1990
Indonesien (bedingt)*30%52%2019
Japan69%81%2013
Australien62%77%2005
VAE22%43%2019
Azerbaijan64%77%1990
Brasilien70%82%2005

* Abhängig von internationaler Hilfe

Quelle: Presseaussendung des Climate Action Tracker

Vollständiger Report: CAT Global Update 2024

Climate Action Tracker ist eine Zusammenarbeit der Organisationen Climate Analytics und NewClimate Institute

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COP29: Wissenschaftler:innen sind besorgt über den Beitrag der USA unter Trump

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Durch den Klimawandel angeheizte extreme Stürme haben 2024 weltweit verheerende Schäden angerichtet. Die durchschnittliche Jahrestemperatur auf der Erde könnte dieses Jahr erstmals 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau liegen .

Bei der 29. UN-Klimakonferenz der Vertragsparteien (COP29), kommen Vertreter aus fast 200 Ländern zusammen, um über Finanzhilfen für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu diskutieren, die durch die globale Erwärmung gefährdet sind. Die Aushandlung eines starken Abkommens ohne die USA – die weltgrößte Volkswirtschaft und der zweitgrößte Treibhausgasemittent – werde „sehr schwierig“, sagt Niklas Höhne, Experte für Klimapolitik und Mitbegründer des NewClimate Institute in Köln.

Als Trump 2017 das letzte Mal im Weißen Haus war, zog er die Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 zurück – was Biden zwei Monate später rückgängig machte. Es wird erwartet, dass der designierte US-Präsident nach seinem Amtsantritt im nächsten Jahr dasselbe tut. Beobachtern zufolge ist der Schaden in vielerlei Hinsicht bereits angerichtet. Trumps Wahl bedeutet, dass die USA ihr unter Biden gegebenes Versprechen, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 50 Prozent unter das Niveau von 2005 zu senken, wahrscheinlich nicht einhalten werden. Dies könnte anderen Ländern politische Rückendeckung geben, ihre Bemühungen im Rahmen des Abkommens zurückzufahren, sagt Joanna Lewis, die das Programm für Wissenschaft, Technologie und internationale Angelegenheiten an der Georgetown University in Washington DC leitet.

Ein Ausstieg der USA könnte auch die Klimafinanzierung, das Hauptthema des Gipfels in Baku, in Schwierigkeiten bringen . Die USA haben ihre unter Biden eingegangene Verpflichtung bereits nicht erfüllt, die internationale Hilfe für Entwicklungsländer auf 11,4 Milliarden US-Dollar jährlich zu erhöhen, um ihnen bei der Anpassung an den Klimawandel und beim Verzicht auf eine Industrialisierung zu helfen, die mit starker Umweltverschmutzung einhergeht. Der US-Kongress hat in diesem Jahr lediglich eine Milliarde Dollar bewilligt.

Die Industrieländer, die für den Großteil der Treibhausgasemissionen in der Geschichte verantwortlich sind, haben sich im Rahmen des UN-Klimarahmens verpflichtet, den Entwicklungsländern mit Klimafinanzierungen zu helfen. 2009 haben sie diese Verpflichtung auf einen Dollarbetrag beziffert: 100 Milliarden Dollar jährlich.

Nach einigen Maßstäben haben sie dieses Ziel erreicht, wenn auch mit zwei Jahren Verspätung. Doch Forscher sagen, dass jetzt noch viel mehr nötig ist. Die Verhandlungen auf dem Gipfel, die diese Woche beginnen, werden ein „neues kollektives, quantifiziertes Klimafinanzierungsziel“ festlegen. Welche Länder zahlen werden, wie viel und wohin die Mittel fließen werden, wird in Baku diskutiert.

Wie viel Geld die Entwicklungsländer für die Anpassung brauchen, darüber gibt es unterschiedliche Schätzungen. Die Verhandlungen werden voraussichtlich bei etwa 1.000 Milliarden Dollar jährlich beginnen, sagt Melanie Robinson, Klimadirektorin beim World Resources Institute, einer gemeinnützigen Forschungsorganisation mit Sitz in Washington DC. Andere schätzen den Bedarf auf 2.4000 Milliarden USD jährlich bis 2030ö

Auf dem Gipfel werden Methoden diskutiert, mit denen nachverfolgt werden kann, wie viel Geld wohlhabende Länder an LMICs zahlen. Transparenz ist eine Herausforderung, da es keine breite Einigung darüber gibt, was „Klimafinanzierung“ ist, sagt Romain Weikmans, ein Forscher, der das Thema an der Freien Universität Brüssel in Belgien untersucht.

Als Beispiel nennt Weikmans: Ein Land nützt Gelder aus einem reichen Land nutzen, um eine neue Schule mit Solarmodulen zu bauen, sagt Weikmans. Darf das reiche Land die gesamten Kosten der Schule oder nur die Solarmodule als Klimainvestition angeben? Weikmans hofft, dass das neue Ziel so formuliert wird, dass eine eindeutige Verrechnung möglich wird.

Wohlhabende Länder haben im vergangenen Jahr rund 700 Millionen Dollar für einen neuen Fonds zur Deckung von Verlusten und Schäden zugesagt. Doch dies „verblasst im Vergleich zu den 580 Milliarden Dollar an klimabedingten Schäden, die den Entwicklungsländern bis 2030 drohen“, sagt Melanie Robinson, Klimadirektorin beim World Resources Institute.

Eine Botschaft, die Wissenschaftler den politischen Entscheidungsträgern auf der COP29 übermitteln, ist, dass sich das Klima schneller ändert und die Risiken schneller zunehmen als noch vor ein paar Jahren.

„In diesem Jahr haben wir schwere Wetterereignisse, Dürren, extreme Hitze, Überschwemmungen und Wirbelstürme von nie dagewesenem Ausmaß erlebt, und diese Auswirkungen werden nicht verschwinden – selbst im besten Szenario“, sagt Höhne. Da die Welt auf eine unerträgliche Zukunft zusteuert, müssen die Staats- und Regierungschefs bei der COP29 in den „Notfallmodus“ umschalten, fügt er hinzu.

Quelle: Nature, 11.11.2024: https://doi.org/10.1038/d41586-024-03706-6

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Climate Action Tracker: Klimaschutzmaßnahmen des COP29 Gastgeberlandes Aserbaidschan „kritisch unzureichend“

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Nach der Abschwächung seines aktualisierten nationalen Klimaschutzplans, der gänzlichen Streichung seines Ziels für 2030 und der Ankündigung, die Produktion fossiler Brennstoffe deutlich zu steigern und damit die Methanemissionen zu erhöhen, hat COP29-Gastgeber Aserbaidschan in einer kürzlich veröffentlichten Analyse vom Climate Action Tracker die Bewertung „Kritisch ungenügend“ erhalten .

Prognosen zufolge werden die Emissionen Aserbaidschans bis 2030 weiter um etwa 20 % steigen, und das Land hat sich nicht zu einem Netto-Null-Ziel verpflichtet.

Aserbaidschan gehört zu einer kleinen Gruppe von Ländern, die ihr Klimaziel (NDC) abgeschwächt haben, was im Widerspruch zur Anforderung des Pariser Abkommens steht, dass jedes NDC ehrgeiziger sein muss als sein Vorgänger.

Das Land verdoppelt die Förderung fossiler Brennstoffe und plant, die Förderung fossiler Gase im kommenden Jahrzehnt um mehr als 30 % zu steigern. Aserbaidschans größter Kunde von fossilem Gas ist die Europäische Union.

Auch die energiebedingten Methanemissionen Aserbaidschans nehmen schnell zu; Sie liegen bereits etwa 6 % über dem Niveau von 1990. (siehe IEA-Veranstaltung am Dienstag)

Während die Regierung kürzlich einen Vorstoß zur Entwicklung erneuerbarer Energien unternommen hat, besteht der Hauptzweck dieses Schritts darin, den inländischen Verbrauch von fossilem Gas auf Gasexporte nach Europa umzulegen. Außerdem investiert das Unternehmen in eine riesige neue Gaspipeline und hat kürzlich Verträge mit den internationalen Energieunternehmen British Petroleum und TotalEnergies unterzeichnet.

„Aserbaidschan sieht weder in seinem NDC noch in der COP29-Agenda einen Übergang von fossilen Brennstoffen vor. Dies ist nicht die Art von Führung, die wir in dieser entscheidenden Zeit des Klimaschutzes brauchen, da die Welt zunehmend von katastrophalen, klimabedingten Wetterereignissen heimgesucht wird.“, sagte Ana Missirliu von der CAT-Partnerorganisation NewClimate Institute.

„Während Aserbaidschan über eine riesige erneuerbare Ressource verfügt, die zur Herstellung von grünem Wasserstoff für den Export in die Europäische Union genutzt werden könnte, scheint der Hunger Europas nach fossilem Gas die Hauptrolle zu spielen. Die EU könnte überlegen, wie sie den Übergang Aserbaidschans zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft finanzieren könnte“, sagte Bill Hare, CEO der CAT-Partnerorganisation Climate Analytics.

Report: https://climateactiontracker.org/documents/1255/CAT_2024-09-25_CountryAssessment_Azerbaijan.pdf

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Die Klimakrise ist nicht genderneutral – und auch nicht die Chemie

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„Die Klimakrise ist nicht geschlechtsneutral, und deshalb muss die Politik dies widerspiegeln“, argumentiert die Chemikerin und Gleichstellungsaktivistin Zahra Khan. Im Vorfeld der jährlichen UN-Klimakonferenz COP29 im November erinnert sich Khan in einem Beitrag in der Zeitschrift Chemistry World an ihre Erfahrungen bei der Leitung eines Panels bei der COP28, bei dem es darum ging, wie Genderfragen am besten in Klimastrategien einbezogen werden können.

Cop28 war die erste COP mit einem Tag, der dem Thema Gender gewidmet war. „Doch an diesem Tag waren offensichtlich keine Männer im Raum und es gab eindeutig kein offizielles Treffen auf hoher Ebene“, berichtet Khan.

Forschungsvorhaben aus der Genderperspektive zu betrachten, hilft, Lösungen zu vermeiden, die diejenigen benachteiligen, die bereits marginalisiert sind. „Eine nachhaltige Lösung für den globalen Norden – Elektrofahrzeuge – ist nicht nachhaltig für den globalen Süden, da der Lithiumabbau in den chilenischen Salztonebenen zu Wasserknappheit führt, von der Frauen und indigene Gemeinschaften überproportional betroffen sind. Oder nehmen wir die Abholzung ganzer Dörfer in Indonesien für den Abbau kritischer Materialien und den Abbau seltener Elemente im Kongo – Materialien, die für die Energiewende benötigt werden. Als Chemikerin habe ich an diese Dinge erst gedacht, als ich in dieser Funktion zu arbeiten begann“.

Quelle: Chemistry World, https://www.chemistryworld.com/opinion/observing-cop28-with-a-gender-lens/4019279.article

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