Die Rechnung ist einfach: Für Schwellenländer und Entwicklungsländer sind die Kosten für einen Ausstieg aus Kohle höher als der Nutzen, den sie selber davon haben würden. Sie müssten die Kosten alleine tragen, aber den Nutzen durch weniger Klimaschäden hätten alle Länder. Die reichen Länder würden enorm profitieren, wenn Schwellenländer und Entwicklungsländer keine Kohle mehr verbrennen. Für die reichen Länder lohnt es sich wirtschaftlich, die Länder mit geringem und mittlerem Einkommen bei der Dekarbonisierung und besonders beim Ausstieg aus Kohle zu unterstützen. Denn obwohl die Pro-Kopf-Emissionen in den meisten Schwellen- und Entwicklungsländern nach wie vor viel niedriger sind als in den Industrieländern, verursachen die Schwellen- und Entwicklungsländer inzwischen fast 70 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Bedenkt man allein die Schäden von 300 Milliarden Dollar, die die beiden letzten Hurikkane im Süden der USA verursacht haben, oder die Schäden durch die Flutkatastrophe in Valencia, ist leicht einzusehen, warum die Rechnung für die reichen Länder aufgeht. Die Europäische Union hat ihre Emissionen seit 1990 um 37 % und seit 2022 um 8 % gesenkt, und doch sie ist immer noch mit Klimaschäden konfrontiert, die durch steigende Emissionen anderswo verursacht werden.
Auch wenn die reichen Länder den Schwellen- und Entwicklungsländern nicht rückzahlbare Zuschüsse zur Deckung aller Kosten der Umstellung von Kohle auf erneuerbare Energien zur Verfügung stellen, liegt der wirtschaftliche Nettonutzen für die reichen Länder der Analyse zufolge bei über 100 Prozent.
Eine Analyse der Klimafinanzierungsexpertin Alissa Kleinnijenhuis für Bruegel, eine politische Denkfabrik in Brüssel, zeigt, dass die Vorteile, andere für die Dekarbonisierung zu bezahlen, die Kosten überwiegen, wenn man die vermiedenen zukünftigen Klimaschäden und die Anpassungskosten berücksichtigt. Indem man den Schwellen- und Entwicklungsländern jedes Jahr Hunderte von Milliarden Dollar zahlt, spart man im eigenen Land Billionen.
Um die kohlebedingten Emissionen zu reduzieren, empfiehlt die Analyse, dass die reichen Länder mindestens 220 Milliarden Dollar pro Jahr an öffentlicher Klimafinanzierung bereitstellen (1,1 Billionen Dollar im Zeitraum 2025–2030) und insgesamt 890 Milliarden Dollar jährlich, um die Pariser Ziele zu erreichen (unter der Annahme, dass öffentliche Mittel in Höhe von 25 Prozent den privaten Sektor motivieren können, den Restbetrag bereitzustellen).
Die Länder, die historisch den größten Anteil an der heutigen CO2-Verschmutzung verantworten, haben nicht nur eine moralische Verpflichtung, die Länder, die am wenigsten zur Klimakatastrlophe beigetragen haben, zu unterstützen. Es ist in ihrem eigenen wirtschaftlichen Interesse.
Quelle: https://www.bruegel.org/policy-brief/economic-case-climate-finance-scale
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