Spezielle Bodenbakterien könnten Treibhausgas aus der Landwirtschaft um ein Drittel reduzieren

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Neue Forschungsergebnisse der Norwegischen Universität für Biowissenschaften (NMBU) und des IIASA schlagen vor, Bodenbakterien zu verwenden, um Treibhausgasemissionen aus der Lebensmittelproduktion zu reduzieren.

Stickstoffdüngung führt zu Emissionen des Treibhausgases Distickstoffmonoxid (N₂O) aus landwirtschaftlichen Böden, die einen erheblichen Anteil der gesamten Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft ausmachen. Lange Zeit wurde angenommen, dass diese N₂O-Emissionen unvermeidbar sind.

Ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Norwegischen Universität für Biowissenschaften hat nun eine Methode entdeckt, um diese Emissionen zu reduzieren. Sie haben Bakterien identifiziert, die Distickstoffmonoxid „verbrauchen“ können, wenn es im Boden entsteht, und so verhindern, dass das Gas in die Atmosphäre entweicht. Die Forscher glauben, dass allein diese Methode das Potenzial hat, die landwirtschaftlichen Distickstoffmonoxidemissionen in Europa um ein Drittel zu reduzieren.

Pflanzen brauchen viel Stickstoff, um zu wachsen. Eine produktive Landwirtschaft erfordert daher eine reichliche Versorgung mit Stickstoffdünger. Dies war ein Engpass in der Landwirtschaft, bis Fritz Haber Pionierarbeit für die Technologie zur industriellen Herstellung von Stickstoffdünger aus atmosphärischem Stickstoff leistete. Diese Technologie hat 120 Jahre lang dazu beigetragen, dass die weltweite Nahrungsmittelproduktion mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten konnte.

Allerdings gibt es Mikroorganismen im Boden, die das Treibhausgas N₂O produzieren, und Düngung stimuliert diese Produktion.

„Dieses Treibhausgas hat eine etwa 300-mal stärkere Wirkung als CO₂, und die Landwirtschaft ist für etwa drei Viertel der europäischen N2O-Emissionen verantwortlich“, erklärt Wilfried Winiwarter, einer der Koautoren der Studie und leitender Forscher in der Pollution Management Research Group des IIASA Energy, Climate, and Environment Program.

„Außerdem ist die Landwirtschaft weltweit die Hauptquelle von Lachgas in der Atmosphäre. Lachgasemissionen werden hauptsächlich durch Bodenbakterien reguliert, was Reduzierungsbemühungen aufgrund ihrer schwer fassbaren Natur schwierig macht“, fügt er hinzu.

Forscher der NMBU betreiben seit über 20 Jahren Grundlagenforschung darüber, wie Mikroorganismen im Boden Stickstoff umwandeln. Sie haben unter anderem gründlich untersucht, was passiert, wenn den Mikroben nicht genügend Sauerstoff zur Verfügung steht, ein Zustand, der Hypoxie genannt wird.

Wenn gedüngt wird (und während Regenfällen), werden einige Teile des Bodens hypoxisch. Da die Mikroben dann keinen Sauerstoff mehr haben, sind sie gezwungen, andere Wege zu finden, um Energie zu gewinnen. Viele Mikroben können Nitrat anstelle von Sauerstoff verwenden und durch einen Prozess namens Denitrifikation wandeln sie das Nitrat in andere Gase um. Eines davon ist Lachgas, und auf diese Weise tragen die Mikroorganismen zu Treibhausgasemissionen bei.

Die Forscher haben bedeutende Entdeckungen hinsichtlich der Regulierung dieses Prozesses gemacht und eine einzigartige Methode zur Untersuchung der Denitrifikation entwickelt. Sie verwenden unter anderem Roboterlösungen sowohl im Labor als auch im Feld und haben einen speziellen Roboter entwickelt, der in Echtzeit Messungen der Lachgasemissionen aus dem Boden durchführen kann.

Die Lösung zur Reduzierung der N₂O-Emissionen besteht in der Verwendung einer speziellen Bakterienart, die zwar kein Lachgas produzieren kann, Lachgas jedoch zu harmlosem Stickstoffgas (N₂) reduzieren kann.

„Wenn wir diese Mikroben in organischen Abfällen züchten, die als Dünger verwendet werden, können wir die N₂O-Emissionen reduzieren. Dies könnte eine Lösung für das Problem der N₂O-Emissionen aus der Landwirtschaft bedeuten“, sagt Lars Bakken, Hauptautor der Studie und Professor an der NMBU.

„Aber es war nicht einfach, das richtige Bakterium zu finden. Es muss in organischen Abfällen schnell wachsen, im Boden gut funktionieren und lange genug überleben, um die N₂O-Emissionen während einer gesamten Wachstumsperiode zu reduzieren. Es war auch eine Herausforderung, von der Erprobung im Labor zur Erprobung in der Natur überzugehen und sicherzustellen, dass es die N₂O-Emissionen im Feld tatsächlich reduziert“, fügt Bakken hinzu.

Das Forschungsteam arbeitet nun daran, weitere Bakterien zu finden, die Lachgas verbrauchen, und diese in verschiedenen Arten von organischen Abfällen zu testen, die weltweit als Düngemittel verwendet werden. Das Ziel ist es, eine breite Palette von Bakterien zu finden, die in verschiedenen Bodenarten und mit verschiedenen Düngemittelmischungen funktionieren können.

https://iiasa.ac.at/news/may-2024/new-method-could-significantly-reduce-agricultural-greenhouse-gas-emissions



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Gespräch der S4F Regionalgruppe West mit Ministerin Gewessler: Wird das Renaturierungsgesetz scheitern oder wird es wie die Alpenkonvention ein Papiertiger?

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Die Regionalgruppe West der Scientists for Future hatte am KlimaCamp in Innsbruck ein kurzes aber fruchtbares Treffen mit Frau Ministerin Gewessler. Im Zuge dessen diskutierten sie die wenigen Optionen für ein mögliches Zustandekommen des EU-Renaturierungsgesetzes Das Renaturierungsgesetz ist als Biodiversitätsstrategie ein Kernelement des Europäischen Green Deals

Schweden, Polen, Italien, die Niederlande und – im letzten Moment, auf Betreiben des belgischen Ministerpräsidenten – Ungarn haben angekündigt, dagegen stimmen zu wollen, Österreich, Finnland und Belgien wollen sich enthalten, wodurch das Gesetz nicht die notwendige qualifizierte Mehrheit erreichte. Damit das Gesetz in Kraft treten kann, müssen 15 Mitgliedsstaaten zustimmen, die zugleich auch mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren. Gegenwärtig wird die Zahl der Länder erreicht, das 65-Prozent-Quorum aber knapp verfehlt. Da das Gesetz beim Treffen der ständigen Vertreter beim EU-Rat diese qualifizierte Mehrheit nicht erreicht hat, konnte die Ratspräsidentschaft es nicht an das Treffen der Umweltminister:innen zur formellen Billigung verweisen.

Inzwischen wurde bekannt, dass Österreich die Option hat, das Gesetz via Zustimmung eines Landeshauptmannes bzw. einer Landeshauptfrau zu ratifizieren. Wenn die Länder zu einem Vorhaben eine einheitliche Stellungnahme an den Bund übermitteln, dann ist der Bund bei Verhandlungen und Abstimmungen in der EU an diese Stellungnahme gebunden. Widerspricht aber nur ein einziges Land der Stellungnahme, dann ist die Ministerin frei, nach eigenem Ermessen zu stimmen.

Die Option, das Renaturierungsgesetz mit Hilfe der Alpenkonvention umzusetzen, erwies sich als nicht gangbar. Die Alpenkonvention stellte sich als zahnloser Tiger heraus, blockiert durch die Schweiz und Bayern. Die RG-West wird weiterhin Druck auf die Alpenländer ausüben, In den Alpen sind die Temperaturen in den vergangenen 120 Jahren um knapp zwei Grad Celsius gestiegen – beinahe doppelt so viel wie im globalen Durchschnitt. Und sie sollen noch mehr steigen. Forscher sagen einen Anstieg von weiteren zwei Grad Celsius für die nächsten 40 Jahre voraus.

Die S4F-West hat eine Arbeitsgruppe gegründet, um die Optionen für weiteres Vorgehen zu entwickeln. Sie stehen mit Mitgliedern des Kabinetts von BM Gewessler, dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, Climate Change Center Austria, Club of Rome, WWF und weiteren Organisationen in Verbindung.

Obwohl die S4F-West mit den besten Denkfabriken in Kontakt wäre, erscheint es unmöglich, einen Termin bei einem der Neun Landeshauptleuten zu bekommen.

Daher bitten sie um dringende Unterstützung von den österreichischen Regionalgruppen und den Mitgliedern der S4F. Unsere Schwesterorganisation in Deutschland plant aktuell ein Stellungnahme zu veröffentlichen.

Optionen zur Unterschrift:

https://www.renaturierungsgesetz.at

https://actionnetwork.org/petitions/natur-retten

https://actionnetwork.org/petitions/natur-retten


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Rückgewinnung von fruchtbarem Land im Sahel

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Ein aktuelles Video zeigt ein innovatives Landgewinnungsprojekt innerhalb der Großen Grünen Mauer Afrikas, das das Regenwasser auffängt, die Ernährungssicherheit erhöht und das Ökosystem rehabilitiert. Das Projekt beruht auf dem Wissen von indigenen Völkern weltweit, und wird von der lokalen Bevölkerung mit Unterstützung durch das UN-Welternährungsprogramm durchgeführt. In einem ersten Schritt werden halbmondförmige Gruben in den zementharten Erdboden gehackt und Erdwälle dahinter aufgeschichtet. So wird Regenwasser, das sonst einfach abrinnen würde, aufgefangen und kann in den Boden versickern. In den Halbmonden kann dann z.B. Mais oder Hirse wachsen. In weiteren Schritten können dann Baumreihen gepflanzt werden, rund um die in Mischkultur verschieden Gemüse wachsen können. So wird gleichzeitig das Grundwasser für kommende Generationen aufgefüllt, die Ernährung der Bevölkerung sichergestellt und die Abwanderung junger Männer in die Stadt oder gar in die Gemüseplantagen in Spanien aufgehalten.


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