Das Montreal-Abkommen von 1987 zur Rettung der Ozonschicht hat uns vor einer noch viel schlimmeren Klimakatastrophe bewahrt, als wir sie jetzt erleben. In einer soeben von nature veröffentlichten Studie berechneten die Autor*innen um Paul Young von der Lancaster University, wie die Welt im Jahr 2100 ohne dieses Abkommen aussehen würde. Die Unterzeichnerstaaten verpflichteten sich zur Reduzierung und schließlich zur vollständigen Abschaffung der Emission von chlor- und bromhaltigen Chemikalien (Fluorkohlenwasserstoffe – FCKWs), die Ozon in der Stratosphäre zerstören. Diese obere Ozonschicht schützt die Erde vor übermäßiger UV-Einstrahlung. Diese Strahlung führt beim Menschen in geringerer Dosis zu Sonnenbrand, in starker Dosis verursacht sie Krebs und andere Gesundheitsschäden.
FCKWs sind aber auch starke Treibhausgase. Wären sie weiter im selben Maß in die Atmosphäre gelangt, würden sie die Erde im Jahr 2100 um 1,7°C zusätzlich erwärmen. Doch das ist nicht alles. Das verstärkte UV-Licht hätte auch die Pflanzen auf der Erde massiv geschädigt. Dadurch würden die Pflanzen um 85 Prozent weniger Kohlenstoff binden können. Es würden zwischen 325 und 690 Gigatonnen CO2 zusätzlich in die Atmosphäre gelangen. Zum Vergleich: laut jüngsten Berechnungen dürfen wir noch 270 bis 330 Gigatonnen emittieren, wenn wir das Pariser Klimaziel von 1,5°C Erwärmung mit einiger Wahrscheinlichkeit noch erreichen wollen. Allein das zusätzliche CO2 würde eine zusätzliche Erwärmung um 0,8°C bewirken. Alles zusammengenommen würde die Welt um 2,5°C heißer werden. Mit anderen Worten: Ohne das Montreal-Abkommen würden wir schon jetzt unaufhaltsam auf eine heiße Welt zutaumeln.
Das Montreal-Abkommen betraf nur einige wenige Chemikalien, die vor allem als Kühlmittel und Treibmittel für Spraydosen verwendet wurden, und für die auch schon Ersatz vorhanden war. In fossile Brennstoffe ist um viele Größenordnungen mehr Kapital investiert, die notwendige Transformation beschränkt sich nicht auf einige Industriezweige, sondern betrifft unsere gesamte Wirtschafts- und Lebensweise. Trotzdem zeigt uns das Montreal-Abkommen, dass es möglich ist, durch gemeinsame Anstrengungen aller Staaten das Leben auf der Erde zu schützen.
Quelle: Young, P.J., Harper, A.B., Huntingford, C. et al. The Montreal Protocol protects the terrestrial carbon sink. Nature 596, 384–388 (2021). https://doi.org/10.1038/s41586-021-03737-3
Gesichtet: Fabian Schipfer
Titelbild: Deutsches Luft- und Raumfahrtzentrum