Das ’stille Sterben‘ von Weidelandschaften bedroht Klima, Ernährung und Wohlergehen

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Die Verschlechterung von ausgedehnten, oft weitläufigen natürlichen Weidelandschaften durch Überlastung, missbräuchliche Nutzung, Klimawandel und Biodiversitätsverlust stellt eine ernsthafte Bedrohung für die globale Nahrungsmittelversorgung und das Überleben von Milliarden von Menschen dar, warnen die Vereinten Nationen in einem umfassenden Bericht vom Mai 2024.

Bis zu 50 % der globalen Weideflächen sind degradiert, sage die Autor:innen des Global Land Outlook Thematic Report on Rangelands and Pastoralists, der in Ulanbaatar (Mongolei) von der UN Wüstenkonvention (UNCCD) vorgestellt wurde. Zu den Symptomen dieser Verschlechterung gehören verminderte Bodenfruchtbarkeit und Nährstoffversorgung, Erosion, Versalzung, Alkalisierung und Bodenverdichtung, die das Pflanzenwachstum hemmt. Dies führt unter anderem zu Trockenheit, Niederschlagsschwankungen und dem Biodiversitätsverlust über und unter der Erde.

Ursachen sind vornehmlich die Umwidmung von Weideland in Ackerland und andere Landnutzungsänderungen aufgrund von Bevölkerungswachstums und Verstädterung, steigendem Bedarf an Nahrungsmitteln, Faserprodukten und Biotreibstoffen; Überweidung; Aufgabe von Weideflächen und durch die Politik vorangetriebene Übernutzung der Flächen.

Die Bedeutung von Weideland

In die Kategorie „Weideland“ fallen natürliche Graslandschaften, die von Vieh und Wildtieren als Weide- und Futterfläche genutzt werden, so auch Savannen, Buschland, Feuchtgebiete, Tundra und Wüsten.

Zusammengenommen machen diese Flächen 54 % der gesamten Landbedeckung aus, liefern ein Sechstel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion und stellen fast ein Drittel des Kohlenstoffspeichers der Erde dar.

„Die Umgestaltung alter Weideflächen geschieht in aller Stille und ruft kaum öffentliche Reaktionen hervor“, sagt UNCCD-Exekutivsekretär Ibrahim Thiaw.

„Obwohl sie weltweit schätzungsweise eine halbe Milliarde Menschen ausmachen, werden die Hirtengemeinschaften häufig übersehen, haben kein Mitspracherecht bei politischen Entscheidungen, die sich direkt auf ihren Lebensunterhalt auswirken, werden an den Rand gedrängt und sogar oft als Außenseiter:innen in ihrem eigenen Land betrachtet.“

Insgesamt sind zwei Miliarden Menschen – Kleinhirt:innen, Viehzüchter:innen und Landwirt:innen – oft vulnerabel und ausgegrenzt – sind weltweit von intakten Weideflächen abhängig.

Der Bericht unterstreicht, dass paradoxerweise gerade die Bemühungen zur Erhöhung von Ernährungssicherheit und Produktivität durch Umwandlung von Weideflächen in Ackerland in den meisten trockenen Regionen zu einer Verschlechterung der Bodenqualität und zu geringeren landwirtschaftlichen Erträgen geführt haben. Weiter werden „schwache und ineffektive Regierungsführung“, „schlecht umgesetzte Politiken und Vorschriften“ und „fehlende Investitionen in Weidelandgemeinschaften und nachhaltige Produktionsmodelle“ als Gründe für die Zerstörung von Weideland genannt.

Laut der mehr als 60 Experten aus über 40 Ländern liegen die bisherige Schätzung der weltweiten Degradierung von Weideland – 25 % – deutlich zu niedrig und könnten tatsächlichen bis zu 50 % betragen.

Der Nutzen von Weideland und seine Funktionsweise werden oft schlecht verstanden, und Mangel an verlässlichen Daten verhindert größtenteils die nachhaltige Bewirtschaftung dieser für Nahrungsmittelversorgung und Klimaregulierung immens wertvollen Flächen.

Wichtigste Empfehlung: das Hirtenwesen schützen

Der Bericht stellt einen innovativen Ansatz vor, der es politischen Entscheidungsträger:innen ermöglichen würde, Weideland zu sichern, wiederherzustellen und zu verwalten.

Der neue Ansatz stützt sich auf Erfahrungen, die in Fallstudien aus fast allen Regionen der Welt zusammengetragen wurden, und zieht wichtige Lehren aus Erfolgen und Misserfolgen in der Weidewirtschaft.

Eine zentrale Empfehlung lautet: Schutz des Hirtenwesens, einer Jahrtausende alten mobilen Lebensform, die sich auf die weidebasierte Zucht von Schafen, Ziegen, Rindern, Pferden, Kamelen, Yaks, Lamas und anderen domestizierten Pflanzenfressern sowie halbdomestizierten Arten wie Bisons und Rentieren konzentriert.

Die weltweit am stärksten von der Verschlechterung der Weideflächen betroffenen Gebiete, in absteigender Reihenfolge:

Zentralasien, China, Mongolei Privatisierung und Agrarindustrialisierung hat die Hirt:innen von unzureichenden natürlichen Ressourcen abhängig gemacht, mit dem Resultat einer weit verbreiteten Degradation. Die allmähliche Wiederherstellung der traditionellen, gemeinschaftsbasierten Weidewirtschaft führt zu deutlichen Fortschritten bei der nachhaltigen Bewirtschaftung.

Nordafrika und Naher Osten Die Auswirkungen der Klimakrise in einer der trockensten Regionen der Welt treiben die Hirt:innen in die Armut durch Verschlechterung von lebensnotwendigen Weideflächen. Die Modernisieriung traditioneller Einrichtungen wie Agdals (Futterreservoirs, die zwischenzeitliche Regeneration natürlicher Ressourcen ermöglichen) und unterstützende Maßnahmen verbessern die Bewirtschaftung der Weideflächen.

Sahel und Westafrika Konflikte, Machtverhältnisse und Grenzfragen haben die Mobilität der Viehherden unterbrochen und zu einer Verschlechterung der Weideflächen geführt. Einheitlichere Maßnahmen, Anerkennung der Rechte von Viehzüchter:innen und grenzüberschreitende Vereinbarungen helfen, die essentielle Mobilität der Viehzüchter:innen wiederherzustellen.

Südamerika Klimakrise, Entwaldung (insb. durch industrialisierten Landwirtschaft und Bergbau) sowie die Umwidmung sind in Südamerika die Hauptursachen für die Verschlechterung der Weideflächen. Multifunktionalität und Vielfalt in Weidesystemen sind daher der Schlüssel zur Wiederherstellung einiger der bedeutendsten Weideländer der Welt (etwa Pampa, Cerrado– und Caatinga-Savannen und die Puna in den peruanischen Anden.).

Ostafrika Migration und Zwangsumsiedlung bedingt durch konkurrierender Landnutzungen (Jagd, Tourismus usw.) vertreiben die Hirt:innen, was die Degradierung der Weideflächen zur Folge hat. Von Frauen geführte Initiativen und verbesserte Landrechte sichern den Lebensunterhalt der Hirt:innen, schützen die Biodiversität und sichern die Ökosystemleistungen von Weideland.

Nordamerika Die Zerstörung traditioneller Graslandschaften und trockener Weideflächen bedroht die Artenvielfalt typischer nordamerikanischer Ökosysteme wie der Hochgrasprärien oder der südlichen Wüsten. Die Einbeziehung der indigenen Bevölkerung in die Bewirtschaftung von Weideland ist ein wichtiger Schritt zur Wiederherstellung der historischen Landschaften.

Europa Die Förderung industrielle Landwirtschaft gegenüber der Weidewirtschaft sowie falsche Anreize führen zur Aufgabe und Verschlechterung von Weideland und anderer offener Ökosysteme. Doch zugleich können politische und wirtschaftliche Unterstützung, einschließlich rechtlicher Anerkennung und Differenzierung, zur Trendwende beitragen und damit beispielsweise zunehmende Häufigkeit und Intensität von Waldbränden und den Klimawandel eindämmen.

Südafrika und Australien Aufforstung, Bergbau und die Umwandlung von Weideflächen in andere Nutzungen führen zu einer Verschlechterung und zum Verlust von Weideflächen. Die gemeinsame Schaffung von Wissen durch Erzeuger und Forscher sowie die Achtung und Nutzung des traditionellen Wissens indigener Gemeinschaften eröffnen neue Wege zur Wiederherstellung und zum Schutz von Weideland.

Paradigmenwechsel

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass ein Paradigmenwechsel in der Bewirtschaftung auf allen Ebenen – von der Basis bis zur globalen Ebene – erforderlich ist, um die Verschlechterung aufzuhalten.

Pedro Maria Herrera Calvo, Hauptautor des Berichts: „Die sinnvolle Beteiligung aller Interessengruppen ist der Schlüssel zu einer verantwortungsvollen Bewirtschaftung von Weideland, die kollektives Handeln fördert, den Zugang zu Land verbessert und traditionelles Wissen und praktische Fähigkeiten einbezieht“.

Die Lösungen müssen auf die stark variierenden Merkmale und die Dynamik der Weidegebiete zugeschnitten sein. Darüber hinaus fordert der Bericht, dass Hirt:innen ihren Erfahrungsschatz aktiv einbringen und einbezogen werden, von der Planung über die Entscheidungsfindung bis hin zur Verwaltung. Häufig, so der Bericht, unterschätzen herkömmliche Bewertungsmethoden den tatsächlichen wirtschaftlichen Beitrag von Weideland und Hirtentum.

Die wichtigsten Empfehlungen:

  • Strategien zur Klimawandelabschwächung und -Anpassung und nachhaltige Bewirtschaftung von Weideland integrieren, um die CO2 Bindung und Speicherung zu erhöhen und die Widerstandsfähigkeit von Hirten- und Weidelandgemeinschaften zu stärken
  • Vermeidung oder Verringerung von Landnutzungsänderungen, die die Diversität und Multifunktionalität von Weideland beeinträchtigen, insbesondere auf indigenem und kommunalem Land
  • Maßnahmen zur Erhaltung von Weideland innerhalb und außerhalb von Schutzgebieten, um die Biodiversität über und unter der Erde zu fördern und die Gesundheit, Produktivität und Widerstandsfähigkeit extensiver Viehhaltungssysteme zu stärken
  • Strategien und Praktiken stärken, die auf der Weidewirtschaft basieren und dazu beitragen, Schäden für die Gesundheit der Weideflächen, wie Klimawandel, Überweidung, Bodenerosion, invasive Arten, Dürre und Waldbrände, zu mindern
  • Förderung einer unterstützenden Politik, einer umfassenden Beteiligung der Bevölkerung und flexibler Verwaltungs- und Governance-Systeme, um die Leistungen von Weideland und Hirtentum für die gesamte Gesellschaft zu stärken.

Quelle: https://www.unccd.int/news-stories/press-releases/silent-demise-vast-rangelands-threatens-climate-food-wellbeing-billions

Der vollständige Bericht hier zum Downloade (Englisch): https://www.unccd.int/resources/global-land-outlook/glo-rangelands-report

Titelbild: Wüste Gobi, Mongolei, HBieser über Pixabay



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Julia Herr: Wir als Sozialdemokratie suchen den Austausch mit der Wissenschaft

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Wir wissen, dass ohne Wissenschaft der Diskurs nicht vorangetrieben wird. Wir wollen auch einen Austausch mit der Wissenschaft suchen als Sozialdemokratie. Wir haben auch in den letzten Wochen Expert:innen-Räte gestartet. Ich sage das deshalb, weil ich weiß, dass auch die eine oder andere Einladung ausgeschickt wurde und die ersten Expert:innen-Räte zum Thema Klima auch getagt haben. Also es ist uns wirklich wichtig, auch die Evidenz hineinzuholen. Und es ist uns auch bewusst, dass diese Evidenz, wenn wir sie uns anschauen, drastisch ist. Wir haben es hier nochmal verbindlich, jedes Mal, wenn man solche Grafiken sieht, dann wird es einem nochmal eindrücklich klar, wir stehen als SPÖ zum Ziel der Klimaneutralität bis 2040. Wir wissen, dass das eine riesige Herausforderung ist, bis zur Erreichung auf diesem Weg noch viel passieren muss. Wir wissen auch, dass wir in Österreich, wenn wir uns anschauen, wie waren die CO2-Emissionen im Jahr 1990, wie stehen sie jetzt, dass wir eigentlich in den letzten 30 Jahren viel zu wenig erreicht haben, also dass wir einen Turbo zünden müssen.

Ich darf hier stellvertretend stehen, auch für unseren Parteivorsitzenden, der denke ich mehr als je ein SPÖ-Parteivorsitzender das auch ins Zentrum seiner Arbeit nimmt, der immer von der Erderhitzung spricht und von sogenannten Kipppunkten, auf die wir wissen, dass wir zusteuern. Ich darf Sie auch einladen, dass die Diskussion heute kein Endpunkt ist. Sie werden heute alle bald weiter müssen. Ich weiß, alle von uns haben einen vollen Terminkalender, wir wollen trotzdem auch jetzt nochmal die Einladung aussprechen, vielleicht auch mit hineinzukommen, das eine oder andere weiter zu diskutieren. Es wird nicht funktionieren ohne einen Plan, an dem Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft, aber auch engagierte Aktivistinnen und Aktivisten gemeinsam arbeiten. Das wird es einfach auch brauchen. Ich habe auch gehört, es wurden viele Punkte angesprochen, wo man die SPÖ kritisch sieht. Wir nehmen die gerne mit. Es hat sich auch viel verändert in den letzten 30 Jahren. Wir sehen auch, dass das Thema vor allem bei jungen Menschen immer drängender wird. Auch wir spüren das.

Herz- und Hirnplan

Wir haben einen Herz-und-Hirn-Plan vorgelegt in den letzten Wochen, wo sich viele klimapolitische Punkte auch mit drinnen binden. Es ist die Klimapolitik ins Zentrum unserer Arbeit gerückt. Wir haben im Herz-und-Hirn-Plan, den Andreas Babler vorgelegt hat, auch einiges drinnen zum Thema Verkehrspolitik. Wir wissen, diese muss ausgebaut werden. Wir wissen, dass hier natürlich alles, was öffentlicher Verkehr ist, auch Vorrang vor Individualverkehr bekommen muss. Wir haben auch Punkte drinnen, was Umweltschutz betrifft, was Biodiversität betrifft, beispielsweise den Schutz unserer natürlichen Ressourcen, unseres Wassers. Aber, und das ist ein letzter Punkt, den ich ansprechen will, weil ich glaube, es geht auch vielleicht jetzt noch mal genau, ja, die Chance darauf zu antworten, was für uns vor allem wichtig ist, ist, dass wir auch die Transformation unserer Industrie vorantreiben. Wir haben da einen 20 Milliarden schweren Vorschlag für einen Transformationsfonds gemacht, weil wir wissen, das ist ein besonders großer Hebel. Allein die Voest, circa 5 Prozent unserer CO2-Emissionen, da wirklich auch viel Geld in die Hand zu nehmen. Ein Punkt, den wir gerne umsetzen wollen, soll in die Regierungstätigkeit kommen, was wir doch sehr stark hoffen und in dem Sinne mache ich jetzt auch einen Punkt, konnte nur ein paar Vorschläge anreißen, die wir als SPÖ auch in unser Programm aufgenommen haben, weiß aber sicher, dass es da viel zu sagen gibt, dass heute nicht ein Ende unserer Diskussion ist und dass wir die hoffentlich gemeinsam weiterführen. Wie gesagt, die Einladung, die wir da aussprechen, ist ernst gemeint. Wir haben uns auch in den letzten Wochen deutlich geöffnet und so hingehend vielen Dank für Ihre Medienaktion, für den Protest. Mehr als Danke können wir eh nicht sagen, beziehungsweise Danke und das Versprechen, vieles, was hier heute angesprochen ist, auch wirklich ernst zu nehmen und zu versuchen in Gesetzesvorschläge zu gießen. Ich glaube, das wollen Sie auch hören von mir. Vielen Dank.

Reinhard Steurer: Großes kohärentes Konzept wäre wichtig

Vielen Dank für das Vorbeikommen, für die netten Worte. Man merkt schon, der Umgang mit Wissenschaftlern ist bei der SPÖ genauso wie bei den NEOS von Respekt geprägt. Das ist nicht bei allen Parteien so. Am Ende dieser Protestreihe wird dann die FPÖ stehen. Ich bin am Überlegen, ob man dort überhaupt als Wissenschaftler hingehen oder ganz viele Künstler und andere Persönlichkeiten mitnehmen, weil Wissenschaftler da eh nichts zu sagen haben. Aber das überlegen wir uns über den Sommer, das steht dann im September an. Bei der SPÖ wäre es halt tatsächlich zu wünschen, dass sie stärker wird, damit diese Konstellation, unter der mehr Klimaschutz möglich ist, nämlich SPÖ, Neos, Grüne, irgendwie in Reichweite kommt. Im Moment schaut es nicht so aus. Und das kann schon auch daran liegen, dass man manchmal halt ein bisschen herumeiert. Also dass Querschüsse kommen, nicht aus dem Burgenland, auch aus Wien, wo dann manche Dinge gesagt werden, die nicht zur Bundeslinie passen, die das durchaus ernster zu nehmen scheint. Und ja, das hilft nicht in der Klarheit und in der Entschlossenheit voranzugehen. Mir ist auch klar, dass das in einer großen Volkspartei immer schwierig ist, für eine klare Linie zu stellen. Viel schwieriger wie in einer Kleinpartei, die das quasi in der DNA des Programmes hat. Aber umso wichtiger wäre es, da auf Linie zu kommen und vor allem ein großes, kohärentes Konzept vorzulegen, mit dem man dann zeigt, wie diese Klimaneutralität tatsächlich möglich ist, weil mit den Versatzstücken an Punkten, die bisher am Tisch sind, wird das natürlich nicht gehen.

Julia Herr: Nur übers Schnitzel reden greift zu kurz

Also wenn wir immer, wenn wir über Klimaschutz diskutieren, nur beim Schnitzel landen sofort, dann ist, glaube ich, die Diskussion eigentlich falsch. Wenn wir immer, wenn wir langfristig darüber sprechen wollen, unseren Planeten zu retten, darüber sprechen: „Ist es jetzt moralisch okay oder nicht, einen Trip mit dem Flugzeug zu machen?“, dann ist die Debatte eigentlich sehr kurz und eigentlich sehr eng. Weil über was wir dann sprechen, sind eigentlich Lifestyle-Choices. Ist es jetzt okay, die Erdbeeren im Winter zu essen? Ist es okay, mit dem Flugzeug einen Städtetrip zu machen? All das wird dann diskutiert, oftmals mit einer gehörigen Portion moralischer Überheblichkeit auch, weil das eine wird als positiv gesehen, das andere ist das Böse. Und ich glaube, gerade diese Diskussion ist eigentlich zu kurz gedacht, wenn es eigentlich darum geht, für uns alle wirklich diesen guten Planeten zu schaffen, auf dem wir langfristig leben können und ein gutes Leben haben. Eigentlich ist Klimaschutz und die Frage, wie wir ihn diskutieren, eine zutiefst soziale Frage. So wollen wir das auch als SPÖ diskutieren. Es ist nicht sinnvoll, nur über die Erdbeeren zu diskutieren, sondern sich anzuschauen, wie ist generell die verteilungspolitische Komponente.

Wir tragen nicht alle gleich zur Klimakrise bei und wir leiden auch nicht alle gleich darunter

Wir wissen, je weniger Vermögen ich habe, je weniger Einkommen ich habe, desto weniger hoch ist mein CO2-Ausstoß. Eigentlich ist mutige Klimapolitik für die Menschen, die wir als SPÖ vertreten wollen, die ohnehin nicht so viele Ressourcen verbrauchen als das Vermögende tun. Wir wissen, dass je mehr Vermögen ich habe, je reicher ich bin, desto größer ist mein CO2-Ausstoß. Zehnmal so hoch, als wenn wir uns das reichste Zehntel an der Bevölkerung anschauen, als das ärmste Zehntel. Das ist einfach ein wirklich massives Schiefgewicht und wer wenn nicht die SPÖ muss genau das thematisieren und in den Mittelpunkt ihrer Arbeit rücken. Wir tragen nicht alle gleich bei zur Klimakrise und wir leiden auch nicht alle gleich unter der Klimakrise. Auch das will ich sagen.

Arbeitsrecht überarbeiten, Privatjets verbieten, Millionärssteuer

Wenn wir jetzt im Sommer wieder heiße Baustellen haben und dann ein Baustellenmitarbeiter auf der Baustelle kollabiert, weil er bei 35 Grad arbeiten muss, dann ist das ein Thema der SPÖ, weil dann geht es da auch um Schutz der Arbeitnehmer:innen. Dann geht es auch um ein Arbeitsrecht, das endlich überarbeitet werden muss. Also ich glaube, was wir schaffen müssen als SPÖ, ist, dass wir Klimaschutz so diskutieren, dass er eingebettet ist in: „Wie wollen wir leben, wie funktioniert die Gesellschaft, was ist Fairness, wie kann man fair gemeinsam auf diese Klimakrise reagieren.“ Und dann sieht man natürlich, dass es auch so Maßnahmen braucht, wie zum Beispiel ein Privatjet-Verbot, das absolut nicht gerechtfertigt ist, also das wir uns anschauen müssen: Wie können die, die besonders viel CO2 emittieren, auch beitragen. Dass es Millionärsteuern braucht, um auch fair die Klimaschutzmaßnahmen, die wir brauchen, zu finanzieren. All das versuchen wir ja auch als SPÖ zu kommunizieren. Ich nehme jetzt an, ich nehme auch die Kritik mit , dass es aus Sicht der Scientists for Future noch nicht ein ganzes Konzept gibt, das wirklich diesen Weg aufzeigt, wie ist das jetzt schaffbar bis 2040. Aber ich kann versprechen – es ist auch unsere Bundesgeschäftsführerin jetzt hier dazugekommen, der das Thema genauso wichtig ist – dass wir es auch angehen wollen. Und dass es natürlich die ersten Studien gibt, wir hatten da vor kurzem einen Termin, die zeigen, wie es bis 2040 möglich ist. Wir haben uns das angeschaut, wir wissen, dass es schaffbar ist für Österreich mit massiver Kraftanstrengung, aber es könnte gehen. Und auch die Arbeiterkammer, die einen Plan vorgelegt hat, wie man Klimapolitik durch alle verschiedenen Bereiche definieren kann, was das bedeutet für die Bildungspolitik, was das bedeutet für die Verkehrspolitik, was das bedeutet für das Arbeitsrecht. Also es gibt ja auch Bündnispartner und Bündnispartnerinnen, nicht nur wie die Scientists for Future, sondern eben auch zum Beispiel die Arbeiterkammer, weil sie angesprochen wurde, die wirklich breit angelegt auch zeigt, was das Positive ist. Und so komme ich auf den letzten Punkt mit dem Verzicht. Ich darf jetzt seit fünf Jahren Klimaschutzsprecherin sein und wir haben das vorher schon gehört, die SPÖ ist eine sehr breite Partei, die auch verankert ist in Stadt und Land. Also uns gibt es in allen neun Bundesländern, in jedem Bezirk, in vielen Gemeinden und das ist natürlich eine Schwierigkeit, weil da ganz viele verschiedene Lebensrealitäten in der SPÖ zusammenkommen, in ganz unterschiedlichen Lebensverhältnissen, aber es ist auch eine Stärke. Und wir sehen schon, dass viel passiert, auch in den Kommunen, dass da viel Positives da ist und dass wir eigentlich mit positiver Motivation und mit, wenn wir die Vorteile der Klimapolitik ins Zentrum rücken, eigentlich mehr bewegen können, als wenn wir über Verzicht sprechen.

Klimaschutz ist Gewinn an Lebensqualität

Also das ist wirklich meine Erfahrung nach fünf Jahren, wenn man aufzeigt, was man an Lebensqualität gewinnen kann, was man an frischerer Luft einatmen kann, was man länger lebt, wenn man gesündere Lebensmittel isst, dass man länger einen kühlen Sommer auch genießen kann, wo man länger unsere Gletscher in Österreich bewundern kann, also all das, was eigentlich so gesellschaftlich gemeinsam ausverhandelt ist, auf das wir stolz sind. Wenn man diese Dinge in den Mittelpunkt unserer Arbeit rückt, dann kann man, glaube ich, mit Motivation wirklich zutiefst, ich sage das nicht nur, weil wir kurz vor einer Wahl stehen, ja das tun wir, aber eigentlich mehr Menschen mitnehmen und mehr Menschen motivieren auch mitzumachen bei diesem Projekt. Das ist schon der Weg, den wir als SPÖ gehen, hier aufzuzeigen, was wir alles gewinnen können durch positive Klimaschutzpolitik und ich glaube im Übrigen dass Verzicht, also dieses Spiel von Frage und Angebot und Nachfrage, das glauben wir als SPÖ ja zum Glück nicht mehr, ich glaube da ist auch ganz viel die Frage, wie können die Menschen sich denn bewegen, was ist denn an Infrastruktur da, was gibt es denn überhaupt für Lebensmittel zu kaufen, also da ist schon ganz viel, was wir durch Ordnungspolitik gestalten können, wo wenn wir den Menschen endlich eine bessere Infrastruktur zur Verfügung stellen, die auch nutzen wollen, es will eigentlich niemand das billigste Fleisch essen, wo man nicht weiß, ob das eh gut hergestellt worden ist, sondern es will eh jeder möglichst eigentlich biologisch hergestelltes Fleisch natürlich essen, aber die Frage ist, kann man sich das auch leisten? Also es ist wirklich ganz viel, wo wir an der Infrastruktur schrauben wollen und müssen und das ist das, was wir auch anbieten können und wo wir gerne weiter zusammenarbeiten.



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Reinhard Steurer zur Klimapolitik der SPÖ: Am Sonntag renaturieren und Montag bis Freitag zubetonieren – das geht sich nicht aus

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Die ÖVP ist eine Partei der Doppelmoral

Eigentlich sollten wir ja heute vor der ÖVP-Parteizentrale stehen, aus aktuellem Anlass würde es dort eigentlich besser passen zu protestieren, aber wie der Max gerade gesagt hat, da waren wir schon und es sollen ja alle dran kommen. Trotzdem möchte ich ein paar Worte zur Diskussion der letzten Woche sagen. Die ÖVP hat immer betont, die Grünen haben jetzt ihr wahres Gesicht gezeigt. Ich würde sagen, die ÖVP hat einmal mehr ihr wahres Gesicht gezeigt, wenn es um Klimaschutz und Naturschutz geht. Sie hat sich als Partei der Doppelmoral gezeigt, die Spielregeln und Vertrauen von anderen einfordert und im Grunde nichts anderes getan hat, als fünf Jahre lang Spielregeln und Vertrauen zu brechen. Sie hat das Klimaschutzgesetz bis heute blockiert, das Erneuerbare-Wärme-Gesetz mit Substanz blockiert und den nationalen Energie- und Klimaplan. Sie hat dann plötzlich die Sorge um Lebensmittelsicherheit erkannt, als es um Naturschutz ging, gefährdet aber genau diese, indem sie seit fünf Jahren die Ziele für Bodenversiegelung verhindert und selbst Enteignungen vornimmt für Straßenbau. Enteignungen, die sie dem Umweltschutz vorwirft, die es aber nie geben wird. Sie opponiert gegen Privatgutachten, meint man könne mit Privatgutachten keine politischen Entscheidungen treffen, obwohl sie selbst mit einem Privatgutachten die Indexierung der Familienbeihilfe mit der FPÖ durchgesetzt hat. Auch ein Zeichen der Doppelmoral. Sie agiert zu Recht gegen Vorverurteilungen, wenn es um die eigenen Leute geht, aber sie macht seit einer Woche nichts anderes, als die Grünen vorzuverurteilen, weil sie angeblich Verfassungsbruch begangen haben, was dann Gerichte entscheiden werden. Und es schaut ganz so aus, als ob das nicht der Fall wäre. Die ÖVP ist also sozusagen eine postfaktische Partei, die tatsächlich die Fakten immer zu ihren Gunsten dreht, auch nicht wirklich auf die Wissenschaft hört, Wissenschaftler beschimpft als solche, die Untergangsszenarien malen und so weiter.

Die SPÖ will und kann Teil der Lösung sein

Heute sind wir bei der SPÖ und da ist es zum Glück etwas anders. Es ist auch eine Volkspartei, eine große, und da ist es immerhin so, dass die SPÖ das Renaturierungsgesetz ermöglicht hat. Dafür sind wir zunächst einmal dankbar. Auch das soll gesagt werden, trotz des Protesttags, denn ohne den Umschwung bei der Wiener SPÖ wäre es zu dieser Zustimmung nicht gekommen, verfassungskonform. Und insofern ist es schon mal ein starkes Zeichen. Die SPÖ beschimpft auch Wissenschaftler:innen nicht, sondern respektiert uns. Und sie hat speziell unter einem neuen Vorsitz dem Klima tatsächlich eine größere Priorität gegeben. Deshalb ist vorneweg die Schlussfolgerung ganz klar, die SPÖ ist gemeinsam mit den Neos und den Grünen Teil der Lösung in Österreich. Sie können die Konstellation bringen, die tatsächlich mehr Klimaschutz in diesem Land ermöglicht. Es ist vermutlich die einzige Konstellation, unter der mehr möglich ist.

Nur drei, vier Punkte zur Klimapolitik

Allerdings, und da kommen wir jetzt zum kritischen Teil unseres Daseins hier, allerdings ist diese Konstellation sehr unwahrscheinlich, aus vielen Gründen, zum einen, weil die SPÖ im politischen Diskurs oft zu wenig präsent ist. Also gerade in den letzten Wochen hat man sich oft einmal gedacht, wo ist die SPÖ, wo sind die Ansagen, wo war das Zögern und warum kam es zu diesem Zögern? Blöderweise ist dann die politische Rhetorik auch nicht immer ganz passend. Der Herr Babler hat dann der Gewessler vorgeworfen, sie habe zu lange gebraucht für die Entscheidung. Na ja, reden wir mal darüber, wie lange die SPÖ gebraucht hat für den Meinungsumschwung. Also auch nicht wirklich am Punkt. Und dann fragt man sich manchmal, wo sind die richtigen Prioritäten. Wir haben jetzt die Wochen eine veritable Regierungskrise hinter uns. und dann kommt auf einmal der Einwurf, na ja wir wollen eigentlich Fußball für alle im Gratis-TV. Ja, kann man fordern, war vielleicht nicht der ideale Zeitpunkt. Also da fehlt ein bisschen das politische Gespür für meinen Geschmack. Was auch fehlt und das wiegt viel schwerer, das ist ein ausgereiftes Konzept für die Wirtschaftsstandorts- und auch Klimapolitik dieses Landes. Ich habe im Zuge der Vorbereitungen für heute recherchiert, was eigentlich die die die SPÖ zur Klimapolitik fordert und man findet eigentlich nur drei, vier Punkte auf einer Website, unter anderem einen Transformationsfonds mit 20 Milliarden, der helfen soll, die Wirtschaft klimafreundlicher zu machen, die Attraktivierung öffentlicher Verkehrsmittel, auch wichtig, und dann ein Verbot von Privatjets. Ja, schön und gut, aber das wird nicht reichen für Klimaneutralität, wobei nicht einmal klar ist, bis wann die SPÖ endlich Klimaneutralität vorhätte. 2040, 2045, 2050. Auch das ist also im Ungewissen. Und zu dem eigentlich fehlenden Programm kommt dann noch dazu, dass oft einmal komische Zwischenrufe kommen. Zum Beispiel, dass man den CO2-Preis doch aussetzen sollte in Zeiten hoher Inflation. Ich würde mir von der SPÖ erwarten, dass sie betont, der CO2-Preis mit einem Klimabonus ist sozial gerecht, weil arme Haushalte mehr davon profitieren, als sie einzahlen.

Und vor ein paar Wochen kam ein sonderbarer Zwischenruf aus der Wiener SPÖ. Da hat der Herr Ludwig gemeint, wir wollen Klimaschutz machen so, dass man nicht die Leute sekkiert. Als ob das möglich wäre, dass Klimaschutz von niemandem bemerkt wird.

Die Klimaillusion der SPÖ: Wir machen Klimapolitik so, dass niemand was merken wird

Zusammenfassend könnte man also sagen, die Klimaillusion der ÖVP lautet , es ist alles halb so schlimm, wir werden uns anpassen und China ist eigentlich schuld, was sollen wir denn tun. Die Realität ist natürlich, es ist alles viel schlimmer als wir glauben. Die Realität überholt dann oft unsere eigenen Prognosen. Es gibt grenzen der Anpassungen, das sehen dann die, deren Häuser weggespült werden und die sterben an der Klimakrise. Und wir haben eine Verantwortung wahrzunehmen. Während China seine Ziele vorzeitig erreichen wird, werden wir unsere voraussichtlich verfehlen. Die Illusion der SPÖ lautet dann, wir machen Klimapolitik so, dass niemand was merken wird, wir sekkieren niemand, auch das ist eine Illusion, denn Klimapolitik, die Ziele erreicht, wird im Alltag spürbar sein, anders geht das nicht. Oder man verfehlt halt Ziele auf andere Art und Weise. Und das was schade ist, ist, dass gerade in der Klimamusterstadt natürlich auch sehr viel möglich wäre. Viel möglich wäre, ohne dass man tatsächlich Leute sekkiert. Was ist mit den Gemeindebauten, die man zu Solarkraftwerken umbauen könnte? Ich habe da noch nicht viel gesehen davon. Was ist mit den Radhighways, die immer wieder angekündigt werden, aber dann doch nicht gebaut werden? Und was ist mit einer klaren Absage an fossile Projekte wie den Lobautunnel und die dritte Piste in Schwechat? Aber da fehlen klare Worte, der Günter Emberger wird dazu dann mehr sagen. Was uns also fehlt, ist ein Mut zu klaren Ansagen und tatsächlich die Vorzeigerolle einer Klimamusterstadt in Wien zu zeigen. Die Klimamusterstadt ist auch eine Art Illusion. Das sehen Sie am besten, wenn Sie mal versuchen, die Klimamusterstadt mit dem Fahrrad am Gürtel zu suchen. Kurzum, sonntags renaturieren, das ist schön, das ist ein Fortschritt, für den wir dankbar sind, aber es reicht nicht, wenn man dann montags bis freitags weiter betoniert. Und insofern hoffen wir, dass die SPÖ mehr Mut findet für klare Ansagen, für klare Absagen fossiler Projekte, denn sie ist tatsächlich Teil der Lösung und eine Partei in der Konstellation, die für Österreich mehr Klimapolitik bringen kann. Insofern hoffen wir, dass die Partei entsprechend gut abschneidet und wir dieser Lösung tatsächlich näher kommen.



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Dringender Appell für ein „Ja“ zur Renaturierungsverordnung

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Die Scientists for Future Österreich und Wissenschaftler:innen ihres Fachkollegiums begrüßen den Vorstoß der Landeshauptleute Peter Kaiser und Michael Ludwig sowie die Bemühungen von Bundesministerin Leonore Gewessler um die EU-Renaturierungsverordnung ausdrücklich.

Wir appellieren dringend, diesen vielversprechenden Weg weiterzugehen und diese Woche gemeinsam ein österreichisches „Ja“ zur Renaturierungsverordnung zu ermöglichen!  

Sie haben damit die Chance, ein Kernanliegen der Bürger:innen in Österreich und der Europäischen Union aufzugreifen, die sich mehrheitlich um den Naturverlust sorgen: Drei Viertel der Bürger:innen fordern verbindliche Ziele zur Wiederherstellung der Natur von der Politik1.

Warum brauchen wir die Verordnung?

  • Wiederherstellungsmaßnahmen schaffen CO2-Senken und stellen (z.B. Im Bereich von Flussrenaturierungen) Anpassungen an die Klimakrise dar2. Wie dringend solche Maßnahmen sind, zeigen die Extremwetterereignisse unter anderem im Burgenland und der Steiermark in den letzten Tagen. 
  • Ernährungssicherheit ist nur möglich, wenn Ökosystemleistungen z.B. durch Bestäuber sichergestellt sind; deshalb ist die Verordnung keine Bedrohung, sondern ein wichtiger Beitrag zur Ernährungssicherheit. Zudem räumt die aktuelle Fassung der Verordnung für den als äußert unwahrscheinlich eingestuften Fall, dass die Ernährungssicherheit gefährdet würde, die Möglichkeit der vorübergehenden Aussetzung der Anwendung der Verordnung ein3.
  • Die Wirtschaft hängt von einer funktionsfähigen Natur ab4. Eine breite Allianz aus Unternehmer:innen hat die EU-Ratspräsidentschaft daher in einem Brief aufgefordert, eine Zustimmung zur Verordnung sicherzustellen5
  • Die Finanzierung von Wiederherstellungsprojekten profitiert in Österreich schon jetzt teilweise von EU-Fonds. Für die jährlichen Kosten der in der Verordnung angestrebten zusätzlichen Wiederherstellung sind neben den – bereits bestehenden – Möglichkeiten durch den Finanzrahmen der EU sowie Förderprogramme, neue Finanzierungen vorgesehen6. Zudem ist einer Wirkungsanalyse der EU-Kommission zufolge der Nutzen der Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme in Österreich 12-mal höher als deren Kosten7. Das Nichthandeln belastet das österreichische Staatsbudget hingegen bereits jetzt mit mehreren Milliarden Euro pro Jahr8
  • Ökosysteme halten sich nicht an Ländergrenzen. Maßnahmen und Gesetze innerhalb Österreichs werden nicht ausreichen, um die Lebensqualität der Menschen in Österreich und der EU zukünftig zu sichern. Die Verordnung soll garantieren, dass alle EU-Mitgliedstaaten ihren Beitrag zu einer gemeinsamen Herausforderung leisten.
  • Europa hat sich immer wieder als Vorreiter in Sachen Klimaschutz und Klimaanpassung präsentiert. Die deutlichen Rückschritte in der Umsetzung des Europäischen Green Deals stellen diese Rolle in Frage9. Die Renaturierungsverordnung würde wesentlich dazu beitragen, unterzeichneten globalen Verträgen gerecht zu werden (UN-Kinderrechtskonvention, Globaler Biodiversitätsrahmen von Kunming-Montreal, Pariser Klimaschutzabkommen). Sie ist eine große Chance für Österreich und die EU, sich international sichtbar für das Wohl von Menschen, Wirtschaft und Natur einzusetzen.

Die Stimmen der Wissenschaftler:innen des Fachkollegiums für die Renaturierungsverordnung

Obwohl wir der Erde schon zahlreiche Schäden zugefügt haben, versorgt sie uns (im globalen Norden) noch immer mit allem, was wir brauchen. Genau dies riskieren wir aber in zunehmendem Maße. Die Renaturierungsverordnung bietet die Chance, einen Teil der Schäden rückgängig zu machen, mindestens aber die Situation nicht noch weiter zu verschlimmern. Diese Chance nicht zu ergreifen, wäre fahrlässig und verantwortungslos. Assoc. Prof. Dr. Kirsten von Elverfeldt

Für Menschen, Tiere, Pflanzen und auch für Pilze ist das NRL zukunftsweisend und unbedingt nötig. Der globale Marktwert von Pilzen wird auf 54,57 Billionen USD geschätzt10. Pilze haben also enormen ökonomischen Wert und Einfluss auf die globale Wirtschaft. Die monetäre Bewertung von Pilzprodukten, Pilzen und deren Rolle im Ökosystem sollte daher auch entscheidend für politische Maßnahmen zur Erhaltung und Verwertung dieser am globalen Markt zunehmend präsenten Ressource sind. Der enorme finanzielle Wert von Pilzen untermauert das Argument, dass Landschaften erhalten werden müssen, um die darin enthaltenen natürlichen Ressourcen zu schützen. Bisher wurde nur ein kleiner Teil der Pilze in der Natur entdeckt. Somit sind Milliarden von Dollar an Pilzressourcen noch unentdeckt oder verloren, wenn ihre Lebensräume zerstört werden. Daher ist die Zustimmung zum Nature Restoration Law eine simple Notwendigkeit um eine lebenswerte Zukunft für alle zu sichern. Prof. Mag. Dr. Irmgard Krisai-Greilhuber

Das EU-Renaturierungsgesetz ist eine zentrale Weichenstellung für die Umsetzung naturbasierter Lösungen, welche nicht nur dem Schutz vor klimabedingten Risiken wie Hochwasser dienen, sondern gleichzeitig auch Biodiversität fördern und durch zusätzliche Kohlenstoffspeicherung zur Minderung des Klimawandels beitragen. Nicht die Unterstützung dieses Gesetzes gefährdet Österreichs Lebensgrundlagen, sondern ein weiter wie bisher im sorglosen Umgang mit der Natur. Dr. Thomas Schinko

Die SPÖ hat die einmalige Chance zu zeigen, dass ihr Umwelt- und Klimaschutz auch in der Umsetzung wichtiger ist als der ÖVP. Umweltpolitischer Taktierer bei der EU-Wahl gewesen zu sein wird bei der Nationalratswahl nicht reichen. Assoc. Prof. Mag. Dr. Reinhard Steurer

Für unsere Kinder haben wir keine andere Wahl! Prof. Dr. Michael Wagreich 

So tragisch die aktuellen Hochwasser im Burgenland und der Steiermark für die Betroffenen auch sind, überraschend sind diese Extremwetterereignisse nicht. Die Klimafolgenforschung warnt seit Jahrzehnten vor häufigeren und intensiveren Niederschlägen und deren mitunter lebensbedrohlichen Folgen, benennt die Ursachen und zeigt der Politik konkrete Handlungsoptionen auf1112. Ein Ja zur EU-Renaturierungsverordnung wird der Bevölkerung demonstrieren, wer in Österreich politisch verantwortlich handelt. Das heißt, wer die Klimakrise und die Sorgen der Menschen um eine intakte Natur und ihre Gesundheit ernst nimmt und komplexen Fragen mit Sachverstand begegnet. Mag.rer.nat. Dr. phil. Ulli Weisz

Im Jahr 1777 erschien in der Zeitschrift „Neue Mannigfaltigkeiten“ ein Streitgespräch zwischeneinem Bach und einem Kanal. Der Kanal lobte seine wirtschaftliche Bedeutung, während derBach seine Ökosystemleistungen hervorhebt, wenn er dem Kanal widerspricht: „Die Krümmungen meines Laufs, die du so sehr verachtest, dienen dazu, die Erfrischung meines Wassers über einen größren Theil des Bodens zu verbreiten. […] Denn dein in tiefenSeitenwänden eingeschlossenes oder über Thäler gehobenes Wasser, läuft über, wird unnütze Last der Felder und ist bloß der Sklavenarbeit, vergängliche Güter zu tragen, behülflich; abermein Fluß beschenkt die Wiesen mit unveränderlicher Fruchtbarkeit.“13 Als Umwelthistorikerin finde ich es erstaunlich, wie lange diese Leistungen schon bekannt sind, noch mehr aber verwundert es mich, dass immer noch diskutiert wird, ob wir ein Renaturierungsgesetz brauchen – 247 Jahre Nachdenken über Ökosystemleistungen sollteneigentlich genug sein. Univ.-Prof. (i.R.) Ing. Dr. phil. Dr. h.c. Verena Winiwarter 

Ein Ja zur Renaturierungsverordnung ist ein Ja zu einem lebenswerten Österreich, einemÖsterreich, in demevidenzbasierte und sozial gerechte Politik für das Wohl der Bürger:innen des Landes Sorge trägt ganz im Auftrag der Wähler:innenschaft! 

Die Scientists for Future Österreich gemeinsam mit Wissenschaftler:innen ihres Fachkollegiums:

Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Benedikt Becsi University of Natural Resources and Life Sciences, Vienna; Assoc. Prof. Dr. Kirsten von Elverfeldt; Assoc. Prof. Dr. Karlheinz Erb Director Institute of Social Ecology (SEC) University of Natural Resources and Life Sciences, Vienna; Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Irmgard Krisai-Greilhuber; Dr. Thomas Schinko, Senior Research Scholar and Research Group Leader (Equity & Justice Research Group), International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), Laxenburg, Austria; Dipl.-Ing. Dr. Gunter Sperka ehem. Klimakoordinator des Landes Salzburg; Assoc. Prof. Mag. Dr. Reinhard Steurer University of Natural Resources and Life Sciences, Vienna; Prof. Dr. Michael Wagreich Department of Geology Faculty of Earth Sciences, Geography and Astronomy, University of Vienna; Mag.rer.nat. Dr. phil. Ulli Weisz Univ.-Prof. (i.R.) Ing. Dr. phil. Dr. h.c. Verena Winiwarter.

  1. Savanta 2024: „Citizens’ perceptions on nature and biodiversity in the EU. Survey Results“, https://www.restorenature.eu/File/Citizens-survey-nature-biodiversity-NRL-EU.pdf und WWF 2024: „WWF-Umfrage: Große Mehrheit besorgt über Naturverlust“, https://www.wwf.at/wwf-umfrage-grosse-mehrheit-besorgt-ueber-naturverlust/ ↩︎
  2. IPCC, 2023: Climate Change 2023: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, H. Lee and J. Romero (eds.)]. IPCC, Geneva, Switzerland, 184 pp., doi: 10.59327/IPCC/AR6-9789291691647 ↩︎
  3. Siehe sowohl Punkt (88) der Verordnung als auch Art. 27 zur „Vorübergehenden Aussetzung“. ↩︎
  4. Corporate Leaders Group 2024: „Business Networks‘ Letter on the Nature Restoration Law“, https://www.corporateleadersgroup.com/files/clg_europe_led_letter_on_nature_restoration_-_may_2023.pdf ↩︎
  5. euobserver 2024: „Businesses join forces to call on EU to save nature restoration law“, https://euobserver.com/green-economy/arafdc52df ↩︎
  6. Umweltbundesamt: „Ökonomischer Nutzen“, https://www.umweltbundesamt.at/naturschutz/nature-restoration-regulation/oekonomischer-nutzen ↩︎
  7. EU 2023: „Impact assessment study to support the development of legally binding EU nature restoration targets. Final Report“, https://op.europa.eu/en/publication-detail/-/publication/db3e5d55-310c-11ee-946a-01aa75ed71a1 ↩︎
  8. WIFO 2024: „Policy Brief: Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nichthandeln und Klimarisiken“, https://www.wifo.ac.at/publication/49048/ ↩︎
  9. Society for Conservation Biology et al. 2024: „Expression of Concern by Scientific associations: Rollback of EU environmental legislation and policies jeopardises the future of EU citizens“, https://zenodo.org/records/11493585. ↩︎
  10. Allen Grace T. Niego A.G.T. et al. (2023) The contribution of fungi to the global economy.  Fungal Diversity 121: 95–137. https://doi.org/10.1007/s13225-023-00520-9 ↩︎
  11. IPCC 2023 (wie hier Fussnote 2). ↩︎
  12. Romanello, M. et al. The 2023 report of the Lancet Countdown on health and climate change: the imperative for a health-centred response in a world facing irreversible harms. The Lancet 402, 2346–2394 (2023). DOI:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(23)01859-7. ↩︎
  13. Der Kanal und der Bach. Ein Traum, aus dem Englischen, in: Neue Mannigfaltigkeiten 4 (1777), S. 33–37. ↩︎


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Naturschutzmaßnahmen wirken – wenn sie umgesetzt werden (Mit Petition)

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Lesedauer 3 Minuten.   

Neue Studie zur Wirksamkeit von Naturschutz

Hat Naturschutz einen positiven Effekt auf die Biodiversität? Diese Frage stellt eine kürzlich im renommierten Fachmagazin Science veröffentlichte Studie. Im Gegensatz zu früheren Arbeiten trägt sie die Ergebnisse von 186 Einzelstudien aus zahlreichen Ländern und Ökosystemen in einer Meta-Analyse zusammen und ist damit besonders aussagekräftig. Die analysierten Naturschutzmaßnahmen umfassen ganz unterschiedliche Ansätze – z.B. die Einführung von Schutzgebieten, die Bekämpfung invasiver Arten und die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume. Das Ergebnis ist eindeutig: In 66% der Fälle entwickelte sich die Natur mit Naturschutzmaßnahmen besser als ohne. Diese Interventionen hatten entweder einen absoluten positiven Effekt (z.B. Zunahme der Population einer bedrohten Art) oder schwächten zumindest negative Entwicklungen ab (z.B. Abnahme der Entwaldungsrate in einem Schutzgebiet, verglichen mit der Situation ohne Schutzgebiet). Dabei wurden oft nicht nur kleine Effekte beobachtet, sondern sehr deutliche Verbesserungen. Positive Auswirkungen zeigten sich außerdem auf allen untersuchten Biodiversitätslevels – auf die genetischen Vielfalt innerhalb von Arten, den Zustand spezifischer Arten und ganzer Ökosysteme.

Wie erklärt sich die Minderheit der Fälle, in denen sich die Biodiversität ohne Interventionen besser entwickelt hätte? Zum Teil könnten diese darauf zurückzuführen sein, dass Naturschutz in komplexe Systeme eingreift und deshalb manchmal unvorhersehbare Auswirkungen hat. Von Schutzgebieten für eine bestimmte Art können z.B. ungewollt deren Prädatoren besonders profitieren. Diese Projekte sind aber dennoch nicht nutzlos – solche Erfahrungen ermöglichen besser angepasste Maßnahmen in der Zukunft.

Anscheinend wissen wir Menschen also oft recht genau, wie wir die Natur schützen können. Warum befinden wir uns dann trotzdem in einer massiven Biodiversitätskrise? Weil es nicht reicht, dass Maßnahmen wirkungsvoll sind – sie müssen auch tatsächlich in großem Umfang umgesetzt werden, um unterschiedlichste Arten und Ökosysteme zu bewahren. Die Autor:innen der Studie betonen, dass größere Investitionen in den Naturschutz dringend notwendig sind. Ende 2022 einigte sich die internationale Gemeinschaft bereits auf ambitionierte Ziele zum Erhalt der Biodiversität, wie z.B. bis 2030 30% der Landesfläche weltweit unter Schutz zu stellen (Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework). Diese Ziele sind aber nicht bindend; für ihre Umsetzung müssen die Staaten eigene Pläne und Gesetze festlegen.

Umsetzung: Das geplante EU-Renaturierungsgesetz

Das geplante EU-Renaturierungsgesetz zielt genau darauf ab. Es sieht für die EU vor, bis 2030 für 30% der Lebensräume in derzeit schlechtem Zustand Maßnahmen zu ergreifen, und bis 2050 für mindestens 90%. Weitere Vorgaben dienen der Förderung der Biodiversität speziell in Mooren, Wäldern, landwirtschaftlichen und städtischen Ökosystemen. Auch Flussverbauungen sollen reduziert werden. Zur Umsetzung auf nationaler Ebene soll jedes Land seinen eigenen Plan zur Wiederherstellung der Natur formulieren. Dieses Gesetz wäre eine große Chance, durch gesetzlich festgelegten Naturschutz Biodiversität, Klima, und damit unsere Lebensgrundlagen zu schützen. Das sagen zahlreiche Wissenschaftler:innen: Bereits 2023 befürworteten 6000 Wissenschaftler:innen aus der ganzen EU in einem offenen Brief das Gesetz. Im April diesen Jahres plädierten 170 Wissenschaftler:innen aus Österreich in einem vom WWF organisierten Brief noch einmal dringend dafür. Trotzdem ist derzeit unklar, ob das Gesetz im EU-Ministerrat die erforderliche Mehrheit erhält. Österreich spielt eine entscheidende Rolle, denn aufgrund der Ablehnung der meisten Bundesländer ist immer noch nicht klar, ob Österreich für das Gesetz stimmen wird. Österreich könnte damit dieses wichtige Gesetz verhindern.

Was kann ich tun?

  • In Österreich wohnhafte Personen: Die Petition an die Landeshauptleute unterzeichnen! So zeigen wir die Unterstützung in der Gesellschaft, auch außerhalb der Wissenschaft, und können vielleicht zu einer Kursänderung beitragen. Die Seite informiert zudem übersichtlich zu Fake News und Fakten zum Renaturierungsgesetz.
  • EU-Bürger:innen: Über diese europaweite Petition Alexander De Croo (Vorsitzender der EU-Ratspräsidentschaft und belgischer Premierminister) aufrufen, sich für das Renaturierungsgesetz einzusetzen!
  • Petitionen mit Freund:innen, Familie und Kolleg:innen teilen!
  • Zur Vertiefung des Themas an unserem Talk4Future „Wiederherstellung der Natur in Österreich: Wie und warum?“ teilnehmen! Am Dienstag, 4. Juni, 18:30 Uhr (online) diskutieren wir mit Rafaela Schinegger (BOKU), Joschka Brangs (WWF) und Christian Schröck (IG Moorschutz) über Chancen und Herausforderungen von Renaturierungen.

Quelle

Langhammer, P. F., Bull, J. W., Bicknell, J. E., Oakley, J. L., Brown, M. H., Bruford, M. W., Butchart, S. H. M., Carr, J. A., Church, D., Cooney, R., Cutajar, S., Foden, W., Foster, M. N., Gascon, C., Geldmann, J., Genovesi, P., Hoffmann, M., Howard-McCombe, J., Lewis, T., … Brooks, T. M. (2024). The positive impact of conservation action. Science, 384(6694), 453–458.

Titelfoto: Triplec85 via Wikimedia, CC 0



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Liste der Unterzeichner:innen des Appels der Wissenschaft „Ja zum EU-Renaturierungsgesetz“

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Lesedauer 6 Minuten.   

Die unterzeichnenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

o Assoz. Prof. Mag. Dr. Franz Essl, Universität Wien

o Ass.Prof. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Rafaela Schinegger, Universität für Bodenkultur Wien

o Assoc. Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr. Herbert Formayer, Universität für Bodenkultur Wien

o ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Irmgard Greilhuber, Universität Wien

o Dr. Birgit Hollaus, Wirtschaftsuniversität Wien, Institut für Recht und Governance, Department Sozioökonomie

o OA Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. med. Hans-Peter Hutter, Medizinische Universität Wien

o Prof. Dr. Lukas Kenner, Deputy Director Head: Department of Experimental Pathology and Laboratory Animal Pathology Medical University (MUV) & University of Veterinary Medicine Vienna (VetMedUni)

o Dr. Univ. Prof. i.R Kurt Kotrschal

o Dr. Johannes Rüdisser, Universität Innsbruck

o Univ.-Prof. Dr. Gabriel Singer, Institut für Ökologie, Universität Innsbruck

o Assoz. Prof. Dr. Alice Vadrot, Universität Wien

o O.Univ.Prof.i.R. Dipl.-Ing. Dr. Gerlind Weber, Universität für Bodenkultur Wien

o Dr. Verena Winiwarter, Umwelthistorikerin

o Ass.-Prof. Dr. Thomas Wrbka, Universität Wien

o Assoc. Prof. Dr. Johann Zaller, Universität für Bodenkultur Wien

o Mag. Lisa Aigelsperger, Mitglied / Scientists for Future OÖ, Klima-Allianz OÖ, Südwind OÖ

o Mag. Heidemarie Amon, Universität Wien

o Joselyn Arreaga, B.Sc, Universität für Bodenkultur Wien

o Mag.(FH) Yvona Asbäck, MBA, Universität für Weiterbildung Krems

o Dr. Katrin Attermeyer, Senior Scientist / Universität Wien

o Dr. Birgit Bahtic-Kunrath, E.MA, Politikwissenschaftlerin / Internationales Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen

o Anthony Basooma, MSc., Univeristät für Bodenkultur Wien

o Moritz Benz, B.Sc., Univeristät für Bodenkultur Wien

o Univ.-Prof. Dr. Jens Blechert, Professor für Psychologie, Universität Salzburg

o DI (FH) René Bolz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter FWU

o Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Florian Borgwardt, Senior scientist/Universität für Bodenkultur Wien

o Dr. Carlo Bosi, Universität Mozarteum Salzburg

o Univ. Prof. Dr. Monika Bright, Universität Wien

o O.Univ. Prof. Dr.phil. Dr.h.c.mult. Bruno Buchberger, Professor an Johannes Kepler Universität, Institut RISC

o Silvia Bulgheresi, Univ. Prof. / University of Vienna

o Mag. Dr. Renate Christ, Direktorin Weltklimarat (ret.)

o Dr. Reinhold Christian, Physiker, Präsident FWU

o Univ.- Prof. Dr. Giuseppe Delmestri, Institutsvorstand / WU Vienna

o Ass.Prof.i.R. Mag. Dr.rer.soc.oec. Ing. Rudolf Dujmovits, Universität Graz

o Univ.-Prof. Mag. Dr. Stefan Dullinger, Universität Wien

o Univ.-Prof. Mag. Dr. Andreas Dür M.A., Universitätsprofessor, Universität Salzburg

o Ao.Univ.-Prof.i.R. Dipl.-Ing. Dr.techn. Manfried Faber, Technische Universität Wien

o Matthias Fasching, Universität Wien

o Dr.med.univ. Moritz Ferch, Wissenschaftliches Personal / Medizinische Universität Wien

o Em.Univ.-Prof. Dr. Marina Fischer-Kowalski, Universität für Bodenkultur Wien

o Univ.-Prof. Dr.Phil. Bernhard Flucher, Medizinische Universität Innsbruck

o Univ. Prof. Dr. Thomas Frank, Institutsleiter/BOKU

o Dr. Cornelia Franz-Schaider, Senior Lecturer / Institut für Biologie, Universität Graz

o Julia Fugger, BSc, Studien/Forschungsassisstentin – Universität Wien

o Mag. Dr. AndreaFunk, Universität für Bodenkultur

o Dr. Manuela Gamsjäger, Pädagogische Hochschule OÖ

o Dr. Barbara-Amina Gereben-Krenn, Universität Wien

o Univ.-Prof. Dr. Michael Getzner, PhD, Technische Universität Wien

o Michael Glaser, MSc PhD, Universität Wien

o Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr.med.univ. Gregor Gorkiewicz, Medizinische Universität Graz

o Dipl.- Ing. Harald Grabenhofer, Fachbereichsleiter Forschung&Monitoring, Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel

o Dr. Thomas Griffiths, MSc, Universität Wien

o PD Dr. phil. Stefan Hagel, Österreichische Akademie der Wissenschaften

o Dipl.-Ing. Dr.techn. Martin Hagmüller, Technische Universität Graz

o Priv.-Doz. Mag. Dr.phil. Gertrud Haidvogl Universität für Bodenkultur WIen

o Mag.Dr. Christa Hainz-Renetzeder Senior Lecturer, Universität für Bodenkultur Wien

o Arch.in DIin Dr.in tech. Renate Hammer, Institute of Building Research & Innovation

o Dr. Sumeeta Hasenbichler, Pädagogische Hochschule Salzburg

o Johannes Hausharter, BSc. MSc, Universität Wien

o DI Bernhard Heilmann, Research Engineer / AIT Austrian Institute of Technology

o Univ.Prof. Dr. Thomas Hein, Universität für Bodenkultur Wien

o Jasmin Helnwein, MSc, Junior Lecturer/Researcher FH Technikum Wien

o Jennifer Hennenfeind, BSc MSc, Universität Wien

o Dipl.-Biol. Anette Herburger, Wissenschaft und Forschung, inatura Erlebnis Naturschau

o Univ.-Ass. Mag.rer.nat. Michael Holzer, PhD, Medizinische Universität Graz

o Mag. Hans Holzinger, Mitglied von Scientists for Future Salzburg, Autor

o Bastien Huber, Research & Education lead / Thinkubator

o Mirko Javurek, Postdoc Forscher Strömungs- und Wärmeprozesse, JKU Linz

o Dr. Elfriede Kalcher-Sommersguter, Lehrbeauftragte / Karl-Franzens-Universität Graz

o B.Sc. MSc Elias Kapitany, Universität Wien

o Dr. Hubert Keckeis, University of Vienna

o Melina Kerou, PhD, Senior Scientist/ University of Vienna

o Harald Kienzl, Energieberater ARGE EBA

o Dipl.-Ing. Dr. Mathias Kirchner, Universität für Bodenkultur Wien

o Dipl.-Geoökol. Steffen Kittlaus, Technische Universität Wien

o Mag.Dr. Ingrid Kleinbauer, Universitätslehrende

o Assoc. Univ. Prof. PD. Dr. Natascha Kleiter, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Medizinische Universität Innsbruck

o Julia Knogler, MA, Universität für Bodenkultur Wien

o Prof. em. Dr. Dr.h.c. Gerhard Knolmayer, Universität Bern

o HS-Prof. Dr. Bernhard Koch, Pädagogische Hochschule Tirol

o Dipl.-Ing. Bianca Köck, Technische Universität Wien

o Daniel Körner, MSc, Universität für Bodenkultur Wien

o Priv.-Doz. Dr. Christoph Koutschan, Österreichische Akademie der Wissenschaften

o Johannes Kowal, MSc., Univeristät für Bodenkultur Wien

o Mag. Rita Krebs, BA, Universität Wien

o Juliana Krohn, MA, Co-Koordinatorin der Scientists for Future Regionalgruppe West, Universität Innsbruck

o Priv.-Doz. Dipl.-Biol. Dr.rer.nat. Matthias Kropf, Zoologisch-Botanische Gesellschaft in Österreich Wissenschaftlicher Beirat

o Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing.Dr.techn. Norbert Krouzecky, Technische Universität Wien

o DI Stefan Lefnaer, Ko-Autor der Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen Österreichs 2022

o Bernd Lenzner, BSc MSc PhD, Universität Wien

o Daijun Liu, Ph.D., Universität Wien

o PD Mag. Dr. Gertraud Malsiner-Walli, Assist.Prof., Wirtschaftsuniversität Wien

o Dipl.-Ing. Stephan Martineau, Fraunhofer Austria Research GmbH

o Univ. Prof. Dipl. Biol. Dr. Harald Meimberg, Institut für Integrative Naturschutzforschung, Universität für Bodenkultur,

o Dipl.-Ing. Kevin Merl, Universität für Bodenkultur Wien

o Dr. Paul Meulenbroek MSc, Dr. Universität für Bodenkultur Wien

o Ina Meyer, Dr. Umweltökonomin / Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

o Prof. Dr. habil. Thomas Mohrs, Pädagogische Hochschule Oberösterreich

o Dr. Ulrich Morawetz, Senior Scientist / Universität für Bodenkultur Wien, Department für Wirtschaftsund Sozialwissenschaften

o Georg H. Niedrist, PhD, Universität Innsbruck

o Univ.-Prof. Dr. Markus Öhler, Professor an der Universität Wien

o Prof. Dr. Jörg Ott, Univ. Prof. i.R., Universität Wien

o Dr. Michaela Panzenböck, Universität Wien

o Maria Papenfuss, M.A., Universität Bayreuth

o Univ.-Prof.i.R. Dr.phil. Richard Parncutt, Professor für Systematische Musikwiss. i. R. /Uni Graz

o Dr. Jana Petermann, Assoz. Prof., Universität Salzburg

o Mag.a Birgit Peterson, Universität Wien

o Ao.Univ.-Prof.i.R. Mag. Dr.phil. Erna Pfeiffer, Ao. Univ. Prof. i. R. / Universität Graz

o Dr. Sebastian Pfleiderer, Geosphere Austria

o DDipl.Ing. Dr. Kurt Pinter, Universität für Bodenkultur Wien

o Prof. Mag. Mag. Dr. Ivo Ponocny, Professor / Sigmund Freud Privatuniversität

o Simon Probst, MSc, Berechnungsingenieur

o Stephan Pühringer, Johannes Kepler Universität Linz

o Dipl. Ing. Dr.in Brigitte Ratzer, Abteilung Genderkompetenz TU Wien

o Mag. Dr. Klaus Rieser Ao, Univ. Prof. Institut für Amerikanistik, Universität Graz

o Mag. (FH) Andrea Robitza, BA, Mitarbeiterin Botanik Institut, Universität für Bodenkultur

o Priv.Doz.Dr. Martin Rubey, Technische Universität Wien

o Dr. Peter Sackl, Universalmuseum Joanneum, Graz

o Dr. Helmut Sattmann, Assoziierter Wissenschafter, Naturhistorisches Museum Wien

o Mag. Dr.phil.Patrick Scherhaufer, Universität für Bodenkultur Wien

o Mag. Dr. Susanne Schidler, Senior Researcher/Technikum Wien

o DI Beatrix Schiesser, Wissenschaftliche Mitarbeiterin / BOKU University

o Dr. Thomas Schinko, Senior Research Scholar / IIASA

o Anna Schliesselberger BA, MSc, Fachhochschule Salzburg

o Lilia Schmalzl, MSc, Senior Researcher, FH Kärnten

o Dr Astrid Schmidt-Kloiber, Senior Scientist, BOKU University

o Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Stefan Schmutz, Universität für Bodenkultur Wien

o Dipl.-Ing. Jasmin Schomakers, Forschungsmanagerin/Holzforschung Austria

o Dr. Anna Schreuer, Science, Technology and Society Unit, ISDS, TU Graz

o Mag. Ines Schuster, Technische Koordination

o Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Eva Schwab, stellver. Leitung Institut für Städtebau TU Graz

o Dr. René Sedmik, Univ. Ass. / Atominstitut TU Wien

o Dipl.-Ing. Roxane Seiwald, Universität für Bodenkultur Wien

o Emer. Univ.Prof. Dr. Raimund, Sobotka, Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft Uni Wien

o Maximilian Sohmen, PhD, Medizinische Universität Innsbruck

o Dr. Stephen Sokoloff

o PD Dr. Sieghart Sopper, Medizinische Universität Innsbruck

o Johannes Stangl, PhD student / Complexity Science Hub Vienna

o Martina Stangl, Gewässerökologin/Gutachterin

o Jan Streeck, Dr.Postdoc, BOKU Wien

o Prof. Dr. Martin Stuchtey, Professor, Innsbruck University; Founder The Landbanking Group

o Univ.-Prof.Dr. Christian Sturmbauer, Professor für Zoologie und Evolutionsbiologie, Universität Graz

o Dipl.-Ing. Marco Sulzgruber, Universtität für Bodenkultur Wien

o Mag. DDr. Werner Suppanz

o DI Dr. Nina Svanda, TU Wien

o Mag. Ruth Swoboda, Geschäftsführende Direktorin, inatura Erlebnis Naturschau

o Dr. Nikolaus Szucsich, ABOL Koordinator / Naturhistorisches Museum Wien

o Dr. Elias Tappeiner, Wiss Mitarbeiter UMIT Tirol

o Birgit Teufer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Ferdinand Porsche FERNFH

o Assoz. Prof. Mag. Dr. Andreas Tribsch, Universität Salzburg

o Assoc. Prof. DI Dr.techn. Michael Tritthart, Universität für Bodenkultur Wien

o Dr. Mag. Isabella Uhl-Hädicke, BA, Senior Scientist, Universität Salzburg

o Piero Visconti, PhD, International Institute for Applied Systems Analysis

o Mag. Simon Vitecek Ph.D., WasserCluster Lunz – Biologische Station GmbH

o Doz. Dr. Tilman Voss, Fachgruppe Politik und Recht, Scientists for Future Austria

o Univ. Prof. Dr. Michael Wagreich, Universität Wien

o Johannes Waldmüller, PhD, Ass.-Prof, Universität Wien & Klimawandelberater, Brot für die Welt/Diakonie-ACT Austria

o Mag. Dr. Celine Wawruschka, Historikerin/selbstständig

o ao. Univ.-Prof. Dr.phil. Johannes Weber, Honorarprofessor an der Universität für angewandte Kunst Wien

o Mag. Dr. Angela Wegscheider, Senior Scientist / Johannes Kepler Universität Linz

o Mag. Ilse Wenzl, Universität Wien

o Philipp Wilfinger, BSc MA, Universität Graz & FH Joanneum Graz

o Dr. Wolfgang Willner, Privatdozent / Universität Wien

o Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Silvia Winter, Universität für Bodenkultur Wien

o Veronika Winter, BEd, MEd, Universität Wien

o Teresa Maria Rosa Winter, MSc, Wissenschaftliche Mitarbeiterin/PhD Studentin, Dep. für funktionelle und evolutionäre Ökologie, Universität Wien

o Sophie Elaine Wolf, Scientists for Future Österreich

o Johann Zeiringer, PH Burgenland – Hochschullehrer

o Mag. Ph.D. Brenda Maria Zoderer, Universität für Bodenkultur Wien



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Marktversagen sollte den Neos zu denken geben.

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Lesedauer 2 Minuten.   

Beitrag von Harald Geyer bei der Protestaktion vor derNeos-Zentrale am 6.5.2024

NEOS als Partei orientiert sich stark an liberalen Werten. Das sind
grundsätzlich gute Voraussetzungen. Ein liberaler Wert ist
„Kostenwahrheit“ – das heißt, dass jene, die Kosten verursachen auch
dafür gerade stehen sollen. Wenn wir davon in Österreich mehr hätten,
dann würde uns das sowohl beim Klimaschutz als auch bei der
Klimawandelanpassung sehr helfen.

Ein Problembereich in diesem Zusammenhang sind die sogenannten
„fossilen Subventionen“. Damit sind Regeln gemeint, durch die fossile
Energieträger keinen angemessenen Preis haben. Schon die aktuelle
türkis-grüne Regierung hatte sich vorgenommen, solche schädlichen
Anreize abzuschaffen. Doch trotz aller Fortschritte, die die aktuelle
Regierung beim Klimaschutz sonst gemacht hat – die Emissionen sinken so
rasch wie nie zuvor – hat sie sich ausgerechnet beim Abschaffen dieser
schädlichen Anreize auf kaum etwas einigen können. Im Gegenteil wurden
sogar neue fossile Subventionen geschaffen.

Die Glaubwürdigkeit von NEOS wird davon abhängen, ob sie ihrer
Ideologie treu bleiben und sich konsequent für die Abschaffung fossiler
Subventionen einsetzen, oder ob sich – wie bei anderen Parteien – doch
Einzelinteressen (z.B. von Großspendern oder Teilorganisationen)
durchsetzen und alles blockieren.

Ein typisches Beispiel für eine fossile Subvention ist das
Erdölpipelineprivileg: Zum Betrieb von Rohrleitungen sind Pumpen
notwendig und diese brauchen Strom. Die meisten Stromverbraucher müssen
in Österreich dafür Elektrizitätsabgabe bezahlen. Auch
Trinkwasserversorger müssen an den Staat diese Elektrizitätsabgabe
abführen. Aber Betreiber von Erdölpipelines sind von der
Elektrizitätsabgabe ausgenommen.

Es gibt aber auch Fälle, wo der Markt selbst ein Problem hat. Ein
Beispiel ist das Vermieter-Mieter-Dilemma: Die Vermieter:innen wären für eine
Wärmedämmung zuständig, aber die Mieter:innen tragen die Heizkosten. Egal wie
teuer Heizenergie wird, werden die Vermieter:innen nie einen Anreiz haben, in
eine Wärmedämmung zu investieren. Umgekehrt sind die Mieter den
steigenden Heizkosten machtlos ausgeliefert.

In solchen Fällen von Marktversagen muss man entweder die Marktregeln
ändern – also z.B. die Aufteilung der Heizkosten anders regeln – oder die
Höhe der Miete vom Vorhandensein einer Wärmedämmung abhängig machen.
Oder aber man arbeitet mit Pflichten – also z.B. einer Wärmedämmpflicht für
alle Eigentümer:innen von Wohngebäuden.

Gerade für eine liberale Partei ist es wichtig, ein Problembewusstsein
für Marktversagen zu haben und entsprechende Antworten zu liefern.



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30 Wissenschaftler:innen protestieren vor der Parteizentrale der NEOS (Protestserie der Scientists for Future)

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Lesedauer 2 Minuten.   

Wien, 06.05.2024: Um 8 Uhr versammelten sich 30 Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Universitäten, Forschungseinrichtungen und Disziplinen vor der Parteizentrale der NEOS, um auf das Sicherheitsrisiko Klimakrise aufmerksam zu machen und eine effektive, wissenschaftsbasierte und sozial gerechte Klimapolitik einzufordern. Prof. Sigrid Stagl, Ökonomin an der Wirtschaftsuniversität Wien und Prof. Reinhard Steurer, Professor für Klimapolitik an der BOKU Wien, analysierten die klimapolitische Strategie der NEOS aus dem Blickwinkel ihrer jeweiligen Fachgebiete. “Das Beispiel der LED-Lampe zeigt dies deutlich: Auch Verbote führen zu Innovationen – und sind damit auch ein wichtiger Teil der Lösung in der Klimakrise. Leider ist das bei den NEOS nicht angekommen. Sonst zeichnen sie sich oft durch rationale Ansätze aus”, resümiert Sigrid Stagl.

Klimakrise als Sicherheitsrisiko – Klimaschutz als Chance

Die Folgen der globalen Erwärmung sind weitreichend: von häufigeren und intensiveren Extremwetterereignissen über Ernteverluste, Wasser- und Nahrungsmittelknappheit bis hin zum Verschärfen bestehender Krisen und Konflikte und dem Auslösen von Migrationsbewegungen. Unzureichender Klimaschutz sowie ungenügende Anpassung an unvermeidbare Klimafolgen bedrohen auch in Österreich die Gesundheit, den Lebensstandard und die wirtschaftliche Existenz vieler Menschen. Hitzewellen stellen beispielsweise in Österreich die größte klimawandelbedingte Gesundheitsgefahr dar, die unmittelbar lebensbedrohlich sein kann [1].

Auf dieses Sicherheitsrisiko machen die Scientists for Future mit ihrer Kampagne im Klimawahljahr 2024 aufmerksam. Klimaschutz hingegen ist Zivilisationsschutz mit weitreichenden, positiven Folgen in vielen Lebensbereichen der Menschen. Klimafreundliche Strukturen können Ungleichheiten abbauen und mit sozialstaatlichen Maßnahmen kombiniert werden [2].

Statt “invisible hand” mit “invisible foot” zu geringem ökologischen Fußabdruck

“Märkte werden durch bewusst gesetzte Regeln strukturiert. Die Frage ist daher nicht, ob, sondern wie der Markt reguliert wird”, betont Stagl: “Das hängt davon ab, welche Ziele erreicht werden sollen. Angesichts der Faktenlage muss der Klimaschutz oberste Priorität haben. Nicht zuletzt deshalb, weil die Klimakrise bestehende Krisen verschärft und jene besonders trifft, die am wenigsten dazu beigetragen haben.

Erfreulich sei, dass Österreich mit den NEOS eine liberale Partei rechts der Mitte hat, die sowohl die Klimakrise ernst nimmt als auch grundlegende Lösungsvorschläge anbiete, ergänzt Reinhard Steurer: “Die NEOS sind damit eine wichtige Alternative zur ÖVP, die die Klimakrise leider oft verharmlost und Lösungen blockiert. Kritisch zu sehen ist, dass die NEOS zu sehr auf Marktmechanismen setzen und bei der Notwendigkeit von Ge- und Verboten oftmals blind sind.”

“Die Lösung von Klima- und Umweltproblemen erfordert politischen Gestaltungswillen mit vielfältigen Instrumenten ohne ideologische Scheuklappen. Nur auf Technologie und marktbasierte Instrumente zu setzen, ohne über Ge- und Verbote nachzudenken, macht Klima- und Umweltpolitik weniger wirksam und riskiert soziale Probleme,” ergänzt Stagl. “Würden die NEOS diesen blinden Fleck korrigieren, wären wir unverzichtbaren ordnungsrechtlichen Lösungen, wie zum Beispiel einem Werbeverbot für klimaschädliche Produkte, einen Schritt näher” resümiert Steurer.

[1] APCC (2018). Österreichischer Special Report Gesundheit, Demographie und Klimawandel (ASR18). Austrian Panel on Climate Change (APCC), Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, Österreich, 340 Seiten, ISBN 978-3-7001-8427-0.

[2] APCC (2023). APCC Special Report Strukturen für ein klimafreundliches Leben (APCC SR Klimafreundliches Leben) [Görg, C., V. Madner, A. Muhar, A. Novy, A. Posch, K. Steininger und E. Aigner (Hrsg.)]. Springer Spektrum: Berlin/Heidelberg.



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S4F Salzburg: Neue Mehrheitsverhältnisse lassen auf ambitioniertere Klima- und Verkehrspolitik hoffen

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Lesedauer 4 Minuten.   

Zehn Fragen stellten die Scientists for Future (S4F) an Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ), die Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl (KPÖ+) und Florian Kreibich (ÖVP) sowie Stadträtin Anna Schiester (Bürgerliste). „Die neuen Mehrheitsverhältnisse und Ressortverantwortlichen lassen auf eine ambitioniertere Klima- und Verkehrspolitik hoffen. Zu erwarten ist eine Qualitätsoffensive beim O-Bus sowie bei der Radinfrastruktur, zu hoffen auf mehr leistbaren Wohnraum, mehr Mut zu Solarenergie sowie mehr Grün in der Stadt“, so der Transformationsexperte Hans Holzinger, der die Fragen für S4F erstellt hat. Die drastische Reduktion des Autoverkehrs müsse noch klarer vermittelt und mit  lenkenden Maßnahmen unterstützt werden, da die alleinige Verbesserung der Alternativangebote für eine Änderung des Mobilitätsverhaltens nicht in der Regel nicht reiche. Über den S-Link werde wohl die zweite Bürgerbefragung entscheiden.

Mehr Mut wünscht man sich auch für die Energiewende. Vorbildwirkung der Stadt im Bereich der eigenen Gebäude sei wichtig, es gehe „aber auch um die Vereinfachung der PV-Nutzung etwa in den Schutzzonen der Stadt und den politischen Auftrag dafür, welcher auch in Abstimmung mit dem Land auf den Weg gebracht werden muss“, so der Energieexperte Franz Kok. Er wünscht sich auch mehr Unterstützung für Energiegemeinschaften, etwa bei im Miteigentum der Stadt stehenden gemeinnützigen Wohnbauträgern. Offen aber mindestens so wichtig sei die Dekarbonisierung der Fernwärme. „Dazu ist bisher jedoch weder von der SalzburgAG noch von Seiten der Stadtpolitik ein sachlich fundierter Vorschlag wahrnehmbar.“

Biodiversitätsexperte Andreas Tribsch begrüßt, dass Maßnahmen zur Stadtbegrünung Thema sind, um die Lebensqualität der Menschen zu steigern und Hitzeinseln vorzubeugen, wünscht sich aber mehr Aufmerksamkeit für Biodiversität und Natur in der Stadt, da „Siedlungsräume wesentliche Rückzugsgebiete für viele Tier- und Pflanzenarten sind.“ Jens Blechert, Sprecher von Scientists for Future Salzburg, betont die Notwendigkeit eines permanenten Monitorings der Fortschritte in der Klimapolitik von Stadt und Land. Die Gruppe stehe in ihren Möglichkeiten gerne beratend zur Verfügung und werde die Klimabewegung weiterhin wissenschaftlich unterstützen. Bei der Rademeo am 26. April werden die Scientists for Future ebenfalls vertreten sein.

Im ersten Link finden Sie die gesamten Ergebnisse der Befragung und im zweiten Link und untenstehend eine Zusammenfassung zentraler Aspekte für die Presse.  

Offensive für Bus und Fahrrad 

Mehr Busspuren, Rückkehr zum 10-Minutentakt, attraktive Haltestellen sowie gute Arbeitsbedingungen für Busfahrer und Busfahrerinnen lauten einige der Vorschläge im Bereich Verkehr. Auinger setzt auf die neue Verkehrsgesellschaft im Zuge der Ausgliederung des O-Bus aus der Salzburg AG, vorstellen kann er sich etwa „neue Expresslinien mit Doppelgelenksbussen“ für Pendelnde. Schiester und Dankl sprechen sich für eine starke Ausweitung des Radverkehrsbudgets aus – mindestens eine Verdoppelung auf 4 Millionen Euro sollen es werden, Auinger ist für eine Erhöhung „grundsätzlich offen“, für Kreibich erscheinen „die 2 Mio. € jährlich“ ausreichend. 

S-Link als strittiger Punkt

Ein strittiger Punkt ist der S-Link, den Bürgermeister Auinger weiterhin für zu teuer und ineffizient hält. Es gäbe „weitaus kostengünstigere, bessere und schnellere Lösungsansätze“. Für Kreibich ist der S-Link „de facto alternativlos“, Schiester plädiert für eine offene und transparente Diskussion auch mit den Gegnern, Dankl fordert „einen Pan B“von jenen, die das Projekt ablehnen. Entscheiden wird hier wohl die neue Bürgerbefragung. Die Scientists wollten auch wissen, wie sie den Bürgern und Bürgerinnen die notwendige Zurückdrängung des Autoverkehrs vermitteln wollen. Hier wird vor allem mit einem besseren Angebot an Alternativen argumentiert, Schiester setzt auch auf den Zugewinn an Lebensqualität, der den Menschen vermittelt werden soll.

Uneinigkeit bei neuem Kurzstreckenflug Wien-Salzburg, Mehrheit bei Umwidmung der Gewinne der Parkgaragengesellschaft 

Eine von der Wirtschaftskammer Österreich in Auftrag gegebene Studie, die für die neue Kurzstreckenlinie plädiert, wurde von den Scientists for Future als unseriös kritisiert. Auinger und Kreibich befürworten die Wiederaufnahme eines Kurzstreckenflugs Wien-Salzburg, Schiester ist dagegen. Die Scientists for Future schlagen zudem die Einschränkung von Privat- und Businessflügen vor. Schiester und Dankl sind für diesen Vorschlag; Unterstützung bekommen sie hier auch von Bürgermeister Auinger („stehe ich sehr offen gegenüber„). Abgefragt wurde auch eine Zweckumwidmung der Gewinne der Parkgaragengesellschaft für den Ausbau von Park & Ride-Plätzen sowie andere Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung. Für Auinger, Dankl und Schiestl ist diese sinnvoll, Kreibich zögert, die Verhandlungen mit dem Land sollen „ergebnisoffen stattfinden“.

Leistbares Wohnen

Leistbares Wohnen war offensichtlich ein wichtiges, wahlentscheidendes Thema. Als Vorschläge gelten Baulandsicherungsmodelle, die Förderung des sozialen Wohnbaus, die Errichtung von Wohnungen durch die Stadt selbst sowie Maßnahmen der Nachverdichtung und der Nutzungszuführung von Leerstand. Hier scheint es breite Übereinstimmung zu geben. Die Knappheit an verfügbaren Flächen wird als Problem benannt, der Ankauf von Grundstücken durch die Stadt, verdichtetes Bauen sowie die Aktivierung von Leerstand werden als Maßnahmen vorgeschlagen.

Hebel der Stadt für die Energiewende durch Vorbildwirkung und Förderungen

Scientists for Future wollten auch wissen, welche zentralen Hebel seitens der Stadt für die Energiewende gesehen werden. Auinger plädiert für eine ergänzte Neuauflage des Smart City Masterplans 2025 in der neuen Legislaturperiode. Potenziale sieht er insbesondere in der Vorbildwirkung bei stadteigenen Gebäuden. Dankl setzt auf den Bau von Erneuerbaren Energieanlagen durch Genossenschaften sowie auf Energieeffizienz nicht nur im Neubau, sondern auch bei Sanierungen. Schiester verweist auf die Möglichkeit, PV-Anlagen auch auf Gewerbedächern, etwa bei Supermärkten, anzubringen; sie plädiert für eine Erhöhung der Photovoltaikförderung und mehr Unterstützung zur Steigerung der Energieeffizienz in Gebäuden („Überarbeitung der Wirtschaftsförderungsrichtlinien“); Energiegemeinschaften sollen ebenfalls gefördert werden. Kreibich verweist darauf, dass auch in der Altstadt bereits jetzt die Errichtung von Photovoltaikanlagen möglich sei, wenn diese den Anforderungen der Sachverständigenkommission entsprechen. Auf die Frage der weiteren Ökologisierung der Fernwärme in Kooperation mit der Salzburg AG wurde nicht besonders eingegangen. Schiester dazu: „Ausbau des Fernwärmenetzes und Dekarbonisierung der Fernwärme (Geothermie, Abwärmenutzung etc.“ Dankl schlägt grundsätzlich vor: „Umbau der Aktiengesellschaft Salzburg AG in ein gemeinnütziges Unternehmen“. Die Grundversorgung sei wichtiger als die Gewinnmaximierung, „fürstliche Manager-Boni“ sollen abgeschafft werden.

Biodiversität in der Stadt 

Maßnahmen zur Stadtbegrünung, um die Lebensqualität zu steigern, Hitzeinseln vorzubeugen und die Biodiversität zu fördern, werden ebenso begrüßt. Neben den bestehenden Vorgaben für Grünflächen bei Neubauten müssten in dieser Legislaturperiode auch „Maßnahmen für den Bestand“ entwickelt werden, so Auinger. Schiester sieht in der Stadtbegrünung eine wichtige Aufgabe: „Der Kühlung unserer Lebensräume kommt Jahr für Jahr eine stärkere Bedeutung zu. Gerade dort, wo es in der Stadt am heißesten ist, müssen wir Straßen und Plätze entsiegeln und begrünen.“ Dem pflichtet auch Dankl bei: „Wenn wir genossenschaftlich erzeugte erneuerbare Energieanlagen fördern, CO2-neutral bauen und dazwischen Raum für Grünflächen lassen, sparen wir nicht nur Treibhausgase ein, sondern erhöhen damit auch die Lebensqualität.“ Kreibich verweist in diesem Zusammenhang auf die „konsequente Umsetzung des im vergangenen Jahr auf den Weg gebrachten ´Salzach Masterplan´“, der nicht nur den Hochwasser-Schutz deutlich verbessere, sondern auch neue Naherholungsräume schaffe.

Beiträge der Stadt zu gesunder, klimafitter Ernährung

Die letzte Frage von Scientistst for Future bezieht sich auf das in der Klimadebatte meist unterbelichtete Thema unserer Ernährungsgewohnheiten. Weniger Fleischkonsum sei gut für die eigene Gesundheit, den Tier- und Klimaschutz, laut Studien sei ein Großteil der Menschen zu weniger Fleischkonsum bereit, so Anna Schiester: „Die Stadt sollte hier mit gutem Beispiel voran gehen und in ihrem Einflussbereich fleischreduzierte bzw. fleischlose, regionale und saisonale  Angebote fördern bzw. deutlich erhöhen.“ Auinger verweist hier auf einschlägige Programme in den städtischen Schulen: „Wir haben beim Essen in unseren Schulen einen starken Fokus auf biologische und regionale Produkte“. Dankl möchte „Mittagstisch-Angebote für Mitarbeiter:innen fördern und damit lokale Wirte unterstützen“. Kreibich warnt – wie beim Bereich Verkehr – auch beim Thema Ernährung „vor einer Politik des erhobenen Zeigefingers“, findet aber Projekte wie „Gesunde Jause“ in Schulen sinnvoll.

Titelfoto: Georg Peter Landsiedel via flickr CC BY-NC-SA



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