Trumps Regierung hat die NASA-Chefwissenschaftlerin Katherine Calvin und andere US-Beamte daran gehindert, diese Woche an einem Treffen in China teilzunehmen, bei dem es um die nächste Klimabewertung der Vereinten Nationen geht . Das Planungstreffen soll mit der Annahme eines Entwurfs für die siebte Klimabewertung des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) enden. Diese Bewertungen werden von Regierungen weltweit zur Gestaltung ihrer Klimapolitik verwendet. Laut einem US-Beamten hat die NASA auch einen Vertrag gekündigt, der ein Team finanzierte, das die Klimabewertung administrativ und technisch unterstützen sollte. Quelle: Nature, https://www.nature.com/articles/d41586-025-00596-0
Wenn es um die Notwendigkeit geht, die Systeme der Mobilität klimagerecht zu gestalten, spricht man in der öffentlichen Diskussion vorrangig mit physikalischen und technologischem Vokabular: Emissionswerte, Antriebssysteme, Geschwindigkeit, Wegelängen, Frequenzen…Diese Begriffe mögen für die Planung und Implementierung von Maßnahmen wichtig sein, für die individuelle Verhaltensänderung, von der letztlich der Erfolg der Mobilitätswende abhängt, sind sie sekundär. In der Gestaltung der Alltagsmobilität, bei der Wahl der Ziele, des Wohnortes, der Orte der Ausbildung und des Arbeitens dominiert die räumliche Wahrnehmung. Hier wirkt eine individuelle Psychogeografie: die Verortung des Selbst und die Einschätzung der räumlichen Möglichkeiten. Es werden vorrangig die Qualitäten von Wegen eingeschätzt, woraus sich auch die Wahrnehmung von Entfernung ergibt.
Angenehme Wege wirken kurz, unangenehme endlos. Befindet man/frau sich im semi-ruralen Raum, der österreichischen Version von Suburbia, wo etwa die Hälfte der Wohnbevölkerung zuhause ist1, schätzt man/frau etwa den Weg zur nächsten Bushaltestelle ein, die Bedingungen an der Haltestelle, im Bus selbst, am Zielort und entlang des restlichen Weges. Auf dieser Grundlage werden die Mobilitätsentscheidungen getroffen: Da geht es nicht allein um das Verkehrsmittel, sondern grundsätzlich um Wahl des Ziels, Häufigkeit des Weges, Uhrzeit und letztlich auch darum, ob der Weg überhaupt notwendig ist. Das gilt analog auch für städtische Gebiete, wobei sich niemand anmaßen sollte, zu definieren, wo diese „Stadt“ beginnt. Österreichische Städte bestehen zu großen Teilen aus „Flächenbezirken“, in denen die semi-rurale Psychogeografie dominiert.
Ob aus der individuellen Verortung und Einschätzung der Mobilitätsoptionen die Wahl auf ein öffentliches Verkehrsmittel, kombiniert mit Fußwegen, auf das Fahrrad oder auf das Auto, oder auf Kombinationen aus diesen Modi fällt, hängt also nicht allein vom technologischen Angebot, sondern wesentlich von qualitativen Faktoren ab, vor allem von räumlichen Qualitäten. Um es abzukürzen: Bei einem Großteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter2 führt die Conclusio dieser Abwägungen dazu, nicht zu Fuß aus dem Haus zu gehen, sondern in die Garage, wo die Erweiterung des eigenen Wohnzimmers auf Rädern bereitsteht. Unser Land ist dazu bestens ausgelegt. Wir sind tatsächlich ein „Autoland“.
So etwas wie Chancengleichheit zwischen den Verkehrsmodi gibt es nur in jenen Siedlungsgebieten, deren räumliche Konzeption aus der Zeit vor der Massenautomobilität stammt, also in jenen historischen Stadtvierteln und Ortskernen, die den Furor der automobilen Modernisierung überlebt haben: Autofahren und Parken ist kompliziert, öffentliche Verkehrsmittel sind gut erreichbar und meist ist auch der Weg dorthin dergestalt, dass man ihn unter Wahrung der Menschenwürde zurücklegen kann. Der Blick in die historischen Stadträume darf aber nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass der öffentliche Verkehrsraum in Österreich von den meisten Menschen als feindlich wahrgenommen und folglich gemieden wird – durchaus begründet – ist er doch fast durchgehend von der Logik des Autoverkehrs geprägt. Hier beginnt die Frage der Gerechtigkeit.
Mit welchem Recht konsumieren Autofahrer und Autofahrerinnen einen überproportionalen Anteil an dieser öffentlichen Ressource, nicht nur in Form quantitativer Inanspruchnahme, sondern auch durch qualitative Degradierung? Warum wird es akzeptiert, dass Menschen in Autos in ihrem optimierten persönlichen Ambiente durch Straßen gleiten und dabei die Effekte ihrer Mobilitätspräferenz in vielfältiger Weise externalisieren? Warum werden Dauerlärm, städtebauliche Verödung, Entwertung von Wohnungen und Geschäftsstandorten, Unsicherheit und Marginalisierung politisch legitimiert? Ohne hier die Komplexität der Motive zu kleinzureden: die Persistenz dieses Dauerskandals liegt darin, dass er von einer Bevölkerungsmehrheit verursacht wird. Doch auch in einer Demokratie ist ist nicht alles recht, was einer Mehrheit recht ist.
In Fragen der Gerechtigkeit geht es um Grundbedingungen des Zusammenlebens. Das gilt auch für räumliche Gerechtigkeit, wie sie in den Sozialwissenschaften unter dem Titel Spatial Justice3 behandelt wird. Hier geht es um die gerechte Allokation öffentlicher Güter, um Umweltgerechtigkeit, Generationengerechtigkeit, Entwicklungsfähigkeit und um gleichberechtigten Zugang aller Bevölkerungsgruppen zur Entscheidungsfindung. Blickt man auf die anerkannten Maßnahmen zur Verwirklichung der Mobilitätswende – Förderung des Fuß- und Radverkehrs, Rückbau der automobilen Infrastruktur, Ausbau der öffentlichen Mobilitätsangebote – so dienen diese und so rechtfertigen sich diese gleichermaßen aus Gründen der Rettung des Weltklimas als auch der Gerechtigkeit unter Menschen.
2021: Bewohner:innen von Ein- und Zweifamilienhäusern: 48,3% (Statistik Austria) ↩︎
BMViT: Österreich unterwegs 2013/2024: Werktäglicher Modal Split, (S. 81). Der Anteil der Kfz-Wege liegt bei den Alterskohorten 20-60 Jahre zwischen 55% und 62%. ↩︎
Literatur Susan FAINSTEIN: The Just City, Cornell University Press, 2010; Johannes FIEDLER, Melanie HUMANN, Manuela KÖLKE: Radical Standard – zur Umsetzung von Spatial Justice in der städtebaulichen Planung; TU Braunschweig 3/2013; Peter MARCUSE, James CONOLLY, Johannes NOVY, Ingrid OLIVO, Cuz Potter, Justin STEIL et al.: Searching for the Just City, Routledge, Oxon 2009; John RAWLS: A Theory of Justice, The President and Fellows of Harvard College, 1971, deutsch: Eine Theorie der Gerechtigkeit; Suhrkamp Frankfurt/Main 1979; Edward SOJA: Seeking Spatial Justice, University of Minnesota Press, Minneapolis 2010 ↩︎
Wie der Guardian berichtet, endete die UN-Biodiversitätskonferenz (COP16) in Rom mit einer brüchigen Einigung, doch Fragen zur Finanzierung bleiben bestehen. Das Abkommen stellt einen Fahrplan für die Finanzierung des Biodiversitätsschutzes dar. Die Einigung beendete eine Sackgasse bei den UN-Gesprächen, die als Test für die internationale Zusammenarbeit angesichts geopolitischer Spannungen angesehen werden.
Trotz einiger Erfolge wurden schwierige Fragen auf die lange Bank geschoben, darunter die Schaffung eines neuen Fonds zur Verteilung der Gelder. Und auch bei wichtigen Themen wie naturzerstörenden Subventionen und der Reduzierung der Umweltverschmutzung kam man nicht voran.
Viele Entwicklungsländer forderten ein neues Bankkonto zur Verteilung von Naturfinanzierungen. Sie argumentieren, dass der derzeitige Fonds – der Teil der Globalen Umweltfazilität (GEF) ist – zu aufwändig zu bedienen sei und von reichen Ländern kontrolliert werde. Dies war das Thema der angespanntesten Verhandlungen.
Im Jahr 2028 werden sich die Länder darüber einigen, was mit dem neuen Fonds geschehen soll. Bis dahin liegen alle Optionen auf dem Tisch: Es könnte sich um einen neuen Fonds handeln oder um einen bestehenden Fonds, der ansprechender gestaltet wurde.
Bei der COP16 im Jahr 2022 einigten sich die Länder, jährlich 700 Milliarden Dollar an Finanzmitteln für die Natur bereitzustellen, beginnend mit 200 Milliarden Dollar jährlich bis 2030. Wissenschaftler schätzen, dass 700 Milliarden Dollar der Betrag sind, der erforderlich ist, um die Artenvielfalt nachhaltig zu bewirtschaften und die Zerstörung von Ökosystemen und Arten zu stoppen. Diese Zahl umfasst alle Finanzierungen – auch die des privaten Sektors, von gemeinnützigen Organisationen, NGOs und Regierungen. Im Rahmen dieser Summe haben reichere Länder versprochen, ärmeren Ländern bis 2025 jährlich 20 Milliarden Dollar an öffentlichen Mitteln zur Verfügung zu stellen. eine Frist, die bisher nicht eingehalten wurde. Die Verhandlungsführer einigten sich auf einen Fahrplan zur Beschaffung der Mittel, der die Suche nach neuen Finanzierungsformen sowie die Förderung höherer Ausgaben der Entwicklungsbanken für die Biodiversität umfasst.
Zum ersten Mal wird es einen „internationalen Dialog“ zwischen den Finanz- und Umweltministern geben (wie es auch im Rahmen des UN-Klimaabkommens geschieht), der sicherstellen soll, dass die Finanzierung der Biodiversität nicht auf die Umweltministerien beschränkt bleibt.
Bei der COP17 im Jahr 2026 wird es darum gehen, zu messen, wie gut die Länder im Vergleich zu ihren Zielen abschneiden. In Rom haben sie beschlossen, welche Indikatoren sie für die Vorlage ihrer nationalen Berichte verwenden werden.
Der Cali-Fonds, der beim Treffen in Cali, Kolumbien geschaffen wurde, soll eine Möglichkeit schaffen, Geld von Unternehmen zu verteilen, die von der Genetik der Natur profitieren. Der Fonds wurde ohne jegliche Zusagen ins Leben gerufen, aber die UN sagte, dass Zusagen „sehr bald“ erfolgen würden. Laut der Vereinbarung müssten Unternehmen, die zwei von drei Kriterien erfüllen – Umsatz von mehr als 50 Millionen Dollar (39 Millionen Pfund), Gewinn von mehr als 5 Millionen Dollar und Gesamtvermögen von 20 Millionen Dollar – 1 Prozent ihres Gewinns oder 0,1 Prozent ihres Umsatzes in den Fonds einzahlen.
Das Abkommen ist freiwillig und die Regierungen müssen die entsprechenden Regeln auf nationaler Ebene umsetzen, damit es Wirkung zeigt.
Degrowth oder Postwachstum bezeichnet eine grundlegende Transformation unserer Wirtschaftsweise und Gesellschaft, die ein gutes Leben für alle zum Ziel hat. Durch die Etablierung eines bedürfnisorientierten und kooperativen Wirtschaftssystems sollen bestehende, umweltschädigende Profit- und Wachstumszwänge von Unternehmen sowie die daraus resultierende Ausbeutung von Menschen und Natur überwunden werden. Zugleich sollen strukturelle Ungleichheiten verringert werden. Für diese ökonomische Re-Orientierung ist eine grundlegende Veränderung unserer Lebensweise und ein kultureller Wandel notwendig [1].
Der Beitrag von Degrowth zum Klimaschutz
Zur Einhaltung der Pariser Klimaziele braucht es gemäß des Weltklimarats IPCC schnelle, weitreichende und beispiellose Maßnahmen auf allen Ebenen [2], entsprechend auch Veränderungen des Wirtschaftssystems. Degrowth steht für einen gezielten Rückbau von treibhausgas-intensiven, nichtnachhaltigen Sektoren und Industrien auf globaler Ebene. Dazu zählen u. a. Werbe-, Waffen-, Fast-Fashion-, Kreuzfahrt-, Flugverkehrs- und fossile Industrien, der spekulative Börsen- und Finanzsektor sowie die chemisch-industrielle Landwirtschaft. Zudem würden verlängerte Nutzungsdauern, die einfache Reparierbarkeit von Produkten und Kreislaufwirtschaft zum Standard werden. Degrowth bedingt zugleich einen gezielten Ausbau sozial-ökologischer Infrastrukturen (z. B. erneuerbare Energien, öffentlicher Verkehr & Daseinsvorsorge), die eine gerechte und klimafreundliche Versorgung für alle ermöglichen [3].
Transformation als komplexe Herausforderung
Der Umbau zu einer Postwachstums-Wirtschaft benötigt eine breite gesellschaftliche Debatte, da diese Transformation mit Konflikten und Widersprüchen konfrontiert ist. So sind z. B. unsere sozialen Sicherungssysteme und unser Wohlstand aktuell von Wirtschaftswachstum abhängig. Die Erhöhung des Lebensstandards in Ländern wie Österreich im 20. Jhd. ging stets mit Steigerungen materiellen Besitzes einher [4]. Aus dieser Perspektive wird Wachstum als gesellschaftlich positiv gewertet, während negative Wachstumsraten mit Wohlstandsverlusten gleichgesetzt werden.
Degrowth vs. Rezession
Mit Degrowth ist keine wirtschaftliche Rezession gemeint, sondern ein Paradigmenwechsel hin zu einer Wirtschaft und Gesellschaft, die auch ohne ökonomisches Wachstum florieren können. Das zentrale Stichwort ist: “change by design, not by disaster” [4]. Dabei stellen sich Fragen von Verteilungsgerechtigkeit, Machtverhältnissen und der Rolle von Institutionen. Degrowth will einerseits die ökologische Notwendigkeit des Wandels und andererseits die möglichen Schritte zu einer Postwachstumsökonomie in ihrer Vielfalt, Widersprüchlichkeit und Komplexität darstellen.
Hauptaussagen
Degrowth bezeichnet eine ökonomische Strömung bzw. eine Bewegung für eine Transformation unserer Wirtschafts- und Lebensweisen im Sinne der Klima- und Biodiversitätsziele.
Ziele von Degrowth sind u. a. eine gerechtere Verteilung von Wohlstand und die Schonung von Ressourcen, um ein gutes Leben für alle innerhalb planetarer Grenzen zu ermöglichen.
Degrowth ist primär als Konzept für den Globalen Norden zu sehen, um eine nachhaltigere Zukunftsperspektive für Länder wie Österreich zu entwickeln.
Historische Verantwortung des Globalen Nordens
Die Länder des Globalen Nordens, u. a. Europa, USA, Kanada, Australien und Japan, haben durch ihre frühe Industrialisierung historisch am stärksten zur Erderhitzung beigetragen und zugleich am meisten von den materiellen und technischen Fortschritten profitiert – nicht zuletzt durch die Kolonialisierung und Ausbeutung anderer Kulturen und Ökosysteme, insbesondere im Globalen Süden. Degrowth ist daher vorrangig als Konzept für den Globalen Norden zu sehen, um die ökonomische Aktivität der reichsten Länder auf ein global faires Maß innerhalb der ökologischen Belastungsgrenzen zu senken. Ein gezielter Umbau der Wirtschaft soll Ländern des Globalen Südens ermöglichen, ihren Lebensstandard ohne Wachstumsdruck klimaschonend und sozial gerecht zu heben, Stichwort „ein gutes Leben für alle“ [5],[6].
Ressourcenverbrauch in Österreich als Gerechtigkeitsfrage
Österreich liegt heute mit jährlichen CO2-Emissionen pro Kopf von 8,3 Tonnen (für das Jahr 2020) [7] über dem globalen Durchschnitt von 6,7 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf und Jahr [8]. Laut dem Global Footprint Network verbraucht Österreich jährlich die natürlichen Ressourcen der Erde in einem Ausmaß, als stünden uns 3,8 Planeten zur Verfügung [9]. Zugleich besteht innerhalb des Landes ein Gerechtigkeits-Gefälle: Die reichsten 10% der Bevölkerung emittierten im Jahr 2019 durchschnittlich 42 Tonnen CO2-Äquivalente [10]. Degrowth zielt auf eine Schrumpfung des Material- und Energiemetabolismus [11] sowie eine sozial gerechte Umverteilung materiellen Wohlstands auch innerhalb von Staaten ab.
„Grünes Wachstum“ durch Entkopplung?
Bisherige Strategien setzen vorwiegend auf Effizienz, um Treibhausgas-(THG)-Emissionen und Wirtschaftswachstum zu entkoppeln [12]. Meta-Studien zeigen jedoch: Die benötigte Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch bzw. THG-Emissionen kann aktuell nicht ansatzweise erzielt werden [13]. Mit wachstumsorientierten Strategien würden Länder wie Österreich im Schnitt 220 Jahre benötigen, um ihre Emissionen um 95% zu reduzieren [14] – statt wie geplant bis zum Jahr 2040. Sogenanntes „grünes Wachstum“, mit dem Klimaziele eingehalten werden können, bleibt unerreicht.
Differenzierte Transformation von Industrien in einer Postwachstumsgesellschaft [16]
BIP-Problematik und alternative Wohlstandsindikatoren
Schon die Vorstellung von „Wachstum“, die durch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als zentrale Maßzahl repräsentiert wird, ist irreführend und reformbedürftig. Das BIP verbucht Schäden und Verluste für Menschen und Natur als wachstumsfördernd, wenn dafür Kosten anfallen. Wenn Wiesen, Felder und Wälder für klimaschädliche Infrastruktur versiegelt werden, dann trägt das zum BIP-Wachstum bei und vermittelt eine falsche Vorstellung von „Fortschritt“. Wirksame Klimaschutz-Maßnahmen ohne eine finanzielle Transaktion werden hingegen nicht erfasst.
Alternative Wohlstandsindikatoren, wie der Genuine Progress Indicator (GPI), der Nationale Wohlfahrtsindex (NWI) oder auch der Happy Planet Index (HPI) sollten verstärkt in Entscheidungsprozessen herangezogen werden [15].
Konkrete Maßnahmen und Ansätze von Degrowth
Auf politisch-ökonomischer Ebene sieht Degrowth z. B. Folgendes vor: Umbau von Finanzinstitutionen, Arbeitszeitverkürzung [5], demokratische Unternehmensformen, Einkommensobergrenzen, progressive Besteuerung von Reichtum, Erbe und Materialverbrauch, bedingungsloses Grundeinkommen bzw. staatliche Grundversorgung, Priorisierung von Bildung, Pflege, Nachhaltigkeit und Gesundheit. Auf gesellschaftlich-kultureller Ebene forciert Degrowth: Achtsamkeit, Solidarität und Kooperation als Basis für eine neue Wirtschaftsordnung [1], Überwindung patriarchaler, sexistischer und rassistischer Strukturen, Schaffung von nicht-hierarchischen Kulturen der Partnerschaft und Verbundenheit mit allen Lebewesen.
[2] Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle (2018): Sonderbericht 1,5 °C globale Erwärmung (SR1.5). www.deipcc.de/256.php.
[3] Barlow, N., et al. (2022). Degrowth & Strategy. How to bring about social-ecological transformation. Mayfly Books. mayflybooks.org/degrowth-strategy/. [
4] Haderer, M., et al. (2022): Perspektiven zur Analyse und Gestaltung von Strukturen klimafreundlichen Lebens. In: APCC Special Report: Strukturen für ein klimafreundliches Leben (APCC SR Klimafreundliches Leben). Springer Spektrum: Berlin/Heidelberg. link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-662-66497-1 32?pdf=chapter%20toc .
[5] Kreinin, H., Aigner, E. (2021). From “Decent work and economic growth” to “Sustainable work and economic degrowth”: a new framework for SDG 8. Empirica (2022) 49:281–311. doi.org/10.1007/s10663-021-09526-5.
[6] D’Alisa, G., et al. (2015). Degrowth. A Vocabulary for a New Era. Routledge. www.routledge.com/Degrowth-A-Vocabulary-for-a-New-Era/DAlisa-Demaria-Kallis/p/book/9781138000773.[7] https://de.statista.com/ statistik/daten/studie/962397/umfrage/treibhausgasemissionen-pro-kopf-in-oesterreich/.
[10] Essletzbichler, J., et al. (2023). Kapitel 17. Soziale und räumliche Ungleichheit. In: APCC Special Report: Strukturen für ein klimafreundliches Leben (APCC SR Klimafreundliches Leben). Springer Spektrum: Berlin/Heidelberg. ssrn.com/abstract=4225615.
[11] Kallis, G., et al. (2018). Reserach On Degrowth. Annual Review of Environment and Resources Volume 43:291-316, 2018. doi.org/10.1146/annurev-environ-102017-025941 .
[12] APCC Special Report: Strukturen für ein klimafreundliches Leben (APCC SR Klimafreundliches Leben) [Görg, C., Madner, V., Muhar, A., Novy, A., Posch, A., Steininger, K. W., Aigner, E. (Hrsg.)]. Springer Spektrum: Berlin/Heidelberg. klimafreundlichesleben.apcc-sr.ccca.ac.at/wp-content/uploads/2023/04/ APCC2023 KapitelI ZusammenfassungFuerEntscheidungstragende.pdf.
[13] Parrique T., et al. (2019). Decoupling Debunked: Evidence and arguments against green growth as a sole strategy for sustainability. European Environmental Bureau. eeb.org/library/decoupling-debunked/.
[14] Vogel, J. & Hickel, J. (2023). Is green growth happening? An empirical analysis of achieved versus Paris-compliant CO2-GDP decoupling in high-income countries. The Lancet Planetary Health, Vol. 7, Issue 9. doi.org/10.1016/S2542-5196(23)00174-2.
[15] Rocklage, M., (2015). Indikatorensystem für Nachhaltigkeit. In: FHM Jahresmotto 2014/15: Values for Future. [Dreier, A., Merk, R., Seel, B. (Hrsg.)]. Schriftenreihe der FHM, Bielefeld (Heft 6). www.fh-mittelstand.com/fileadmin/fhm-corporate/fe/publikationen/heft6 web.pdf#page=79.
[16] Duprez and Litchfield, 2022. Network for Business Sustainability. nbs.net/degrowth-can-support-business-sustainability/
Wo: vor der Uni Wien (Universitätsring 1), gefolgt von einem Marsch zum Votivpark mit Kundgebung 15 Uhr
Am 07. März 2025 werden Wissenschaftler:innen der USA ihre Stimmen für eine freie Wissenschaft erheben. In Solidarität mit unseren amerikanischen Kolleg:innen rufen wir zu einem Marsch der Wissenschaft: Gemeinsam wollen wir daran erinnern, wie viel wir einer freien Wissenschaft zu verdanken haben!
Fassungslos blicken wir in diesen Tagen auf die Vorgänge in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo ein beispielloser Angriff auf die Freiheit des Wissenschaft stattfindet. Mit einer Vielzahl von Dekreten werden Institutionen zerschlagen, Finanzierung gestrichen, ganze Forschungszweige verboten und Forschende sowie Disziplinen diskreditiert. Daten von immenser Wichtigkeit – etwa zur Kontrolle von Krankheitsausbrüchen oder zum Weltklima – sind nicht länger verfügbar. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sind verunsichert und viele Kolleg:innen von Kündigung bedroht. Bereits wenige Wochen nach dem Amtsantritt des neuen Präsidenten erfordert es großen Mut, sich weiterhin zu vielen Themen frei nach bestem Wissen und Gewissen zu äußern.
Die wachsende Skepsis gegenüber Wissenschaften und Forschenden ist kein rein amerikanisches Problem. Auch in Europa und Österreich nehmen die Bedrohungen eines wissenschaftsfeindlichen Klimas zu. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden zunehmend durch Fehlinformationen in Frage gestellt. Mediale Ignoranz und ein fahrlässiger Umgang mit dem Stand der Wissenschaft bedrohen schon heute den barrierefreien Zugang zur Bildung der Bürger:innen. Es ist an der Zeit, dieser Entwicklung entschlossen entgegenzutreten, um eine Entwicklung, wie wir sie in den USA erleben, zu verhindern.
Unfreie Wissenschaft birgt vielfache Gefahren: Wenn wir als Gesellschaft aufhören, auf der Grundlage des besten verfügbaren Wissens zu entscheiden, gerät das Wohl der Menschen unmittelbar in Gefahr. Unüberlegte Maßnahmen gegen Naturkatastrophen oder das Streuen von Zweifeln an medizinischen Behandlungsmethoden bis hin zur pseudowissenschaftlich motivierten Abschaffung staatlicher Gesundheitsprogramme sind Beispiele dafür, wie eine Regierung eine große Gefahr für die eigene Bevölkerung darstellen kann, wenn sie sich weigert, auf wissenschaftlicher Grundlage zu handeln.
March for Science 2017 in San Francisco. Foto: DarTar, via Wikimedia, Public Domain
Eine freie Wissenschaft hat die besondere Fähigkeit, fehlerhafte Theorien zu widerlegen oder zu korrigieren, so dass wir zu jedem Zeitpunkt von dem besten verfügbaren Wissen profitieren können. Ob Technik, Medizin oder Rechtsstaat – die Welt, in der wir heute leben, wurde durch Forscher:innen ermöglicht, sei es in Naturwissenschaft (Technik, Medizin), Geistes- oder Rechtswissenschaften (Philosophie, Soziologie, Recht), welche nach wissenschaftlichen Grundsätzen ohne Zwang und Zensur belegtes und überprüfbares Wissen schufen.
Mit diesem Wissen konnten wir Krankheiten besiegen, die Jahrhunderte lang Geißeln der Menschheit waren. Wir können die Ernährung von Milliarden Menschen ermöglichen und sichern. Menschen können über Kontinente hinweg miteinander sprechen, arbeiten oder spielen. In wenigen Stunden können wir an jeden Winkel des Planeten reisen. Wir haben Menschen in den Weltraum und sogar auf den Mond gesandt.
Handys, Computer, Internet, Autos und Züge sind zentrale Errungenschaften von Wissenschaft und Technik. Sie ermöglichen uns den Zugang zu umfangreichen Wissensquellen und erlauben uns einen vernetzten Lebensstil. Unsere Medizin vollbringt täglich Wunder, indem sie Herzen und andere Organe transplantiert, Krebs und viele weitere Krankheiten heilt und mit alltäglichen Eingriffen Leben rettet. Unsere durchschnittliche Lebenserwartung steigt immer weiter. Ohne Forschung wäre all dies nicht möglich gewesen.
Leuchtfeuer der Hoffnung
Die Erfolge wissenschaftlicher Arbeit sprechen für sich – die Wissenschaft hat unser Vertrauen verdient. Stärken wir dieses Vertrauen und stehen wir allen Kolleg:innen bei, die durch den dunklen Schatten der Wissenschaftsleugnung bedroht werden. Setzen wir ein Zeichen und zeigen wir gemeinsam, dass das Licht der Aufklärung in Europa nicht erloschen ist, sondern gerade in dunklen Tagen als Leuchtfeuer der Hoffnung für die Welt erstrahlt.
Unsere Redner*innen im Zitat:
WissenSchafft – gute Entscheidungsgrundlagen“ Im Projekt UniNEtZ haben sich hunderte Wissenschafter:innen von österreichischen Universitäten zusammengeschlossen um Maßnahmen-Vorschläge für die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals der UN-Agenda 2030) in Österreich zu erarbeiten. Die so entwickelten Handlungsoptionen (siehe www.uninetz.at) wurden in Form von „Zukunftsbausteinen“ für ein gutes Regierungsprogramm veröffentlicht, und – gemeinsam mit der Einladung zu einen Zukunftsdialog mit der Wissenschaft – an die Regierungsparteien weitergegeben.Franz Fehr ist SDG-Koordinator der Universität für Bodenkultur Wien und Scientist4Future
Keine Angst vor Nebenwirkungen – sich weiterbilden kann gesund sein! Die Effekte von Erwachsenenbildung gehen weit über den unmittelbaren Nutzen hinaus. Erwachsenenbildung hat in der langen europäischen Tradition im Rahmen von aufklärerischen, demokratiebasierten und arbeitsmarktpolitischen Zielen gerade in Krisenzeiten einen großen Nutzen für den Einzelnen sowie positive Spill-Over-Effekte in die Familien und Gesamtgesellschaft hinein erzielen können.Univ.-Prof. Dr. phil. habil. Monika Kil, Weiterbildungsforschung und Bildungsmanagement
WissenSchafft – das System, das Wissen schafft! Damit Wissenschaft das beste und genaueste Wissen hervorbringen kann, muss sie frei von Einflussnahme sein. Doch politische Eingriffe und prekäre Beschäftigungsverhältnisse bedrohen derzeit ihre Unabhängigkeit und Leistungsfähigkeit – und damit auch den gesellschaftlichen Fortschritt. Das Netzwerk Unterbau Wissenschaft (NUWiss) setzt sich deshalb für bessere Arbeitsbedingungen und mehr demokratische Mitbestimmung ein – für eine starke Wissenschaft in einer starken Demokratie! Dr. Julia Partheymüller, Institut für Staatswissenschaft, Universität Wien
WissenSchafft Leben – Bodenforschung hilft unserer Ernährung zu sichern, die fruchtbarsten Böden zu erhalten, die hohe Qualität des Trinkwassers zu gewährleisten, Wasser zu speichern und damit Überschwemmungen zu reduzieren und im Sommer die Umgebung zu kühlen. Sie trägt dazu bei, dass Kohlenstoff vermehrt in Ackerböden gespeichert werden kann und dass unsere Wälder durch die Wahl geeigneter Baumarten erhalten bleiben. Die Erforschung der Biodiversität des Bodenlebens bietet wichtige Informationen dazu wie unser Immunsystem durch die Zusammensetzung des Bodenlebens mit dem wir direkt oder über unsere Nahrung in Kontakt kommen gestärkt werden kann. DI Dr. Sigrid Schwarz, Univ.Lekt BOKU, Österreichische Bodenkundliche Gesellschaft
WissenSchafft – Bedürfnisbefriedigung. Für wirtschaftlichen Erfolg sind Innovation, gebildete Arbeitskräfte und Rahmenbedingungen für fairen Wettbewerb nötig. Wissenschaftliche Analysen tragen dazu bei. Univ. Prof. Dr Sigrid Stagl, Leiterin des Instituts Ecological Economics an der WU, Wissenschaftlerin des Jahres 2024
Unterzeichner*innen aus dem Fachkollegium der Scientists4Future Österreich:
Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Benedikt Becsi, Institute of Meteorology and Climatology, BOKU
Univ.-Prof.in Dr.-Ing.inAnke Bockreis, Universität Innsbruck
assoc. Prof. Dr. Karlheinz Erb Institut für Soziale Ökologie, BOKU
ehm.Univ. Prof. Dr. Marina Fischer-Kowalski, Institute of Social Ecology, BOKU
Dr. Horst Peter Groß, Präsident der „Landschaft des Wissens|Wissenschaftsverein Kärnten“ Statement: Nur eine offene demokratische Gesellschaft und die Freiheit der Wissenschaft können Wege zu denken und Räume zum Handeln aufmachen, die ein selbstbestimmtes, menschenwürdiges und kollektiv gutes Leben in unserer Weltgesellschaft ermöglichen. Daher müssen wir uns entschlossen gegen Demagogie und politischen Machtmissbrauch zur Wehr setzen – aber auch gegen die Gleichgültigkeit der digital verführten Masse. Fake-News, Lügen und der Beliebigkeit, in der jeder alles behaupten und beanspruchen kann, müssen Fakten und die wissenschaftliche Suche nach der Wahrheit entgegen gehalten werden.
Mag. Hans Holzinger Senior Adviser der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, Mitglied der Scientists for Future Salzburg
ehm. Univ. Prof. Dr.Dr.h.c. Helga Kromp-Kolb, Meteorologin und Klimawissenschaftlerin, BOKU, Wissenschaftlerin des Jahres 2005 Statement: Wer, wenn nicht Universitäten, sollte die Gesellschaft, sollte die Politik jetzt, in der Zeit des Umbruchs, wegweisend begleiten? Wir müssen sicherstellen, dass sie dafür gerüstet sind und ihre Verantwortung verstehen! Als Wissenschaftler:innen müssen wir uns sowohl gegen Einschränkungen von außen, als auch gegen Verengung des wissenschaftlichen Diskurses von innen wehren, und die Unabhängigkeit des Denkens und Forschens verteidigen.
Dr. Thomas Schinko, Equity & Justice (EQU) Research Group, IIASA Statement: Angesichts der multiplen globalen Krisen, denen wir gegenüberstehen, würde eine Einschränkung der freien Wissenschaft ein existenzielles Risiko für die Menschheit darstellen. Theoriegestützte und evidenzbasierte fächerübergreifende Forschung, nicht pseudowissenschaftliche Scheinlösungen oder das kollektive Verdrängen der globalen Klima-, Biodiversitäts- und Ungleichheitskrisen, werden es uns ermöglichen diese Herausforderungen zu meistern und ein hohes menschliches Wohlbefinden für alle zu gewährleisten.
assoc. Prof. Dr. Reinhard Steurer, BOKU Statement: Unser moderne Existenz baut auf freien Wissenschaften auf. Dieses Fundament in Frage zu stellen wird die darauf errichtete Zivilisation ins Wanken bringen.
Mag. Dr. Ulli Weisz, Sozialökologin und Gesunden- und Krankenpflegerin, Scientists4Future Österreich, Mitglied der Lancet Commission on Sustainable Healthcare Statement: Wissenschaft ist für alle da. Das ist für mich die zentrale Botschaft des March for Science.
Verena Winiwarter, Umwelthistorikerin, Mitglied der österreichischen Akademie der Wissenschaften & Wissenschaftlerin des Jahres 2013
Weitere Unterzeichner*innen:
Mag.arch. Stefan Breuer, Senior Researcher and Lecturer, FH Kärnten, Statement: Nicht Wissenschaft in Frage stellen, sondern die Wissenschaft Fragen stellen lassen. Fragen hat unsere Gesellschaft in dieser Zeit viele zu beantworten. Wer sonst soll Fragen erforschen, Fakten ermitteln und damit Wahrheit finden? Ideologie? Das kann nur eine freie Wissenschaft – ein hohes Gut unserer Demokratie – die es täglich zu leben und zu verteidigen gilt!
Priv.-Doz. Dr. Pamela Burger, Senior Researcher, Research Institute of Wildlife Ecology, Vetmeduni
Univ.Prof. DI Dr. Thomas Ertl, Head of Institute of Sanitary Engineering and Water Pollution Control, BOKU
DI Constanze Frech, MEng.FH Technikum Wien, Kompetenzfeld Climate-fit Buildings and Districts
Assoc. Prof. Dr. Thomas Kolbe, Department for Biological Sciences and Pathobiology, Vetmeduni
Julia Knogler, MA BEd, BOKU Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit
a.o. Univ.Prof. Dr. Wolfgang Kromp, Risikoforscher, BOKU
Univ.-Prof. i. R. Dr. Richard Parncutt, Institut für Psychologie, Uni GrazUniv.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Alexander Passer, MSc., Professur für Nachhaltiges Bauen, TU Graz, Statement: WissenSchafft die Grundlage für eine nachhaltige Zukunft.
Mag.rer.soc.oec. Ph.D. Anna Pauls, Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, BOKU
Dipl.-Ing.in Jana Plöchl, BSc Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik, BOKU
Dr.nat.techn. Martin Riegler, Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe, BOKU Statement: Demokratie erfordert freie Wissenschaften.
Dr. Barbara Smetschka, Institut für Soziale Ökologie, BOKU
Laura Wallenko, MSc, Klimaökonomin, Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, Universität Graz
Dr. Anja Marie Westram, Researcher, Faculty of Biosciences & Aquaculture, Nord University, Norway
Dr. Susanne Wrighton, BOKU, Department of Economics and Social Sciences, Institute of Production and Logistics, Statement: As a scientist, I am committed to a just and sustainable future and call for immediate, science-based action to address the climate and ecological crisis through bold political, societal, and economic changes that align with scientific evidence.
Dr. Andre Zogholy,Vizerektor für Forschung, Kunstuniversität Linz
Am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit als US-Präsident unterzeichnete Donald Trump Dutzende von Erlassen, die die US-Wissenschaft grundlegend veränderten. Dazu gehörte das Verbot von Bundesprogrammen zur Förderung von Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion. Kurz darauf wurden alle Bundeszuschüsse und -darlehen eingefroren, was Behörden wie die National Institutes of Health (NIH) – den weltweit größten Geldgeber für biomedizinische Forschung – ins Chaos stürzte, ein Chaos, das auch nach der vorübergehenden Blockierung des Erlasses durch einen Bundesrichter anhält. In Zusammenarbeit mit dem Milliardär und Unternehmer Elon Musk hat Trump auch den Personalbestand der Regierung, zu dem auch Wissenschaftler gehören, reduziert. Experten warnen, dass noch weitere Disruptionen bevorstehen könnten . Viele der bisher verabschiedeten Maßnahmen entsprechen den Vorschlägen des Projekts 2025, einer Blaupause der rechtsgerichteten Denkfabrik Heritage Foundation. Das Dokument forderte auch Kürzungen bei der Klimaforschung und neue Vorschriften, die die Entlassung von Regierungsangestellten erleichtern könnten, darunter auch Wissenschaftler, die aufgrund ihrer Expertise und nicht aufgrund politischer Ernennungen eingestellt wurden.
Auswirkungen auf die Wissenschaft: Ein Monat Trump 2.0
20. Januar: Trumps Durchführungsverordnungen vom ersten Tag
In wichtigen Verordnungen wurde der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen und der Weltgesundheitsorganisation angekündigt. Andere Verordnungen sahen drastische Kürzungen bei den Bundesbediensteten vor, froren die Auslandshilfe ein und zielten darauf ab, Diversitätsprogramme, -finanzierungen und -bemühungen in der gesamten US-Regierung zu streichen.
21. Januar: NIH-Aktivitäten eingestellt
Eine langwierige Unterbrechung der Kommunikation zwischen dem Gesundheitsministerium und den National Institutes of Health (NIH), veranlasste die NIH dazu, Prüfgremien für Forschungsstipendien sowie Reisen und Schulungen auszusetzen.
27. Januar: Einfrieren aller Bundeszuschüsse
Ein Memo des US-amerikanischen Office of Management and Budget fror sämtliche Bundesmittel in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar ein. Ein Richter hob die Sperrung am nächsten Tag vorübergehend auf, doch einige US-Behörden, darunter die US-amerikanische National Science Foundation (NSF), hielten weiterhin Gelder zurück.
31. Januar: Datenbanken des Center for Disease Control and Prevention (CDC) verschwinden und Dokumente werden zensiert
In Übereinstimmung mit Trumps Anordnungen zur Diversität und zur Ersetzung geschlechtsbezogener Terminologie sperrte das US-amerikanische Center for Disease Control and Prevention (CDC) Webseiten, darunter solche zu HIV-Statistiken und zur Gesundheit von Teenagern. Außerdem forderte es seine Wissenschaftler auf, alle Manuskripte, die bei wissenschaftlichen Zeitschriften zur Begutachtung standen, zurückzuziehen , um geschlechtsbezogene Begriffe zu entfernen. Nach einem Gerichtsbeschluss vom 11. Februar wurden die Webseiten vorübergehend wiederhergestellt.
2. Februar: National Science Foundation (NSF) gibt Gelder frei und prüft Zuschüsse
Die NSF gab die Mittel infolge eines Gerichtsbeschlusses vom 28. Januar frei, durchsuchte jedoch, wie Nature erfuhr, weiterhin alle Zuschüsse nach möglichen Verstößen gegen Trumps Durchführungsverordnungen und kennzeichnete Zuschüsse, die Wörter wie „Frauen“ enthielten.
Nach dem Einfrieren der Entwicklungshilfe wurden Beamte der US-Behörde für internationale Entwicklung darüber informiert, dass die Trump-Regierung plant, ihre Belegschaft von mehr als 10.000 Mitarbeitern auf etwa 290 zu reduzieren, was die Bemühungen zur Bekämpfung von Krankheiten wie AIDS und Malaria gefährdet. Am 13. Februar ordnete ein US-Richter vorübergehend an, die Einfrierung der Hilfsgelder wieder aufzuheben.
7. Februar: Kürzungen der Gelder für laufende Kosten des NIH angekündigt
Das NIH gab bekannt, dass es die Mittel für „indirekte Kosten“ kürzen werde, die für Strom, Müllabfuhr, Verwaltungsgebühren und andere Notwendigkeiten von US-Forschungseinrichtungen aufgewendet werden. Es schlug vor, den Satz von durchschnittlich rund 40 % auf 15 % zu senken, was das Budget der Behörde um Milliarden entlasten würde. Bevor die Richtlinie am 10. Februar in Kraft trat, stoppte ein Richter die Richtlinienänderung vorübergehend .
14. Februar: Entlassungen bei US-Wissenschaftsbehörden beginnen
Tausende von Mitarbeitern von Behörden wie dem NIH, dem CDC, der NSF und der US-Umweltschutzbehörde erhielten im Zuge der Bemühungen der Trump-Regierung, die Zahl der Bundesbediensteten umzustrukturieren und zu reduzieren, Kündigungen. Die Mitarbeiter befanden sich in „Probezeiten“, was in der Regel bedeutete, dass sie weniger als zwei Jahre in ihrem Job waren, obwohl einige gerade befördert worden waren oder die Abteilung gewechselt hatten
Die Pläne, die derzeit bei der IMO (Internationale Seeschifffahrts-Organisation) ausgearbeitet werden, bergen die Gefahr, dass ein riesiger neuer Markt für Biokraftstoffe wie Palmöl und Soja entsteht, die die Abholzung der Wälder vorantreiben, und gleichzeitig den Preis für Pflanzenöl unter Druck setzen. Das zeigt eine neue Studie von Transport & Environment.
Die grüne Strategie der IMO könnte im Jahr 2030 im Vergleich zu heute zu zusätzlichen Treibhausgasemissionen von 270 Millionen Tonnen führen, was schlimmer wäre, als nichts zu tun.
Der überwiegende Teil der Biokraftstoffe (60 %) wird aus Palmen und Soja gewonnen, die in hohem Maße mit der Abholzung der Wälder in Verbindung stehen.
Im Jahr 2030 könnten täglich fast 300 Millionen Flaschen Pflanzenöl für den Schiffsantrieb verwendet werden, was den Druck auf die Lebensmittelpreise erhöhen würde.
Fast ein Drittel der weltweiten Schifffahrt könnte 2030 mit Biokraftstoffen betrieben werden, wie neue Analysen von T&E zeigen . Heute liegt der Anteil bei weniger als 1 Prozent. Nach dem aktuellen Entwurf des Gesetzes der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) über grüne Kraftstoffe könnte dies den Klimawandel sogar verschärfen und die globale Nahrungsmittelversorgung belasten.
Die von Cerulogy im Auftrag von T&E durchgeführte Studie zeigt, dass Palm- und Sojaöl im Jahr 2030 wahrscheinlich fast zwei Drittel des Biodiesels ausmachen werden, der in der Schifffahrtsindustrie zum Einsatz kommt, da sie die günstigsten Kraftstoffe sind, um die Klimaziele zu erreichen. Dies stelle ein ernstes Klimaproblem dar, warnt T&E, da Palm- und Sojaöl für zwei- bis dreimal mehr Kohlenstoffemissionen verantwortlich seien als selbst die schmutzigsten Schiffskraftstoffe von heute, wenn man Abholzung und Rodung mit einbezieht.
Die treibstoffintensive Schifffahrt würde enorme Mengen Ackerland benötigen. Im Jahr 2030 werden 34 Millionen Hektar – die gesamte Fläche Deutschlands – benötigt, um genügend Nutzpflanzen zu produzieren, um den erhöhten Bedarf der Schifffahrtsindustrie an Biokraftstoffen zu decken.
Dies könnte gravierende Auswirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung haben. Land, das für die Landwirtschaft genutzt werden könnte, müsste für den Anbau von Biokraftstoffen umgewidmet werden, und durch die Verbrennung von Pflanzenöl auf Schiffen würden die Supermärkte eines Grundnahrungsmittels beraubt. Laut der Analyse von T&E könnten im Jahr 2030 täglich 300 Millionen Flaschen Pflanzenöl für den Schiffsantrieb verwendet werden.
Constance Dijkstra, Schifffahrtsmanagerin bei T&E, sagte: „Frachtschiffe mit Abholzung zu betanken, ist eine schreckliche Idee. Das Verbrennen von Pflanzen als Treibstoff ist schlecht für den Planeten und schlecht für die globale Nahrungsmittelsicherheit. Die IMO sollte die Klimaauswirkungen schlechter Biokraftstoffe berücksichtigen, um zu vermeiden, dass mehr Schaden als Nutzen entsteht.“
Reedereien wie MSC und CMA-CGM haben in sogenannte Abfallbiokraftstoffe wie Altspeiseöl und Tierfett investiert. Doch Abfallbiokraftstoffe werden wahrscheinlich nur einen kleinen Teil des prognostizierten Biokraftstoffbedarfs der Schifffahrt decken können, da ihre Verfügbarkeit begrenzt ist. Ein Frachtschiff beispielsweise, das zwischen China und Brasilien verkehrt, würde allein das jährliche Altöl von mehr als 2000 McDonald’s-Restaurants benötigen, während man für den Betrieb mit Tierfetten über eine Million Schweine bräuchte.
Reedereien, darunter der deutsche Schifffahrtsriese Hapag-Lloyd, und eine Reihe von NGOs forderten die IMO heute dazu auf, nicht nachhaltige Biokraftstoffe von ihrer Liste der grünen Alternativen zu herkömmlichen fossilen Brennstoffen zu streichen.
T&E fordert die IMO auf, sich auf eine klare Definition dessen zu einigen, was einen emissionsfreien oder nahezu emissionsfreien Kraftstoff ausmacht, Biokraftstoffe, die durch Abholzung der Wälder entstehen, auszuschließen, Biokraftstoffe auf Lebensmittelbasis zu begrenzen und Anreize für die Produktion von grünen E-Kraftstoffen aus grünem Wasserstoff zu schaffen.
Transport and Environment (T&E) ist die Dachorganisation von nichtstaatlichen europäischen Organisationen, die sich für einen nachhaltigen Verkehr einsetzen. Die 53 Mitgliedsorganisationen kommen aus 24 Ländern (Stand Juli 2021). T&E besteht seit 1989.
IMO – die Internationale Seeschifffahrts-Organisation – ist die Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die für die Sicherheit der Schifffahrt und die Verhütung der Meeres- und Luftverschmutzung durch Schiffe zuständig ist. Die Arbeit der IMO unterstützt die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen.
Der Anteil der Menschen, die mit gutem öffentlichen Verkehr versorgt sind, ist zwischen 2016 und 2023 von 48,4 Prozent auf 53,5 Prozent gestiegen. Das ist ein Plus von fünf Prozentpunkten. Die Zahl jener Menschen, die nicht einmal eine Basisversorgung mit öffentlichem Verkehr genießen, ist sowohl absolut als auch prozentuell leicht gesunken. Um die Zielsetzung des Mobilitätsmasterplans zu erfüllen, muss der Versorgungsgrad bis zum Jahr 2040 auf 75 bis 80 Prozent ansteigen.
Die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK) hat für das gesamte Bundesgebiet erfasst, wie gut die Anbindung an öffentlichen Verkehrsmittel ist. Dies wird in ÖV-Güteklassen von A (= sehr gut) bis G angegeben. Inzwischen ist allgemeiner Konsens, dass die Kategorien A bis D notwendig sind, um von einem ausreichenden Öffi-Angebot reden zu können. Klasse D bedeutet beispielsweise, dass es in unmittelbarer Nähe (bis zu 300 Meter) eine Buslinie im Halbstundentakt gibt. Nur Menschen, die in solchen Regionen wohnen, können auch die unterschiedlichen Klimatickets sinnvoll nutzen.
Während der Bund für das Grundangebot der Eisenbahn zuständig ist, liegt die flächendeckende Erschließung mit öffentlichem Verkehr in der Verantwortung der Bundesländer. Die regionalen Unterschiede sind sehr groß, wie Daten aus dem Jahr 2021 zeigen: Während in Wien faktisch alle Bewohner:innen über guten öffentlichen Verkehr verfügen, liegt dieser Anteil in Vorarlberg immerhin bei rund 70 Prozent. Nachzügler sind das Burgenland und Kärnten, wo gerade ein Viertel der Einwohner:innen über gute Öffis verfügt, gefolgt von Ober- und Niederösterreich sowie der Steiermark, wo dieser Wert bei etwas mehr als einem Drittel liegt.
In Österreich werden 60 Prozent aller Wege bzw. 70 Prozent aller Personen-Kilometer mit dem Auto zurückgelegt. Um sich aus der teuren und unökologischen Pkw-Abhängigkeit befreien zu können, bedarf es einer flächendeckenden Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Mehr als 150 Wissenschaftler:innen und andere Expert:innen haben Tausende von Stunden an dem Bericht „National Nature Assessment“ gearbeitet, der ersten Bewertung der Natur in den Vereinigten Staaten. Doch Präsident Trump beendete das unter der Biden-Regierung begonnene Projekt per Dekret kurz bevor es fertiggestellt war. Am 30. Januar schickte Phil Levin, der Leiter des Projekts, eine offizielle E-Mail an die Mitglieder seines Teams, in der er ihnen mitteilte, dass ihre Arbeit eingestellt worden sei. Doch in einer zweiten E-Mail von seinem privaten Account schrieb er: „Diese Arbeit ist zu wichtig, um sie fallenzulassen. Das Land braucht, was wir produzieren.“
Ziel der Studie war es, zu ermitteln, wie es um die Land- und Wasserverhältnisse sowie die Tierwelt des Landes steht, welche Veränderungen zu erwarten sind und was dies für die Menschen bedeutet.
Derzeit überlegen führende Expert:innen, die an dem Bericht mitgearbeitet haben, wie dieser außerhalb der Regierung fertiggestellt und veröffentlicht werden kann: „Es besteht ein erstaunlich einstimmiger breiter Konsens darüber, dass wir mit der Arbeit fortfahren sollten“, sagte Howard Frumkin, emeritierter Professor für Umweltwissenschaften an der School of Public Health der University of Washington, der ein Kapitel über die Auswirkungen der Natur auf die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden leitete.
Die meisten der 12 Kapitel wurden von Teams aus je etwa einem Dutzend Spezialist:innen geschrieben. Einige von ihnen waren Bundesangestellt, aber die überwiegende Mehrheit der Autoren kam nicht aus dem öffentlichen Dienst, sondern aus der Wissenschaft, von gemeinnützigen Organisationen und aus dem privaten Sektor, und sie stellten ihre Zeit bereits ehrenamtlich zur Verfügung. Die meisten oder alle Teams haben vor, ihre Arbeit fortzusetzen, sagten die Autoren.
Rajat Panwar, Professor für verantwortungsbewusstes und nachhaltiges Wirtschaften an der Oregon State University, der das Kapitel über Natur und Wirtschaft leitete, sagte, das von ihm rekrutierte Team habe die Arbeit als Berufung gesehen und sehe sie immer noch als einen Beitrag zur Lösung eines der dringendsten Probleme seiner Generation, des Verlusts von Natur und Artenvielfalt.
Anschaffungen und Dienstleistungen sollten möglichst regional ausgestaltet sein: Kurze Transportwege verbessern den ökologischen Fußabdruck, Qualitätsstandards und Schutzvorschriften sind einfacher zu überprüfen. Es werden lokale Betriebe unterstützt und damit Arbeitsplätze im unmittelbaren Umfeld gesichert. Das gilt insbesondere für Aufträge der öffentlichen Hand, die in der EU rund 14 Prozent des BIP ausmachen. Gleichzeitig hat die Auftragsvergabe im EU-Binnenmarkt transparent und nicht-diskriminierend zu erfolgen. Wie können diese Aspekte im Zuge der anstehenden Vergaberechts-Reform unter einen Hut gebracht werden?
Der Fokus auf regional erzeugte Produkte und Dienstleistungen hat unterschiedliche Vorteile. So können Auftraggeber die Einhaltung ökologischer und sozialer Verpflichtungen bei der Vertragserfüllung besser kontrollieren. Abhängig vom jeweiligen Auftrag kann es also dienlich sein, die Beschaffung auf den EU-Bereich oder vielleicht sogar einzelne Regionen im unmittelbaren Umfeld des Auftraggebers zu beschränken. Man denke nur an die Renovierung eines Gemeindekindergartens durch (Klein-)Unternehmen aus der Region. Wie kann die öffentliche Beschaffung nachhaltiger und regionaler werden?
Über die Vorteile und die EU-rechtlichen Rahmenbedingungen zu nachhaltigen öffentlichen Beschaffung informiert ein Beitrag im A&W-Blog der Arbeiterkammer Wien.