Privatjets: Sprunghafter Anstieg von Flügen und Emissionen

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Die Zahl der Privatflugzeuge, die Anzahl der Flüge und die Gesamtentfernung, die diese Flugzeuge zurücklegen, sind in den letzten vier Jahren sprunghaft angestiegen, was die Kohlendioxidemissionen des Sektors auf neue Höhen getrieben hat. Ein Team um Stafan Gössling von der Universität Kalmar ermittelte, dass Privatflüge im vergangenen Jahr 15,6 Millionen Tonnen CO2 produzierten.

Die Forscher:innen berechneten die CO2-Emissionen des Sektors anhand von Flugtrackerdaten für den Zeitraum 2019 bis 2023. Die Flugzeiten von 25.993 Privatflugzeugen und 18.655.789 Einzelflügen in den Jahren 2019-2023 sind mit 72 Flugzeugmodellen und ihrem durchschnittlichen Treibstoffverbrauch verknüpft. Sie stellten fest, dass die private Luftfahrt im Jahr 2023 mindestens 15,6 Mt CO2 an direkten Emissionen verursacht hat , oder etwa 3,6 t CO2 pro Flug. Fast die Hälfte aller Flüge (47,4 %) sind kürzer als 500 km. Die private Luftfahrt konzentriert sich auf die USA, wo 68,7 % der Flugzeuge registriert sind. Die Flugmusteranalyse bestätigt umfangreiche Reisen zu Freizeitzwecken sowie zu kulturellen und politischen Veranstaltungen wie der COP2 in Dubai. Die Emissionen stiegen zwischen 2019 und 2023 um 46 %, und die Branche erwartet anhaltend starkes Wachstum. Die Wissenschaftler:innen fordern Regulierungen, um den zunehmenden Klimaauswirkungen des Sektors Rechnung zu tragen.
https://www.nature.com/articles/s43247-024-01775-z

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Lesen für die Klima-, Biodiversitäts- und andere Krisen

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Mitglieder der Scientists4Future Österreich geben Empfehlungen für Sachbücher, Essays und Romane zur Klimakrise, Biodiversitätskrise und zu anderen Krisen.1

SACHBÜCHER

Thomas Brudermann, Die Kunst der Ausrede. Warum wir uns lieber selbst täuschen, statt klimafreundlich zu leben. Oekom Verlag München, 2022

Der Autor ist Professor an der Universität Graz und Scientist4Future. Er fragt, was klimafreundliches Handeln so schwer macht und was es aus Sicht der Psychologie für eine nachhaltige Gesellschaft braucht. Die feinen Cartoons mit freundlichen Capibaras machen die Lektüre besonders erfreulich, eine Tabelle mit allen Ausreden und möglichen Umgangsweisen damit am Ende des Buches sind eine ausgezeichnete Grundlage für die Kommunikation mit anderen. Das Werk wurde 2023 mit dem Eunice Foote Preis für Klimakommunikation ausgezeichnet. (VW)

Daniel Ennöckl (Hrsg), Klimaschutzrecht im Querschnitt von Wissenschaft und Praxis, Verlag Österreich, 2023

Dieses Handbuch bietet eine umfassende, fundierte Aufbereitung der Querschnittsmaterie Klimaschutzrecht. In 21 Kapiteln behandeln Autorinnen aus Wissenschaft und Praxis alle wesentlichen Bereiche dieses dynamischen Rechtsgebiets: von den völker-, unions- und verfassungsrechtlichen Grundlagen des Klimaschutzes über Emissionshandel, Energieeffizienz und erneuerbare Energien bis hin zu Klimaklagen, Zivilgesellschaft und Zivilrecht. Als erste derartige Gesamtdarstellung in der österreichischen Rechtsliteratur wendet sich dieses Handbuch an alle Rechtsanwenderinnen, Wissenschaftler*innen und Studierenden, die sich einen Überblick über die Rolle des Klimaschutzes im Recht verschaffen oder ihr einschlägiges Wissen vertiefen wollen.

Hans Holzinger, Wirtschaftswende, Oekom 2024

Das Buch macht deutlich, dass es mittlerweile zahlreiche Transformationsansätze gibt, und es beschreibt, wie die Wirtschaftwende gelingen könnte. Es richtet sich an ein breites Publikum, um die Zukunftsvorschläge über die Fachwelt hinaus bekannt und diskutierbar zu machen. Der Autor benennt die Nichtnachhaltigkeit unserer aktuellen Wirtschafts- und Lebensweise, er skizziert aber insbesondere die vielen Neuansätze in den Bereichen Energie und Ernährung, Mobilität und Stadt, Finanzen und Steuern sowie Unternehmen und Konsum. Deutlich wird, wie all diese Wenden mit Wirtschaft zu tun haben. (MA, ganze Rezension hier)

Naomi Oreskes, Erik M. Conway: Die Machiavellis der Wissenschaft: Das Netzwerk des Leugnens. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2014

Ein Klassiker, der die Vorgangsweise großer Konzerne seziert, die Zweifel säen, um ihre Geschäfte nicht zu gefährden, dargestellt unter anderem an der Tabakindustrie. Der englische Titel „Merchants of Doubt“ (etwa: Die Händler des Zweifels) trifft besser als die deutsche Übersetzung. Leider inzwischen vergriffen, vielleicht antiquarisch erhältlich.  (VW)

Friederike Otto, Wütendes Wetter. Auf der Suche nach den Schuldigen für Hitzewellen, Hochwasser und Stürme. Ullstein Verlag, Berlin 2019

Die Autorin ist Professorin in Oxford, hochrangiges Mitglied des Weltklimarates und die Mitbegründerin der Zuordnungsforschung. Sie erklärt verständlich und erzählt packend die Geschichte der Entwicklung ihrer Forschungsrichtung entlang einiger Katastrophen, für die es ihrem Team gelang, den Beitrag der Treibhausgasemissionen zu berechnen. Spannend, informativ, erklärend ohne belehrend zu wirken. (VW)

Corine Pelluchon, Manifest für die Tiere, aus dem Französischen übersetzt von Michael Bischoff, C.H. Beck, München 2020

In ihrem kurzen und gut zu lesenden Buch befasst sich die Philosophin Corine Pelluchon mit der uns so selbstverständlich erscheinenden Unterdrückung von Tieren. Wie wir mit nicht-menschlichen Tieren umgehen betreffe im Kern die Frage nach unserer Menschlichkeit. Dabei bleibt sie nicht bei einer theoretischen Auseinandersetzung, sondern gibt auch konkrete Tipps und benennt (Zwischen-)Ziele, die einen – sozial gerechten – Ausweg aus dem System der Misshandlung und Ausbeutung von Tieren aufzeigen. (VW)

Michael Rosenberger, Was der Seele Leben schenkt. Spiritualität aus Erde. Echter Verlag Würzburg, 2020

Der Autor ist Professor für Moraltheologie an der Katholischen Privatuniversität Linz; von ihm stammen zahlreiche Veröffentlichungen zu umweltethischen Fragen. Er wirkt bei S4F im Fachkollegium mit. Er vermittelt eine erdgebundene, allen Menschen zugängliche Spiritualität, die von den menschlichen Grunderfahrungen ausgeht, um daraus Orientierung für die praktische Lebensgestaltung zu gewinnen. Eine Buch, das die Seelsorge, als Sorge um die Menschen, die sich engagieren und dabei ausbrennen, als Sorge um die Menschen, die aus Angst nicht handeln, als Sorge um alle Menschen, ins Zentrum stellt. Gut lesbar, knapp, und ein ganz anderer Zugang zur Klimakrise als üblich. (VW)

ESSAYS

Rachel Carson, Silent Spring, Houghton Mifflin, 2002 (Englisch)  

Wohl eines DER Öko-Bücher, welches maßgeblich für die Gründung der US EPA war. (MS)

Gregory Fuller, Das Ende – Von der heiteren Hoffnungslosigkeit im Angesicht derökologischen Katastrophe, Meiner, 2017
 

Obgleich erstmals 1994 erschienen ist dieser Essay unverändert aktuell (auch wenn heute manche Aspekte fachlich anders  gesehen werden) und bietet viel Nachdenkstoff zum ethischen Umgang mit der Umweltkrise.

Amitav Ghosh, Die große Verblendung. Der Klimawandel als das Undenkbare. Karl Blessing Verlag, München 2017

Der indische Autor, studierter Sozialanthropologe, der in New York lebt, schreibt seit Jahrzehten über Indien. Hier geht es aber – durchaus aus postkolonialer Perspektive, um mehr: Warum ist der Klimawandel kein Thema der Literatur? Dieser Essay argumentiert, dass die Kunst sich zu wenig mit dem Klimawandel beschäftige. Das mag sich seit 2017 geändert haben, die Grundfrage, ob die Menschheit verblendet sei, ist nach wie vor aktuell. Sprachlich eleganter Essay von einem großen Autor. In seinem Buch Gun Island (Dt. Die Inseln, Karl Blessing Verlag 2019) nimmt er seine Herausforderung an, Klimaflüchtlinge und Umweltaktivismus spielen eine große Rolle in diesem Roman. (VW)

Daniel R. Headrick, Macht euch die Erde untertan – Die Umweltgeschichte des Anthropozäns,
 wbg Theiss, 2021
 

Um die heutigen multiplen Umweltkrisen besser einordnen zu können, ist diese Zusammenschau unbedingt lesenswert.

Bruno Latour/Nikolaj Schultz, Zur Entstehung einer ökologischen Klasse, edition suhrkamp, 2022


Latour und Schultz erörtern aus soziologischer Sicht, warum es der Bildung einer “ökologischen Klasse” (analog zur Bildung der Arbeiterklasse) bedarf.

Martha Nussbaum, Gerechtigkeit für Tiere wbg Theiss, 2023


Eine rechtliche, philosophische und ethische Grundlegung primär in Bezug auf unseren Umgang mit Tieren – mit vielem, was man darüber hinaus weiterdenken kann.

Verena Winiwarter, Der Weg zur klimagerechten Gesellschaft. Sieben Schritte in eine nachhaltige Zukunft, picus, Wien 2022

Die Autorin ist Umwelthistorikerin und engagiert sich bei S4F im Fachkollegium. Aus einer „Wiener Vorlesung“ ging dieser kurze Text hervor (72 S), der Grundrechtsdemokratie, die Auflösung der Öffentlichkeit durch soziale Medien und ihre Algorithmen, Daseinsvorsorge und fossile Energie in einen unerwarteten Zusammenhang bringt. Sie schlägt einen Verfassungskonvent vor, der mit einer klimagerechten Verfassung die Grundlage für eine klimagerechte Gesellschaft legt. (VW)

Schule und Kinder

David Nelles & Christian Serrer, Kleine Gase – Große Wirkung. Spiegel Verlag, 2018

Für Einsteiger*innen: Das Buch eignet sich für Laien, Schulen, Lehrer*innen, um auch schnell mal zwischendurch einen Informationshappen gut aufbereitet aufzunehmen; es greift gut fundiert viele Themen auf, ohne zu überfordern.

Andri Snaer Magnason (Author), Aslaug Jonsdottir (Illustrator), Julian Meldon D’Arcy (Translator), The Story of the Blue Planet, Triangle Square (Englisch)


Sehr nett gestaltetes Kinderbuch, das neben vielen anderen Themen auch eine ökologische Message beinhaltet. (MS)

ROMANE

Margaret Atwood, Oryx und Crake, Piper, 2017


Atwood verbindet einen Thriller in einer künftigen Welt der Klimakatastrophe mit einem schmerzhaften Kommentar zu unserer Zeit.

T. C. Boyle, Blue Skies, Carl Hanser, 2023
 

Amerika in einer möglichen nahen Zukunft. Dystopisch, bissig und brillant.

Frank Herbert, Der Wüstenplanet, Heyne, 2016 und folgende


Bestimmt schon bekannt durch den Film, das Buch ist aber auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Besonders Buch 1 ist aus ökologischer Sicht spannend. Für die ganze erste ökologische Transformation des Planeten muss man allerdings Buch 1 bis 4 lesen. (MS)

Maja Lunde, Die Geschichte der Bienen, btb, München 2017

Die Norwegerin ist als Autorin von Romanen und Drehbüchern inzwischen auch außerhalb Europas bekannt, dieser Roman ist der erste Teil des „Klimaquartetts“, von dem bisher drei Bände erschienen sind. Die Geschichte der Bienen zählt zum Packendsten, was es an Klimaromanen gibt. Eine in synthetischer Kleidung schwitzende chinesische Arbeiterin, die mühsam mit der Hand Obstbäume bestäubt wird zur Hauptfigur eines der ineinander verwobenen Teile dieses Romans, der die gesellschaftlichen Konsequenzen des Artensterbens greifbar macht und ganz nebenbei auch noch eine spannende Wissenschaftsgeschichte erzählt. (VW)

Maja Lunde, Die Geschichte des Wassers, btb, München 2018

Was geschieht, wenn Wasser durch die Klimakrise zu einem unerreichbaren Gut wird? Gewalt, Flucht, verlassene Landstriche, ein Schiff auf dem Trockenen und ein unerwarteter lebensrettender Fund machen diese Geschichte zu einer abenteuerlichen Lektüre. Zweiter Teil des Klimaquartetts, macht wie der erste band die Konsequenzen für Einzelne und Staaten (mit-)fühlbar. Wie im Bienen-Band werden mehrere Erzählstränge ineinander verwoben. (VW)

Maja Lunde, Die letzten ihrer Art, btb München, 2019

Geht es hier um die Przewalskipferde, ihre Geschichte, ihre Erhaltung durch auswildern oder darum, dass das Überleben für Menschen Mitte des 21. Jahrhunderts immer schwieriger werden wird? Wie in den ersten beiden Bänden des „Klimaquartetts“ der Autorin werden mehrere Geschichten miteinander verknüpft, die Schauplätze reichen von der Mongolei bis Norwegen. (VW)

Günther Neuwirth, Vogelstimmen, Edition Keiper 2024

Der Ornithologe Rémy erforscht im Wald die Gesänge der Vögel, die Informatikerin Verena sammelt im Südpolarmeer Daten, der Gitarrist Alwin verbringt sein Leben in Tonstudios, die Australierin Karlene zieht mit ihrer Geige durch Europas Städte, Harald und Katja erleben die Abschaffung der Demokratie am eigenen Leib. Und an den Stränden des Mittelmeers hungern immer mehr Mitglieder der friedlichen Sekte der Weißen Tücher. Was macht der nahende Kollaps der Ökosphäre mit den sechs jungen Menschen? Was tun, wenn Umweltschutz als Terrorismus gilt? Wo bleibt das Glück inmitten des ausbrechenden Irrsinns? (MA)

Richard Powers, Die Wurzeln des Lebens, aus dem Englischen übersetzt von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié, S. Fischer, Frankfurt am Main 2020

Der US-amerikanische Schriftsteller Richard Powers widmet sich in seinen Werken oft naturwissenschaftlichen und philosophischen Themen und Fragen. Sein Roman „Die Wurzeln des Lebens“, der beides verknüpft, wurde 2019 unter anderem in der Kategorie Unterhaltung als Wissensbuch des Jahres ausgezeichnet. Auf fesselnde Weise beschreibt Powers in ihm, wie das Leben aller Protagonist*innen, der menschlichen wie nicht-menschlichen, so wie das titelgebende Wurzelgeflecht der Bäume miteinander verknüpft ist. Alle eint der Kampf für den Schutz der Bäume vor Abholzung und die Auseinandersetzung mit dem zuwiderlaufenden politischen und gesellschaftlichen Dynamiken. Dabei lässt sich einiges über die auch für uns so lebenswichtigen Bäumen lernen, die manch eine*r nach der berührenden Lektüre sicherlich mit anderen Augen sieht. (VW)

Kim Stanley Robinson, New York 2140, Heyne 2018

Der amerikanische Science Fiction Spezialist hat schon mehrfach Preise für „Eco-Fiction“ gewonnen. “Climate Fiction” gibt es inzwischen wie Sand am Meer, aber ein Buch wie dieses, das auf über 800 Seiten einen weiblichen Internetstar im Luftschiff Eisbären in die Antarktis fliegen lässt, was Artenschützer nicht nur mit Begeisterung erfüllt, in dem zwei Computergeeks eine Entdeckung machen, die sie in Lebensgefahr bringt, in dem eine der Hauptrollen das durch den Meeresspiegelanstieg zum Archipel von Hochhausspitzen gewordene Manhattan spielt, in dem Finanzspekulation in der Gezeitenzone auf Hochtouren läuft und einzig und allein die Isländer, die immer schon etwas mißtrauischer waren, noch über alle ihre Personenstandsdaten verfügen, ein Buch wie dieses gibt es nicht alle Tage. Die unvermeidliche Liebesgeschichte ist eine der wenigen Schwächen dieses nicht nur fabulierlustigen, sondern auch sehr informativen Buches: denn aus der Zukunft wird auf die Vergangenheit, unsere Gegenwart, geblickt – das gibt Anlaß für Klimabildung aller Art. Leichtfüßig, witzig und trotzdem durchaus zum Nachdenken anregend. An diesem Buch scheiden sich die Geister, aber wer dicke Bücher, die vor Leben und Details strotzen, schätzt und wer New York kennt und vielleicht sogar mag, ist hier gut beraten. (VW)

Kim Stanley Robinson, Das Ministerium für die Zukunft, Heyne 2023

Das erste Kapitel dieses im Jahr 2025 spielenden Romans ist hart. Die Unbarmherzigkeit einer Hitzewelle in Indien lässt niemanden kalt. Danach wird es weniger drastisch. Barack Obama und Bill Gates haben dieses Buch beide empfohlen. Es ist trotzdem lesenswert, im Vergleich zu New York 2140 vom selben Autor deutlich weniger verästelt, aber kunstvoll und kenntnisreich erzählt. Pflichtlektüre für alle, die sich fragen, wie das mit der Klimakrise im globalen Süden denn so sein wird. (VW)

Empfehlungen von unseren Follower:innen

Dave Goulsen, Stumme Erde – Warum wir die Insekten retten müssen, Hanser 2022

Dave Goulsen, The Garden Jungle, Penguin Books 2020

Bibliotheken

Südwind Bibliotheken: https://www.suedwind.at/bildungsangebot-und-globales-lernen/suedwind-bibliotheken/

  1. Die Liste wird laufend ergänzt. Gerne nimmt die AG Öffentlichkeitsarbeit Vorschläge mit einem persönlichen Begründungstext wie oben entgegen. ↩︎
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Klima Overshoot: Gibt es ein Zurück nach 1,5 Grad Celsius?

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Viele optimistische Vorhersagen für unsere Klimazukunft räumen ein, dass es uns nicht gelingen wird, die globale Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu halten – gehen aber davon aus, dass wir der Katastrophe entkommen können, wenn wir nachträglich CO2 wieder aus der Atmosphäre entfernen. Das könnte allerdings nur eine Illusion sein, argumentiert ein Leitartikel in der Zeitschrift Nature: Neue Forschungsergebnisse kommen zu dem Ergebnis, dass einige Erdsysteme wahrscheinlich nicht in ihr vorheriges Gleichgewicht zurückgeführt werden können, selbst wenn man davon ausgeht, dass die Entfernung des überschüssigen CO2 machbar ist.

Ein Team unter der Leitung von Carl-Friedrich Schleussner von Climate Analytics, einem gemeinnützigen Forschungsinstitut in Berlin, berichtet jüngst in der Zeitschrift Nature, dass selbst eine vorübergehende Temperaturüberschreitung dazu führen wird, dass sich die Klimaauswirkungen über die nächsten Jahrzehnte hinweg akkumulieren ( C.F Schleussner et al ., Nature 634 , 366-373; 2024).

Zu diesen Auswirkungen würden heftigere Stürme, Hitzewellen und die Zerstörung von Ökosystemen gehören, und es würde alles andere als einfach sein, genügend CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen, um den Kurs umzukehren.
Es ist nicht so, dass Methoden zur Kohlenstoffentfernung nicht funktionieren. Manche funktionieren. Die einfachste ist natürlich das Pflanzen von Bäumen, oder besser gesagt, die Schaffung und Wiederherstellung von natürlichen Kohlenstoffsenken wie Wäldern, Mooren und Feuchtgebieten, Mangrovenwäldern, Seegraswiesen und so weiter. Komplexere Maßnahmen umfassen die direkte Extraktion von Kohlenstoff aus der Atmosphäre. Wenn die derzeitigen Emissionen ungebremst weitergehen, müssten, wie Schleussner und seine Kollegen schätzen, bis zum Jahr 2100 bis zu 400 Gigatonnen CO2 aus der Atmosphäre entfernt werden, um die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

400 Gigatonnen CO2 enthalten 109 Gigatonnen Kohlenstoff, das ist fast ein Sechstel des derzeit in den Wäldern der Erde gespeicherten Kohlenstoffs. Die Wälder, die diesen Kohlenstoff ab 2050 aufnehmen sollen, müssten jetzt gepflanzt werden, weil nur reife Wälder die erforderliche Aufnahmekapazität haben. Tatsächlich verlieren wir aber derzeit jährlich 0,33 Prozent unserer Wälder.

Derzeit wird viel über CO2-Abscheidung gesprochen und geschrieben. Dabei geht es um unterschiedliche Verfahren mit unterschiedlichen Zwecken. CO2-Abscheidung und Nutzung (CCU: Carbon Capture and Utilization) soll CO2 aus Verbrennungsgasen (vor allem von Kraftwerken, Stahl- und Zementproduktionen) das Kohlenstoffdioxid herausfiltern und einer industriellen Nutzung zuführen. CO2-Abscheidung und Speicherung (CCS: Carbon Capture and Storage) soll das CO2 aus Verbrennungsgasen dauerhaft unterirdisch speichern. Beide Methoden verringern nicht den CO2-Gehalt der Atmosphäre. Es gelangt bloß weniger CO2 in die Atmosphäre als bei ungefilterter Verbrennung. Bei CCU gelangt das CO2 in den meisten Anwendungsbereichen überhaupt nur später in die Atmosphäre.

Um die Durchschnittstemperatur der Erdatmosphäre zu senken, muss jedoch der CO2-Gehalt der Atmosphäre verringert werden. Denn diese Temperatur ist abhängig von der absoluten Menge an CO2, die in der Atmosphäre enthalten ist. Zur technischen Verringerung des CO2-Gehalts kommt nur direkte Entnahme von CO2 aus der Luft und die anschließende Speicherung in Frage (DACS: Direct Air Capture and Storage). Hier werden große Mengen Luft mit riesigen Gebläsen durch einen Abscheideapparat geleitet. Das CO2 wird dort entweder in einer Flüssigkeit herausgewaschen oder an einen Feststoff gebunden. Anschließend wird das reine Gas je nachdem durch Verdampfen oder Erhitzen des Feststoffs entzogen.

Die größte derzeit geplante Anlage zur direkten Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre soll eine Kapazität von 500.000 Tonnen CO2 jährlich haben. Um die 400 Milliarden Tonnen zu bewältigen, müssten 16.000 solcher Anlagen 50 Jahre lang arbeiten. Die Kostenschätzungen für direkte Kohlenstoffentnahme bewegen sich zwischen 200 und 700 USD pro Tonne. Die Kosten würden sich also zwischen 80 und 280 Billionen Dollar bewegen.

Selbst wenn man davon ausgeht, dass es möglich ist, diese Menge an CO2 beziehungsweise Kohlenstoff zu entfernen, werden einige Erdsysteme wahrscheinlich nicht zu ihrem vorherigen Gleichgewicht zurückkehren. Einige Veränderungen, wie der steigende Meeresspiegel, sich verändernde Ökosysteme und regionale Klimaveränderungen, werden wahrscheinlich von Dauer sein und nachhaltige Auswirkungen auf die Landwirtschaft und andere Industriezweige haben. Für viele Menschen wird das Klima, das sie nach einem Überschreiten der Zielvorgaben erleben werden, nicht das gleiche sein wie zuvor, selbst wenn die globalen Durchschnittstemperaturen auf das Niveau vor dem Überschreiten zurückkehren.

Gefahr von Kipppunkten

Darüber hinaus erhöhen höhere Temperaturen  –  selbst für kurze Zeit  –  das Risiko von Kipppunkten, die das Erdsystem oder Teile davon in einen völlig neuen Zustand versetzen könnten. Zu dieser Schlussfolgerung gelangen Annika Högner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Tessa Möller vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse in Laxenburg, Österreich (T. Möller et al. Nature Commun. 15 , 6192; 2024) in einer im August veröffentlichten Studie.

Mit jedem weiteren Temperaturanstieg über 1,5 Grad Celsius nimmt das Risiko zu, klimatische Kipppunkte zu überschreiten. Und das wären Ereignisse, die nicht rückgängig gemacht werden können: Wenn der grönländische Eisschild zusammenbricht, kann er nicht wieder regeneriert werden, wenn der Amazonas-Regenwald sich in eine Savanne verwandelt, kann er nicht wieder zum Regenwald werden.

Regierungen und Industrie müssen sich mit aller Kraft auf die bevorstehenden Risiken und deren Eindämmung konzentrieren. Das bedeutet nichts weniger als die Emissionen drastisch zu senken und die Menschen durch Anpassungsmaßnahmen vor den Folgen der Klimaerhitzung möglichst zu schützen. Abzuwarten und die Atmosphäre später zu reinigen, wäre eine Katastrophe – für die Menschen und den Planeten.

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Holz im Tresor aufbewahren

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Leicht brennbares Unterholz im Wald erhöht die Gefahr von Waldbränden und muss entfernt werden. Eine Möglichkeit, es loszuwerden, ist, es zu vergraben. Und zwar so, dass es nicht verrottet, also am besten in einer trockenen, lehmigen Erde.. So kann der Kohlenstoff, den es enthält, aus der Atmosphäre ferngehalten werden. Die Methode wird Wood Vaulting genannt und derzeit in den USA erforscht (Vault ist ein Tresor) , Die Wälder in weiten Teilen des Westens der USA sind überwuchert und voller verfilzter Bäume und Gestrüpp, das leicht brennt. Die Krisenstrategie des Forstdienstes zur Bekämpfung von Waldbränden sieht vor, bis 2032 überschüssige Vegetation auf bis zu 50 Millionen Hektar zusätzlicher Bundes-, Staats-, Stammes- und Privatflächen zu entfernen. Wissenschaftler und Klimatechnologieunternehmen sagen gleichermaßen, dass Wood Vaulting dabei helfen könnte, einen Teil des Kohlendioxidäquivalents in Form brennbarer Vegetation zu speichern, mit dem sich der Forstdienst in den kommenden Jahren befassen muss – geschätzte 2,2 Milliarden Tonnen. Das ist ungefähr so ​​viel CO2, wie die weltweite Zementproduktion im Jahr 2016 ausgestoßen hat, und so viel, wie die Wälder im vergangenen Jahr global aus der Atmosphäre entfernt haben.
Quelle: https://grist.org/solutions/wood-vaulting-carbon-storage-solution/

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Report: Wie klimafreundlich ist „blauer Wasserstoff“?

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Befürworter von Technologien zur Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung (CCUS) versprechen, dass CCUS-basierte (blaue) Wasserstoff- und Gaskraftwerke mit CCS (Kohlenstoffabscheidung und -Speicherung) eine CO2-arme Lösung zur Dekarbonisierung des Industrie- und Energiesektors bieten können. In dem aktuellen Report „Kind of Blue“ prüft Lorenzo Sani, Analyst bei „Carbon Tracker“, ob diese Behauptungen wahr sind. Aus dem Bericht geht hervor, dass die CO2-Emissionen von Projekten zur Erzeugung von blauem Wasserstoff und von Gaskraftwerken mit CCS zwei- bis dreimal höher sein könnten als angegeben, wenn man die vorgelagerten Emissionen aus der Gasförderung, der Verarbeitung und dem Transport berücksichtigt. Der Bericht enthält eine umfassende Analyse der Upstream-Emissionen aus verschiedenen Quellen und Ländern. Er enthält zwei Fallstudien, die die fehlerhaften Annahmen bei den Umweltanwendungen zweier geplanter Projekte in Großbritannien hervorheben. Darüber hinaus bietet er eine Reihe detaillierter politischer Empfehlungen für britische und europäische Entscheidungsträger.

  • Projekte für blauen Wasserstoff und Gas-CCS sind nicht von vornherein kohlenstoffarm.
  • Der neue Gasbedarf aus CCUS wird die Emissionen erhöhen.
  • Die Kohlenstoffintensität von blauem Wasserstoff wird unterschätzt.
  • Die Kohlenstoffeinsparungen durch Gas-CCS werden überschätzt.
  • Die Rahmen für die Umweltverträglichkeitsprüfung sind fehlerhaft.
  • Auf Gas basierende CCUS-Projekte können Netto-Null-Strategien zum Scheitern bringen.

Lorenzo Sani: „Projekte für blauen Wasserstoff und Gas-CCS sollten nicht als kohlenstoffarm angesehen werden, es sei denn, sie können neben hohen Kohlenstoffabscheidungsraten garantieren, dass nur Erdgas mit geringen Vorlaufemissionen verwendet wird. Grüner Wasserstoff, der aus erneuerbarer Elektrizität erzeugt wird, bleibt der einzige wirklich emissionsarme Weg.“

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Menschliche Einwirkungen auf Flussökosysteme können die Auswirkungen der Klimakrise verstärken

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Die Auswirkungen multipler menschlicher Einflüsse auf Fließgewässer können die Konzentration von Treibhausgasen in ihren Gewässern erhöhen und damit möglicherweise die schädlichen Auswirkungen der Klimakrise verschärfen, so neue Forschungsergebnisse.

Die unter Leitung der Universität Rey Juan Carlos (URJC) und der Universität von Minho (CBMA) durchgeführte Studie ergab, dass Flüsse, die multiplen menschlichen Einflüssen ausgesetzt sind, doppelt so hohe Konzentrationen an Kohlendioxid und Methan – die beiden wichtigsten Treibhausgase enthalten können. Das Forschungsteam, zu dem auch Wissenschaftler der Universität Barcelona und des Zentrums für Forschung über Ökologie und forstwirtschaftliche Anwendungen (CREAF) gehörten, untersuchte in 50 Bächen in Nordportugal, wie die Konzentration dieser Treibhausgase auf die kombinierten Auswirkungen von Nährstoffen, Erwärmung und niedrigen Sauerstoffkonzentrationen reagiert.

„Obwohl Flüsse von Natur aus höhere Kohlendioxid- und Methankonzentrationen aufweisen, als die Atmosphäre, zeigt diese Studie zum ersten Mal, dass die Kombination multipler Einflüsse die Konzentrationen dieser Gase und möglicherweise ihre Emissionen in die Atmosphäre verschärft“, sagt Cayetano Gutiérrez-Cánovas, Hauptautor der Studie (URJC). „Angesichts der Tatsache, dass viele Flüsse bereits multiplen menschlichen Einflüssen ausgesetzt sind, besteht ein erhebliches Risiko, dass die von ihnen verursachte Umweltzerstörung die Klimakrise weiter verschärft“, so Gutiérrez-Cánovas weiter.

In der Fachzeitschrift Global Change Biology untersuchten die Forscher auch die Rolle des Ausmaßes, in dem diese menschlichen Einflüsse stattfinden, um ein besseres Verständnis für die Mechanismen zu gewinnen, die die Produktion von Treibhausgasen in Flüssen regeln. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Maßstab, in dem die menschlichen Einflüsse auftreten, unterschiedliche Auswirkungen auf die Kohlendioxid- und Methankonzentrationen hat“, erklärt Daniel von Schiller, Mitautor der Studie und außerordentlicher Professor an der UB. „Kohlendioxid ist löslicher als Methan und kann über weite Strecken durch die Flüsse transportiert werden, so dass es von den verschiedenen Auswirkungen im gesamten Einzugsgebiet beeinflusst wird. Unsere Modelle deuten jedoch besonders darauf hin, dass Methan, das sehr leicht aus dem Wasser entweichen und in die Atmosphäre gelangen kann, sowohl auf lokale Einwirkungen als auch auf solche im gesamten Einzugsgebiet reagiert.

Diese Forschung spielt einer wichtige Rolle für die Flussbewirtschaftung. Die derzeitigen Sanierungs- und Abschwächungsstrategien konzentrieren sich häufig auf lokale Maßnahmen und übersehen dabei die Auswirkungen auf der Ebene des gesamten Einzugsgebiets und ihren potenziellen Beitrag zur Klimastabilität. Eines der Hauptanliegen der Flussmanager:innen ist beispielsweise die Verringerung des Nährstoffeintrags in die Gewässer, was dramatische ökologische Folgen haben kann, wie die Situation in der Lagune Mar Menor im Südosten der Iberischen Halbinsel zeigt.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Verringerung der Nährstoffeinträge und die Bekämpfung von Sauerstoffmangel zusätzliche Vorteile bieten könnten, die im Kampf gegen den Klimawandel hilfreich sind“, sagt Cláudia Pascoal, Hauptautorin der Studie und außerordentliche Professorin am CBMA. „Diese Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, Flüsse mit einem ganzheitlichen Ansatz auf Einzugsgebiets-Ebene zu bewirtschaften, nicht nur um die biologische Vielfalt und die Vorteile für die Menschen zu erhalten, sondern auch um die Klimakrise abzumildern.“

Quelle: https://freshwaterblog.net/2024/06/28/human-impacts-on-stream-ecosystems-can-amplify-the-effects-of-the-climate-crisis

Studie: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/gcb.17301

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Wären SUVs ein Land, wären sie der fünftgrößte CO2-Emittent der Welt

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Eine Analyse der Internationalen Energieagentur ergab, dass diese großen Automobile für mehr als ein Viertel des erhöhten Ölbedarfs in den Jahren 2022 und 2023 verantwortlich sind. In diesem Zeitraum stieg der weltweite Ölverbrauch, der direkt mit SUVs in Zusammenhang steht, um über 600.000 Barrel pro Tag, was die Effizienzverbesserungen bei anderen Pkw-Typen weitgehend zunichtemachte.
Diese Autos, die schwerer, weniger kraftstoffeffizient und mehr auf kritische Mineralien angewiesen sind als Kleinwagen machten im Jahr 2023 einen Rekordanteil von 48 % des weltweiten Autoabsatzes aus, gegenüber 41,4 % im Jahr 2020 und 20,58 % im Jahr 2013, wie aus den Daten im IEA-Bericht hervorgeht.
Einige Länder haben die Parkgebühren für große, energieintensive Autos erhöht, um die Umweltverschmutzung zu reduzieren, das Klima zu schützen und mehr Platz für Fußgänger zu schaffen. Paris zum Beispiel hat Anfang des Jahres die Parkgebühren für SUVs im Vergleich zu kleineren Autos verdreifacht. Auch Behörden in anderen Städten wie Lyon in Frankreich und Tübingen in Deutschland haben begonnen, das Fahrzeuggewicht in die Parkgebühren einzubeziehen.
IEA-Bericht: https://www.iea.org/commentaries/suvs-are-setting-new-sales-records-each-year-and-so-are-their-emissions

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Analyse: Riesige Lücke zwischen Netto-Null und echtem Null

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Laut einer neuen Analyse des Netto-Null-Teams des Climate Action Trackers verlassen sich Regierungen viel zu sehr auf Techniken zur CO2-Entfernung, um die dringende notwendige rasche, drastische Senkung der Emissionen zu vermeiden. Dadurch wird die Nutzung fossiler Brennstoffe verlängert und die Erreichung der Klimaziele gefährdet.

Generell besteht bei Methoden zur Kohlendioxid-Entfernung das Risiko, dass gespeichertes CO2 wieder zurück in die Atmosphäre gelangt – zum Beispiel durch Waldbrände – oder aber, dass sie technologisch nicht ausgereift und mit hohen Kosten verbunden sind.

In seiner Analyse untersuchte der CAT 34 Länder, die die Netto-Null-Verpflichtungen haben. Die Netto-Null-Pläne für 28 Länder würden zu kombinierten natürlichen CO2-Senken von bis zu 5,7 Milliarden Tonnen Kohlendioxid führen, was 12-15 % ihrer Emissionen im Jahr 2019 entspricht.

Acht dieser Länder planen auch technische CO2-Entfernungen (wie z. B. direkte Abscheidung aus der Luft) von bis zu 1,3 Milliarden Tonnen CO2. Bei geschätzten Kosten von bis zu 400 USD pro Tonne CO2 müssten die Regierungen Hunderte von Milliarden pro Jahr für diese Entfernungen investieren.

In der Analyse des Climate Action Trackers stellte sich heraus, dass bis Mai 2024 nur 15 Länder detaillierte Informationen zu natürlichen Senken und/oder tevchnischer Kohlendioxidentfernung in ihrem Netto-Null-Zieljahr liefern. Die Pläne von 28 der 34 Länder, die insgesamt 81 % der weltweiten Emissionen ausmachen, wurden im Detail untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass ihre „Netto-Null“-Verpflichtungen zusammen nur 80-85 % ihrer Emissionen reduzieren würden, nicht 100 %.

Beispielsweise würden Australien, Kanada, Chile, Neuseeland, Russland, Saudi-Arabien und Vietnam auch nach Erreichen ihres sogenannten „Netto-Null-Ziels“ immer noch mehr als 30 % ihrer Emissionen von 2019 ausstoßen.

Der CAT stellte fest, dass die Technologien zur Kohlendioxidentfernung (CDR), wie z. B. die direkte Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid aus der Luft (DACCS) oder die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid aus Biomasseenergie (BECCS), immer noch mit Herausforderungen hinsichtlich Kosten und Verfügbarkeit in Bezug auf Biomasse konfrontiert sind. Andere Technologien wie Biokohle und die Alkalisierung der Ozeane müssen noch weiter untersucht werden, insbesondere hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen.

„Die Regierungen müssen ihre Aufmerksamkeit dringend auf die Reduzierung der Emissionen in Richtung Null richten und bei der Zielsetzung und Fortschrittsberichterstattung transparent kommunizieren und zwischen konventioneller, technischer und neuartiger CDR auf See- oder Landbasis unterscheiden“, sagte Frederic Hans von der CAT-Partnerorganisation NewClimate Institute.

Quelle: https://climateactiontracker.org/blog/net-zero-or-real-zero-assessing-the-carbon-dioxide-removal-in-net-zero-pledges/

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21 Ölkonzerne planen CO2-Bomben im Ausmaß von 100 Gigatonnen

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Die Internationale Energieagentur veröffentlichte Mitte 2021 ein Netto-Null-Szenario, in dem es heißt, dass keine neue Infrastruktur für fossile Brennstoffe entwickelt werden sollte, wenn das Temperaturziel von 1,5 °C eingehalten werden soll. Eine Forschungskooperation zwischen Urgewald und dem Global Registry of Fossil Fuels zeigt jedoch, dass Öl- und Gasunternehmen weltweit neue Felder erschließen, in denen mehr als 100 Gigatonnen Kohlendioxidäquivalent (CO2e)-Emissionen enthalten sind.

Über 20 Unternehmen haben Projekte in der Pipeline, die jeweils mehr als eine Milliarde Tonnen eingebettetes CO2e enhalten. Das größte Unternehmen ist Qatar Energy mit 7,4 Milliarden Tonnen, die in neue Projekte fließen, hauptsächlich durch die Erweiterung seiner Gasfelder. Sechs der zehn Unternehmen mit den höchsten Emissionen sind staatliche Unternehmen im Nahen Osten, Osteuropa und Asien.

In Projekte eingebettete Emissionen nach Firmen. Die Farbbalken bezeichnen die verschiedenen Länder, in denen die Firmen tätig sind.
Quelle: Global Registry of Fossil Fuels, CC BY-NC-SA

Westliche Supermajors entwickeln in vielen Ländern der Welt weiterhin Portfolios neuer Projekte. Beispielsweise sind bei ExxonMobil schätzungsweise 3,1 Milliarden Tonnen CO2e in Projekte in der Entwicklung in 14 Ländern eingebettet, während bei Shell 2,5 Milliarden Tonnen CO2e in neue Projekte in 21 Ländern eingebettet sind.

Die Analyse umfasst nicht nur die Verbrennung, sondern auch die Lieferkette, einschließlich Betrieb, Transport, Methan und diffuse Emissionen.

Bis 2030 werden die Länder der Welt doppelt so viele fossile Brennstoffe produzieren, wie mit dem 1,5°C-Ziel vereinbar sind

Die Global Registry of Fossil Fuels ist die erste Open-Source-Datenbank zur weltweiten Öl-, Gas- und Kohleproduktion und zu den entsprechenden Reserven. Durch die Erhöhung der Transparenz der Produktion fossiler Brennstoffe möchte die Datenbank das Verständnis der Auswirkungen der Gewinnung auf das verbleibende Kohlenstoffbudget verbessern und letztlich Entscheidungsträger:innen Informationen über dessen Management liefern.

Diese Grafik zeigt, wie schnell das verbleibende CO2-Budget (laut IPCC) unter verschiedenen Szenarien erschöpft sein wird. In der interaktiven Grafik können die unterschiedlichen Parameter eingestellt werden. Hier nur einige Beispiele.

Das Budget, um das 1,5°CZiel mit 83prozentiger Wahrscheinlichkeit zu erreichen, ist in allen Szenarien 2026 aufgebraucht.
Das Budget, um die Erderwärmung mit 50prozentiger Wahrscheinlichkeit auf 1,7°C zu beschränken, ist mit Business as usual 2036 und mit den verlautbarten Verpflichtungen 2037 aufgebraucht.
Selbst das Budget, um die Erderwärmung mit 50prozentiger Wahrscheinlichkeit auf 2°C zu beschränken, ist bei Business as Usual 2043 und mit verlautbarten Verpflichtungen 2045 aufgebraucht.

Quelle: Global Registry of Fossil Fuels, CC BY-NC-SA

Schätzungen zufolge werden Länder auf der ganzen Welt bis 2030 mehr als das Doppelte der fossilen Brennstoffe produzieren, die mit 1,5 °C vereinbar wären. Es ist klar, dass die Bewältigung der Klimakrise neben Maßnahmen auf der Nachfrageseite, also einer Steuerung des Verbrauchs, auch eine Steuerung des Angebots an fossilen Brennstoffen erfordert, und dass diese Steuerung fair und gerecht sein muss. Die Global Registry of Fossil Fuels ist die erste umfassende, unabhängige, politikneutrale und vollständig Open-Source-Datenbank, die das Ausmaß der CO2-Emissionen im Zusammenhang mit den nationalen Reserven und der Produktion jedes Landes aufzeigt und so politischen Entscheidungsträger:innen, Investor:innen und anderen helfen soll, fundierte Entscheidungen zu treffen, um die Produktion fossiler Brennstoffe an das 1,5 °C-Ziel anzupassen und Forscher mit den Daten auszustatten, die sie für eine zeitnahe Analyse benötigen.

Die Global Registry of Fossil Fuels fasst Daten aus Tausenden von Regierungs- und Unternehmensquellen aus der ganzen Welt an einem Ort zusammen – von der globalen Ebene bis hin zu einzelnen Projekten. Sie enthält Daten aus 139 Ländern, die fossile Brennstoffe produzieren, was 99 % der auf nationaler Ebene aggregierten Produktion fossiler Brennstoffe ausmacht.

Quelle: https://fossilfuelregistry.org/ CC BY-NC-SA

Titelbild: Martin Auer unter Zuhilfenahme von KI

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Climate Action Tracker: neues interaktives Datenportal

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Der Climate Action Tracker hat ein neues Datenportal. Der Daten-Explorer führt Daten aus den Länderanalysen, Länderbewertungen und 1,5°C-kompatiblen Benchmarks zusammen, um dabei zu helfen, die Fortschritte (oder auch nicht) der Länder beim Klimaschutz besser zu verstehen.

Die CAT-Daten lassen sich jetzt in einem interaktiven Format auf der CAT-Website erkunden und man kann die Daten herunterladen, um eigene Diagramme zu erstellen.

So lassen sich Emissionen und Ziele verschiedener Länder nebeneinander darstellen. Wie schneiden beispielsweise die USA, EU und China im Vergleich ab? Auch spezifische Sektoren wie Gebäude, Elektrizität, Industrie oder Transport und verschiedene Indikatoren dazu wie zum Beispiel Anteil von Kohle an der Elektrizitätserzeugung oder die Emissionsintensität der Zementindustrie können nach Ländern verglichen werden.

Öffnet man die Seite, findet man zuerst den Ländervergleich anhand ihrer CAT-Bewertungen. Welche Länder sind auf dem Weg zu 1,5°C? (Spoiler: Keine)

Temperatur-, CAT-Thermometer- und Emissionslückendaten können weiterhin von ihren eigenen Seiten auf der Website heruntergeladen werden. Länderdaten können weiterhin von den Länderseiten heruntergeladen werden.

Hier geht es zum CAT Data Explorer

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