Die Emissionen steigen, anstatt zu sinken!
Klimaschutzgesetz, ökosoziale Steuerreform sind notwendig, um die österreichischen Klimaziele zu erreichen
Pressekonferenz „Wissenschaft und Klimabewegung“ der S4F am 24.9.2021

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Lesedauer 2 Minuten.   

Am Podium: Univ. Prof. Dr. Verena Winiwarter – Universität für Bodenkultur – Zentrum für Umweltgeschichte, Univ. Prof. Dr. Harald Rieder – Universität für Bodenkultur – Institut für Meteorologie und Klimatologie, Univ. Prof. Dr. Gottfried Kirchengast – Universität Graz – Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, Dr. Renate Christ – langjährige Leiterin des Sekretariats des Weltklimarats (IPCC), Dr. Daniel Huppmann – International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) – Mitautor des IPCC Sonderberichts 1,5°C. Und Lara Leik, Vernetzungsbeauftragte der Uni Salzburg für Scientists for Future.
Moderation: Martin Auer

Prof. Kirchengast legte die neuesten Berechnungen des Wegener-Centers vor, wonach die Emissionen Österreichs 2021 wieder über das Vor-Corona-Niveau gestiegen sind. Das dringend notwendige Klimaschutzgesetz wird politisch nur hin- und hergeschoben: „Hier ist die ganze Regierung gefordert, dieses Klimakabinett zu bilden“. Fossile Ressourcen in der Mobilität und in der Industrieproduktion werden immer noch gefördert. „Hier möchte ich wirklich ganz harte Kritik üben“, sagte Kirchengast: „Da kann man nicht die Konsumentinnen und Konsumenten um bessere Lebensstile ersuchen. Für diese Rahmensetzungen ist einfach unsere Regierung in die Verantwortung zu nehmen.“

Professorin Verena Winiwarter von der Universität für Bodenkultur zeigte auf, dass die ökologische und soziale Steuerreform dringend notwendig ist, und zwar mit einem Preis von nicht unter 100 Euro pro Tonne CO2 ab dem Jahr 2022. Das sei das Mindeste, was man sich von einem Klimaschutzgesetz erwarten könne. Eine größere Veränderung „geht nicht nur über Lebensstiländerungen“, sagte Winiwarter.
Es ist inzwischen unzweifelhaft, dass der Klimawandel menschengemacht ist, erklärte Winiwarter: „Der Zweifel ist keine wissenschaftlich haltbare Position mehr.“ Sogar die Tiefsee heizt sich auf.

Dr. Daniel Huppmann vom vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) erklärte, dass die Termeperaturerhöhung in Österreich auf Grund unserer geographischen Lage doppelt so hoch ausfällt wie im globalen Durchschnitt. Wenn wir auf eine globale Temperaturerhöhung von 2,7 Grad zusteuern, kann das für Österreich eine Erhöhung von 5 Grad oder mehr bedeuten.

Denn bisher sind wir vom Pariser Ziel der Begrenzung auf 1,5 Grad noch weit entfernt. Dr. Renate Christ, langjährige Leiterin des Sekretariats des IPCC, berichtete: Selbst wenn die Staaten ihren eigenen Verpflichtungen aus Klimaabkommen zum Senken des CO2-Ausstoßes nachkommen, landen wir eher bei einem Plus von knapp unter oder über drei Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts.

Ist es die Aufgabe der Wissenschaft, auf die Straße zu gehen? Daniel Huppmann erklärte dazu: Es ist nicht Aufgabe oder Selbstverständnis der Wissenschaft, explizite Handlungsempfehlungen an Politik und Gesellschaft zu geben. Es ist aber sehr wohl die Aufgabe der Wissenschaft, alternative Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, Abwägungen zu quantifizieren, und die möglichen Auswirkungen verschiedener Maßnahmen (oder des bewussten Unterlassens von Maßnahmen) zu untersuchen. Die Wissenschaft kann und muss aufzeigen, dass die konkreten Maßnahmen der Regierung mit den selbstgesteckten Zielen der Klimaneutralität bis 2040 nicht übereinstimmen.

Lara Leik, Vernetzungsbeauftragte der Universität Salzburg für S4F, machte deutlich: Die Wissenschaft hat die Pflicht, voranzugehen.

Die gesamten Presseunterlagen sind hier.



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