E-Scooter – Klimaretter oder Umweltsünder?
von Lutz Dorsch, Martin Hagmüller, Johannes Müller, Markus Palzer-Khomenko, Oliver Schrot

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Lesedauer 2 Minuten.   

E-Scooter im Stadtverkehr sind umstritten. Insbesondere die Leihsysteme stehen immer wieder in der Kritik. Sicherheitsbedenken, Umweltverschmutzung (z.B. durch Vandalismus, wenn E-Scooter im Fluss landen), schlechte Klimabilanzen aber auch schlampig abgestellte E-Scooter werden ins Feld geführt. Auf der anderen Seite werden E-Scooter immer beliebter und von vielen als ein klimafreundlicher Teil einer zukunftsorientierten Stadtmobilität betrachtet. Aber was trifft zu? Können E-Scooter einen sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten und eine Rolle in der urbanen Mobilitätswende spielen? Wir haben die (zugegeben noch wenigen) verfügbaren Fakten zusammengetragen, um uns ein Bild zu machen, und ein ausführliches Diskussionspapier verfasst.

Will man wissen, welcher Weg der Beste für das Klima ist, wird es schnell kompliziert. Klar ist, dass E-Scooter ebenso wie alle anderen Dinge hergestellt, betrieben und gewartet sowie am Ende entsorgt werden. Jeder dieser Lebensabschnitte stellt eine Belastung für die Umwelt dar. Wie groß diese Belastung ist, versucht man mit so genannten Ökobilanzen zu ermitteln. Diese Ökobilanzen ermöglichen dann auch den Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln und damit eine Aussage, ob ein Verkehrsmittel Vorteile beim Klimaschutz bringt. Die Frage, ob die E-Scooter-Nutzung dem Klimaschutz nützt, hängt also davon ab, womit wir sie vergleichen.

Erste Studien kamen zu dem überraschenden Ergebnis, dass die Ökobilanz von Leih-E-Scootern schlechter ausfallen kann als von PKWs. Wie das sein kann? Am Strom, der für den Antrieb verwendet wird, liegt es jedenfalls nicht. Der kann natürlich auch zu 100% aus erneuerbaren Energien kommen und selbst wenn nicht, fällt das im Vergleich zu anderen Posten nicht ins Gewicht. Woher kommt also die schlechte Ökobilanz? Zum einen kommt es bei der Herstellung der E-Scooter zu durchaus beträchtlichen Emissionen. Einige Rohstoffe und Komponenten sind sehr energieintensiv. Das wirkt sich umso stärker aus, wenn der E-Scooter später nur kurz genutzt wird. Zu Beginn hatten die Leih-E-Scooter eine Lebensspanne von nur 30 Tagen. Hinzu kommt, dass die Leih-E-Scooter in einem sogenannten nicht-stationären Betrieb über das ganze Einsatzgebiet verteilt einfach abgestellt und dann eingesammelt werden müssen. Das passiert dann in der Regel auch mit einem Auto. Wenn beim Einsammeln der E-Scooter mehr Autokilometer entstehen, als durch die Nutzung der E-Scooter eingespart wurden, kann das nicht gut fürs Klima sein. Genauso wenig nützt es, wenn zu-Fuß-Strecken und Radfahrten durch die E-Scooter ersetzt werden.

Derzeit scheint es so zu sein, dass Leih-E-Scooter kaum bis gar keinen positiven Effekt haben. Anders liegt die Sache bei privaten E-Scootern. Diese haben durch vorsichtige Nutzung eine weitaus längere Lebensspanne, müssen nicht eingesammelt werden und scheinen tendenziell auch häufiger Autofahrten zu ersetzen.

Wenn auch Leih-E-Scooter ein Teil der klimafreundlichen Mobilitätswende werden sollen, muss noch einiges passieren. Die Lebensspanne muss durch robustere Bauweise und bessere Reparierbarkeit deutlich ausgedehnt werden. Die enthaltenen Teile und Rohstoffe müssen in ein Kreislaufsystem überführt werden („cradle to cradle“). Clevere Konzepte müssen den E-Scooter in eine moderne, klimafreundliche Stadtmobilität integrieren. Und das Einsammeln muss so effizient wie möglich gestaltet werden. Wenn das gelingt, ist es denkbar, dass auch Leih-E-Scooter als Teil des öffentlichen Verkehrssystems zum Klimaschutz beitragen.

Titelbild: Bild von Thomas Wolter auf Pixabay

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