Hitze, Kälte, Sturm und Hagel: Wie schreiben über Wetterextreme? Ein Leitfaden für Medien

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Lesedauer 2 Minuten.   

„Es gibt drei häufige Fehler bei der Berichterstattung über Wetterextreme“, schreiben die Klimaforscher:innen Ben Clarke und Friederike Otto in ihrem Leitfaden für Medien:

  1. den Klimawandel als Ursache des Ereignisses ignorieren;
  2. das Ereignis dem Klimawandel zuschreiben, ohne Belege dafür vorzulegen;
  3. den Klimawandel als einzige Ursache des Extremwetterereignisses bezeichnen.

Diese Fehler entstehen oft dadurch, dass die zugrundeliegende Frage unglücklich formuliert ist: „Ist der Klimawandel schuld?“ — diese Frage mag plausibel erscheinen. Doch sie lässt sich nicht sinnvoll beantworten. Wetterereignisse haben immer mehrere Ursachen. Der Zufall spielt aufgrund der chaotischen Natur des täglichen Wetters eine große Rolle. Doch der menschengemachte Klimawandel kann einen deutlichen Einfluss darauf haben, wie wahrscheinlich und wie intensiv ein Wetterextrem ausfällt.

Bis vor wenigen Jahren hat die Wissenschaft es meistens vermieden, einzelne Ereignisse mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen. Sinnvolle Aussagen konnten nur über allgemeine Trends gemacht werden. Doch in jüngerer Zeit hat die Wissenschaft Methoden entwickelt, mit denen sich konkrete Zusammenhänge zwischen Erderhitzung und einzelnen Extremwetterereignissen herausarbeiten lassen. Dieser Zweig der Klimawissenschaften nennt sich Attributionsforschung, es geht also um die Zuordnung von Wetterereignissen zum Klimawandel.

Wer sich öffentlich mit Extremwetterereignissen auseinandersetzt, sollte also darüber Bescheid wissen, was die Zuordnungsforschung leisten kann. Durch Vergleich des aktuellen Klimas mit dem Klima vor de industriellen Revolution mithilfe von historischen Daten und Klimasimulationen können Aussagen getroffen werden wie: „Diese Hitzewelle ist um 3°C heißer, als sie ohne Klimawandel ausgefallen wäre“ oder „derartige Ereignisse treten aufgrund der Erderwärmung doppelt so häufig auf“.

Nicht für jeden Typ von Extremereignissen ist die Zuordnung mit gleicher Sicherheit möglich. Dass Hitzewellen immer häufiger und immer härter werden, kann mit großer Sicherheit dem menschengemachten Klimawandel zugerechnet werden.

Dürren andererseits sind sehr komplex. Es gibt viele Arten von Dürre — und keine einfache Antwort auf die Frage, wie sie mit dem Klimawandel zusammenhängen. Landwirtschaftliche und ökologische Dürren sind in der Wissenschaft definiert als ein Mangel an Bodenfeuchtigkeit, während sich meteorologische, hydrologische und Grundwasserdürren an Niederschlagsmangel, geringen Flusspegeln oder niedrigen Grundwasserspiegeln zeigen. Niedrige Grundwasserspiegel etwa sind oft das direkte Ergebnis menschlicher Eingriffe in den Wasserhaushalt einer Region.

Ganz allgemein halten die Autor:innen fest, dass sogenannte Naturkatastrophen wie Überflutungen, Dürren und Hitzewellen erst dann zu einer Katastrophe werden, wenn eine Gesellschaft verwundbar ist. Gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Verhältnisse sind hier ganz entscheidend.

Der Leitfaden „Über Extremwetter und den Klimawandel berichten“ der World Weather Attribution Group steht hier zum Download zur Verfügung: https://www.worldweatherattribution.org/wp-content/uploads/DE_WWA-Uber-xtremwetter-und-den-Klimawandel-berichten.pdf


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