Wann kommt die Energiewende? Oder kommt sie gar nicht?

Lesedauer 5 Minuten.   

von Martin Auer

Viel Freude herrscht jedes Mal, wenn Statistiken berichten, dass der Anteil der Erneuerbaren am weltweiten Energieverbrauch wieder gestiegen ist und die Erzeugung erneuerbarer Energie billiger geworden ist. Im vergangenen Jahr wurden weltweit 473 Gigawatt an Kapazitäten für erneuerbare Energien geschaffen. Vier Fünftel davon erzeugen Strom billiger als fossile Brennstoffe. Die weltweiten Durchschnittskosten für Strom aus Windkraft an Land sanken auf 3,3 Cent pro Kilowattstunde. Und die Kosten für Photovoltaik im Großmaßstab sanken auf 4,4 Cent/kWh. Dem Bericht der Internationalen Argentur für erneuerbare Energie IRENA zufolge werden die Preise für fossile Brennstoffe bis 2023 auf zehn Cent/kWh steigen. Die Kosten für neue Atomkraftwerke werden auf bis zu 25 bis 30 Cent/kWh geschätzt.

Bringen uns diese neuen Energiequellen einer Energiewende näher? Bis jetzt noch nicht. Sieht man sich die folgende Grafik an, sieht man, dass die Erneuerbaren ohne Wasserkraft im Jahr 2000 noch einen verschwindend geringen Anteil am gesamten globalen Energieverbrauch hatten, und 2022 ihr Anteil schon mehr als sieben Prozent betrug. Der Anteil aller Erneuerbaren zusammen hat sich von sieben Prozent auf fast 14 Prozent verdoppelt. Nur ist der gesamte Energieverbrauch in dieser Zeit um 50 Prozent gestiegen. Und obwohl der Anteil von Kohle, Öl und Gas in Prozenten naturgemäß kleiner geworden ist, ist in absoluten Zahlen der Verbrauch von Kohle und Gas um mehr als zwei Drittel gestiegen und der Verbrauch von Öl um ein Drittel.

Der Anteil aller erneuerbaren Energien hat sich von sieben Prozent auf fast 14 Prozent verdoppelt. Aber auch der gesamte Energieverbrauch ist gestiegen.

Energiewende oder Energiezugang?

2019 stellten die Soziolog:innen Richard York (Universität Oregon) und Shannon Elizabeth Bell (Viginia Tech) die Frage: „Energiewende oder Energiezugang?“. Bis heute handelt es sich eindeutig um einen Zugang. Und es war bis jetzt in der Geschichte noch nie der Fall, dass die Erschließung neuartiger Energiequellen einen nachhaltigen Rückgang der Nutzung etablierter Energiequellen verursacht hat.

Bei jeder der großen historischen Verschiebungen der Energiequellenanteile stieg der Verbrauch der älteren Energiequelle weiterhin an, obwohl der Verbrauch der neu eingeführten Energiequelle explosionsartig anstieg.

Brennholz (traditionelle Biomasse) war bis 1800 beinahe die einzige nennenswerte Energiequelle. Um 1900 war der Anteil von Brennholz am gesamten Energieverbrauch nur mehr 50 Prozent und seit den 1970er Jahren beträgt er ungefähr zehn Prozent. Doch tatsächlich wird heute doppelt so viel Holz verbrannt wie vor 200 Jahren. Kohle war um 1800 noch völlig unbedeutend und machte um 1900 die Hälfte des Energieverbrauchs aus. Die andere Hälfte, wie zuvor erwähnt, war Brennholz. Hatte also die Kohle die Hälfte des Brennholzverbrauchs ersetzt? Nein, denn der gesamte Energieverbrauch hatte sich verdoppelt!

Bei jeder der großen historischen Verschiebungen der Energiequellenanteile – traditionelle Biobrennstoffe zu Kohle, Kohle zu Öl und Öl zu Erdgas, stieg der Verbrauch der älteren Energiequelle weiterhin an, obwohl der Verbrauch der neu eingeführten Energiequelle explosionsartig anstieg. Tatsächlich hat die Hinzufügung neuerer Energiequellen lediglich ein weiteres Wachstum des Gesamtenergieverbrauchs ermöglicht, anstatt als Ersatz für ältere Quellen zu dienen.

Energieverbrauch pro Kopf verdoppelt

Natürlich hängt die Zunahme des globalen Energieverbrauchs mit der Zunahme der Weltbevölkerung zusammen. Aber das ist nicht die ganze Geschichte. In den letzten 75 Jahren hat sich die Weltbevölkerung etwas mehr als verdreifacht, der Gesamtenergieverbrauch aber mehr als versechsfacht. Das heißt, der Energieverbrauch pro Kopf hat sich verdoppelt. York und Bell weisen darauf hin, dass es wahrscheinlich mehrere Gründe dafür gibt, warum Energiequellen dazu neigen, nicht stark miteinander zu konkurrieren. Aber ein Hauptgrund ist die Struktur der Marktwirtschaften, die von einer Wachstumsdynamik zur Gewinnmaximierung und nicht von der Sorge um die Erhaltung der Umwelt getrieben werden.

Die Erschließung neuer Energiequellen kann unter bestimmten Umständen den Verbrauch anderer Ressourcen sogar beschleunigen. Holz zum Beispiel wird nicht nur als Brennstoff verwendet, sondern auch für andere Materialien wie Schnittholz und Papier. Der Aufstieg fossiler Brennstoffe beschleunigte die Abholzung und Entwaldung enorm, da sie Kettensägen, Bulldozer, Holztransporter und Sägewerke antrieben und gleichzeitig den Bau größerer Häuser und anderer Bauten aus Holz vorantrieben.

Es heißt auch oft, dass die Entdeckung des Erdöls den Verbrauch von Walöl verringert und so zur Rettung der Wale beigetragen hat. Aber die wahre Geschichte ist, dass Schiffe mit fossilen Brennstoffen schneller mehr und größere Wale fangen konnten als Segel- und Ruderboote, und dass sich für Walöl neue Verwendungsmöglichkeiten entwickelten.

Wenn erneuerbare Energiequellen bis jetzt die fossilen nicht ersetzt haben, so sollte doch die Steigerung der Energieeffizienz dazu beitragen, den Gesamtenergieverbrauch zu senken. Ein Auto, das für 100 Kilometer sechs Liter Treibstoff verbraucht, ist effizienter als eines, das acht Liter benötigt. Die technologische Entwicklung führt in allen Bereichen zu immer besserer Energieeffizienz. Trotzdem sinkt der Energieverbrauch nicht. Schuld daran ist der Rebound-Effekt. Eine extreme Form dieses Effekts ist das „Jevons Paradox„. James Watt hat die – kohlebetriebene – Dampfmaschine zwar nicht erfunden, aber sie weitaus effizienter gemacht. Das Ergebnis war aber nicht, dass der Verbrauch von Kohle in England gesunken wäre. Im Gegenteil, er stieg rasant. William Stanley Jevons, nach dem der Effekt benannt ist, beschrieb ihn 1865 in seinem Buch „The Coal Question„. Zwei Erklärungen für das Phänomen ergänzen einander: Durch die Effizienzsteigerung wird pro erzeugter Einheit weniger Kohle verbraucht. Also wird Kohle als Energiequelle für Unternehmen interessanter und führt zu Investitionen in Technologien, die Kohle nutzen. Gleichzeitig ermöglicht die Kostenersparnis aber, dass das Unternehmen die Produktion ausweitet und so durch verringerte Kosten und höhere Verkaufszahlen den Profit steigert.

„Drill, baby, drill“

Ein Blick auf den Kampf der IT-Giganten um die Vorherrschaft auf dem Markt für künstliche Intelligenz illustriert das. (Den Energiehunger der Kryptowährungen lassen wir einmal außen vor.) Google hat Pläne für die Erweiterung oder den Bau von Rechenzentren in Mexiko, Malaysia, Thailand, Neuseeland, Griechenland, Norwegen, Österreich und Schweden. Das gerade in Bau befindliche Rechenzentrum in Kansas City soll eine Milliarde US-Dollar kosten, ein zweites in Cedar Rapids mehr als eine halbe Milliarde. Microsoft will seine Kapazitäten noch in diesem Jahr verdreifachen. Meta baut in Lousiana ein Rechenzentrum für zehn Milliarden US-Dollar. Drohnenaufnahmen zeigen die Errichtung riesiger Ventilatoren für die Kühlung von Teslas neuem Datenzentrum mit einer geplanten Kapazität von 500 Megawatt für Teslas eigene KI und die von Nvidia.

Apple rühmt sich, seit 2014 ausschließlich mit erneuerbarer Energie zu arbeiten, Google will seine Rechenzentren bis 2030 zu 100 Prozent fossilfrei betreiben. Alle anderen machen ähnliche Versprechen. Dafür gehen sie immer mehr dazu über, die Energie gleich selber zu produzieren. Das ist schön und gut, aber diese ausschließlich für die Unternehmen erzeugte Energie geht in die schönen Zahlen für das Wachstum der Erneuerbaren ein.

Die Unternehmensberatungsfirma McKinsey schätzt, dass bis 2030 die Nachfrage nach Rechenzentrums-Kapazität jährlich um 19 bis 22 Prozent steigen wird. Der größte Teil dieser Kapazitäten (rund 70 Prozent) wird für KI gebraucht. Laut Statista soll sich der Markt für KI bis 2030 von 184 Milliarden US-Dollar auf 826 Milliarden mehr als vervierfachen. Das Wachstum erneuerbarer Energie – obwohl gigantisch – kann mit diesem Tempo derzeit nicht mithalten. Die Kapazität erneuerbarer Energiequellen stieg laut IRENA letztes Jahr um 14 Prozent.

Je billiger Energie durch den Zuwachs an Erneuerbaren, umso mehr wird das − dem Gesetz von Angebot und Nachfrage folgend − den Energieverbrauch in allen Sparten weiter ankurbeln.

Das Wachstum der erneuerbaren Energie kann uns nicht zur Klimaneutralität führen, solange der gesamte Energieverbrauch weiter wächst. So lange bleibt „Drill, baby, drill“ nicht nur eine zynische Provokation, sondern eine ökonomische Realität. Es braucht drastische politische Maßnahmen zur raschen Einschränkung der Produktion fossiler Energie, und zwar auf staatlicher und überstaatlicher Ebene. York und Bell schreiben, dass möglicherweise die Verstaatlichung der Erdöl- und Erdgasindustrie der einzige Weg dazu ist. Jedenfalls, wenn wir die Energiewende den Marktkräften überlassen, wird sie einfach nicht stattfinden.

Der Beitrag erschien ursprünglich in „DerStandard“ vom 3. Februar 2025
Titelgrafik KI-generiert


Anmerkungen zu den Grafiken:

1 Primärenergie

Primärenergie ist die Energie, die als Ressourcen verfügbar ist – wie etwa die in Kraftwerken verbrannten Brennstoffe – bevor sie umgewandelt wurde. Dies betrifft die Kohle vor ihrer Verbrennung, das Uran oder die Barrel Öl.

Primärenergie umfasst Energie, die der Endverbraucher in Form von Elektrizität, Transport und Heizung benötigt, sowie Ineffizienzen und Energie, die verloren geht, wenn Rohressourcen in eine nutzbare Form umgewandelt werden.

2 Substitutionsmethode

Die „Substitutionsmethode“ wird von Forschern verwendet, um den Primärenergieverbrauch um Effizienzverluste bei fossilen Brennstoffen zu korrigieren. Sie versucht, nicht-fossile Energiequellen an die Inputs anzupassen, die erforderlich wären, wenn sie aus fossilen Brennstoffen erzeugt würden. Sie geht davon aus, dass Wind- und Solarstrom genauso ineffizient sind wie Kohle oder Gas.

Dazu wird die Energieerzeugung aus nicht-fossilen Quellen durch einen standardmäßigen „thermischen Effizienzfaktor“ geteilt – normalerweise etwa 0,4

3 Wattstunde

Eine Wattstunde ist die Energie, die ein Watt Leistung in einer Stunde liefert. Da ein Watt einem Joule pro Sekunde entspricht, entspricht eine Wattstunde 3600 Joule Energie.

Für Vielfache der Einheit werden metrische Präfixe verwendet, normalerweise:
Kilowattstunden (kWh) oder tausend Wattstunden.
Megawattstunden (MWh) oder eine Million Wattstunden.
Gigawattstunden (GWh) oder eine Milliarde Wattstunden.
Terawattstunden (TWh) oder eine Billion Wattstunden.

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„Die meisten wollen von Klimaschutz eh nichts wissen“ – stimmt nicht: Die Österreicher:innen fühlen sich nicht ausreichend informiert

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Die Klima-Umfrage von Greenpeace im Herbst hat ergeben, dass die Mehrheit der Österreicher:innen sich in den meisten Fragen zum Klimawandel nicht ausreichend informiert fühlen. Und nur eine kleine Minderheit meint, dass sie darüber gar nichts wissen will. Die Wissenslücken zu schließen, ist wohl eine der wesentlichen Aufgaben für die For Future Bewegung.

65 % der Österreicher:innen fühlen sich nicht ausreichend darüber informiert, zu welchen Klimaschutzmaßnahmen sich Österreich verpflichtet hat.

63 % vermissen Informationen darüber, wo Österreich aktuell bei der Erreichung der Klimaziele steht.

62 % fühlen sich im Unklaren gelassen, was es Österreich kosten wird, sollten die EU-Klimaziele nicht erreicht werden.

57 % meinen, sie wissen nicht genug darüber, welche Folgen der Klimawandel auf das Leben in Österreich haben wird, sollten die Klimaziele nicht erreicht werden.

56 % würden gern mehr Beispiele für erfolgreiche Klimaschutzmaßnahmen kennen.

Die einzige Frage, zu der sich eine knappe Mehrheit der Österreicher:innen für ausreichend informiert hält (51 %), ist, was man als Einzelne bzw. Einzelner gegen den Klimawandel tun kann.

Quelle der Grafik: A&W Blog, https://www.awblog.at/klima-energie/Die-psychische-Last-der-Klimakrise
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Landwirt:innen verklagen Schweizer Regierung, weil sie nicht genug gegen den Klimawandel unternimmt

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Im März letzten Jahres wandte sich eine Gruppe von Landwirt:innen an die Schweizer Gerichte, um die Regierung zu zwingen, mehr gegen den Klimawandel zu unternehmen, bevor ihre Höfe unrentabel würden. Neun Landwirt:innen und fünf Bauernverbände aus den Bereichen Getreide, Obst und Gemüse, Weinbau, Forstwirtschaft und Viehzucht legten Belege vor, dass menschengemachte, klimabedingte Dürre und Hitze, zunehmende Stürme, Hagel und der Wechsel der Jahreszeiten in den letzten drei Jahren zu Umsatzeinbußen von 10 bis 40 Prozent geführt haben (siehe go.nature.com/4h4bzk6 ). Die Kosten der Anpassung an den Klimawandel verschärfen diese Verluste zusätzlich.

Dieser Fall ist noch nicht entschieden – nachdem er zunächst abgelehnt wurde, warten die Landwirte noch immer auf das Ergebnis einer Berufung. Aber er markiert einen großen Wandel in der Haltung der Landwirte zu Umweltfragen, sind wir doch „eher daran gewöhnt, Traktorkolonnen auf den Straßen zu sehen, auf denen Landwirte gegen die Einführung von Klima- und Nachhaltigkeitsrichtlinien protestieren“, wie ein Beitrag in der Zeitschrift Nature anmerkt.
https://www.nature.com/articles/d41586-025-00222-z

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„Kein neuer Kurzstreckenflug und Eindämmung von Privatflügen“ – Anfrage von Scientists for Future Salzburg an LHStv. Schnöll und Bgm. Auinger

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Die Regionalgruppe Salzburg von S4F hat in einem Offenen Brief an LHStv. Stefan Schnöll und Bürgermeister Bernhard Auinger in deren Funktion als Mitglieder des Aufsichtsrats des Salzburger Flughafen zwei Anfragen gestellt:

Sehr geehrter Herr Landeshauptmann-Stellvertreter!
Sehr geehrter Herr Bürgermeister!

Die Scientists for Future unterstützen die Klimabewegung der Fridays for Future mit wissenschaftlichen Fakten. Zudem nehmen sie zu Fragen der Klimapolitik Stellung. Die Regionalgruppe Salzburg hat vor zwei Jahren einen Forderungs- bzw. Vorschlagskatalog zur Klimapolitik des Landes und  der Stadt Salzburg erstellt. (mehr) Einige der Vorschläge wie die Aufhebung der Zweckwidmung der Parkgaragenerlöse für den Autoverkehr oder der Ausbau der Radinfrastruktur wurden bzw. werden mittlerweile umgesetzt. Erfolge gibt es auch im Gebäudebereich, wie ein Zwischenbericht des Landes zum Masterplan 2030 zeigt. mehr

Der leider stark steigende Flugverkehr stellt neben dem nach wie vor steigenden KFZ-Verkehr ein großes Problem für eine wirksame Klimapolitik dar. Unsere diesbezüglichen Forderungen beziehen sich daher auf eine Reduzierung der Privat- und Businessflüge sowie auf das Absehen von einem neuen Kurzstreckenflug Wien-Salzburg. Die S4F haben eine von der Wirtschaftskammer in Auftrag gegebene Studie zu dem neuen Kurzstreckenflug als problematisch kritisiert. (mehr) In der Stellungnahme heißt es: „Kurzstreckenflüge sind die emissionsintensivste und klimaschädlichste Möglichkeit zu reisen. Laut den Daten des Umweltbundesamts verursacht ein Inlandflug durch hohen Kraftstoffverbrauch bei Start und Landung bei durchschnittlicher Auslastung mehr als doppelt so viele CO2-Äquivalente pro Personenkilometer als durchschnittliche Verbrenner-PKWs mit einer Person an Bord (wobei hier eine mögliche PKW-Elektrifizierung noch nicht mit berücksichtig ist). Der Zug verursacht sogar nur ein Hundertstel der Emissionen des Inlandflugs. Zudem sind auf den Strecken nach Wien und München diverse Shuttle-Taxis unterwegs, die durch Mehrfachbesetzung relativ CO2-effizient fahren.“

Dass es bald grünen Flugtreibstoff geben wird, wie die Studie in Aussicht stellt, ist zu bezweifeln. Die Entwicklungen sind im Anfangsstadium und der Treibstoff wird teuer sein. Der Hinweis, dass Österreich durch den Verzicht auf Kurzstreckenflüge an Wertschöpfung verliere, wird in der S4F-Stellungnahme ebenfalls bezweifelt: Hierbei werde der Gewinn der Bahnwirtschaft nicht berücksichtigt. Gewisse Verluste seien zwar plausibel, aufgrund der mangelhaften Datenbasis aber schwer zu beziffern. 

Übrigens: Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen wie die Universität Salzburg verzichten mittlerweile auf Kurzstreckenflüge. Laut der Reiserichtlinie der Universität Salzburg werden die Kosten für Flüge zu Zielen, die innerhalb von acht Stunden mit Bus oder Bahn erreichbar sind, nicht erstattet.

 Wir ersuchen Sie als Vorsitzenden bzw. Mitglied des Aufsichtsrats des Salzburger Flughafens daher um Antwort zu folgenden Fragen:

1) Sind Maßnahmen zur Eindämmung des Privatflugverkehrs in Salzburg geplant und wie stehen Sie dazu?
2) Wird die im Regierungsprogramm der Landesregierung vorgesehene Aufnahme eines Kurzstreckenflugs Salzburg-Wien umgesetzt und wie sieht hier der Zeitplan aus? Nochmals: Die Scientists for Future halten eine Wiederaufnahme angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise nicht mehr auf der Höhe der Zeit.

Mit bestem Dank für Ihre Antwort

Univ. Prof. Jens Blechert (Sprecher der S4F Salzburg)

PS: Dieses Schreiben wird als offener Brief an die 230 Mitglieder der S4F Salzburg versandt sowie an Lokalmedien

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Psychiaterin Jyoti Mishra: Klimatrauma ist eine Realität

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Prof. Jyoti Mishra und Kolleg:innen von der California State University, Chico, untersuchten die psychologischen und sozialen Auswirkungen von Waldbränden.
„Waldbrände sind Klimakatastrophen, die wir in der Welt, in der wir heute leben, immer häufiger erleben, und sie können die psychische Gesundheit wirklich stark beeinträchtigen“, sagt sie in einem Interview mit Inside Climate News.

„In unserer Arbeit haben wir gezeigt, dass Gemeinschaften selbst viele Monate nach einer Klimakatastrophe unter Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leiden, aber auch unter Angst- und Depressionssymptomen. Diese können so weit verbreitet sein, dass bis zu 40 Prozent der Gemeindemitglieder unter diesen psychischen Symptomen leiden können.“

Sie betont, wie wichtig es ist, dass „unsere Ärzte und unsere Psychologen erkennen, dass Klimatraumata Auswirkungen auf unser Gehirn, unsere geistige Gesundheit und unser Wohlbefinden haben.“

Achtsamkeit und die Erfahrung, dass andere Menschen in der Katastrophe Hilfe leisten, helfen bei der Bewältigung.

„Es ist wichtig, dass wir uns von der Untergangsstimmung lösen und uns fragen, wie wir gemeinsam in dieser neuen Welt, in der wir auf der Erde leben, überleben und gedeihen können. Wir stehen vor schwierigen Zeiten, aber wenn wir zusammenarbeiten, haben wir noch Zeit, die Kurve abzuflachen, die Erwärmung zu verlangsamen und eine Welt zu erleben, in der die Zahl der Katastrophen mit der Zeit abnimmt.“

Quelle: https://insideclimatenews.org/news/11012025/wildfires-climate-trauma-research/

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Extremwetter und andere Katastrophen verursachten 2024 368 Milliarden USD an Schäden

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Naturkatastrophen verursachten im Jahr 2024 weltweit wirtschaftliche Schäden in Höhe von 368 Milliarden US-Dollar. Das geht aus dem Bericht „2025 Climate and Catastrophe Insights“ der Versicherungsgruppe AON hervor. Zum Vergleich: Österreichs Staatsausgaben betrugen 2023 umgerechnet 260 Milliarden US-Dollar. Ein anderer Vergleich: Die Schadenssumme entspricht ungefähr der jährlichen Wirtschaftsleistung von Pakistan.

Hurrikan Helene war das verheerendste Ereignis des Jahres 2024. Er verursachte Schäden in Höhe von 75 Milliarden US-Dollar und forderte 243 Todesopfer, als er im September in den USA an Land ging. Dicht gefolgt wurde er von Hurrikan Milton im Oktober.

Der Bericht stellt einen wachsenden Trend zu Katastrophen mit Milliardenschäden fest: Im Jahr 2024 werden mindestens 54 Ereignisse diesen Schwellenwert überschreiten, verglichen mit einem Jahresdurchschnitt von 44. Dieser Anstieg wird dem Bevölkerungswachstum, der Ausdehnung der Städte und dem zunehmenden Wohlstand in Gebieten zugeschrieben, die anfällig für Naturkatastrophen sind.

Was der Bericht nicht erwähnt, ist, dass eine weggewehte Hütte in Kuba oder Mexiko natürlich mit viel weniger Dollars in die Schadenssumme eingeht als eine zerstörte Villa in Florida.

„Die verheerenden Ereignisse des Jahres 2024 unterstreichen die erheblichen wirtschaftlichen Folgen des Klimarisikos … Die nicht versicherten Verluste in Höhe von 223 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 stellen die Fähigkeit zum Wiederaufbau, zur Erholung und zur Schaffung größerer Widerstandsfähigkeit auf der ganzen Welt in Frage“, sagte Greg Case, CEO von Aon.

Die versicherten Schäden beliefen sich auf 145 Milliarden US-Dollar, womit es für die Versicherer das sechstteuerste Jahr in der Geschichte war.

Fortschritte bei Warnsystemen, Wettervorhersagen und Evakuierungsplänen haben dazu beigetragen, dass es im Vergleich zum Durchschnitt des 21. Jahrhunderts von 72.400 weniger Opfer gab. Der Bericht warnt jedoch, dass die zunehmende Häufigkeit und Intensität extremer Wetterereignisse, die durch das Jahr 2024, das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, noch verstärkt werden, anhaltende Herausforderungen darstellen.

Quelle: 2025 Climate and Catastrophe Insights, AON

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Österreich um 2,9°C heißer als in der vorindustriellen Zeit

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Die jüngste Analyse der GeoSphere Austria zeigt, dass sich die Lufttemperatur in Österreich seit vorindustrieller Zeit (18511900) bis zum Jahr 2023 um 2,9 °C erwärmt hat. Das sind 0,9 °C mehr als der bisher verbreitete Wert von 2,0 °C.

Zur Beschreibung des aktuellen Klimazustands im Zusammenhang mit der Erderwärmung seit vorindustrieller Zeit können unterschiedliche Berechnungsverfahren herangezogen werden. Ein Verfahren mit dem mittlerweile mehrere Wetterdienste die Temperaturentwicklung in ihren Ländern beschreiben, ist der LOESS Filter. Es besteht bereit ein Einvernehmen zwischen KNMI – Niederlande, MeteoSchweiz und dem Deutschen Wetterdienst (DWD) diese Praxis zu übernehmen.

Technische Details dieses Verfahrens erklärt das neueste Fact Sheet desCCCA.

Die LOESS-Kurve für die Jahresmitteltemperatur Österreichs (Abbildung 2) zeigt einen schwachen Aufwärtstrend am Beginn der Zeitreihe bis ungefähr 1870. Nach etwa einem Jahrzehnt mit leicht fallendem Trend folgt ab Mitte der 1880-er Jahre ein langfristiger, moderater Trendanstieg bis in die 1950-er Jahre. Nach einer kurzen und sehr schwach ausgeprägten Trendumkehr um 1960 setzt in den 1970er Jahren ein bis dahin beispiellos steiler Anstieg der Temperatur ein, der bis heute andauert.

Quelle: Barbara Chimani, Roland Koch, Anna-Maria Tilg, Manfred Ganekind, Daniel Günther, Anna Rohrböck, Vanessa Seitner, Marion Greilinger, Marc Olefs (2024): Bestimmung der aktuellen Klimaerwärmung für Österreich, CCCA Fact Sheet #50, https://ccca.ac.at/fileadmin/00_DokumenteHauptmenue/02_Klimawissen/FactSheets/50_klimaaerwaermung_oesterr_202412.pdf

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Parents und Teachers for Future zur Tiroler Nachhaltigkeitsstrategie: Gute Ansätze, aber Tempo der Transformation reicht nicht aus.

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„Als Eltern und Lehrer_innen sehen wir uns in der Pflicht, darauf hinzuweisen, dass das Tempo der Transformation bei Weitem nicht ausreicht, nicht international, nicht national und auch nicht in Tirol“ schreiben Parents for Future Tirol und Teachers for Future Österreich in ihrer Stellungnahme zum 2. Maßnahmenprogramm zur Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie. „Insbesondere im Hinblick auf das Ziel der massiven Reduktion der Treibhausgas-Emissionen, ist die ausreichende Effektivität der geplanten Maßnahmen nicht erkennbar.“ Sie kritisieren das teilweise Fehlen von Indikatoren und Zielwerten, um die Effektivität von Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität überprüfen zu können. Die For Future Gruppen unterstützen die Forcierung von Photovoltaik auf Dachflächen, lehnen aber den Ausbau der Wasserkraft auf den wenigen verbliebenen natürlichen Fließstrecken ab. Im Bereich Gebäude und Raumordnung werden die Bemühungen, den Leerstand zu aktivieren, begrüßt, aber eine Beschleunigung der thermisch-energetischen Sanierung dringend gefordert.

Für Jugendliche ist die Hoffnung auf eine gute Zukunft durch die Klimakrise massiv getrübt

Parents und Teachers fordern Nachhaltigkeitsbeauftragte an jeder Schule. „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ sollte nicht nur ein Angebot, sondern verpflichtend sein. Der Tiroler Jugendbeirat soll gestärkt bzw. ein eigener Klimajugendbeirat geschaffen werden. „Säumigkeit, Halbherzigkeit, Greenwashing und Fehlentscheidungen in der Klimapolitik gefährden die Kinderrechte. Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter Ängsten, Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen, weil die Hoffnung auf eine gute Zukunft durch die Klimakrise massiv getrübt wird. Diese Katastrophe der Resignation ereignet sich im Stillen.“

Weiter fordern die Organisationen eine Ausrichtung der Landwirtschaft auf eine weitgehend pflanzliche Ernährung. Im Bereich der Mobilität wird die Beendigung des Privatflugverkehrs am Flughafen Innsbruck gefordert, die Verringerung von Tempolimits und die Prioritätenskala: „Fuß, Fahrrad, ÖPNV, Auto“. Im Bereich Tourismus sollte Anreise per Kurzstreckenflug unterbunden werden und zumindest die Werbung für die Anreise mit dem flugzeug nicht mehr unterstützt werden. Die Umsetzung der Tiroler Radstrategie soll befördert werden und soll nicht an Gemeindegrenzen enden.

Den Klimacheck für Landesgesetze bezeichnen die Organisationen als intransparent und zahnlos und kritisieren, dass die Ergebnisse für die Öffentlichkeit nicht einsehbar sind.

Titelbild: Barbara Krobath via flickr, CC BY-SA

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IIASA: Zunahme der Produktion von Elektroautos kann zu Hotspots der Umweltverschmutzung führen

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Während Elektrofahrzeuge zu einem Eckpfeiler der globalen Energiewende geworden sind, hat eine Studie von Forschern der Princeton University und des IIASA gezeigt, dass die Raffination der für die Batterien von Elektrofahrzeugen benötigten kritischen Mineralien zu Umweltverschmutzungs-Hotspots in der Nähe von Produktionszentren führen kann.

Die Forscher konzentrierten sich auf China und Indien und stellten fest, dass die nationalen Schwefeldioxid-Emissionen (SO2) um bis zu 20 % gegenüber dem aktuellen Niveau ansteigen könnten, wenn diese Länder ihre Lieferketten für Elektrofahrzeuge vollständig in den Heimatmarkt integrieren würden. Der überwiegende Teil dieser SO2-Emissionen würde aus der Raffination und Herstellung von Nickel und Kobalt stammen – wichtigen Mineralien für die heutigen Batterien von Elektrofahrzeugen.

„In vielen Diskussionen über Elektrofahrzeuge geht es darum, die Emissionen im Verkehrs- und Energiesektor zu minimieren“, sagte der korrespondierende Autor Wei Peng, Assistenzprofessor für öffentliche und internationale Angelegenheiten und am Andlinger Center for Energy and the Environment der Princeton University. „Aber wir zeigen hier, dass die Auswirkungen von Elektrofahrzeugen nicht bei den Abgasemissionen oder dem Stromverbrauch enden. Es geht auch um Ihre gesamte Lieferkette.“

Die Forscher veröffentlichten ihre Erkenntnisse in der Zeitschrift Environmental Science & Technology und argumentierten, dass die Länder bei der Entwicklung von Dekarbonisierungsplänen strategisch über den Aufbau sauberer Lieferketten nachdenken müssten.

Im Falle der Batterieherstellung betonte das Team, wie wichtig es sei, strenge Luftverschmutzungsstandards zu entwickeln und durchzusetzen, um unbeabsichtigte Folgen der Umstellung auf Elektrofahrzeuge zu vermeiden. Sie schlugen außerdem die Entwicklung alternativer Batteriechemikalien vor, um die prozessbedingten SO2-Emissionen bei der heutigen Batterieherstellung zu vermeiden.

„Wenn man sich eingehend genug mit einer sauberen Energietechnologie befasst, wird man feststellen, dass es Herausforderungen oder Zielkonflikte gibt“, sagte Erstautorin Anjali Sharma, die die Arbeit als Postdoktorandin in Pengs Gruppe abgeschlossen hat und jetzt Assistenzprofessorin am Centre for Climate and Climate ist. Studien und Ashank Desai Centre for Policy Studies am Indian Institute of Technology, Bombay. „Die Existenz dieser Zielkonflikte bedeutet nicht, dass wir die Energiewende stoppen müssen, aber sie bedeutet, dass wir proaktiv handeln müssen, um diese Nachteile so weit wie möglich zu mildern.“
Weiterlesen

Quelle: Sharma, A., Peng, W., Urpelainen, J., Dai, H., Purohit, P., Wagner, F. (2024). Multisectoral Emission Impacts of Electric Vehicle Transition in China and India. Environmental Science & Technology Vol 58, Issue 44 DOI: 10.1021/acs.est.4c02694

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Ökonom: Nur mit Klimabonus ist die CO2-Steuer sozial erträglich

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Für keine gute Idee hält Oliver Picek, Chief Economist des Momentum Instituts, die (mögliche/ angedachte/drohende)Abschaffung des Klimabonus im Rahmen der Budgetsanierung. In seinem Beitrag stellt er fest, dass nur der Klimabonus die CO2-Steuer sozial erträglich macht. Ohne Klimabonus wäre die CO2-Steuer regressiv, sie würde die weniger Wohlhabenden härter treffen als die Wohlhabenden. Das ist besonders besorgniserregend, weil die CO2-Steuer ja erhöht werden soll. Das Argument, die Arbeitnehmer:innen könnten sich ja eine Lohnerhöhung erkämpfen, um die gestiegenen Kosten auszugleichen, lässt er nicht gelten, weil erstens kein Verlass darauf ist, dass eine Lohnerhöhung durchgesetzt werden kann und zweitens, eine Erhöhung erst hinterher kommen würde, während der Klimabonus im Vorhinein ausbezahlt wird. Prinzipiell ist der Ökonom der Ansicht, dass für den Klimaschutz klare Regeln, was erlaubt und was verboten ist, wirksamer wären als auf Marktinstrumente zu setzen, aber die CO2-Steuer mit Klimabonus „besser als nichts“ sei.
Quelle: MOMENT.at

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