Franz Schellhorns Reaktion auf die Fridays for Future im Profil vom 8. Mai 2021 ist vor allem eines: radikale Angstrhetorik. Er malt ein düsteres Zukunftsbild von staatlich verordnetem Verzicht und vermindertem Lebensstandard, um eine Bewegung zu diffamieren, die den bevorstehenden Wandel zu einer klimaneutralen Gesellschaft vorausschauend gestalten will. Er schließt sich damit der derzeitigen Argumentation der Wirtschaftskammer an und ignoriert damit, dass auch zukunftsorientierte Unternehmer*innen für Steuerungsmechanismen zum Klimaschutz eintreten.
Selbstverständlich verdanken wir unserem derzeitigen Wirtschaftssystem mehr Wohlstand für viele Gesellschaftsschichten. Effizientere Prozesse und andere Innovationen sind freilich auch Ergebnis einer effektiven Förderlandschaft und sinnvoller Regulierungen. Doch 2021 ist es internationaler wissenschaftlicher Konsens, dass ein „weiter wie bisher“ nicht funktioniert. Denn der Weg des unkontrollierten Wachstums befeuert die Klimakrise durch Übernutzung unserer natürlichen Ressourcen und bedroht die Lebensqualität der meisten Menschen dieser und der kommenden Generationen. Franz Schellhorn hofft darauf, dass unser Hals alleine durch technologische Innovationen und die Wirksamkeit des Marktes gerettet wird.
Der Artikel ignoriert auch die Frage der Verantwortung. In einer globalen Gesellschaft, in der nur ein geringer Teil der Weltbevölkerung aus wenigen Regionen den größten Beitrag zur Klimakrise und Übernutzung unserer natürlichen Ressourcen sowie dem Verlust der Biodiversität beigesteuert hat und noch immer beisteuert, haben die historischen Nutznießer auch Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet nicht nur, Klimaschulden abzutragen und klimaschädliche Subventionen einzustellen. Es bedeutet vor allem, klimafreundliche und ressourcenschonende Wirtschaftsweisen zu entwickeln, diese gesellschaftspolitisch zu unterstützen, und sie dann auch denen zur Verfügung zu stellen, die sich diese Erneuerungen selbst nicht leisten können. Glücklicherweise wären damit sogar zusätzliche Geschäfts- und Exportmöglichkeiten verbunden.
Zu guter Letzt fehlt in dieser Attacke auf die Fridays for Future eine Zukunftsvision für ein besseres Leben für alle. Wird denn unser Lebensstandard tatsächlich verringert, wenn wir unseren Kindern ermöglichen, in einer Großstadt ohne Unfallgefahr mit dem Fahrrad in die Schule zu gelangen – oder gar auf der Straße zu spielen? Oder wenn der städtische Erdgeschoßwohnraum in Österreich durch verringerten Straßenlärm erst lebenswert wird? Würde eine ausgeglichene, qualitativ hochwertige Ernährung auf Basis nachhaltiger Landwirtschaft nicht mehr zu unserer Gesundheit und unserem Wohlbefinden beitragen als täglicher Fleischkonsum aus Massentierhaltung?
Innovationen bieten dann einen erstrebenswerten gesellschaftlichen Fortschritt, wenn sie nicht nur einem kleinen, ausgewählten Teil der Gesellschaft zugutekommen. Hier hat sich auch in der Vergangenheit gezeigt, dass demokratisch legitimierte Regulierungen auch Innovationen hervorbringen können, die sich inzwischen als globale Exportschlager erweisen. So ist nicht zuletzt Umwelttechnik „Made in Austria“ heute auch in den Wachstumsmärkten Indien und China heiß begehrt.
Ja, globale Probleme erfordern globale Lösungen. Gleichzeitig braucht es Pionier*innen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und – wenn notwendig – auch im Alleingang zeigen, dass eine nachhaltige Wirtschaft und ein effektiver Klimaschutz kein Widerspruch sind.
Franz Schellhorn und den Politiker*innen und Interessensvertreter*innen, die seine Agenda Austria berät, sei gesagt: „Klimaschutz geht nicht ohne gesellschaftlichen Fortschritt und Pioniergeist!“
Gerne liefern Ihnen die Scientists for Future Österreich sowie die CEOs FOR FUTURE die aktuellen wissenschaftlichen Fakten. Fragen und kontaktieren Sie uns für eine effektive Unterstützung auf dem Weg zu einer fossilfreien und ressourcenschonenden Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft.
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