E-Scooter – Top oder Flop in der Klimakrise?
von Markus Palzer-Khomenko

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Lesedauer 3 Minuten.   

Die Klimakrise ist in aller Munde. Viel wird diskutiert und gestritten. Aber in einem Punkt sind sich fast alle einig. Das Auto mit Verbrennungsmotor muss bald ausgedient haben. Die großen Auto-Konzerne überbieten sich derzeit mit Ankündigungen, bis wann der Ausstieg aus Benzin und Diesel vollzogen sein soll. Aber was dann? Wie kommen wir von A nach B? Geht es nach den großen Konzernen, ersetzen wir die Verbrenner 1:1 durch E-Autos. Die sind zwar energieeffizienter, wiegen aber mehr als ihre verbrennungsgetriebenen Pendants und verbrauchen in der Herstellung viel Energie und Ressourcen. Es wird auch noch lange nicht genügend erneuerbare Energie zur Verfügung stehen, um dieselbe Zahl von E-Autos zu betreiben, wie jetzt Benziner und Diesel unterwegs sind.

Doch in der Stadt mit kurzen Wegen und hoher Bevölkerungsdichte gibt es Alternativen. Man kann die gute bestehende Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs nutzen, aber die Warterei auf den nächsten Bus ist manchmal mühsam. Man kann zu Fuß gehen, was nach heutigen Maßstäben aber zu langsam ist. Man kann mit dem Rad fahren, aber oft fehlen vernünftige Radwege und man kommt eventuell verschwitzt am Ziel an. Wie gut dass es da noch den E-Scooter gibt! Ob gekauft oder geliehen, man kommt schnell ohne Schwitzen und direkt von A nach B und kann die großen Blechkisten links liegen lassen.

Aber gerade dieser E-Scooter kommt immer öfter in die Kritik. Die einen ärgern sich, dass die Leih-E-Scooter überall herumliegen, die anderen sagen, der E-Scooter sei umweltschädlich. Manche einer behauptet sogar, der E-Scooter würde dem Klima schaden. Was stimmt denn nun? Ist der E-Scooter ein Klimaheld oder ein neues Umweltproblem?

Die Antwort lautet: Kommt drauf an, wie man ihn verwendest. In der Folge wollen wir in 5 Szenarien erklären, wann der E-Scooter für’s Klima top und wann eher flop ist:

Szenario 1: Klimasünder E-Scooter

Dein altes Auto ist kaputt und du überlegst nicht lange. Du gehst zum Händler und kaufst ein neues (vielleicht ein E-Auto für die Umwelt). Damit die Umwelt noch mehr davon hat, kaufst du auch noch einen E-Scooter für kurze Wege. Voll elektrisch mobil schützt du ab nun das Weltklima. – Leider nein! Im Grunde hast du von allen Möglichkeiten die schlechteste gewählt. Zu den Unmengen an Energie und Rohstoffen, die dein (E-)Auto bei der Herstellung verschlungen hat, kommen noch die Energie und Rohstoffe für die Herstellung des E-Scooters dazu. Macht nichts, weil du ja dafür voll-elektrisch und CO2-neutral unterwegs bist? – Wieder falsch. Mit deinem E-Scooter ersetzt du ja nur Strecken, die du früher zu Fuß oder mit dem Rad bewältigt hast. Was früher mit Muskelkraft erledigt wurde, kommt nun aus der Steckdose und belastet unnötig das Stromnetz. Besser du sparst dir den E-Scooter und bleibst beim Rad.

Szenario 2: Der tägliche Kampf um die Klimabilanz

Du kaufst dir dein (E-)Auto und deinen E-Scooter. Aber um das Klima zu schonen, lässt du das Auto öfter mal stehen und fährst stattdessen mit dem Scooter. Auch hier musste man Auto und Scooter herstellen, was viele Ressourcen gekostet hat. Aber du sparst zumindest jedesmal Energie, wenn du den wenigen Kilogramm schweren Scooter statt dem bis zu 1,5 Tonnen schweren (E-)Auto auf dem Weg zur Arbeit nimmst. Wenn du das oft genug machst, wird irgendwann die Energie-Ersparnis die Produktionskosten des E-Scooters aufwiegen und dann ist die Klimabilanz positiv. Aber Vorsicht: Wenn du den E-Scooter auch statt Rad oder zu Fuß gehen verwendest, verschiebt das die Klimabilanz wieder in Negative.

Szenario 3: Sharing is Caring

Du kaufst dir ein (E-)Auto, aber nicht den Scooter. Stattdessen leihst du dir den Scooter manchmal aus. Das ist gut, denn nun musste nicht extra ein kompletter Scooter nur für dich hergestellt werden. Das spart Ressourcen. Aber ansonsten wirds jetzt kompliziert. Verwendest du den Scooter statt dem (E-)Auto oder statt Rad/Fußwegen? Wie lange lebt der Sharing-E-Scooter. Konnte er genug Autofahrten ersetzen um Fuß/Radstrecken und die Herstellung zu kompensieren? Knifflige Fragen, die wir dir leider nicht beantworten können. Aber: Jede Strecke, die du mit einem Sharing-E-Scooter statt mit deinem Auto fährst, schützt das Klima!

Szenario 4: E-Scooter – der Klimaheld

Vielleicht probierst du es auch mit Szenario 4. Damit schützt du nicht nur das Klima sondern auch dein Budget. Das geht so: Du kaufst den E-Scooter STATT dem (E-)Auto. Das haut so richtig in die Klimabilanz. Du hast nämlich gerade die Energie und die Ressourcen für die Herstellung eines kompletten (E-)Autos eingespart. Und ganz nebenbei hast du sämtliche Auto-Fahrten durch was anderes ersetzt (du hast ja jetzt kein Auto 🙂 ). Da kannst du lange faul mit dem E-Scooter zum Supermarkt fahren. Deine Klimabilanz wird da nicht mehr so schnell negativ.

Szenario 5: Für die Fanatischen unter euch

Wer noch eins draufsetzen will, kann sich ja auch noch den E-Scooter sparen. Spart noch mehr Ressourcen. Man kann sich den E-Scooter ja auch nur leihen oder zum militanten Radfahrer werden und mit den Autos um die Fahrbahn kämpfen.

Es ist also nicht ganz einfach. Es kommt drauf an, wie man den E-Scooter einsetzt. Bevor du dir einen E-Scooter zulegst, überleg dir gut, wie du ihn verwenden wirst und ob das wirklich dem Klima hilft. Denn der beste Schutz für das Klima sind die Dinge, gar nicht erst produziert werden.

Gesichtet: Barbara Laa

Titelfoto: Wikimedia Commons



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