Die öffentliche Debatte über das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law) und die Verordnung zur nachhaltigen Nutzung (Sustainable Use Regulation) wird derzeit von von Fehlinformationen angetrieben, die möglicherweise dazu führen, dass beide Verordnungen außer Kraft gesetzt werden. Vor diesem Hintergrund hat eine Gruppe von Wissenschaftlern (unter der Leitung von Guy Pe’er, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Deutschland) einen Brief zusammengestellt, in dem sie die wichtigsten Behauptungen der Gegner beider Verordnungen auflisten und ihnen wissenschaftliche Beweise gegenüberstellen. In dem Brief geht es insbesondere um die Frage, ob die Regelungen geeignet sind, die landwirtschaftliche Produktion zu verringern, der Meeresfischerei zu schaden, Arbeitsplätze abzubauen, eine Belastung für die Gesellschaft darzustellen und ob sie in Kriegszeiten zu riskant sind. Wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass alle diese Behauptungen falsch sind. https://www.idiv.de/fileadmin/content/Files_CAP_Fitness_Check/ENGLISH_SPM_Scientists_support_Green_Deal_and_reject_attack_on_SUR_and_NRL_11.6.23.pdf
Österreichischer Biodiversitätsrat (ÖBDR) verlangt Rücksicht auf Artenschutz bei Energiewende
Wien (OTS) – Österreich hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 den Strombedarf nur noch aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. Dieses wichtige Ziel kann und muss unter Berücksichtigung weiterer Nachhaltigkeitsziele, insbesondere dem Schutz der Biodiversität, erreicht werden. Der Österreichische Biodiversitätsrat nimmt die aktuellen Ausbaupläne des Kraftwerks Kaunertal zum Anlass und fordert, das öffentliche Interesse am Naturschutz bei Projekten miteinzubeziehen.
Die Gewässer Österreichs weisen bereits einen sehr hohen Grad an Ausbau mit Wasserkraftwerken auf. Die Errichtung und der Betrieb von Wasserkraftwerken – und das ist die Kehrseite der Medaille – führten aber auch zu irreversiblen ökologischen Schäden. Nur noch 17 % aller Fließgewässer in Österreich werden als sogenannte „freie Fließstrecken“ (ohne Regulierung, Verbauungen und Querbauwerke) geführt. Fließgewässer haben überlebenswichtige Ökosystemfunktionen. Sie erhalten Nährstoffkreisläufe und werden vom Menschen als essenzielle Landschaftselemente zur Erholung, als Einkommensquelle im Tourismus, als Quelle von Trinkwasser oder Nahrung genutzt.
Proteste gegen das TIWAG-Projekt „Ausbau Kraftwerk Kaunertal“
Optimierungen an bestehenden Wasserkraftanlagen sind nachvollziehbar. Das Projekt „Ausbau Kraftwerk Kaunertal“ der Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG) geht jedoch weit über eine Optimierung hinaus. Einwände und das in der wasserwirtschaftlichen Verordnung vorgegebene „Verschlechterungsverbot des jeweiligen Zustandes“ wurden in der Planung und Beurteilung des konkreten Projektes nicht berücksichtigt. Der Österreichische Biodiversitätsrat spricht sich hier strikt gegen die Vernichtung eines der zwei letzten unverbauten Gletscherbachsysteme aus. Im Platzertal würden durch den Bau des geplanten Staudamms großflächige Moore vernichtet werden, welche aufgrund ihrer regionalen und ökologischen Bedeutung nicht gleichwertig kompensiert werden können.
Zielkonflikt „Öffentliches Interesse“
In der österreichischen Rechtsordnung werden die verantwortlichen Landesregierungen zu umfassendem Umweltschutz verpflichtet, Umweltschutz wird als öffentliches Interesse geführt. Der Österreichische Biodiversitätsrat unterstützt den naturverträglichen Ausbau erneuerbarer Energie im Sinne der Energiewende, betont jedoch gleichzeitig das öffentliche Interesse am Schutz der Artenvielfalt und Ökosysteme. Für alle Projekte der Energiegewinnung schlägt der Österreichische Biodiversitätsrat die Einbeziehung von Biodiversitätsexpert_innen in Planung und Entwicklung vor.
Der Österreichische Biodiversitätsrat ist die unabhängige Stimme für Biodiversität in Österreich und übernimmt dabei die Vertretung des Netzwerks Biodiversität Österreich (300 teilnehmende Personen und Organisationen). Der Rat besteht aus 27 Forscher_innen und Expert_innen der Bereiche Biodiversität, Ökologie, Landschaftsplanung, Naturschutz, ökologische Ökonomik, Agrarökonomie und Politikwissenschaften.
Rückfragen & Kontakt:
Univ. Prof. Dr. Gabriel Singer, Österreichischer Biodiversitätsrat , 0664 126 6747
Vor der Küste Korsikas wurden heuer Wassertemperaturen von 30,7°C gemessen. In den letzten Jahren war das Mittelmeer immer wieder Hitzewellen ausgesetzt. Sie kommen jetzt ungefähr doppelt so oft vor wie in den 80er Jahren. Zwischen 0 und 25 Metern Wassertiefe finden sich die reichsten Ökosysteme, doch gerade diese werden am stärksten erwärmt. Es wird geschätzt, dass marine Hitzewellen für einen Verlust von 80 bis 80 Prozent der Korallen im Mittelmeer verantwortlich sind. Korallen sind wichtige Brutplätze und Nahrungsquellen für Fische und andere Meerestiere. Die Erwärmung führt auch zur Vermehrung von Krankheitserregern und zum Eindringen von wärmeliebenden Arten, die die ursprünglich heimischen verdrängen. Insgesamt ist damit zu rechnen, dass die Biodiversität im Mittelmeer stark zurückgehen wird. https://theconversation.com/the-mediterranean-has-experienced-record-sea-temperatures-this-summer-this-could-devastate-marine-life-188995
Auf der Facebook-Seite „Flussdialog Unsere Krems“ können sich Anwohnerinnen und Anwohner über die weitere Entwicklung der Krems vor ihrer Haustür informieren und über Möglichkeiten für einen naturnahen Fluss austauschen. In einem weiteren Schritt wird es im Herbst für alle Interessierten die Möglichkeit geben, an einer umfassenden Online-Umfrage teilzunehmen. Die Ergebnisse sollen in die weiteren Planungen einfließen. Angedacht ist auch ein „Flussdialog Unsere Raab“ in der Steiermark. Die Finanzierung und die Projektleitung der Flussdialoge werden von der Sektion Wasserwirtschaft im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) gemeinsam den Bundesländern getragen. https://www.facebook.com/unserekrems
Eine neue Studie des Welt-Biodiversitätsrats IPBES zeigt, dass Milliarden Menschen in entwickelten und sich entwickelnden Ländern täglich von wilden Tieren, Pflanzen, Pilzen usw. für Nahrung, Energie, Materialen, Medizin, Erholung und Inspiration profitieren. rund 70% der von Armut betroffenen sind direkt von der Nutzung wilder Spezies abhängig. Ca. ein Drittel von 10.000 untersuchten Spezies haben stabile Populationen, woraus der Schluss gezogen wird, dass sie nachhaltig genutzt werden. Laut dem Fachblatt Nature halten das verschiedene Wissenschaftler:innen für eine Überschätzung. https://www.nature.com/articles/d41586-022-01917-3
In Argentinien wurden über 800.000 Hektar ökologisch geschädigter Lebensräume wiederhergestellt und zahlreiche Arten wieder angesiedelt. Seit den 1990er Jahren kauft die Tompkins Conservation Foundation privates Land, um Ökosysteme zu renaturieren, und schenkt die Gebiete dann den Bundes- und Lokalregierungen zurück. https://www.theguardian.com/environment/2022/jun/24/how-to-rewild-a-country-the-story-of-argentina-aoe
Das Kawawana-Schutzgebiet im Senegal wurde von einer Gruppe indigener Jola-Fischer gegründet. Heute wird es vollständig von den lokalen Gemeinschaften verwaltet und gepflegt. In den letzten zehn Jahren ist es ihnen gelungen, ein Gebiet wiederherzustellen, in dem die Artenvielfalt fast verschwunden war. Es gibt jetzt doppelt so viele Fischarten, und das Reservat wurde kürzlich auf 20 000 Hektar erweitert. https://news.mongabay.com/2022/06/a-tales-of-successes-and-new-challenges-in-senegal-qa-with-icca-coordinator-salatou-sambou/
Vom Klimastress für deutsche Wälder über den Umbau der Landwirtschaft bis zum von Tieren auf Menschen übergesprungenen Coronavirus reichen die jetzt erstmals veröffentlichten „10 Must-Knows aus der Biodiversitätsforschung“. Die Bestandsaufnahme zum Erhalt der Natur als Lebensgrundlage des Menschen wurde von 45 Expertinnen und Experten des Leibniz-Forschungsnetzwerks Biodiversität erstellt. Im Vorfeld der UN Biodiversity Conference im chinesischen Kunming – zur Vorbereitung treffen sich diese Woche Forschende in Genf – soll der Report zum Dialog einladen, so die Autorinnen und Autoren. Zugleich stellen sie konkrete Forderungen an die Politik.
„Wenn wir so weitermachen wie bisher, ruinieren wir die Grundlagen unseres Lebens auf diesem Planeten“, erklärt Kirsten Thonicke vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, die das Forschungsnetzwerk koordiniert. „Wichtig ist dabei, nicht auf einzelne Phänomene zu starren, etwa auf eine einzelne vom Aussterben bedrohte Art, sondern auf die Zusammenhänge. Am Ende geht es um unsere Luft zum Atmen, unser Wasser zum Trinken. Wir wollen Mut machen, die Herausforderungen anzupacken. Je länger wir zögern, desto schwieriger und teurer wird es – hier gibt es eindeutige Parallelen zur Klimathematik.“
Autor innen: Daniela Fuchs-Hanusch (TU Graz), Martin Regelsberger (Technisches Büro für Kulturtechnik), Katharina Schwarzfurtner und Lisa Waldschütz (Universität für Bodenkultur Wien)
Begutachtet von: Isabel Auer und Magdalena Holzer (Weatherpark), Carina Brachner (Technische Universität Wien)
Hitzetage nehmen in Österreich seit den 1980er Jahren stetig zu [1]. Von Hitze sind Siedlungen besonders betroffen. Hohe Bebauungsdichten mit wärmeabsorbierenden Oberflächen und hohem Versiegelungsgrad führen zu sogenannten urbanen Hitzeinseln. Die Hitzebelastung wird sich in Zukunft aufgrund der globalen Erwärmung, fortschreitender Versiegelung und durch den Verlust von aktivem Boden, sowie dessen Wasserspeicherfähigkeit, noch weiter verschärfen [2].
175 Mitgliedsländer der Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA) haben am 1. März in einer Resolution1 beschlossen, bis 2024 einen verbindlichen Vertrag zur Beendigung der Plastikverschmutzung zu schließen. Dieser Vertrag soll den kompletten Lebenszyklus von Plastik von der Produktion bis zur Entsorgung regeln. Damit hat sich laut der Zeitschrift New Scientist2 der Entwurf von Peru und Ruanda durchgesetzt, der die gesamte Kette von der Produktion über den Gebrauch bis zur Entsorgung einschließt. Ein zweiter Entwurf, für den sich vor allem Japan einsetzte, konzentrierte sich nur auf die Plastikverschmutzung der Meere. Die Resolution verlangt einen völkerrechtlich verbindlichen Vertrag. Sie erkennt auch an, dass Länder mit niedrigem Einkommen3 es schwerer haben, das Problem der Plastikverschmutzung zu bewältigen, und daher auch ein Finanzierungsmodell notwendig ist, das die Lasten gerechter verteilt.