„Grüne“ Fonds finanzieren umweltschädigende Autohersteller, Fast Fashion und Ölförderung

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Öl- und Gasunternehmen, Autohersteller und Textilhersteller sind die größten Empfänger europäischer grüner Fonds, obwohl sie zu den größten Klimaverschmutzern der Welt gehören, wie eine neue Untersuchung von Voxeurop und European Investigative Collaborations zeigt[1]. Toyota beispielsweise hat 3 Milliarden Euro aus europäischen grünen Fonds erhalten, obwohl sein Anteil an emissionsfreien Fahrzeugen (ZEV) nur 2 % beträgt [2].

Als ESG beworbene Investitionen müssen gemäß der EU-Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor entweder als Artikel-8- oder Artikel-9-Fonds eingestuft werden. Artikel-8-Fonds gelten als „hellgrün“ und sollen ökologische oder soziale Merkmale fördern. Artikel-9-Fonds sind Fonds, deren Hauptziel nachhaltige Investitionen sind.

Die Forscher analysierten über 4.000 „grüne“ Fonds (Artikel 8 und 9) in Europa von fast 800 Finanzinstituten. Sie fanden heraus, dass 200 der umweltschädlichsten Unternehmen der Welt insgesamt 85 Milliarden Dollar an Investitionen aus Artikel-8-Fonds und 2 Milliarden Dollar aus Artikel-9-Fonds erhielten.

Neben Öl- und Modeunternehmen befanden sich drei Autohersteller unter den zehn größten Fondsempfängern. Stellantis ist der viertgrößte Empfänger grüner Fonds, während Mercedes auf Platz fünf und Toyota auf Platz zehn landete. Zusammen finanzieren die Aktien dieser drei Unternehmen fast 30 Millionen Tonnen CO2.

Stellantis hat 5 Milliarden Euro aus europäischen grünen Fonds mit einem ZEV-Anteil von nur 7 % erhalten, während Mercedes 4 Milliarden Euro mit einem ZEV-Anteil von 13 % erhielt. Dies bedeutet, dass die überwiegende Mehrheit der angeblich nachhaltigen Investitionen in diese Autohersteller in sehr kohlenstoffintensive Aktivitäten fließt. Darüber hinaus gibt es keine Beweise dafür, dass das von den in dieser Untersuchung erfassten Vermögensverwaltern investierte Kapital dazu dient, diese Unternehmen bei ihrem Klimawandel und ihrer Dekarbonisierung zu unterstützen.

Auch die Aufnahme des Flugzeugherstellers Airbus in die Top 10 der Empfänger von grünen Fonds ist eine Überraschung. Airbus lieferte im Jahr 2023 über 700 Verkehrsflugzeuge aus. 99,4 % des Treibstoffs, mit dem diese Flugzeuge heute betrieben werden, sind fossile Brennstoffe.

Xavier Sol, Direktor für nachhaltige Finanzen bei T&E, sagte: „Europas größte grüne Portfolios sind genau dieselben schmutzigen Unternehmen, die als nachhaltig neu verpackt wurden. Die heutigen Investitionen in Total, Toyota oder Airbus können nicht als grün angesehen werden. Wir brauchen privates Kapital, um den grünen Übergang zu beschleunigen, anstatt ihn zu behindern. Nur Investitionen, die für grüne Aktivitäten wie emissionsfreie Technologien vorgesehen sind, sollten ein nachhaltiges Label erhalten.“

T&E empfiehlt der Europäischen Kommission, dem Exekutivorgan der EU, die Verordnung über die Offenlegung nachhaltiger Finanzprodukte rasch zu überarbeiten, um Greenwashing im Finanzsektor zu verhindern.

Quelle: Transport & Environment: https://www.transportenvironment.org/articles/polluting-carmakers-in-the-top-10-recipients-of-green-funds


[1] Analyse von Giorgio Michalopoulos und Stefano Valentino, Bertha Challenge Fellow 2024, in Zusammenarbeit mit Voxeurop und European Investigative Collaborations. Die Arbeit wurde durch das Bertha Challenge Fellowship unterstützt.
Datenquelle: London Stock Exchange Group

[2] Gemäß ICCT 2023-Daten.

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Greenwashing: NGOs klagen gegen Aufnahme hoch-emittierender Schiffe und Flugzeuge in die EU-Taxonomie

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Wien (OTS) – Die EU-Taxonomie soll künftig der „Goldstandard“ für ethische und nachhaltige Investitionen sein und „grüne“ Investitionsmöglichkeiten auflisten, um Unternehmen, Investor:innen und Entscheidungsträger:innen dabei zu helfen, Finanzströme in Aktivitäten zu lenken, die eine klimagerechte Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft fördern. 

Ende 2023 ergänzte die EU-Kommission ihre Taxonomiekriterien für Luft- und Schifffahrt. Diese erlauben, fossile Schiffe und Flugzeuge als “grün” zu kennzeichnen – sofern sie minimalste Effizienzkriterien erfüllen. Bereits im Januar 2024 forderten die NGOs eine Überprüfung der neuen Kriterien, doch die EU-Kommission lehnte den Antrag im Juni 2024 ab. Nun klagen die NGOs vor dem Europäischen Gericht (EuG). Nach den derzeitigen Vorschriften würden etwa Kreuzfahrtschiffe, die mit flüssigem Erdgas betrieben werden, als „grün“ gelten, obwohl sie nicht nur Unmengen an CO2, sondern auch enorme Mengen Methan emittieren. Klimawissenschaftler:innen warnen indes vor einem raschen Anstieg der Emissionen und rufen zur Reduktion eben dieser auf. Die Kriterien für die Luftfahrt sind im Entwurf der EU-Kommission ähnlich schwach formuliert. 100 % der bereits getätigten Flugzeugbestellungen von Ryanair, EasyJet und Wizz Air sowie 90 % der anstehenden Flugzeuglieferungen von Airbus würden unter den aktuellen Kriterien als „grün“ gelten.

Florian Graber von CLAW – Initiative für Klimarecht sagt: „Wenn Luft- und Schifffahrt fälschlicherweise als grün klassifiziert werden, befeuert dies genau jene klimaschädlichen Entwicklungen, die durch die Taxonomie eigentlich verhindert werden sollen. Die Taxonomie sollte auf wissenschaftlichen Fakten basieren, nicht auf den Wünschen der betroffenen Industriezweige. Die eingereichte Klage ist richtungsweisend – es geht darum sicherzustellen, dass unsere Investitionsentscheidungen mit den Klimazielen und der wissenschaftlichen Faktenlage übereinstimmen.“ 

„Mit dieser Taxonomie-Änderung blockiert sich die Kommission auf dem Weg hin zu nachhaltiger Mobilität selbst. Anstatt die Verursacher von Emissionen zu sanktionieren und auf grünen Tourismus zu setzen, werden unsere Natur und Lebensgrundlagen weiter zerstört.”, sagt Moritz Nachtschatt von Protect Our Winters Austria und zeigt die Verbindung zum heimischen Tourismus auf: “In Österreich stehen mehr als zwei Drittel der Nächtigungen in direktem Zusammenhang mit unseren Seen und Bergen. Eine intakte Natur ist also Voraussetzung für den heimischen Tourismus und darf nicht durch selbigen zerstört werden.” POW und CLAW reichten die Klage am EUG gemeinsam mit Dryade, Fossielvrij NL und Opportunity Green ein. 

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100 Wissenschaftler:innen fordern vor der ÖVP-Zentrale Politik auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse

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An die 100 österreichische Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Fachrichtungen fordern Politik auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Klimakrise. Bei einer öffentlichen Pressekonferenz am 4. April 2024 machten sie auf das Sicherheitsrisiko durch unzureichende Klimapolitik aufmerksam, und verlangten Politik mit Sachverstand im Super-Wahljahr. “Es geht um die Zivilisation, wie wir sie kennen – um Zivilisationsschutz. Wir hoffen, dass die ÖVP eine einer staatstragenden Partei entsprechende Klimapolitik entwickelt – und das noch vor den EU und NR Wahlen” so Dr. Nicolas Roux von der Universität für Bodenkultur Wien.

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Gerichtsurteil: KLM begeht Greenwashing

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Ein niederländisches Gericht hat entschieden, dass die Fluggesellschaft KLM ein „zu rosiges Bild“ von der Nachhaltigkeit des Flugverkehrs zeichnet. Der Fall wurde von niederländischen Umweltverbänden im Rahmen der europäischen Regeln für irreführende Werbung eingereicht. Aktivisten nannten es „einen historischen Sieg über Greenwashing“, aber das Urteil enthält keine Aufforderung zur Berichtigung der Aussagen – lediglich eine Ermahnung, dass KLM in der künftigen Kommunikation „ehrlich und konkret“ sein muss. Deutsche Welle: https://www.dw.com/en/greenwashing-klm-ads-were-misleading-dutch-court-says/a-68621641

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EU-Parlament: Direktive gegen irreführende Nachhaltigkeits-Label

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Das EU-Parlament hat am 11. Mai einem Gesetzesvorschlag zugestimmt, nach dem Produktbeschreibungen wie „umweltfreundlich“, „biologisch abbaubar“, „öko“ und vor allem „klimaneutral“ ohne detaillierten Nachweis nicht mehr benutzt werden dürfen. Insbesondere dürfen Produkte nicht als „klimaneutral“ bezeichnet werden, wenn diese Behauptung nur auf CO2-Kompensation beruht. Allerdings hat das Parlament kein generelles Verbot von Umweltschutz-Behauptungen für auf fossilen Brennstoffen beruhende Produkte beschlossen, was vom European Environmental Bureau kritisiert wird.
https://eeb.org/red-card-to-greenwashing-and-early-obsolescence-eu-parliament-votes-to-strengthen-consumer-protection/

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Corporate Greenwashing: Die Klimaversprechen vieler großer Unternehmen halten einer näheren Untersuchung nicht stand
von Martin Auer

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Ein aktueller Report nimmt 25 Unternehmen unter die Lupe

2019 hat Amazon zusammen mit anderen Großunternehmen The Climate Pledge gegründet, einen von mehreren Zusammenschlüssen von Firmen, die sich verpflichten, bis 2040 klimaneutral zu werden. Doch bis heute hat Amazon nicht im Detail dargelegt, wie es dieses Ziel erreichen will. Es ist nicht klar, ob das Versprechen nur die CO2-Emissionen oder alle Treibhausgase umfasst, und es ist nicht klar, in welchem Umfang die Emissionen tatsächlich reduziert oder bloß durch CO2-Kompensation ausgeglichen werden sollen.

Ikea möchte bis 2030 „klimapositiv“ sein. Was genau damit gemeint ist, bleibt unklar, aber es suggeriert, dass Ikea bis dahin noch mehr als klimaneutral werden will. Konkret plant das Unternehmen eine Reduktion seiner Emissionen bis 2030 um nur 15 Prozent. Für den Rest will sich Ikea unter anderem „vermiedene“ Emissionen anrechnen, d. h. Emissionen, die eigentlich seine Kund:innen vermeiden, wenn sie Solarpaneele von Ikea kaufen. Weiter rechnet Ikea sich den in seinen Produkten gebundenen Kohlenstoff an. Dabei ist sich das Unternehmen bewusst, dass dieser Kohlenstoff im Durchschnitt nach ca. 20 Jahren wieder freigesetzt wird (z. B. wenn Holzprodukte entsorgt und verbrannt werden). Das macht natürlich die Klimawirkung dann wieder zunichte.

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von Martin Auer
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