Joeri Rogelj vom Imperial College London und International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) hat an mehreren Berichten des Weltklimarates IPCC mitgearbeitet. Er hat vor kurzem in einem Twitter-Thread analysiert, ob COP26 noch auf dem Weg ist, das 1,5°C-Ziel „am Leben“ zu erhalten.
Er beginnt mit den 2.400 Gigatonnen CO2, die von 1850 bis 2019 in der Atmosphäre abgelagert wurden:
Dann fügt er die globalen Emissionspfade hinzu, die sich aus den gegenwärtigen Maßnahmen und den günstigsten Interpretationen der Länderverpflichtungen (NDCs) ergeben. Diese günstigste Interpretation ist, dass alle Versprechen zur CO2 -Reduzierung in den NDCs erfüllt werden und alle verkündeten Netto-Null-Ziele erreicht werden. Auch alle „bedingten“ Selbstverpflichtungen (conditional NDCs) werden unter dieser Annahme erfüllt, das sind Ziele, die verschiedene Staaten davon abhängig machen, dass sie die notwendige finanzielle Unterstützung bekommen.
Anmerkung: Der letzte UNEP-Bericht zeigt, dass nur bei wenigen Staaten die für 2030 gesteckten Ziele geeignet sind, die langfristigen Netto-Null-Ziele zu erreichen.
Rogelj zieht nur die niedrigsten, also optimistischsten Entwicklungspfade für die weitere Analyse heran. Nun verlgeicht er die Emissionen, die sich durch diese Kurve ergeben (also die Fläche unter der Kurve) mit dem verbleibenden CO2 -Budget für das 1,5°C-Ziel, wie es aus dem jüngsten IPCC-Bericht hervorgeht. Für eine 50prozentige Wahrscheinlichkeit, die 1,5°C zu erreichen, wären das ab 2020 noch 500 Gigatonnen CO2 zusätzlich zu den historisch angehäuften 2.400 Gigatonnen. (Die verschiedenen Braun- und Ockertöne zeigen das Budget für unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten an. Bei 300 Gigatonnen könnten wir das Ziel mit 83prozentiger Wahrscheinlichkeit erreichen, bei 900 Gigatonnen haben wir nur noch eine Chance von 17 Prozent.)
Unter den optimistischsten Entwicklungspfaden, die sich aus den bisherigen Verpflichtungen und Ankündigungen ergeben, wäre das Budget für 1,5°C und eine 50-Prozent-Chance in den frühen 2030er Jahren erschöpft:
Was könnte noch getan werden? Was würde sich ergeben, wenn die kurzzeitigen Zielsetzungen erhöht würden und sichergestellt wäre, dass die Emissionen bis 2030 halbiert werden? Das würde den Zeitpunkt, wo das Budget erschöpft wäre, hinausschieben, und es wäre entscheidend dafür 1,5°C noch „am Leben“ zu erhalten. Aber die Maßnahmen dürfen da nicht enden:
Nur wenn Netto-Null bis 2050 erreicht wird – wenn ab dann also kein zusätzliches CO2 in die Atmosphäre gelangt, kann das CO2 -Budget für 1,5°C eingehalten werden. Aber auch dann beträgt die Wahrscheinlichkeit, die Erwärmung wirklich auf 1,5°C zu beschränken, nur 50 Prozent. „Nicht großartig“, schriebt Rogelj, „aber es hält 1,5°C am Leben!“
Und er schließt: Unsicherheiten, was vergangene Emissionen betrifft, verschiedene Interpretationen der Versprechungen und Verpflichtungen und verschiedene Einschätzungen des noch verbleibenden CO2 -Budgets ändern nichts an der Kernbotschaft: Es braucht größere Anstrengungen, um 1,5°C am Leben zu erhalten.
Mit freundlicher Genehmigung von Joeri Rogelj
Titelbild: Unter Verwendung eines Fotos von Andrew Parsons / No10 Downing St
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