Scientists for Future in Österreich protestieren entschieden gegen die Einschüchterungsversuche durch Jarolim Partner Rechtsanwälte GmbH im Auftrag der Stadt Wien.
Im Auftrag der Stadt Wien sind zahlreiche Schreiben mit Androhung von Schadenersatzforderungen in möglicherweise die Existenz bedrohendem Ausmaß an Personen ergangen, die sich gegen die sogenannte Stadtstraße engagieren. Darunter finden sich neben strafunmündigen Jugendlichen auch Wissenschaftler:innen, die lediglich öffentlich wissenschaftliche Argumente gegen dieses Bauvorhaben vorgebracht haben.
Einschüchterungsversuche gegen Wissenschaftler:innen sind grundsätzlich und in aller Schärfe zurückzuweisen. Die Freiheit der Wissenschaft ist eine wesentliche Säule unserer Demokratie. Wir sind bestürzt, dass diese Freiheit nun ausgerechnet von jener Partei angegriffen wird, die die österreichische Demokratie maßgeblich geprägt und ausgestaltet hat.
Scientists for Future in Österreich rufen die handelnden Personen dazu auf, weiteren Schaden vom Ansehen der Stadt Wien und der Demokratie in unserem Land abzuwenden und die Drohungen gegen Wissenschaftler:innen öffentlich zurückzuziehen.
Zitate:
Dr. Gregor Hagedorn, Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, Initiator der S4F
“Wo ist die Grenze? Werden Wissenschaftler:innen, die klare Worte über die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Klima- und Biodiversitätskrise sagen, demnächst als Unterstützer der Klimabewegung für die erwartbaren Verluste der Fossil-Industrie haftbar gemacht?”
Univ.-Prof. Ing. Dr.phil. Dr.h.c. Verena Winiwarter, BOKU, S4F-Fachkollegium
„Unterrichtsminister Franz von Sommaruga verkündete am 30. März 1848 die Gewährung der akademischen Freiheiten. Die Lehr- und Lernfreiheit, die „libertas philosophandi“ war neben Pressefreiheit, Redefreiheit und Glaubensfreiheit zentraler Teil der Revolution von 1848. Von diesen Errungenschaften, die die Grundlage der modernen rechtsstaatlichen Verfassung Österreichs sind, darf niemand abgehen. Freiheit ist immer mit Verantwortung gekoppelt, das gilt aber nicht nur für die Wissenschaft, sondern für alle Akteure. In der dramatischen Situation der Besetzung der Hainburger Au hat der sozialistische Bundeskanzler Fred Sinowatz zum Weihnachtsfrieden aufgerufen und Österreich damit auf einen friedlichen, zukunftsfähigen Pfad gebracht. Weihnachten steht vor der Tür: Was für eine Gelegenheit, aus der Geschichte zu lernen!”
Assoz. Prof. Mag. Dr. Reinhard Steurer, BOKU, S4F-Fachkollegium
“Statt einer neu konzipierten Stadtstraße baut die Stadt Wien gerade eine politische Sackgasse, in der alle Beteiligten verlieren. Wenn sich sogar Amnesty International mit der Klimabewegung solidarisiert und von massiven Menschenrechtsverletzungen spricht, dann wäre es höchste Zeit, sich für Fehler zu entschuldigen und den Kurs von Konfrontation auf Dialog zu korrigieren.”
Assoc.-Prof. Dr. Kirsten v. Elverfeldt, Universität Klagenfurt, S4F-Fachkollegium und S4F-Kärnten
“Im Sinne der Wissenschaftsfreiheit ist der Staat nicht berechtigt, Forschung und Lehre an ideologischen Zielen auszurichten”, so stand es im Regierungsprogramm 2017-2022. Der Staat nicht, einzelne Parteien nicht und auch nicht Politiker:innen: Die. Wissenschaft. Ist. Frei!
154 Jahre grundgesetzlich gesicherte Wissenschaftsfreiheit, und dann so etwas.
Dr. Fritz Hinterberger, Senior Scientist an der Universität für Angewandte Kunst Wien und Vizepräsident des Austrian Chapter des Club of Rome, S4F Fachkollegium
“Neben Kunst und Presse gehört die Wissenschaft zu den zivilgesellschaftlichen Bereichen eines demokratischen Gemeinwesens, die jederzeit frei von politischer Intervention agieren können und müssen. Einschüchterungsversuche gefährden nicht nur die Freiheit der Wissenschaft sondern auch die Demokratie selbst“
Univ.-Prof. Dr. Monika Kil
„Im Gegenteil, die Stadt Wien könnte sich freuen, dass die Zukunftsfähigkeit der Stadt, die geschichtlich schon immer ein Schmelztiegel von wissenschaftsbasierter Aufklärung war (Stichwort Urania), ihre Innovationskraft bewahren und auch global als zukunftsfähig für die uns nachfolgenden Generationen wahrgenommen werden kann“.
Univ.-Prof. Dr. Reinhold W. Lang, Johannes Kepler Universität Linz, Instititutsvorstand Polymeric Materials and Testing
„Die Vorgangsweise mit Klage der Stadt Wien gegen Umwelt- und Nachhaltigkeitsaktivist*innen die Lobau-Stadtautobahn betreffend ist demokratiepolitisch aufs Schärfste zu verurteilen und nicht tolerierbar!“