Was kann Atomkraft zum Kampf gegen die Erderhitzung beitragen?
von Klaus Jäger

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Lesedauer 3 Minuten.   

Mit Hilfe des En-ROADS Klimasimulators können Sie sich selbst die Frage beantworten, ob ein weiterer Ausbau der Atomkraft einen maßgeblichen Beitrag zum Klimaschutz liefern kann. Das Ergebnis ist bescheiden. Es müssten weltweit in den nächsten 80 Jahren mindestens 2100 Atomkraftwerke neu gebaut werden, um eine Reduktion der Klimaerwärmung um ein Zehntel Grad zu erreichen.

Die Diskussion um Nuklearenergie ist in letzter Zeit wieder aufgeflammt. Brauchen wir Atomkraft um das Klima zu retten? Sie können diese Frage mit Hilfe des En-ROADS Klimasimulators beantworten.

Der En-ROADS-Simulator (Energy Rapid Overview and Decision Support) ist ein frei verfügbares Klima-Simulationsmodell1. Es gibt den Politiker*innen, Pädagoge*innen, Unternehmen, Medien und der Öffentlichkeit die Möglichkeit, die wahrscheinlichen Folgen wirtschaftspolitischer Entscheidungen zu Energie, Wirtschaftswachstum, Landnutzung und anderen Einflüssen selbst zu erforschen.

Hier gibt es eine allgemeine Einführung in den Klimasimulator.

Sie wählen das Programm über diesen Link an. Das Fenster öffnet sich und Sie sehen im oberen Teil zwei Diagramme. Das linke Diagramm zeigt die gesamte globale Energie aus jeder Quelle, die zur Deckung des globalen Energiebedarfs bis 2100 erforderlich ist. Im rechten Diagramm sind die Treibhaus-Nettoemissionen pro Jahr bis 2100 dargestellt. Die Zahl rechts oben ist der Temperaturanstieg bis 2100. Diesen Anstieg der globalen Temperatur könnten wir erwarten, wenn die Menschheit mehr oder weniger so weitermacht wie bisher.

Im unteren Teil des Fensters finden Sie 18 Schieberegler. Damit können Sie die verschiedenen Klimaschutzmaßnahmen simulieren.

Wenn Sie den Einfluss des Ausbaus der Kernenergie testen wollen, dann bewegen Sie den Schieberegler bei Kernkraft ganz nach rechts. In diesem Fall wir die Atomenergie stark subventioniert.

Der Temperaturanstieg bis 2100 reduziert sich trotz der beträchtlichen Subventionen nur um 0,1 Grad.

Was bedeutet diese Förderung der Kernkraft im Detail? Um diese Frage zu beantworten gehen Sie in das Untermenü des Schiebereglers Kernkraft. Sie müssen das 3-Punkt-Menü neben „Kernkraft“ anwählen (siehe Abbildung oben) um das Menü zu öffnen.

Sie sehen, dass der Schieberegler „Steuer/Subvention“ auf -0,07 $/kWh steht. Das bedeutet, jede Kilowattstunde Strom wird mit 7 Cent subventioniert. Wenn Sie den Regler zurückfahren, sehen Sie, dass die Verringerung der Erwärmung von 3,6°C auf 3,5°C ab einer Subventionierung von 5 Cent pro kWh erreicht wird.

Dann wählen Sie noch das Diagramm „Leistung Kernkraft in Gigawatt“ aus:

Die blaue Linie zeigt den Anstieg der Leistung von Kernkraftwerken bei der Subventionierung von 5 Cent pro kWh: etwas unter 2800 GW. Die schwarze Linie ist das „business as usual“ Szenario ohne zusätzliche Subventionen (ca. 1000 GW).

Gegenwärtig betreiben 30 Länder weltweit 441 Kernreaktoren mit einer gesamten elektrischen Nettoleistung von ca. 390 Gigawatt (Stand: 27. Juni 2020)2. Die durchschnittliche Leistung eines Atomkraftwerks liegt also bei 1,13 Gigawatt.

Die Leistung von ca. 400 Gigawatt im Jahr 2020 können Sie auch in der Grafik „Leistung Kernkraft in Gigawatt“ ablesen. Die blaue Kurve steigt von 400 Gigawatt (2020) auf etwas unter 2800 Gigawatt (2100). Das ist ein Zuwachs von 2400 Gigawatt in den nächsten 80 Jahren. Bei der durchschnittlichen Leistung eines Kernkraftwerks von 1,13 Gigawatt müssten in 80 Jahren weltweit ca. 2100 weitere Kernkraftwerke gebaut werden, um eine Reduzierung der Klimaerwärmung um ein Zehntelgrad zu erreichen.

Wenn Sie nun die Einstellung für Kernkraft wieder zurückfahren, und stattdessen den Schieber für Erneuerbare ganz nach links schieben, dann sehen Sie, dass mit zusätzlichen Subventionen von nur 3 Cent die doppelte Reduktion des Temperaturanstiegs erzielt werden kann:

Fazit: Die Kernenergie ist „keine Technologie zur Lösung der Klimakrise“. Sie entspricht auch nicht den Kriterien der EU-Taxonomie-Verordnung. Sie kann daher nicht als „nachhaltig“ bezeichnet werden. Siehe auch den Artikel „Nachhaltige“ Atomkraft? Nein danke!

Gesichtet: Martin Auer
Titelbild: Atomkraftwerk Isar. Foto: Björn Schwarz via Flickr, CC BY

Zum Autor: Dr. Klaus Jäger ist im Ruhestand und lebt in Penzberg


1Der En-ROADS-Simulator wurde von dem US-Think Tank Climate Interactive zusammen mit der UML Climate Change Initiative, der Sloan Management School des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Softwarefirma Ventana entwickelt. Der Simulator wird laufend aktualisiert.

2 https://de.wikipedia.org/wiki/Kernenergie_nach_L%C3%A4ndern


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