Energie sparen und Erneuerbare! Fracking und Kohle sind die falschen Lösungen für Österreich
Stellungnahme des Climate Change Center Austria

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Lesedauer 2 Minuten.   

In der hektischen Suche nach Lösungen, falls Russland an Europa und Österreich kein Gas mehr liefern sollte, wird ein in Österreich bereits vor zehn Jahren gestopptes Projekt wieder thematisiert. So sind in den Medien in den letzten Wochen erneut Berichte aufgetaucht, wonach auf politischer Ebene ernsthaft und konkret über eine Wiederbelebung der Pläne zur Schiefergasförderung (“Fracking”) durch die OMV im Weinviertel nachgedacht wird. Zusätzlich hat die Bundesregierung aktuell die Reaktivierung eines bereits stillgelegten Kohlekraftwerks angeordnet. Im Zeitalter des fortschreitenden menschengemachten Klimawandels wären diese Vorhaben aus wissenschaftlicher Sicht allerdings weder ökologisch noch ökonomisch vertretbar.

Die vollständige Ausschöpfung und Nutzung des geschätzten Schiefergasvorkommen in Österreich könnte den Jahresgasverbrauch von 10 Mrd. m³ ca. 30 Jahre decken. Zu bedenken ist dabei allerdings der damit verbundene gigantische CO2-Ausstoß von mehr als einer halben Gigatonne (Gt) CO2 (zum Vergleich: derzeitiger österreichischer Jahresausstoß ca. 0,08 Gt CO2). Insbesondere die Freisetzung großer Mengen Methan bei diesem Verfahren befeuern den Klimawandel, da Methan ein vielfach effektiveres Treibhausgas ist als bspw. Kohlendioxid. Der österreichische Gasbedarf wäre damit zwar mehr als gedeckt[1], der Preis für die Umwelt wäre jedoch enorm und das Ziel der Klimaneutralität bliebe unerreichbar.

Auch der Wiedereinsatz von Kohle würde zu einem deutlichen Anstieg der nationalen THG-Emissionen führen. Laut Umweltbundesamt konnten im Sektor Energie im Zeitraum von 1990 bis 2019 THG-Emissionen um insgesamt 68% durch den Wegfall des Stein- und Braunkohleeinsatzes sowie der Verringerung des Heizöleinsatzes eingespart werden.

Kurzfristig könnte Österreich seine Wettbewerbsfähigkeit durch ein Beharren auf klimaschädliche Technologien zwar behaupten, langfristig gesehen wäre der Wirtschaftsstandort Österreich aber existentiell gefährdet. Um die Energiewende glaubwürdig zu forcieren, muss der Fokus auf dem Ausbau und der Entwicklung klimafreundlicher Energiesysteme wie etwa Wind- oder Sonnenenergie liegen.

Zusammenfassend sei gesagt, dass die derzeitige Situation Österreichs im Bereich der Energieversorgung herausfordernd ist. Erste Priorität aus Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes haben Energiespar-Maßnahmen, speziell wenn sie einfach, schnell und billig realisiert werden können wie z.B. verschärfte Tempolimits im Straßenverkehr. Was nicht eingespart werden kann, sollte bevorzugt durch den rascheren Ausbau und die Erschließung erneuerbarer und klimaneutraler Energiequellen abgedeckt werden. Nur wenn minimale Restbeträge durch die Punkte 1 und 2 auf Zeithorizonten von über zehn Jahren nicht abgedeckt werden können, wäre eine Erschließung heimischer fossiler Energiequellen im Vergleich zu Importen aus den USA oder der Golfregion zu bevorzugen. Diese müssten aber unter Berücksichtigung der Klimaziele und der sonstigen Verpflichtungen Österreichs sowie unter Wahrung der Glaubwürdigkeit seiner Klimaschutzpolitik erfolgen. Erschließungen im großen Stil in Österreich, wie im Falle der überlegten Schiefergasförderung zu erwarten, käme aus wissenschaftlicher Sicht einer klimapolitischen Kehrtwende mit massivem politischen Glaubwürdigkeitsverlust gleich.

Die Ankündigung über die Reaktivierung eines Kohlekraftwerks stellt den von der Bundesregierung festgelegten Klimaschutzfahrplan ebenfalls in Frage, auch wenn der Anlass eine gewisse Flexibilität verlangt. Diese Maßnahme sollte im Ernstfall nur als kurzfristige Überbrückung (mit vorab zu fixierendem Ablaufdatum) am Weg zur nachhaltigen Energieautonomie durch Erneuerbare eingesetzt werden. Denn um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten und Lebensqualität zu sichern, muss der Druck auf die natürlichen Ressourcen jedenfalls stark reduziert werden. Nur so kann auch der Wirtschaftsstandort Österreich langfristig gesichert werden.

Die Expert_innen des CCCA stehen für den Dialog mit politischen Entscheidungsträger_innen und Interessenvertretungen hinsichtlich sozialverträglicher sowie ökonomisch vertretbarer Maßnahmen weiterhin zur Verfügung.

[1] derzeitiger Gasverbrauch in Österreich ca. 8 – 9 Mrd. m³/Jahr, davon ca. 6 Mrd. m³ importiert aus Russland.

Für den CCCA Vorstand:

Harald Rieder, Gerhard Wotawa, Tania Berger, Alexander Passer, Sabine Kamraner-Köpf, Daniel Huppmann, Simon Tschannett, Helga Kromp-Kolb

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