Die natürlichen Kohlenstoffsenken des Planeten – wie Ozeane, Wälder und Böden – absorbieren etwa die Hälfte der von Menschen verursachten Emissionen. Doch im Jahr 2023 haben diese natürlichen Systeme kaum CO2 absorbiert, wie eine vorläufige Analyse durch ein internationales Forschungsteam zeigt. Das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, verschärft durch die Abholzung von Wäldern, führte zu Situationen wie einem anormalen Kohlenstoffverlust im von Dürre geplagten Amazonasgebiet und Emissionen durch Waldbrände in riesigen Teilen Kanadas. Die Geschwindigkeit und das Ausmaß des Effekts lassen einige Wissenschaftler:innen befürchten, dass Voraussagen von Klimamodellen zu optimistisch sind.
Die Wissenschaftler:innen stellen fest, dass der CO2-Gehalt der Atmosphäre im Jahr 2023 stärker gestiegen ist als die weltweiten Emissionen von CO2 aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen. Daraus schließen sie, dass die Aufnahmekapazität der Landsenken und der ozeanischen Senken dramatisch geschwächt war. Der größte anormale Kohlenstoffverlust fand im Amazonasgebiet während der Dürre in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 statt. Dazu kamen extreme Feueremissionen in Kanada und ein Kohlenstoffverlust in Südostasien. Seit 2015 ist die CO2-Aufnahme an Land nördlich des 20. Breitengrads um die Hälfte zurückgegangen. In der Zwischenzeit haben sich die Tropen von dem Kohlenstoffverlust durch El Niño 2015-16 erholt, in den La Niña-Jahren (2020-2023) Kohlenstoff aufgenommen und dann während des El Niño 2023 wieder einen Kohlenstoffverlust verzeichnet. Die Ozeansenke war im äquatorialen Ostpazifik stärker als normal, da der Auftrieb durch den Rückgang von La Niña Anfang 2023 abnahm und sich später El Niño entwickelte. Landregionen, die im Jahr 2023 extremer Hitze ausgesetzt waren, trugen ebenfalls zu einem beträchtlichen Kohlenstoffverlust bei.
„Dies deutet darauf hin, dass die Rekorderwärmung im Jahr 2023 einen starken negativen Einfluss auf die Fähigkeit der terrestrischen Ökosysteme hatte, den Klimawandel abzumildern“, schreiben die Forscher:innen.
Quelle: Piyu Ke et al. (2024):Low latency carbon budget analysis reveals a large decline of the land carbon sink in 2023, https://arxiv.org/pdf/2407.12447
Siehe auch den Bericht im Guardian.
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