Der Emissions Gap Report des UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) berichtet jährlich, um wie viel die tatsächlichen Treibhausgas-Emissionen der Menschheit und die Emissionen, die mit den Pariser Klimazielen vereinbar wären, auseinanderliegen.
Der Bericht für 2021, der am 26. Oktober veröffentlicht wurde, zeigt, dass die Welt sich immer noch auf eine Erwärmung um 2,7°C zubewegt. Das ergibt sich, wenn man die Wirkung der bisher vorgelegten nationalen Reduktionspläne (NDCs) und der derzeit schon laufenden Reduktionsmaßnahmen berechnet. Diese 2,7°C wären alleine schon eine katastrophale Veränderung des Klimas und würden unter anderem große Gebiete unbewohnbar machen. Doch je höher die Erwärmung über 1,5°C hinausgeht, um so unberechenbarer werden die Folgen, vor allem, was die verschiedenen Kippelemente des Klimasystems betrifft.
Außer den Reduktionsplänen bis 2030 haben verschiedene Staaten auch schon Netto-Null-Ziele bekanntgegeben, also einen Zeitpunkt, an dem sie nicht mehr CO2 ausstoßen wollen, als durch natürliche und technische Methoden gebunden werden kann. Diese Ziele könnten, wenn sie eingehalten werden, die voraussichtliche Erwärmung um ein halbes Grad reduzieren, also auf 2,2°C. Damit käme die Welt dem Ziel „deutlich unter 2 Grad“ schon etwas näher. Doch dazu müssen diese Netto-Null-Ziele auch wirklich erreicht werden. Allerdings verschieben viele nationale Klimapläne entscheidende Maßnahmen auf nach 2030. Die Netto-Null-Ziele sind teilweise sehr vage gehalten und stimmen nicht mit den konkreten Reduktionsplänen der jeweiligen Staaten überein.
Kurzfristig könnte die Reduktion von Methan-Emissionen helfen, die Lücke etwas zu schließen. Methan wird bei der Gewinnung fossiler Brennstoffe freigesetzt, durch verrottende Abfälle und in der Landwirtschaft, zum Beispiel in der Reisproduktion und in der Viehhaltung. Das größte Potential für Methan-Reduktion sieht der Report bei der Gewinnung fossiler Brennstoffe.
CO2-Märkte könnten laut Emissions Gap Report ebenfalls helfen, Treibhausgase zu reduzieren. Doch dazu müssen die Regeln für den Handel mit Zertifikaten klar definiert werden und einheitliche Maßstäbe für die transparente Bemessung von CO2-Einsparungen vereinbart werden.
Um überhaupt noch eine Chance zu haben, das 1,5°C-Ziel zu erreichen, müsste die Welt bis in acht Jahren 28 Gigatonnen CO2-Äquivalent1 jährlich zusätzlich zu den bereits versprochenen Reduktionen einsparen, also die gesamten Treibhausgas-Emissionen nahezu halbieren.
Die ersten Reduktionspläne nach der Pariser Klimakonferenz hätten gerade gereicht, die Erwärmung auf 3,7°C zu begrenzen. Die jetzt vorliegenden Pläne könnten für 2,2°C ausreichen. Das ist ein gewisser Fortschritt. Doch Pläne müssen auch umgesetzt werden. Faktum ist, dass der durchschnittliche CO2-Gehalt der Atmosphäre kontinuierlich ansteigt. Der Report hält fest, dass zwar im Pandemie-Jahr 2020 die globalen Emissionen um 5,4 Prozent gegenüber dem Jahr davor gesunken sind. Doch für 2021 wird wieder ein Anstieg erwartet auf ein Niveau, das nur knapp unter dem bisherigen Rekordjahr 2019 liegt. Nur ungefähr 20 Prozent der Investitionen in die Erholung der Wirtschaft waren geeignet, den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern.
Gesichtet: Elisabeth Ötsch
1 Da verschiedene Treibhausgase unterschiedliche Wirkungen auf die Temperatur haben, werden sie in CO2-Äquivalente ( CO2e) umgerechnet. Methan etwa wirkt sich über einen Zeitraum von 100 Jahren 28 Mal so stark auf die Temperatur aus wie CO2, daher gilt eine Tonne Methan gleich 28 Tonnen CO2.
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