Offener Brief des Biodiversitätsrats: Nächste Regierung muss aktive Biodiversitäts- und Umweltpolitik betreiben

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Nachdem schon über 300 führende Wissenschaftler:innen den  offenenen Brief für zielorientierte Innovation im nächsten Regierungsprogramm unterschrieben haben, erklären auch der Österreichische Biodiversitätsrat, die Kommission für Biodiversität in Österreich (Biodiv-A) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, die Österreichische Mykologische Gesellschaft und die Zoologisch-Botanische Gesellschaft in Österreich ihre Unterstützung und rufen die Verhandler:innen ergänzend dazu auf, „neben einer innovativen Klimapolitik, auch eine aktive Biodiversitäts- und Umweltpolitik als integralen Bestandteil einer zukunftsorientierten Wirtschaftspolitik zu betreiben.“ 

Hier die volle Wortlaut des Briefes:

An die Parteivorsitzenden von FPÖ und ÖVP sowie an den Bundespräsidenten der Republik Österreich

Unterstützender Appell für innovative Biodiversitäts- und Umweltpolitik

der Österreichische Biodiversitätsrat, die Kommission für Biodiversität in Österreich (Biodiv-A) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, die Österreichische Mykologische Gesellschaft und die Zoologisch-Botanische Gesellschaft in Österreich unterstützen den offenen Brief für zielorientierte Innovation im nächsten Regierungsprogramm (13.1.2025, Scientists for Future). Wir rufen Sie dazu auf, neben einer innovativen Klimapolitik, auch eine aktive Biodiversitäts- und Umweltpolitik als integralen Bestandteil einer zukunftsorientierten Wirtschaftspolitik zu betreiben.  Die Berücksichtigung von Biodiversitätsaspekten ist von entscheidender Bedeutung für ausgewogene politische Abwägungsprozesse.

Spätestens seit der Veröffentlichung des globalen Sachstandsberichts des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) im Jahr 2019  ist nicht nur fachlich versierten Wissenschafter:innen klar, dass die Welt mit Riesenschritten auf das sechste Massenaussterben zusteuert. Unbestritten ist auch, dass die Biodiversitätskrise, wie die Klimakrise, anthropogen verursacht ist. Der rapide Schwund an Arten weltweit, und vor allem in Österreich, stellt zweifellos eine zentrale Herausforderung für unsere Gesellschaft dar. Nahrungsmittelproduktion, Gesundheit, Wohlstand und Erholung der Menschen sowie der Schutz vor Naturgefahren basieren auf artenreichen Lebensgemeinschaften und Lebensräumen. Die Zerstörung von Ökosystemen und die globale Erwärmung gehen Hand in Hand. Diese zwei Faktoren bedingen einander. Beide haben ähnlich verheerende Auswirkungen auf uns Menschen, unsere Umwelt und auch auf die von uns geschaffenen Güter sowie die Wirtschaft.

Eine nähere Darlegung der wissenschaftlichen Erkenntnisse und Empfehlungen sowie Forderungen ersehen Sie in den im Anhang verlinkten Dokumenten.

Wir appellieren dringlich an Sie, sowohl Klima- als auch Biodiversitätsschutz in alle Bereiche Ihres Regierungsprogramms miteinzubeziehen.

Mit freundlichen Grüßen

die Unterzeichner:innen für die jeweiligen Institutionen und Netzwerke

Verweise:

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Grüner Wasserstoff: Große Lücken zwischen Ambition und Umsetzung

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Mehr als 60 Länder haben in den letzten Jahren Strategien entwickelt, um den Markthochlauf von Wasserstoff, insbesondere im Industriesektor, anzukurbeln. Doch 2023 wurden weniger als zehn Prozent der ursprünglich angekündigten grünen Wasserstoffproduktionen realisiert, so das Ergebnis einer aktuellen Studie, die im Fachmagazin „Nature Energy“ veröffentlicht wird. Der Hauptgrund: Wasserstoff ist nach wie vor ein teures Gut, für das es wenig Zahlungsbereitschaft gibt. Adrian Odenweller und Falko Ueckerdt vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) bestimmen diese Wettbewerbslücke für alle 1232 global angekündigten Wasserstoffprojekte. Sie plädieren für eine robuste politische Strategie, die auf realistischen Erwartungen an Wasserstoff basiert und die Umsetzungslücke schließt.

„In den vergangenen drei Jahren haben sich die globalen Projektankündigungen für grünen Wasserstoff fast verdreifacht“, sagt PIK-Forscher und Leiter der Studie Adrian Odenweller. „Allerdings sind in diesem Zeitraum nur sieben Prozent der ursprünglich für 2023 angekündigten Produktionskapazität auch rechtzeitig fertiggestellt worden.“ Laut der Studie lassen sich die jüngsten Probleme des Markthochlaufs von grünem Wasserstoff auf gestiegene Kosten, fehlende Zahlungsbereitschaft auf der Nachfrageseite und Unsicherheiten über zukünftige Förderung und Regulatorik zurückführen.„Es wären enorme zusätzliche Fördermaßnahmen in Höhe von etwa einer Billion US-Dollar erforderlich, um alle angekündigten Wasserstoffprojekte bis 2030 zu realisieren“, erklärt Falko Ueckerdt vom PIK. „Grüner Wasserstoff wird aufgrund fehlender Wettbewerbsfähigkeit auch in Zukunft Schwierigkeiten haben, die hohen Erwartungen zu erfüllen.“ Dauerhafte Subventionen seien allerdings keine Lösung. Deshalb raten die beiden Forscher, grünen Wasserstoff über nachfrageseitige Instrumente wie verbindliche Quoten gezielt in schwer zu elektrifizierende Sektoren wie Luftfahrt, Stahl oder Chemie zu lenken. So müssen nach einer EU-Regelung beispielsweise ab 2030 1,2 Prozent aller Flugzeugtreibstoffe synthetische Kraftstoffe auf Basis von Wasserstoff beigemischt werden. Bis 2050 soll diese Quote auf 35 Prozent steigen.

Subventionsbedarf übersteigt angekündigte globale Fördermittel weit

Die Forscher quantifizieren in ihrer Studie drei zentrale Lücken zwischen Theorie und Praxis: die Umsetzungslücke für vergangene Projekte, die zukünftige Ambitionslücke und die zukünftige Umsetzungslücke. Erstere ergibt sich aus den ursprünglich angekündigten Wasserstoffprojekten und den tatsächlich umgesetzten Projekten im Jahr 2023. Die Ambitionslücke bezieht sich auf die Diskrepanz zwischen der Wasserstoffmenge, die laut 1,5-Grad-Szenarien bis 2030 notwendig wäre, und den aktuell bis 2030 geplanten Projekten. Zwar zeigt sich, dass die angekündigten Wasserstoffprojekte für den Großteil der betrachteten Szenarien ausreichen, jedoch bleibt eine klaffende Umsetzungslücke: Der Bedarf an Subventionen, um alle Projekte bis 2030 umzusetzen, übersteigt bei Weitem die bislang angekündigten globalen Fördermittel.

Die Studie basiert auf einer globalen und manuell verifizierten Projektdatenbank mit 1232 grünen Wasserstoffprojekten, die bis 2030 angekündigt sind. Für jede der 14 ausgewiesenen Endanwendungen der Projekte berechnen die Autoren die Wettbewerbslücke zwischen dem grünen Produkt und seinem fossilen Wettbewerber. Zusammen mit dem Produktionsvolumen und dem Zeitpunkt der Projektankündigungen ergeben sich daraus die nötigen Subventionen, um alle Projekte bis 2030 umzusetzen.Die Forscher warnen vor fossilen Lock-Ins, die Unternehmen langfristig an fossile Energieträger binden könnten und so die Klimaziele gefährden. Langfristig sei ein Übergang zu technologieneutralen Marktmechanismen wie der CO2-Bepreisung entscheidend, um öffentliche Kosten zu begrenzen und einen fairen Wettbewerb mit anderen Klimaschutzoptionen zu gewährleisten. Sie empfehlen daher eine robuste Strategie, die Wasserstoffprojekte kurzfristig durch direkte Subventionen und nachfrageseitige Regulierung unterstützt, aber auf realistischen Erwartungen an Wasserstoff basiert.

Artikel: Adrian Odenweller, Falko Ueckerdt (2025): Green Hydrogen ambition and implementation gap. Nature Energy. [DOI: 10.1038/s41560-024-01684-7]

Weblink zum Artikelhttps://www.nature.com/articles/s41560-024-01684-7

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IPBES Nexus-Bericht: Wie die Krisen von Biodiversität, Wasser, Ernährung, Gesundheit und Klima im Zusammenhang gelöst werden können

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Ökologische, soziale und ökonomische Krisen wie der Verlust der Artenvielfalt, Wasser- und Nahrungsmittelknappheit, Gesundheitsrisiken und der Klimawandel sind alle miteinander verknüpft. Sie interagieren, verstärken und verschärfen sich gegenseitig auf eine Art und Weise, die einzelne Bemühungen zu ihrer Bewältigung wirkungslos und kontraproduktiv macht.

Die Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und ÖkosystemdienstleistungenIPBES ) hat am 17. Dezember einen wegweisenden neuen Bericht veröffentlicht. Der Assessment Report on the Interlinkages Among Biodiversity, Water, Food and Health  (Sachstandsbericht über die Zusammenhänge zwischen Biodiversität, Wasser, Nahrung und Gesundheit) – genannt Nexus-Bericht – bietet Entscheidungsträgern in aller Welt die anspruchsvollste wissenschaftliche Bewertung dieser komplexen Zusammenhänge, die jemals durchgeführt wurde, und untersucht mehr als fünf Dutzend konkrete Möglichkeiten zur Maximierung von gemeinsamen Vorteilen in fünf „Nexus-Elementen“: Biodiversität, Wasser, Nahrung, Gesundheit und Klimawandel.

Der Bericht wurde auf der 11. Sitzung des IPBES-Plenums angenommen, das sich aus Vertretern der 147 Regierungen zusammensetzt, die Mitglied des IPBES sind. Auch Österreich gehört dazu. Er ist das Ergebnis der dreijährigen Arbeit von 165 führenden internationalen Expert:innen aus 57 Ländern aus allen Regionen der Welt. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die bestehenden Maßnahmen zur Bewältigung dieser Herausforderungen der Komplexität den zusammenhängenden Problemen nicht gerecht werden und zu einer uneinheitlichen Verwaltung führen.

Copyright: IPBES (übersetzt)

Maßnahmen nicht nur in einzelnen Schubladen setzen

„Wir müssen Entscheidungen und Maßnahmen über die Schubladen hinweg planen, um die Auswirkungen von Maßnahmen in einem Nexus-Element auf andere Elemente besser steuern zu können“, sagte Prof. Paula Harrison (Vereinigtes Königreich), die gemeinsam mit Prof. Pamela McElwee (USA) die Vorsitzende des Wissenschafsteams ist. „Nehmen wir zum Beispiel die gesundheitliche Herausforderung der Bilharziose – eine parasitäre Krankheit, die lebenslange Gesundheitsprobleme verursachen kann und weltweit mehr als 200 Millionen Menschen betrifft, vor allem in Afrika. Wird sie nur als gesundheitliche Herausforderung behandelt – normalerweise mit Medikamenten –, tritt das Problem erneut auf, wenn sich Menschen wieder infizieren. Ein innovatives Projekt im ländlichen Senegal verfolgte einen anderen Ansatz: die Wasserverschmutzung wurde verringert und invasive Wasserpflanzen entfernt, um den Lebensraum der Schnecken zu verkleinern, in denen die parasitären Würmer leben, die die Krankheit übertragen. Das hat zu einer 32-prozentigen Verringerung der Infektionen bei Kindern, zu einem verbesserten Zugang zu Süßwasser und zu neuen Einnahmen für die örtlichen Gemeinden geführt.“

„Die beste Möglichkeit, die Schubladen einzelner Themen zu überbrücken, ist eine integrierte und adaptive Entscheidungsfindung. ‚Nexus-Ansätze‘ bieten zusammenhängendere und besser abgestimmte Strategien und Maßnahmen, und bringen uns so dem transformativen Wandel näher, der erforderlich ist, um unsere Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, sagte Prof. McElwee.

Vergangene und aktuelle Herausforderungen

Der Bericht stellt fest, dass die Artenvielfalt – der Reichtum und die Vielfalt allen Lebens auf der Erde – auf allen Ebenen, von global bis lokal, und in allen Regionen abnimmt. Diese anhaltenden Rückgänge der Natur, die größtenteils auf menschliche Aktivitäten, einschließlich des Klimawandels, zurückzuführen sind, haben direkte und verheerende Auswirkungen auf die Nahrungsmittelsicherheit und Ernährung, die Wasserqualität und -verfügbarkeit, die Gesundheit und das Wohlbefinden, die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel und fast alle anderen Leistungen der Natur für die Menschen.

Aufbauend auf früheren IPBES-Berichten, insbesondere dem Values ​​Assessment Report 2022 und dem Global Assessment Report 2019 , in welchen die wichtigsten direkten Ursachen des Biodiversitätsverlusts identifiziert wurden, darunter Land- und Meeresnutzungsänderungen, nicht nachhaltige Ausbeutung, invasive gebietsfremde Arten und Umweltverschmutzung, unterstreicht der aktuelle Nexus-Bericht ferner, wie indirekte sozioökonomische Ursachen, darunter zunehmende Abfallproduktion, übermäßiger Konsum und Bevölkerungswachstum, die direkten Ursachen verstärken – und so die negativen Auswirkungen auf alle Teile des Nexus verstärkten. Die Mehrheit der 12 erhobenen Indikatoren dieser indirekten Ursachen – wie BIP, Bevölkerungszahl und allgemeine Nahrungsmittelversorgung – sind seit 2001 allesamt gestiegen oder haben sich beschleunigt.

„Regierungen und andere Interessengruppen haben es bei ihren Bemühungen oft versäumt, indirekte Einflussfaktoren und deren Auswirkungen auf die Interaktionen zwischen Nexus-Elementen zu berücksichtigen, da diese nach wie vor fragmentiert sind und viele Institutionen isoliert arbeiten. Dies führt häufig zu Zielkonflikten, Ineffizienzen und negativen Anreizen und hat unbeabsichtigte Konsequenzen zur Folge“, so Prof. Harrison.

Mehr als die Hälfte der globalen Wirtschaftsleistung ist von der Natur abhängig

Der Bericht hebt hervor, dass mehr als die Hälfte des globalen Bruttoinlandsprodukts – mehr als 50 Billionen Dollar jährlicher Wirtschaftsleistung weltweit – mäßig bis stark von der Natur abhängig ist. „Die derzeitigen Entscheidungen priorisieren jedoch kurzfristige finanzielle Erträge und ignorieren dabei die Kosten für die Natur. Zudem werden die Akteure nicht für den negativen wirtschaftlichen Druck auf die Natur zur Verantwortung gezogen. Schätzungen zufolge betragen die nicht berücksichtigten Kosten der derzeitigen Wirtschaftsweise – die Auswirkungen auf die Artenvielfalt, das Wasser, die Gesundheit und den Klimawandel, einschließlich der Lebensmittelproduktion – mindestens 10 bis 25 Billionen Dollar pro Jahr“, sagte Prof. McElwee.

Dass solche nicht berücksichtigte Kosten exisitieren verstärkt neben den die direkten öffentlichen Subventionen für Wirtschaftsaktivitäten, die negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt haben (ca. 1,7 Billionen US-Dollar jährlich), die privaten finanziellen Anreize, in Wirtschaftstätigkeiten zu investieren, die der Natur direkten Schaden zufügen (ca. 5,3 Billionen Dollar pro Jahr), obwohl es immer mehr Beweise für biophysikalische Risiken für den wirtschaftlichen Fortschritt und die finanzielle Stabilität gibt.

Eine Verzögerung der zur Erreichung politischer Ziele erforderlichen Maßnahmen erhöht auch die Kosten für deren Umsetzung. Verzögerungen bei der Erreichung von Biodiversitätszielen könnten beispielsweise die Kosten verdoppeln – und auch die Wahrscheinlichkeit unwiederbringlicher Verluste wie das Aussterben von Arten erhöhen. Verzögerungen bei der Bekämpfung des Klimawandels verursachen zusätzliche Kosten von mindestens 500 Milliarden Dollar pro Jahr für eine entsprechend verzögerte Erreichung politischer Ziele.

Ungleiche Auswirkungen und die Notwendigkeit einer inklusiven Entscheidungsfindung

„Eine weitere zentrale Botschaft des Berichts ist, dass die zunehmend negativen Auswirkungen der miteinander verflochtenen globalen Krisen sehr ungleiche Auswirkungen haben und manche Menschen unverhältnismäßig stärker treffen als andere“, sagte Prof. Harrison.

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Gebieten, die am stärksten vom Rückgang der Artenvielfalt, der Wasserverfügbarkeit und -qualität und der Nahrungsmittelsicherheit betroffen sind, sowie von zunehmenden Gesundheitsrisiken und negativen Auswirkungen des Klimawandels. Diese Belastungen treffen insbesondere Entwicklungsländer, darunter kleine Inselentwicklungsländer, indigene Völker und lokale Gemeinschaften, sowie verwundbare Menschen in Ländern mit höherem Einkommen. 41 % der Menschen leben in Gebieten, in denen die Artenvielfalt zwischen 2000 und 2010 extrem stark zurückgegangen ist, 9 % in Gebieten mit sehr hohen Gesundheitsbelastungen und 5 % in Gebieten mit hoher Unterernährung.

Einige Bemühungen – etwa in den Bereichen Forschung und Innovation, Bildung und Umweltschutz – haben teilweise dazu beigetragen, die Trends in allen Nexus-Elementen zu verbessern. Doch der Bericht kommt zu dem Schluss, dass diese Bemühungen kaum zum Erfolg führen werden, wenn die Zusammenhänge nicht umfassender berücksichtigt und indirekte Einflussfaktoren wie Handel und Konsum angegangen werden. Eine stärker integrative Entscheidungsfindung mit besonderem Augenmerk auf Gerechtigkeit kann dazu beitragen, dass neben umfassenderen Wirtschafts- und Finanzreformen auch die am stärksten Betroffenen in die Lösungen einbezogen werden.

Zukunftsszenarien

Der Bericht untersucht auch künftige Herausforderungen und beurteilt hierfür 186 verschiedene Szenarien aus 52 Einzelstudien, die Wechselwirkungen zwischen drei oder mehr Nexus-Elementen prognostizieren und meist die Zeiträume bis 2050 oder 2100 abdecken.

Eine zentrale Botschaft dieser Analyse lautet: Wenn sich die derzeitigen Trends zum „Weiter so“ hinsichtlich der direkten und indirekten Ursachen des Wandels fortsetzen, werden die Folgen für die Artenvielfalt, die Wasserqualität und die menschliche Gesundheit äußerst negativ sein – mit einer Verschärfung des Klimawandels und zunehmenden Herausforderungen bei der Erreichung globaler politischer Ziele.

Ebenso wird ein Fokus auf den Versuch, die Ergebnisse für nur einen Teil des Nexus isoliert zu maximieren, wahrscheinlich negative Ergebnisse für die anderen Nexus-Elemente zur Folge haben. Ein „Food First“-Ansatz beispielsweise priorisiert die Nahrungsmittelproduktion mit positiven Vorteilen für die Ernährungsgesundheit, die sich aber aus einer nicht nachhaltigen Intensivierung der Produktion und einem erhöhten Pro-Kopf-Verbrauch ergeben. Dies hat negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt, das Wasser und den Klimawandel. Ein ausschließlicher Fokus auf den Klimawandel kann negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt und die Nahrungsmittel haben, was auf einen Wettbewerb um Land verweist. Eine schwache Umweltregulierung, die durch Verzögerungen noch verschlimmert wird, führt zu noch schlimmeren Auswirkungen auf die Artenvielfalt, die Nahrungsmittel, die menschliche Gesundheit und den Klimawandel.

„Es gibt Zukunftsszenarien, die positive Auswirkungen auf Mensch und Natur haben, indem sie über alle Nexus-Elemente hinweg Vorteile bieten“, sagte Prof. Harrison. „Die Zukunftsszenarien mit den umfassendsten Nexus-Vorteilen sind jene mit Maßnahmen, die sich auf nachhaltige Produktion und Konsum in Kombination mit der Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen, der Reduzierung der Umweltverschmutzung sowie der Abschwächung und Anpassung an den Klimawandel konzentrieren.“

Ein wichtiges Ziel der Arbeit des IPBES ist es, die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Belege zu liefern, die zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs), des globalen Kunming-Montreal-Rahmenwerks für Biodiversität und des Pariser Klimaabkommens erforderlich sind. Der Nexus-Bericht zeigt, dass Szenarien, die sich auf Synergien zwischen Biodiversität, Wasser, Nahrung, Gesundheit und Klimawandel konzentrieren, die wahrscheinlich besten Ergebnisse für die SDGs erzielen – und dass die Chancen zur Erreichung anderer Ziele stark eingeschränkt werden, wenn man sich auf die Bewältigung der Herausforderungen in nur einem Sektor konzentriert – wie isoliert auf Nahrung, Biodiversität oder Klimawandel.

Über 70 Optionen, auf vernetzte Krisen zu reagieren

Der Bericht zeigt, dass es derzeit auf politischer und gesellschaftlicher Ebene zahlreiche Möglichkeiten für ein nachhaltiges Management der Bereiche Biodiversität, Wasser, Nahrungsmittel, Gesundheit und Klimawandel gibt, von denen einige zudem kostengünstig sind.

Die Autor:innen präsentieren mehr als 70 dieser „Reaktionsoptionen“, die dabei helfen sollen, die Nexus-Elemente synergetisch zu verwalten. Sie repräsentieren 10 breite Aktionskategorien. Beispiele für diese Reaktionsoptionen, die sich allgemein positiv auf alle Nexus-Elemente auswirken, sind: Wiederherstellung kohlenstoffreicher Ökosysteme wie Wälder, Böden, Mangroven; Management der Artenvielfalt, um das Risiko der Übertragung von Krankheiten von Tieren auf Menschen zu verringern; Verbesserung des integrierten Landschafts- und Meeresmanagements; naturbasierte Lösungen für Städte; nachhaltige gesunde Ernährung und Unterstützung indigener Nahrungsmittelsysteme.

Andere Antwortoptionen sind zwar wichtig, bieten aber möglicherweise nicht für alle Nexus-Elemente so viele Synergievorteile. Manche, wie Offshore-Windkraft und Staudämme, können sich negativ auf andere Nexus-Elemente auswirken, wenn sie nicht sorgfältig umgesetzt werden.

Die im Bericht vorgestellten über 70 Antwortoptionen unterstützen zusammengenommen die Erreichung aller 17 SDGs, aller 23 Ziele des Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework und der langfristigen Ziele zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung an den Klimawandel des Pariser Abkommens. 24 der Antwortoptionen fördern mehr als fünf SDGs und mehr als fünf Ziele des Global Biodiversity Framework.

Die gemeinsame oder nacheinander erfolgende Umsetzung von Antwortoptionen kann ihre positiven Auswirkungen weiter verbessern und Kosteneinsparungen ermöglichen. Die Gewährleistung einer inklusiven Beteiligung, beispielsweise durch die Einbeziehung indigener Völker und lokaler Gemeinschaften in die gemeinsame Gestaltung, Steuerung und Umsetzung von Antwortoptionen, kann den Nutzen und die Gerechtigkeit dieser Maßnahmen ebenfalls erhöhen.

„Einige gute Beispiele sind Meeresschutzgebiete, in denen die Gemeinden in die Verwaltung und Entscheidungsfindung einbezogen wurden“, sagte Prof. McElwee. „Dies hat zu einer Zunahme der Artenvielfalt, einem größeren Fischreichtum zur Ernährung der Menschen und einem verbesserten Einkommen für die örtlichen Gemeinden geführt und oft auch zu höheren Einnahmen aus dem Tourismus.“

Nexus Governance-Ansätze und -Maßnahmen

Prof. McElwee äußerte sich dazu, was nötig ist, um wirksame Antworten, Strategien und Maßnahmen zu entwickeln: „Unsere aktuellen Regulierungsstrukturen sind nicht reaktionsfähig genug, um die miteinander verbundenen Herausforderungen zu bewältigen, die sich aus der zunehmenden Geschwindigkeit und dem Ausmaß des Umweltwandels und der zunehmenden Ungleichheit ergeben. Fragmentierte und isolierte Institutionen sowie kurzfristige, widersprüchliche und nicht integrative Strategien bergen erhebliches Potenzial, das Erreichen der globalen Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsziele zu gefährden. Dem kann durch die Hinwendung zu „Nexus-Governance-Ansätzen“ begegnet werden: integriertere, integrativere, gerechtere, koordiniertere und anpassungsfähigere Ansätze.“

Der Bericht bietet acht konkrete und gezielte Schritte, die politischen Entscheidungsträgern, Gemeinschaften, der Zivilgesellschaft und anderen Interessengruppen dabei helfen sollen, Probleme und gemeinsame Werte zu erkennen und gemeinsam an Lösungen für eine gerechte und nachhaltige Zukunft zu arbeiten. Die Schritte werden in Form einer grafischen Roadmap für gemeinsame Maßnahmen dargestellt.

IPBES Presseaussendung, redigierte maschinelle Übersetzung

Titelfoto: Joe Ronzio/IWMI via flickr, CC BY-NC-SA

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Kein „Autoland“: Österreich an 4. Stelle bei Exporten von Schienenfahrzeugen

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VCÖ (Wien, 4. Dezember 2024) – Die nachhaltige Mobilität ist in Österreich ein starker, aber sehr unterschätzter Wirtschaftsfaktor, stellt die Mobilitätsorganisation VCÖ fest. Dass Österreichs Bahnindustrie am Weltmarkt im Spitzenfeld liegt oder allein Gehen, Radverkehr und Radtourismus mehr als 52.000 Arbeitsplätze sichern, ist hierzulande wenig bekannt. Österreich hat innovative Unternehmen in allen Bereichen der nachhaltigen Mobilität, vom Öffentlichen Verkehr, über Fahrradproduktion über Elektro-Mobilität bis hin zu digitalen Mobilitätsservices. Der VCÖ fordert verstärkte wirtschaftspolitische Maßnahmen, damit das Exportland Österreich die weltweit steigende Nachfrage nach klimaverträglicher Mobilität als Konjunktur-Lokomotive nutzt.

„Spätestens seit der Klimakonferenz von Paris im Jahr 2015 ist bekannt, dass am Weltmarkt die Nachfrage nach klimaverträglicher Mobilität stark steigen wird. Es ist sehr bitter, dass in der Europäischen Union und auch in Österreich zu spät auf die geänderten Marktbedingungen reagiert wurde. Besonders bitter wäre es, wenn jetzt die notwendige Transformation erneut verschoben wird und sich die europäische Industriepolitik somit selbst auf ein Abstellgleis manövriert. Umso wichtiger ist es, jetzt rasch die wirtschaftspolitischen Weichen zu stellen, dass statt Arbeitsplätze zu verlieren, neue Jobs geschaffen werden“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Umso mehr als gerade Österreich die besten Voraussetzungen mitbringt, um Europas Kompetenzzentrum für nachhaltige Mobilität zu sein.

Österreichs Bahnindustrie spielt am Weltmarkt in der Champions League. Beim Export von Schienenfahrzeugen liegt das kleine Österreich sogar in absoluten Zahlen an vierter Stelle, nur Deutschland, China und die USA liegen – knapp – vor Österreich. Pro Einwohnerin und Einwohner ist Österreich bei Schienenfahrzeugen Export-Weltmeister, verdeutlicht der VCÖ. 7,9 Prozent des gesamten Welthandels der Bahnindustrie ist „Made in Austria“. Die Unternehmen von Österreichs Bahnindustrie schaffen eine Gesamtwertschöpfung von 2,7 Milliarden Euro und sichern direkt, indirekt und induziert 28.000 Arbeitsplätze. In vielen Bereichen der Bahnindustrie ist die Nachfrage größer als das Angebot. Der VCÖ fordert verstärkte Förderungen für Umschulungen von Beschäftigen aus anderen Branchen, die ihren Job verloren haben.

„Österreichs Automobil- und Zulieferindustrie kann E-Mobilität“, erinnert VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Beispielsweise hat BMW in Steyr im Herbst mit der Vorserienproduktion von Elektromotoren begonnen. Schon heute arbeitet im ursprünglich reinen Diesel-Entwicklungszentrum ein überwiegender Teil der Beschäftigten im Bereich der E-Mobilität. Im Jahr 2030 sollen in Steyr 600.000 E-Antriebe produziert werden. AVL List in Graz wiederum hat im Herbst eine E-Achse für Langstrecken-Lkw bis 40 Tonnen vorgestellt. Bei der Nachnutzung von Elektroauto-Batterien ist das Vorarlberger Unternehmen e.battery systems ein Vorreiter. Und Österreich liegt bei Patenten in der Elektroauto-Mobilität über dem EU-Durchschnitt.

„Es ist höchste Zeit, E-Mobilität-Cluster in Österreich zu schaffen. Und die Verunsicherung der Konsumentinnen und Konsumenten durch den Schlingerkurs bei der Antriebstechnologie ist zu beenden und rasch Technologie-Klarheit zu schaffen“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Der deutsche Auto-Experte Ferdinand Duddenhöffer weist darauf hin, dass es bei Pkw „voll und ganz in Richtung Batterie-Elektrisches Auto geht“ und warnt, dass die Antriebsdiskussion „den Hochlauf der Elektromobilität zerstört“. Der IHS-Experte Christian Kimmich drängt im Interview im kürzlich erschienenen VCÖ-Magazin auf einen raschen Wandel und weist darauf hin, dass Elektro-Fahrzeuge schon jetzt „in vielen Anwendungsbereichen wirtschaftlicher sind als fossile Autos“.

Wenig Beachtung findet auch der ökonomische Fußabdruck von Gehen und Radfahren. Die Mobilität zu Fuß und mit Fahrrad schaffen inklusive dem Radtourismus in Österreich direkt, indirekt und induziert mehr als 52.400 Arbeitsplätze und generieren eine Wertschöpfung von rund 3,5 Milliarden Euro, macht der VCÖ aufmerksam. Allein im Jahr 2023 wurden in Österreich 421.000 Fahrräder im Wert von fast 1,2 Milliarden Euro verkauft. Mit woom kommt Europas erfolgreichster Kinderfahrrad-Hersteller aus Österreich. In Deutschland ist jedes vierte neu gekaufte Kinderfahrrad von woom.  

Eine Gesamtstudie für den gesamten Bereich von nachhaltiger Mobilität fehlt für Österreich. Auf Basis der vorliegenden Daten für Teilbereiche ist davon auszugehen, dass der Öffentliche Verkehr (inklusive Bahnindustrie), Gehen und Radverkehr, Elektro-Mobilität sowie Carsharing in Summe direkt, indirekt und induziert deutlich mehr als 200.000 Arbeitsplätze sichert, stellt der VCÖ fest. Und das Beschäftigungspotenzial in diesem Bereich ist in Österreich noch deutlich höher.

Quellen:
VCÖ-Magazin: Nachhaltige Mobilität – Unterschätzter Wirtschaftsfaktor, Dezember 2024
Verband der Bahnindustrie, Austrian Rail Report 2023
BMK Wirtschaftsfaktor Radverkehr, Wien  2022
Österreichische Energieagentur, TU-Wien, Econmove, Wien 2023

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Gesundheit, Preis, Emissionen: Bohnen schlagen Kunstfleisch

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Wenn du im neuen Jahr nach einer gesunden, günstigen und nachhaltigen Alternative zu Fleisch suchst, liegst du bei Gemüse genau richtig. Der Lebensmittelforscher Marco Springmann (Universität Oxford) hat in einer ausführlichen Analyse Linsen, Kichererbsen und Butterbohnen mit vegetarischen Würstchen und im Labor gezüchteten Burgern verglichen und ist zu dem Schluss gekommen, dass erstere am besten für deine Gesundheit, deine Geldbörse und unseren Planeten sind.

Die Ergebnisse zeigen, dass unverarbeitete pflanzliche Lebensmittel wie Sojabohnen, Erbsen und Bohnen am besten als Ersatz für Fleisch und Milchprodukte geeignet sind.

Gemüse statt Fleisch und Milch würde Ernährungsungleichgewichte in Ländern wie Großbritannien, den USA und ganz Europa halbieren. Und es würde die Zahl der Menschen, die vor allem an ernährungsbedingten Krankheiten wie Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs und Diabetes sterben, um ein Zehntel senken.

Die Menge an Land und Wasser, die für den Anbau unserer Nahrungsmittel benötigt wird, und die Menge der dadurch verursachten Treibhausgasemissionen würden sich mehr als halbieren, und die Lebensmittelkosten würden um mehr als ein Drittel sinken.

Verarbeitete pflanzliche Lebensmittel wie vegetarische Burger und Pflanzenmilch bieten immer noch erhebliche Vorteile für alle, die Fleisch und Milchprodukte ersetzen möchten. Aber die Emissionsreduzierung und die gesundheitlichen Verbesserungen waren um ein Fünftel bis ein Drittel geringer als bei unverarbeiteten Hülsenfrüchten, und die Kosten für den Verbraucher waren ein Zehntel höher als bei der aktuellen Ernährung.

Unverarbeitete Hülsenfrüchte waren also die klaren Gewinner der Studie. Sie schnitten aus allen Blickwinkeln gut ab, einschließlich Ernährung, Gesundheit, Umwelt und Kosten.

Überraschenderweise landete Tempeh auf dem zweiten Platz, ein traditionelles indonesisches Gericht aus fermentierten Sojabohnen, das viele der Nährstoffe der Sojabohnen ohne viel Verarbeitung oder Zusatzstoffe behält. Dies und sein relativ niedriger Preis verschafften ihm einen Vorteil gegenüber stärker verarbeiteten Alternativen wie vegetarischen Burgern.

Laborfleisch ist als Alternative ungeeignet: Bei Verwendung der aktuellen Technologie, die viel Energie verbraucht, um tierisches Gewebe im Labor zu züchten, können die Emissionen von kultiviertem Fleisch so hoch sein wie die von Rindfleischburgern, und sie sind bis zu 40.000 Mal teurer. Durch die Nachbildung von Rindfleisch sind die gesundheitlichen Auswirkungen von im Labor gezüchtetem Fleisch ähnlich schlimm.

Quelle: M. Springmann (2024): A multicriteria analysis of meat and milk alternatives from nutritional, health, environmental, and cost perspectives. In: Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 121 (50) e2319010121, https://doi.org/10.1073/pnas.2319010121 .

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Jetzt Gratis-Öffis auch in Belgrad

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Die rund 1,7 Millionen Einwohner:innen der serbischen Hauptstadt als auch Besucher:innen können ab kommendem Jahr die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos nutzen. Das kündigte der Bürgermeister Aleksandar Šapić auf an.
Es handle sich um eine soziale Maßnahme. Aber nicht nur das: Belgrad leidet unter starker Luftverschmutzung. Mehr Öffis führen zu weniger Autos und weniger Luftverschmutzung. Es ist besser für die Gesundheit der Menschen in der Stadt. Außerdem hilft das im Kampf gegen die Klimakrise.
https://www.derstandard.at/story/3000000249969/214ffentlicher-verkehr-in-belgrad-ab-1-j228nner-gratis

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Gloom and Doom, oder gutes Leben für alle? Die For-Future-Bewegung hat immer noch ein Kommunikationsproblem

Lesedauer 8 Minuten.   

von Martin Auer

Ein Leser oder eine Leserin meines Blogs im „Standard“ kommentierte kürzlich „Auch FFF (und darunter Scientists for Future) waren ja bisher auch nicht erfolgreich mit ihrem Plan, die Politik zu nötigen, dass sie drastische Einschränkungen gegen die Bevölkerung verordnet.“

Meine Antwort war: „Warum soll das Klimaticket eine Maßnahme gegen die Bevölkerung sein? Warum soll eine Fernheizung, die durch Erdwärme betrieben wird statt durch Gas eine Maßnahme gegen die Bevölkerung sein? Warum sollen Förderungen für PV-Anlagen Maßnahmen gegen die Bevölkerung sein? Warum sollen Förderungen für heizkostensparende Wärmedämmung Maßnahmen gegen die Bevölkerung sein? Warum soll Hochwasserschutz eine Maßnahme gegen die Bevölkerung sein? Warum soll mehr Grün in der Stadt eine Maßnahme gegen die Bevölkerung sein? Warum soll die Förderung gesunder Bewegung (sprich Radfahren und zu Fuß gehen) eine Maßnahme gegen die Bevölkerung sein? Warum soll das Zurverfügungstellen von öffentlichen Verkehrsmitteln eine Maßnahme gegen die Bevölkerung sein? Warum soll das Einrichten von Elektrotankstellen eine Maßnahme gegen…“

Mehr Zeichen gab das Kommentarfeld nicht her.

Die „drastischen Einschränkungen“ sind ein weit verbreitetes Framing der Freunde der fossilen Industrie. Oder ein weit verbreitetes Missverständnis. Ich will dem Poster bzw. der Posterin keine bösen Absichten unterstellen. Und ich gebe gern zu, dass die Bewegung, die weit über Fridays for Future (und Scientists for Future) hinausreicht, immer noch ein Kommunikationsproblem hat. Wir sind so negativ. Wir verbreiten Katastrophenstimmung. Gloom and doom. Wir sind zu abstrakt. Wir sprechen von Temperaturen: 1,5 Grad, 2,7 Grad, 3 Grad. Wir sprechen vom CO2-Gehalt der Atmosphäre: 350 ppm, 429 ppm. Warum soll man für eine Zahl kämpfen? Wir sind abgehoben, weltfremd und fanatisch. Uns fehlt das Augenmaß. Der Hausverstand. Wir kümmern uns mehr um die Eisbären am Nordpol als um die Menschen im Land.

Wen meine ich mit „wir“? Gar nicht leicht zu sagen, denn „wir“ haben keine Mitgliedskarten und niemanden, der für uns alle sprechen könnte. „Wir“, das sind die Wissenschaftler:innen, die uns jetzt schon seit Jahrzehnten davor warnen, wie eine Welt aussehen würde, die um 3°C wärmer ist als die unserer Urgroßeltern. Das sind die Wissenschaftler:innen, die uns aufzählen, wie viele Arten von Erdenbewohnern Jahr für Jahr immer weniger werden oder ganz verloren gehen. Die uns vorrechnen, wie viele unberechenbare Chemikalien sich in unseren Gewässern und Böden und unseren Körpern ansammeln. Das sind die Menschen, die auf die Straße gehen, um uns aufmerksam zu machen, dass wir keinen zweiten Planeten haben, auf den wir ausweichen können. Die die Politiker:innen seit Jahren drängen, endlich auf die Wissenschaft zu hören. Das sind die Grün:innen, die tree huggers und Klimakleber:innen und die Panikmacher:innen, die den Politiker:innen der Welt ein „how dare you“ ins Gesicht sagen. Rechnen Sie noch eine immer größer werdende Anzahl von Journalist:innen und Künstler:innen dazu und einen UNO-Generalsekretär.

„Es gibt wichtigere Sorgen als das Klima“

Oft bekommen wir zu hören: Die Menschen haben wichtigere Sorgen als den Klimawandel. Und eine Spezialerhebung zum Wissenschaftsbarometer der österreichischen Akademie der Wissenschaften im Dezember letzten Jahres gibt ihnen anscheinend recht. Zwar sagen nur 40 Prozent der Befragen ausdrücklich „Es gibt viele Themen, die deutlich wichtiger als der Klimawandel sind“, aber wenn gefragt wird, was denn am meisten Sorgen bereitet, steht an oberster Stelle das Gesundheitssystem. An zweiter Stelle kommt das Pflegesystem, an dritter Armut, und erst an vierter Stelle der Klimawandel. Danach folgen Zuwanderung und Bildungssystem.

Wie soll eine Klimaschutzbewegung damit umgehen? Zunächst: Wir sind keine „Klimaschutzbewegung“!

For Future ist mehr als Klima

Wir wollen nicht das Klima schützen, wir wollen die Menschen, uns alle, vor dem Zusammenbruch des Klimas schützen. Und auch das ist noch viel zu eng gefasst. Damit hat es begonnen, das stimmt, aber unsere Anliegen gehen viel weiter, denn auch andere Erdsysteme sind bedroht, auch andere ökologische Grenzen werden überschritten. Darum ist uns auch die Biodiversität ein Anliegen, die Verschmutzung durch Chemikalien und Plastik, die Verschmutzung und Überdüngung der Gewässer durch Stickstoff und Phosphor, der Raubbau an den Süßwasservorräten, die Versauerung der Ozeane. Eine recht unhandliche, aber treffendere Bezeichnung wäre: Wir sind eine Bewegung zum Schutz der Menschen vor dem Zusammenbruch der Erdsysteme. Weniger abstrakt: Unser Ziel ist, dass wir als Menschheit noch eine Zukunft auf unserem Planeten Erde haben. Also eben doch: „For Future“.

Sorge um das Gesundheits- und Pflegesystem

Aber lassen wir die großen Worte und kehren wieder auf den Boden des Hier und Jetzt zurück. Würden wir als For-Future-Bewegung den Menschen sagen: Es gibt Wichtigeres als die Gesundheit? Warum sollten wir das? Investitionen ins Gesundheitssystem sind schon einmal klima- und umweltfreundlicher als Investitionen in – sagen wir – die Kunststoffherstellung. Und erst recht Investitionen in die Pflege. Ein Mann oder eine Frau, der oder die eine bettlägerige Person wäscht und füttert und auf’s Klo führt, verursacht durch diese Tätigkeit keine schädlichen Emissionen. Auf der anderen Seite bringen der Klimawandel und die Zerstörung der Natur enorme Gesundheitsrisiken mit sich. Da ist die Belastung durch Hitze, die nicht nur krank macht, sondern auch die Arbeitsfähigkeit einschränkt. Und das wiederum führt zu Einkommensverlusten. Extreme Niederschlagsereignisse gefährden die Nahrungsmittelsicherheit, die Versorgung mit sauberem Wasser und die Entsorgung von Abwasser. Das wiederum erhöht die Gefahr von Infektionskrankheiten. Dazu kommen die Todesfälle und Verletzungen, die durch Überschwemmungen und Stürme verursacht werden.

Die zunehmende Erwärmung führt auch dazu, dass Krankheitserreger immer weiter nach Norden vordringen und hier zum Beispiel das Dengue-Fieber verbreiten. Durch die Zerstörung von Naturräumen wird der Lebensraum von Wildtieren eingeschränkt, und dadurch treffen Menschen und Tiere immer öfter zusammen. Das erhöht die Gefahr, dass Infektionskrankheiten von Wildtieren auf Menschen überspringen.

Klimaschutz nützt direkt und indirekt der Gesundheit

Aber da ist noch ein anderer Zusammenhang: Viele Maßnahmen, die zum Klimaschutz beitragen, nützen dir und mir auch hier und jetzt: Zu Fuß gehen und Radfahren sind gut für Herz und Kreislauf. Jeder Radweg, der gebaut wird, spart dem Staat ein Vielfaches an Gesundheitskosten und verlängert das Leben vieler Menschen. Verkehrsberuhigte Straßen und Gassen, die zum Flanieren verlocken, tun das ebenso. Und ebenso eine Raumplanung, die dafür sorgt, dass wir zum Einkaufen nicht an den Stadtrand fahren müssen, sondern unsere Besorgungen zu Fuß erledigen können.

Geschwindigkeitsbeschränkungen für alle Arten von motorisierten Fahrzeugen senken nicht nur die Emissionen sondern nützen unmittelbar der Gesundheit. Der Abrieb von Reifen, Bremsen und Straßenbelag belastet die Luft, die wir atmen, mit Feinstaub. Je schwerer das Auto, je dicker die Reifen, je mehr beschleunigt und gebremst wird, umso mehr Feinstaub, ob das jetzt ein Verbrenner oder ein E-Auto ist. Diese wenige Nanometer kleinen Partikel fördern Lungenkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sie hemmen auch die Wirkung von Antibiotika, sie dringen sogar bis ins Gehirn vor und könnten so Demenz fördern. Und noch etwas: Wer weniger oft ins Auto steigt, nützt nicht nur der Gesundheit seiner Mitmenschen, sondern noch mehr der eigenen: Die Feinstaubbelastung im Inneren des Autos ist doppelt so hoch wie am Straßenrand.

Dass frisches Gemüse notwendig ist, damit wir groß und stark werden, das haben uns hoffentlich die Eltern eingeprägt. Vielleicht sind sie uns damit so sehr auf die Nerven gegangen, dass wir uns erst recht Cheeseburger reingezogen haben. Und jetzt kommen diese Umweltschützer daher und wollen uns das Sonntagsschnitzel vom Tisch nehmen! Wenn es nur um den Sonntag ginge, würden wir da kein großes Theater machen. Vor allem, wenn das Schnitzel bio ist. Aber dass weniger Burger und Beefsteak, weniger Schnitzel und Backhendl, weniger Salami und Extrawurst nicht nur weniger Regenwaldzerstörung bedeuten, sondern auch weniger Typ-2-Diabetes, weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen und weniger Darmkrebs, das sollte uns die Entscheidung doch leichter machen.

Nach Schätzungen der Weltbank bringt jeder Dollar, der für den Aufbau von Klimaresilienz ausgegeben wird, eine durchschnittliche Rendite von vier Dollar, da eine bessere Gesundheitsversorgung und eine umfassendere Infrastruktur den Gemeinschaften zugutekommen und nachhaltige Auswirkungen auf zahlreiche Sektoren haben.

Die Sorge um die Lebenshaltungskosten

Kommen wir zur Sorge vor steigenden Lebenshaltungskosten und Armut. Die Armut zu bekämpfen ist ein zentrales Anliegen der For-Future-Bewegung für den Schutz der Menschen. Das Schlagwort heißt „Klimagerechtigkeit“. Klima- und Umweltschutz sollen nicht auf Kosten der weniger Wohlhabenden gehen. Richtig gemacht, können Klimaschutzmaßnahmen auch unmittelbar die Geldbörse entlasten. Eine Verbilligung des öffentlichen Verkehrs senkt Emissionen und Lebenshaltungskosten: Mit Stand Ende Oktober 2023 besaßen rund 272.000 Personen ein Österreich-Klimaticket. 50 Prozent aller Ticket-Inhaber:innen, die grundsätzlich auch ein Auto nutzen, gaben in einer Erhebung an, ihr Mobilitätsverhalten bereits nach einem Jahr zugunsten des öffentlichen Verkehrs geändert zu haben. 20 Prozent der Bahnfahrten mit Klimaticket wären sonst mit dem Auto gefahren worden.

Ein anderes Beispiel ist der Klimabonus, der durch die CO2-Steuer finanziert wird. Wer weniger CO2 emittiert − und das sind nicht nur Öko-Freaks, sondern auch Menschen, die sich gar kein Auto leisten können − profitiert davon, weil er oder sie weniger an CO2-Steuer bezahlt, als der Klimabonus ausmacht. Und in dem Maß, wie der CO2-Preis erhöht wird, erhöht sich auch dieser Vorteil. Dass der Preis für eine Tonne CO2 noch lange nicht reicht, um die Schäden auszugleichen, die diese Tonne verursacht, steht auf einem anderen Blatt.

Unwetterkatastrophen wie die Überschwemmungen vom September machen nicht nur die direkt Betroffenen arm. Das Geld, das der Staat für Katastrophenhilfe ausgeben muss, fehlt anderswo. Wenn Unwetterkatastrophen immer häufiger und schwerer werden, fehlt irgendwann das Geld für die Pensions- und Krankenkassenzuschüsse. Die gesamtwirtschaftlichen Kosten der Hochwasserkatastrophe von 2002 betrugen 2,9 Mrd. Euro. Wegen der immer häufigeren Katastrophen erhöhen die Versicherungen die Beiträge der Landwirt:innen. Und damit steigen auch die Lebensmittelpreise.

Prinzipiell tritt die For-Future-Bewegung für den Abbau sozialer Ungleichheiten ein. Menschen mit geringem Einkommen haben oft nicht die finanziellen Mittel oder die Anreize, um in kostspielige energieeffiziente oder CO2-arme Produkte zu investieren. Zum Beispiel leben in wohlhabenden Ländern ärmere Menschen in weniger energieeffizienten Behausungen. Da sie meistens in Mietwohnungen leben, fehlt ihnen der Anreiz, in energieeffiziente Verbesserungen zu investieren.

Sicherlich, Investitionen in Gesundheit, Pflege, öffentlichen Verkehr, Bildung, Hochwasserschutz, Stadtbegrünung und so weiter kosten erst einmal Geld, bevor sie Einsparungen bringen. Woher könnte das kommen? Kleiner Hinweis: Zwei Drittel der Österreicher:innen sind für eine Millionärssteuer. Die würde bewirken, dass 2 Prozent der Bevölkerung einen maßgeblichen Beitrag für die Allgemeinheit leisten würden.

Die Sorge um den Arbeitsplatz

Laur einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes, schreibt die „Welt“, ist jeder fünfte Beschäftigte bei der Arbeit im hohen oder sehr hohen Maß von Klimaschutzmaßnahmen betroffen, Besonders stark sind die Zukunftssorgen, wenn es keine betrieblichen Weiterbildungsmöglichkeiten gibt. Ohne solche Angebote machen sich 43 Prozent sehr häufig Sorgen um ihre berufliche Zukunft. Wenn umfassende Angebote vorhanden sind, dann nur 11 Prozent.

Man kann die Sache so sehen, dass Klimaschutzmaßnahmen Arbeitsplätze gefährden, man kann es aber auch so sehen, dass es der Klimawandel ist, der Arbeitsplätze gefährdet.

Die österreichische Unternehmensberatung DeLoitte stellt fest: Jeder vierte Arbeitsplatz ist durch den Klimawandel gefährdet. Mehr als 800 Millionen Jobs weltweit sind betroffen. Vor allem die Bereiche Landwirtschaft, Energie und Bergbau, Schwerindustrie und verarbeitendes Gewerbe, Transport sowie Bauwesen sind laut dieser Analyse angesichts der immer größer werdenden Klimakatastrophe besonders fragil.

Es stimmt: Die Eindämmung des Klimawandels wird eine Neuverteilung der Arbeit erfordern. Und die soll gerecht vor sich gehen. Das Schlagwort heißt „Just Transition“. Schädliche Arbeit muss durch sozial nützliche Arbeit ersetzt werden. Es gibt neue Produktionen wie PV-Anlagen, Windräder, Wärmepumpen, Energiespeicher, E-Autos. In der Bauwirtschaft muss eine Verschiebung vom Neubau zur Sanierung stattfinden. Es wird aber nicht möglich sein, einfach die Energiebasis zu ändern und ansonsten weiterzumachen wie bisher. Die Alternative zur Verbrenner-Produktion ist nicht nur die Produktion von E-Autos, sondern Arbeit muss zur Produktion von Bahnen, Bussen etc. verlagert werden. Die Produktion von Anlagen für erneuerbare Energie wird durch die Verfügbarkeit sauberer Rohstoffe begrenzt. Emissionen zu verringern, indem man die Natur auf andere Weise zerstört, kann nicht das Ziel sein. Vor allem für die jungen Menschen in Ausbildung sollte eine Verschiebung zur Care-Economy (Gesundheit, Pflege, Bildung, Sport, Kultur) als Ziel attraktiv sein, wenn diese Berufe sozial und ökonomisch aufgewertet werden.

Die For-Future-Bewegung fordert nicht nur den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, sondern setzt sich auch dafür ein, dass die Löhne und Arbeitsbedingungen in diesem Sektor attraktiv sind. Dafür ist „Wir fahren gemeinsam“ ein Beispiel, das Bündnis der Klimabewegung mit der Gewerkschaft vida und den Busfahrer:innen des öffentlichen Verkehrs. Die 15.000 Fahrer:innen der privaten Buslinien, für die gerade Kollektivvertragsverhandlungen anstehen, fechten einen gewerkschaftlichen Kampf um menschenwürdige Arbeitsbedingungen aus: Arbeitstage über zwölf Stunden, keine Nacht- und Sonntagszuschläge und fehlende Infrastruktur wie Pausenräume oder Toiletten bringen die Busfahrer:innen an ihre psychischen und physischen Grenzen. Unter diesen Bedingungen verlassen viele, die können, den Beruf und zu wenige junge Leute kommen nach. Dabei würden noch ein paar Tausend gebraucht. Das kann nicht im Interesse der Menschen sein, die auf verlässliche und ausreichend häufige Busverbindungen angewiesen sind. Und man kann Menschen auch nicht vorschlagen, doch das Auto stehen zu lassen und öffentlich zu fahren, wenn der öffentliche Verkehr einfach unzureichend ist. Deshalb unterstützen Fridays for Future und System Change, not Climate Change gemeinsam mit der Gewerkschaft vida die Busfahrer.

Übrigens: Laut der aktuellen Greenpeace-Umfrage fordern 81 % der Österreicher:innen politische Maßnahmen gegen die Klimakrise. Und drei Viertel der Befragten wollen sich selbst klimafreundlicher verhalten.

Der Beitrag erschien zuerst in Der Standard, 17.12.2024

Titelmontage: Martin Auer

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Buslenker:in: Grüner Job, aber mieser Job

Lesedauer < 1 Minute.   

Damit der Ausbau des öffentlichen Verkehrs gelingen kann, braucht es dringend mehr Buslenker:innen. Schon jetzt sucht die Busbranche händeringend nach Arbeitskräften. Das liegt vor allem an den schlechten Arbeitsbedingungen. Zu wenig Einkommen, unzureichender Zugang zu sanitären Anlagen und ein allgemein hoher Arbeitsdruck gehören zum Arbeitsalltag in der Branche. Verbesserungen sind deshalb dringend notwendig. Eine aktuelle Studie vom Institut für Soziologie der Uni Wien zeigt detailliert auf, was sich die Buslenker:innen in der privaten Autobusbranche wünschen, um ihren Beruf attraktiv zu gestalten.

Weiterlesen im A&W-Blog

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Die Zukunft der Anderen

Lesedauer 7 Minuten.   

Sophie Elaine Wolf, AG Öffentlichkeitsarbeit

Das Jahr 2024, so scheint es, hat heftig auf die Bremse getreten, was das Engagement für den Klimaschutz betrifft: Trumps Wiederwahl, zahn- und zahlenlose internationale Verhandlungen zum Schutz der Biodiversität und des Klimas und nicht zuletzt Klimabewegungen, die sich zurückziehen oder gleich ganz auflösen. Resignation aufgrund fehlender sichtbarer Resultate und Frustration, weil nur Gegenwind kommt… sie ist verständlich. Anlass genug sich zu fragen, ob Aufgeben wirklich einen Option ist und welche Alternativen wir haben.

Aufgeben?

Individuell geben wir auf, wenn wir keine Hoffnung mehr haben, unsere Kräfte erschöpft sind oder der Weg nicht weiter führt. Doch wann geben wir als Kollektiv auf? Das hängt ganz davon ab, wie das „wir“ definiert ist, und damit sind wir bei der Frage, wie mensch sich im Klimaaktivismus engagiert. Folgt man einer jüngeren Publikation, so lassen sich drei Blöcke identifizieren, die mobilisieren und antreiben: Das Gefühl der Wirksamkeit, Moral & Wut und Identifikationsmöglichkeiten mit anderen Personen in engagierten Gruppen.1 Eine Metastudie kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Sie identifiziert vier Kernmotivationen, dank derer Menschen sich besonders effektiv mobilisieren lassen: Eine gesellschaftliche Norm, in der Klimaaktivismus u. ä. positiv konnotiert ist (descriptive norms); die Sorge um die Klimakrise und deren Auswirkungen (negative effect); die Überzeugung, dass (politische) Maßnahmen Wirkung zeigen (outcome efficacy) und das Gefühl, dass mensch mit dem eigenen Tun Resultate erzielt (self-efficacy).2 

Wir brauchen also persönliche Auslöser, die uns dazu bringen, Teil einer oder mehrerer Gruppen zu werden, die sich engagieren. Dann brauchen wir Erfolgserlebnisse auf persönlicher und kollektiver Ebene und eine anhaltenden Besorgnis.

An Letzterer mangelt es leider nicht, da sind wir uns sicher einig.

Bei den anderen sieht es offensichtlich schon ganz anders aus. Wir können schlussfolgern: Aufgeben passiert kollektiv dann, wenn die Wirkung ausbleibt, die Gruppenbindung bröckelt und die Wut der Verzweiflung weicht.  

Weitermachen!

Nun hat das Kollektiv ein Gutes: Es ist in ständigem Wandel begriffen und setzt sich aus vielen Individuen zusammen. Das bedeutet, es gibt kein kollektives Aufgeben aller Klimabewegungen, kollektives Aufgeben ist schlicht keine Option. Solange wir leben besteht noch Hoffnung. Es besteht Hoffnung, weil es eine „letzte“ Generation in jeder Stadt, in jeder Nation, auf jedem Kontinent dieser Erde gibt. Es besteht noch Hoffnung, da 8 Milliarden Menschen nie einer Meinung sein werden und es immer neue Menschen geben wird, die die Herausforderung annehmen. Es besteht noch Hoffnung, weil Kinder diese Erde bevölkern: Sie sind die Zukunft. Sie sind unsere Hoffnung, unsere Verantwortung und sie können unser Antrieb sein.

Wut und Moral

Wem gehört die Welt? Die Letzte Generation mag aufgegeben haben unter dem Eindruck, dass die Welt den Reichen und Mächtigen gehört. Es erweckt den Anschein und das kann eine ganz schöne Wut erzeugen. Genauso wie es Wut erzeugen sollte, dass Jahrzehnte lang die Wissenschaft ignoriert worden ist und Einzelpersonen, Konzerne und Politik Desinformationskampagnen geführt haben, die der absurdeste Dystopie entsprungen scheinen. Doch tatsächlich gehört sie uns allen und damit vor allem jenen, die nach uns kommen: den Kindern. Und diese Kinder gehören einer Generation an, die anders ist, als die vorhergehenden: Sie wachsen auf in einer Zeit, in der die breite Bevölkerung rund um den Globus Bewusstsein um unsere Situation und den Zustand des Planeten erlangt hat – oder zumindest in der Lage wäre, dieses zu erlangen. Keine der Generationen, die zu diesem Zeitpunkt bestehen, kann noch behaupten, sie hätten nichts gewusst. Wir haben die Mittel und Wege uns zu informieren und damit das nötige Wissen.

Wissen ist Verantwortung

Verantwortung, nach unserem besten Wissen und Gewissen den Planeten für die zukünftigen Generationen in einen besseren Zustand zu versetzen, eine Welt zu hinterlassen, die noch Hoffnung darauf hat, dass auch die Menschen in ihr Platz haben. Die Zukunft gehört uns nicht, auch der Planet, den wir ausnutzen, gehört uns nicht, aber eines gehört uns: Unser Verstand und mit unserem Verstand kommt die Verantwortung. Wir wissen, dass wir so nicht weiter leben können. Wir wissen, dass wir für die Situation, in der sich der Planet befindet, verantwortlich sind, in jeder Hinsicht: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wir tragen die Verantwortung, nicht allein jene, die Kinder „in die Welt gesetzt“ haben oder die Generationen vor uns, die sich willens oder durch mangelnde Information des Nicht-Handelns schuldig gemacht haben. Insbesondere das „wir“ jener Nationen, die im Verlauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte den Planeten über alle Maßen ausgenutzt und dabei jegliche Menschenrechte mit Füßen getreten haben, trägt die Verantwortung. Sie waren es, die sehenden Auges ihre Welt aus Ungerechtigkeiten errichtet haben, doch wir sind die Erben der historischen Verantwortung unserer „Wohlstandsgesellschaft“. Wir sind auch aktiv jene, die das System der Ausbeutung fortsetzen und darauf eine hanebüchene Zukunftsprojektion einer grünen Technologie-Zukunft aufbauen, in der immer weiter die Rohstoffe unseres gemeinsamen Planeten und Millionen von Menschenleben für den vermeintlichen Fortschritt einer kleinen privilegierten Minderheit ausgebeutet werden. Und so sehr wir persönlich auch verzichten, reduzieren oder anderweitig nach alternativen Modellen leben: Wir sind Teil einer Gesellschaft, in der wir es nicht vermeiden können, tagtäglich dem Planeten zu schaden. 

Verantwortung

Wir sind Teil des Systems und haben damit die Verantwortung selbiges zu kritisieren und zu verändern. Es ist wichtig sich bewusst zu machen, dass Zukunft ein Luxus ist. Global gesehen ist der Zugang zu Bildung oder zu einem stabilen Gesundheitssystem ein Luxus, wie auch die Möglichkeit, Pläne nicht nur für morgen sondern auch für das kommende Jahr zu machen. Eigentlich aber zählen wir all das zu den Menschenrechten, die für alle ohne Unterscheidung gelten sollten.

Art. 25 (1) Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen, sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.

Wir haben es als Menschenrecht definiert, als ein Ideal, nach dem es zu streben gilt. Globale soziale Gerechtigkeit wäre das Resultat, würden wir die Menschenrechte auch tatsächlich umsetzen, auf der ganzen Welt. Es ist eine Utopie, vielleicht auch eine Mission Impossible. Doch das Streben nach Höherem, nach einer besseren Zukunft, die Projektion des scheinbar Unmöglichen aber Vorstellbaren, kurz unsere Fantasie ist es, die uns zu Menschen macht. Denn wenn wir an die Menschenrechte, an Gleichberechtigung, an das Recht auf Zukunft und an den Wert jedes einzelnen Lebewesens glauben, dann können wir nicht anders, als uns unserer Verantwortung zu stellen.

Verantwortung klingt nach Zwang und bekanntlich kommt mit Zwang Widerstand und mit Widerstand Energieverlust. Für manche mag die Perspektive der Verantwortung daher kontraproduktiv wirken. Doch schauen wir genauer hin, ist Verantwortung eigentlich das Instrument schlechthin aus der Trickkiste des Mensch-Seins: Verantwortung ist das Ende der Belanglosigkeit und des Egoismus. Mit der Verantwortung kommen Inhalte und Werte, Verantwortung stellt uns das Ziel vor Augen. Sie lässt uns den inneren Schweinehund überwinden, die letzte Meile gehen, die letzten Reserven abrufen. Verantwortung macht uns alle zu Held:innen. 

Held:innen

Wir wollen also Gutes tun – nur, Was und Wie? Erster Schritt: Erkenne dich selbst. Wir kennen uns am besten (oder so hoffen wir) und selbst wenn wir etwas übersehen: Unser ganz persönliches Gewissen, dass mit offenen Augen in die Zukunft schaut, weiß, was wir können, wie viel Kraft wir haben und wie wir diese immer wieder neu schöpfen können. Jede:r kann sich auf ganz eigene Art und Weise, nach den eigenen Talenten und Möglichkeiten engagieren. Für eine Zukunft aktiv werden, die uns nicht gehört, aber eine, die wir ermöglichen müssen. Angefangen bei unserer Haltung und unseren Werten, die wir jeden Tag in die Welt hinaustragen, die wir unseren Kindern, unserer Familie, unserem Umfeld vermitteln.

Nach unserem Gewissen zu handeln bedeutet dabei nicht, die Dinge im kleinen Stil zu machen, sondern ehrlich zu sich selbst zu sein: Was kann ich wirklich tun und kann ich mehr tun? Wissen schafft Verantwortung und so sollten Wissenschaftler:innen, die faktenbasierte Kritik am Status quo und einer unsäglich trägen oder gleich unverantwortlich blinden Politik üben, nicht abgestraft werden. Sondern sie sollten diese Verantwortung tatsächlich – wie in einem hippokratischen Eid – wahrnehmen, ihr Wissen verantwortungsvoll im Sinne des Wohlergehens der globalen Bevölkerung verbreiten. Aber auch Talent schafft Verantwortung: Manche Menschen können mobilisieren, andere organisieren oder diplomatisch vermitteln, wieder andere bringen ihre Netzwerk in die Klimabewegung ein. Ganz entscheidend kommt die Verantwortung mit dem Bewusstsein unseres Privilegs: Die meisten von uns können sich engagieren, ohne um Leib und Leben zu fürchten. Mittlerweile gibt es auch in den westlichen Rechtsstaaten Fälle von absurden Strafen für friedlichen Aktivismus (bspw. Just Stop Oil)3, aber kein System kann in irgendeiner Form rechtfertigen, dass Menschen rund um den Globus für ihren Aktivismus sterben müssen, und dennoch passiert es. Allein 2023 wurden einem Bericht zufolge 169 Menschen aufgrund ihres Engagements gegen die Klimakrise getötet.4 Sein wir also aktiv und bleiben wir aktiv, denn das Recht auf Protest ist eines, das mit allen Mitteln verteidigt werden muss: Für uns und für alle Menschen auf dieser Erde.

Der Treibstoff für unseren Motor

Sich ein erstes Mal zu engagieren in der Klimabewegung ist der einfache Teil der Übung. Die Schwierigkeit jedes freiwilligen – unentgeltlichen – Engagements liegt darin begründet, dass dieses zum Rest unseres Lebens passen muss: Wir müssen Zeit dafür finden oder dafür schaffen und das tun wir nur so lange keine anderen Aspekte unseres Lebens größere Priorität erlangen. Aktivismus kann langfristig nicht aus einer Mode heraus betrieben werden oder gespeist werden aus Gefühlen wie Angst oder Wut. Negative Gefühle sind zwar mitunter mächtige Orkane, reiben aber genauso auf und haben einen enormen emotionalen Energieverbrauch. Wenn wir es ernst meinen mit unserem Engagement, müssen wir uns also auch dahingehend befragen, wie wir unsere Akkus aufladen.

Antrieb und Kraft schöpfen Menschen aus vielen verschiedenen Dingen und dort sollte jede:r ansetzen, ganz bewusst und individuell. Ein essentielles Element mögen Übungen fürs innere Auge sein: Von den großen, globalen Zielen immer wieder auf das Detail und die „kleinen“ Erfolge blicken und sich bewusst machen, dass auch das große Ganze nur aus einzelnen Elementen zusammengesetzt ist. So etwa mag die Gewissheit helfen, dass es für manche Entscheidungsträger:innen in politisch relevanten Positionen essentiell ist, die Rückendeckung durch die Bevölkerung, Bewegungen und NGOs auch tatsächlich zu spüren. Oder wir freuen uns einfach über eine gelungene Veranstaltung, ein positives Feedback zu einer Aktion oder darüber, dass diese in der Tageszeitung erwähnt wird. Und dann wieder sind da die großen Ideen, die Utopien einer anderen Zukunft, die uns anspornen können. Besonders, wenn nicht wir allein im stillen Kämmerlein davon träumen, sondern wenn diese von global Playern gezeichnet werden. Erst im September diesen Jahres hat die UN, ähnlich den Menschenrechten, die Declaration on Future Generations verabschiedet, die eine andere Welt entwirft.5 Eine Welt, die utopisch erscheinen mag, die uns jedoch an unsere Menschlichkeit erinnert und klare Worte findet. Auch ein so symbolisch deklariertes, gemeinsames, globales Ziel kann uns motivieren, jeden Tag aufs Neue die Kraft aufzubringen, weiter zu machen.

Wenn mensch persönlich ganz eigene Wege der Regeneration findet, gibt es auf kollektiver Ebene einen entscheidenden Faktor: die Wertschätzung. Gerade bottom-up Bewegungen charakterisieren sich durch eine nicht hierarchische Organisationsstruktur, die ihre ganz eigenen Herausforderungen mit sich bringt. Für sie ist es von enormer Relevanz, dass die Mitglieder sich untereinander Wertschätzung entgegenbringen auf allen Ebenen: In den Meetings, in der Aufgabenverteilung, dem Mitspracherecht bis hin zu jenen Momenten, in denen Erfolge zelebriert werden. Wenn mensch sich in der Gruppe wertvoll fühlt, dann schöpfen wir daraus die Kraft, weiter zu machen und gemeinsam neue Herausforderungen anzugehen.

Die Zukunft der Anderen

Von dem ersten Kennenlernen und dem großen Enthusiasmus bis hin zur Ernüchterung und der Frage, wie sich die Leidenschaft erhalten kann: Das Engagement in der Klimabewegung ist eine Art Beziehung und als solche braucht es Zuwendung und Wertschätzung und eine Perspektive. Sind diese gegeben, haben wir keinen Grund, aufzugeben, im Gegenteil: Dann ist Liebe die sich selbst erneuernde Energiequelle, die uns kollektiv die Kraft verleiht, die Welt zu verändern. Gebt also nicht auf, sondern übernehmt Verantwortung: Für das was ihr liebt und für die Menschen, die ihr liebt. Übernehmen wir Verantwortung für die Zukunft, die nicht uns gehört, deren Fundamente aber von uns gelegt werden. Übernehmen wir endlich Verantwortung für die Zukunft der Anderen.

  1. Klimabewegt – Die Psychologie von Klimaprotest und Engagement, hrsg. v. Karen Hamann, Paula Blumenschein, Eva Junge, Sophia Dasch, Alex Wernke und Julian Bleh, hier zum Download: https://www.wandel-werk.org/materialien. Zusammefassung bspw. hier: https://www.mdr.de/wissen/psychologie-des-klimawandels-motivation-zum-handeln-100.html ↩︎
  2. Eine Zusammenfassung auf Deutsch: https://www.klimawandelanpassung.at/newsletter/nl40/kwa-motivationanpassung, die App: https://climate-interventions.shinyapps.io/climate-interventions/, und der wissenschaftliche Aufsatz: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adj5778  ↩︎
  3. https://www.theguardian.com/uk-news/article/2024/aug/01/just-stop-oil-protesters-jailed-climbing-gantries-block-m25https://juststopoil.org/2024/09/06/five-just-stop-oil-supporters-handed-up-to-3-year-sentences-as-prisons-overflow-and-un-chief-warns-of-red-alert-for-humanity/.  ↩︎
  4. https://www.globalwitness.org/en/campaigns/environmental-activists/missing-voices/. ↩︎
  5. Dokument des Summit of the Future der UN inkl. der Declaration hier zum Download: https://www.un.org/sites/un2.un.org/files/sotf-pact_for_the_future_adopted.pdf. Insbesondere ist relevant, dass die Erklärung beginnt mit den Worten: „In order to seize the opportunity that present generations possess to leave a better future for generations to come and to fulfil our commitment to meet the demands of the present in a way that safeguards the needs and interests of future generations, while leaving no one behind, we will observe the following guiding principles: … 5. A clean, healthy and sustainable environment, where humanity lives in harmony with nature, must be created and maintained by urgently addressing the causes and adverse impacts of climate change and scaling up collective action to promote environmental protection“. ↩︎
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Ölkonzerne sponsern medizinische Forschung

Lesedauer < 1 Minute.   

In den letzten sechs Jahren waren 14 Ölkonzerne an 1.197 medizinischen Forschungsartikeln beteiligt, entweder indem sie die Forschung direkt finanzierten oder indem sie einen der Autoren beschäftigten, wie eine Untersuchung der medizinischen Fachzeitschrift BMJ ergab. Ein Großteil der Forschung hat keinen offensichtlichen Bezug zu fossilen Brennstoffen, aber das Sponsoring verschafft den beteiligten Unternehmen einen Imagevorteil und kann dazu beitragen, ihren Einfluss unter Gesundheitsexperten zu erhöhen.

„Forschungsjournale und akademische Institutionen müssen ihre Zusammenarbeit mit der fossilen Brennstoffindustrie überdenken“, sagt die Gesundheitsforscherin Anna Gilmore.

Quelle: https://www.bmj.com/content/387/bmj.q2589

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