Extremwetter und Klimawandel – Wie hängt das zusammen?
von René Sedmik

Lesedauer 5 Minuten.   

Der kälteste Frühling seit 30 Jahren in Österreich, nie dagewesene Hitze in Kanada, ein Tornado der Stärke 4 an der tschechischen Grenze, und über hundert Tote bei einem Hochwasser in Deutschland.

Viele Menschen meinen, das hätte es schon immer gegeben. Andere sehen die Wetterereignisse als Auswirkung des Klimawandels.

Wir geben eine wissenschaftlich begründete Antwort auf die Frage, ob und wie diese Ereignisse mit dem Klimawandel zusammenhängen.

Kurze Antwort für Ungeduldige:

Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Stürme, Starkregen oder Dürre gab es immer. Sie sind die Folge des lokalen Zusammenspiels vieler Faktoren und – wie der Name schon sagt – Extreme des Wetters. Der Klimawandel bewirkt über unterschiedliche Mechanismen, dass solche Extreme deutlich häufiger und intensiver werden. Die wärmere Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf und regnet mehr wieder ab. Manche Gebiete werden dadurch trockener, andere feuchter. Die höhere Temperatur und größere Temperaturunterschiede verändern auch Windströmungen, die heiße Luft aus den Tropen in Richtung Pole und kalte Polarluft in Richtung Äquator bringen, so dass Hitze- und Kältewellen entstehen. In den nächsten Jahrzehnten ist auch in Österreich mit einer kontinuierlich steigenden Zahl von Wetterkatastrophen und den entsprechenden Folgen zu rechnen.

Ausführliche Antwort

Erderwärmung und Jetstream

Auf der Nordhalbkugel ist der polare Jetstream von wesentlicher Bedeutung für das Wetter. Es handelt sich dabei um ein Windband, das sich zwischen dem 40. und 60. Breitengrad in großer Höhe rund um den Globus von West nach Ost bewegt. Der Jetstream entsteht durch den Druckunterschied zwischen dem Nordpol und den Tropen, welcher eine Nord-Süd Strömung bewirkt, die wiederum durch die Corioliskraft1 in östliche Richtung abgelenkt wird. Hindernisse wie etwa die Rocky Mountains oder der Himalaya lenken den Strom ab. Es kommt zu wellenförmigen Verformungen des Jetstreams – sogenannte Rossby-Wellen. Eine nordwärtige Welle zieht warme Luft aus dem Süden mit – ein Hoch entsteht. Eine südwärtige Welle transportiert umgekehrt kalte polare Luft und Tiefdruckgebiete in unsere Breiten. Somit beeinflussen die Rossby-Wellen unser Wetter.

„Der Jetstream (hier als Band eingezeichnet) trennt kalte (blaue) Luftmassen um die Pole von warmen Luftmassen (rötlich) in äquatorialen Gebieten. Bisher normale Rossby Wellen (a) werden durch die Verlangsamung des Jetstreams größer (b) und können sogar abgeschlossene „Tropfen“ bilden (c).
Quelle: Wikimedia Commons

Durch den Klimawandel, welcher die Pole deutlich stärker erwärmt als gemäßigte Breiten, schwächt sich der Druckgradient2 zwischen Pol und Tropen ab und der Jetstream wird schwächer. Umfangreiche Studien haben gezeigt, dass diese Abschwächung dazu führt, dass Rossby Wellen deutlich stärker mäandern und länger am selben Ort bleiben. Für unser Wetter bedeutet das, dass Hochs und Hitze länger bleiben, wodurch sich die Hitze lokal verstärken kann wie in den USA und Kanada im Juni 2021 – eine Hitzewelle entsteht. Umgekehrt kann über längere Zeit kalte polare Luft zu uns transportiert werden – ein kalter Frühling wie 2021 in Mitteleuropa ist die Folge.

 Am Beispiel der Hitzewelle im Juni 2021 in Kanada sieht man, wie eine Rossbywelle einen „Warmlufttropfen“ einschließt und somit warme Luftmassen lokal festhält. Der Tropfen kann sich immer weiter erwärmen – eine Hitzewelle entsteht. (Grafik: Martin Auer, nach BBC)

Unwetter und Regen

Neben Hitzewellen treten derzeit auch starke Unwetter auf. Regenfälle mit 100 l/m² und Tag sind in den Tropen keine Seltenheit, stellen in Mitteleuropa aber eher die Ausnahme dar. Der Grund ist, dass wärmere Luft mehr Wasser aufnehmen kann als kalte3. Wenn dieses Wasser dann bei einem Gewitter wieder als Regen fällt, kommen große Regenmengen zusammen. Kommen nun vermehrt warme Luftmassen vor, können in diesen auch stärkere Gewitter und Schauer entstehen – wie im Westen Deutschlands am 14. Juli oder in Salzburg am 17. Juli. Ein weiterer Effekt ist, dass durch mehr Wärme stärkere Winde in Gewittern erzeugt werden. Eispartikel zirkulieren durch diese Winde zwischen den unteren Regenzonen und großen Höhen, wobei bei jeder Runde eine Eisschicht hinzukommt. Sind die Winde nun stärker, können Eispartikel länger wachsen bevor sie als Hagel fallen. Werden die Winde in einer Gewitterzelle sehr groß, können auch starke Scherkräfte entstehen, welche die Zelle rotieren lassen – eine sogenannte Superzelle entsteht. Hier kommen zu den vertikalen Konvektionswinden in der Gewitterwolke auch horizontale Strömungen. Stimmt die lokale horizontale Windrichtung nicht mit der umgebenden Windrichtung überein kommt es zu Verwirbelungen und Tornados können entstehen. Während kleine Tornados überall auf der Welt entstehen, sind stärkere Tornados in Mitteleuropa eher die Ausnahme. Mit zunehmender Gewitterstärke und Häufigkeit steigt aber auch die Gefahr für starke Tornados, so wie jener an der tschechisch-österreichischen Grenze am 24. Juni 2001, der die zweitstärkste Kategorie F4 auf der Fujita Skala erreichte.

Der Klimawandel selbst verursacht diese Extremwetterereignisse nicht direkt. Jedoch bewirkt er dass statistisch gesehen häufiger die notwendigen Bedingungen entstehen, die Extremwetter möglich machen und auch stärker werden lassen.

Hier noch ein kleiner Literaturüberblick für jene, die gerne mehr wissen möchten:

Hitzewellen

Das Auftreten von Hitzewellen wurde sowohl empirisch als auch prädiktiv ausführlich untersucht. Hier sind besonders Städte betroffen, da durch die stark konzentrierte Bodenversiegelung und geringe Biomasse natürliche Kühleffekte fehlen. Beton und Asphalt heizen sich in der Sonne stark auf und halten die Wärme auch in den Nachtstunden länger. Im Vergleich zum Zeitraum 1981–2010 werden 2050 in Wien kurze Hitzewellen wahrscheinlich mehr als drei Mal so oft auftreten (die Wahrscheinlichkeit steigt von 12% auf 40%) und starke Hitzewellen mit deutlicher Übersterblichkeit viereinhalb Mal so oft (die Wahrscheinlichkeit steigt von 3,5% auf 16%).4. Für den Zeitraum 2070–2100 steigen diese Wahrscheinlichkeiten nochmals stark an: kurze Hitzewellen 85%, starke Hitzewellen 70%.

Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen in Prozent. Die Grafik zeigt für alle europäischen Städte an, wie wahrscheinlich es ist, dass im Zeitraum 2050 bis 2100 die Höchsttemperaturen des Zeitraums 1950 bis 2000 übertroffen werden. Diese Wahrscheinlichkeiten gelten für den Fall, dass global keine nennenswerten Anstrengungen unternommen werden, um den Klimawandel einzudämmen, das sogenannte RCP 8,5 Szenario. Da es auch für dieses Szenario eine Schwankungsbreite gibt, zeigt diese Grafik ein Ergebnis an, das in der Mitte zwischen dem günstigsten und dem ungünstigsten liegt.
Quelle: Guerreiro et al. (2018) https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/aaaad3

Für Innsbruck, Graz und Wien ist unter der Annahme, dass keine Anstrengungen zur Eindämmung des Klimawandels unternommen werden, eine Zunahme von 25%, 25% und 23% in der jährlichen Anzahl der Hitzetage sowie ein Anstieg von rund 9°C (alle Städte) in der dabei maximal erreichten Temperatur ab 2050 vorhergesagt.5 Auch die jüngsten Hitzewellen wurden quantitativ erforscht. Man fand, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit für eine Hitzewelle wie jene in Kanada 2021 mit fast 50°C im Vergleich zu zur Zeit um 1900 150 Mal wahrscheinlicher gemacht hat7. Während es sich ohne menschgemachten Klimawandel um ein Ereignis handelt, das einmal alle 1000 Jahre stattfinden würde, muss man bei 2°C globaler Erwärmung alle 5-10 Jahre mit einer derartigen Hitzewelle rechnen.

Starkregen, Unwetter und Überflutungen

Auch die Zunahme von Starkregenereignissen ist statistisch signifikant. Global zeigen Studien8 einen Anstieg von 31% in der Häufigkeit von Starkregen in nördlichen gemäßigten Breiten zwischen 1980 und 2010. Dieser wird lokal auch mit einem Anstieg von rund 100% in der Wahrscheilichkeit für Flutereignisse in größeren Flüssen in Verbindung gebracht9. Klimamodelle erfassen lokale Starkregenereignisse erst in kürzerer Zeit10, zeigen aber generell, dass die Intensität von Stürmen und Schauern sogar stärker als die Wasseraufnahmefähigkeit mit der Temperatur – und damit mit fortschreitendem Klimawandel – steigt. Damit einher geht auch eine gesteigerte Wahrscheinlichkeit für Flutereignisse.

Der Zusammenhang zwischen Klimawandel und Extremwetterereignissen wurde intensiv erforscht. Einen vollständigen wissenschaftlichen Überblick gibt es hier:  https://assets.climatecentral.org/pdfs/WWA_NRC_Attribution_Report_March2016.pdf


1 Die Coriosliskraft entsteht durch die Drehung der Erde um ihre Achse. Sie ist am Äquator am stärksten und nimmt gegen die Pole zu ab.

2 Gradient: Gefälle

3 Die Wasseraufnahmekapazität von Luft steigt pro Grad Celsius um 6.5%: Ali et al. Geophys. Res. Lett. 48, e2020GL090317, doi:10.1029/2020GL090317 .

4 Smid et al Urban Climate 27, 388 (2019), doi: 10.1016/j.uclim.2018.12.010

5 Guerreiro et al. Env. Res. Lett. 13, 034009 (2018), doi: 10.1088/1748-9326/aaaad3

7 Philip et al, Scientific Report. (2021), https://www.worldweatherattribution.org/wp-content/uploads/NW-US-extreme-heat-2021-scientific-report-WWA.pdf

8 Lehmann et al. Climatic Change 132, 501 (2015), doi: 10.1007/s10584-015-1434-y

9 Philip et al. J. Hydrometeorol. 19, 1881 (2018), doi: 10.1175/JHM-D-18-0074.1

10 Fowler et al. Phil.Trans.R.Soc.A 379, 20190541, doi: 10.1098/rsta.2019.0541

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Das Ende der Menschheit verschieben
Erfahrungen mit dem En-ROADS-Weltklima-Simulator
von Klaus Jäger

Lesedauer 3 Minuten.   

Den En-ROADS-Weltklima-Simulator habe ich vor kurzem auf einem Seminar kennengelernt. Mit diesem Simulator kann die Wirksamkeit von verschiedenen Klimaschutzmaßnahmen bestimmt werden. Als erstes habe ich gleich meine Lieblingsmeinung getestet: Wenn die regenerativen Energien stark gefördert werden, dann kann die Erderhitzung locker unter 2 Grad Celsius gehalten werden.

Ich war maßlos enttäuscht, als fast kein Effekt zu sehen war! Das hat mein Interesse geweckt.

Sie können das selbst überprüfen. Der En-ROADS-Simulator (Energy Rapid Overview and Decision Support) ist frei verfügbar.

Das Fenster öffnet sich und Sie sehen im oberen Teil zwei Diagramme. Das linke Diagramm zeigt die gesamte globale Energie aus jeder Quelle, die zur Deckung des globalen Energiebedarfs bis 2100 erforderlich ist. Im rechten Diagramm sind die Treibhaus-Nettoemissionen pro Jahr bis 2100 dargestellt. Die Zahl rechts oben (3,6 °C) ist der Temperaturanstieg bis 2100. Diesen Anstieg der globalen Temperatur könnten wir erwarten, wenn die Menschheit mehr oder weniger so weitermacht wie bisher.

Im unteren Teil des Fensters finden Sie 18 Schieberegler. Damit können Sie die verschiedenen Klimaschutzmaßnahmen simulieren. In meinem Fall stellte ich den Schieberegler „Erneuerbare Energien ganz nach rechts.

Der Temperaturanstieg reduzierte sich aber nur um 0,1 Grad von 3,6 auf 3,5 Grad. So wenig! Ich war echt verblüfft.

Ich habe also weiter versucht, die Pariser Klimaziele zu erreichen, also die Temperaturerhöhung weit unter 2 Grad zu bringen. Dazu habe ich den Kohlenstoffpreis sehr hoch angesetzt. Ich bewegte den Schieberegler bei “CO2-Preis” ganz nach rechts.

Die Erwärmung im Jahr 2100 wurde jetzt von +3,5°C auf +2,6°C reduziert. Das war zwar ein deutlicher Schritt in die richtige Richtung, aber der Temperaturanstieg war immer noch viel zu hoch. Diese Erwärmung könnte zum Beispiel den Untergang des Amazonas-Regenwaldes verursachen.

Die Verteuerung der Energie könnte auch zu sozialen Problemen führen. In der Grafik für „Energiekosten“ kann der Preisanstieg überprüft werden. Der Energiepreis würde sich am Anfang verdoppeln. Das zusätzlich eingenommene Geld könnte wieder an die Bürger verteilt werden oder zur Förderung kohlenstofffreier Technologien genutzt werden.

Ich habe mir jetzt angesehen, welche Gase noch zur Erderwärmung beitragen. In der Grafik „Treibhausgas-Netto-Emissionen nach Gas“ stellte ich fest, dass Methan einen großen Beitrag leistet (blaue Fläche)

Meine Idee war jetzt, die Methanemissionen radikal zu senken. In der Beschreibung der Maßnahme konnte ich lesen, dass ein großer Anteil der Methanemissionen aus der Landwirtschaft stammt. Die Landwirtschaft würde sich in diesem Fall radikal ändern.

Ich bewegte also den Schieberegler bei “Methan & andere” ganz nach links und sah, dass die Erwärmung auf 2,2°C reduziert wird. Leider hatte ich mein Ziel immer noch nicht erreicht.

Ich probierte nun weitere Maßnahmen aus, indem ich die entsprechenden Schieberegler betätigte. Dabei stellte ich fest, dass eine weitere Reduzierung des Temperaturanstieges schwierig zu verwirklichen war. Nur durch die Kombination von verschiedenen Maßnahmen konnte ich am Ende mein Ziel erreichen, die Temperaturerhöhung auf deutlich unter 2 Grad zu senken.

Was mich überraschte, war, dass zum Beispiel der Ausbau der Kernkraft oder die Aufforstung als Einzelmaßnahmen relativ wenig bringen. Auch die E-Mobilität alleine kann den Temperaturanstieg bis Ende des Jahrhundert nicht maßgeblich beeinflussen. Nur die Kombination von verschiedenen Maßnahmen führt am Ende zum Erfolg. Es gibt leider keinen Königsweg im Klimaschutz.

En-ROADS ist ein idealer Ausgangspunkt für Gespräche über den Klimaschutz. Wir könnten zu Beispiel über eine klimagerechte Zukunft reden, die ein gutes Leben für uns alle ermöglichen würde. Wie wollen wir uns ernähren, wie uns fortbewegen? Wie wollen wir als Gemeinschaft in Deutschland und auch als Weltgemeinschaft leben?

En-ROADS ist auch sehr gut geeignet für den Unterricht. Die Wirksamkeiten der verschiedenen Klimaschutzmaßnahmen werden gut veranschaulicht und diverse Rebound-Effekte (Abprall-Effekte) sind gut zu erkennen.

Allgemeine Informationen zu En-ROADS:

Der En-ROADS-Simulator wurde von dem US-Think Tank Climate Interactive zusammen mit der UML Climate Change Initiative, der Sloan Management School des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Softwarefirma Ventana entwickelt. Der Simulator wird laufend aktualisiert. Das Simulationsmodell wurde bereits bei den verschiedensten Zielgruppen eingesetzt, von Regierungsvertretern über Führungskräfte aus der Wirtschaft bis hin zu Schülern und Studenten.

Weitere Informationen:

Wenn Sie an einem kostenlosen Webinar zur Einführung in den Simulatior interessiert sind, können Sie sich unter der Mailadresse anmelden.

Interaktive Rollenspiele: Den Klimawandel in die Klasse holen

Welche Lösungen sind wirklich wirksam im Kampf gegen den Klimawandel?

Interview mit Florian Kapmeier, Professor für Strategie an der ESB Business School der Hochschule Reutlingen, der seit vielen Jahren mit Climate Interactive zusammenarbeitet.

Die Links wurden am 03-07-2021 abgerufen.

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Verbaute Zukunft? – Positionspapier zum Bodenverbrauch Kärntens

Bodenverbrauch in Kärnten, Blick auf Villach
Lesedauer 2 Minuten.   

Kärnten hat einen enormen Bodenverbrauch – nämlich den mit Abstand größten Pro-Kopf-Bodenverbrauch in Österreich. Er ist doppelt so groß wie der österreichische Durchschnitt und Kärnten alleine verbraucht mehr an Böden als nach Zielwerten in ganz Österreich verbraucht werden dürfte. Doch warum ist das ein Problem? 

Die S4F Regionalgruppe Kärnten hat sich kürzlich näher mit dem Thema beschäftigt und ein Positionspapier entwickelt. Die Autorinnen gehen hier auf den aktuellen Stand des Bodenverbrauchs in Kärnten ein, erklären Probleme und weisen auf einen Handlungsbedarf und Lösungsansätze hin. Das komplette Positionspapier mit Hintergründen, Zahlen und weiteren Infos gibt es hier zum Download:

Hier eine kurze Zusammenfassung:

Warum ist der hohe Bodenverbrauch in Kärnten ein Problem?

Boden ist knapp und bildet eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen: Er liefert Nahrung, bildet Lebensraum für Tiere und Pflanzen, schützt vor Naturgefahren wie Hochwasser, wirkt kühlend auf die Umgebung und speichert CO2. Diese Funktionen gehen uns verloren, wenn der Boden verbaut wird. Er ist kaum wiederherstellbar, sobald er einmal schwer beeinträchtigt wurde. Doch gerade hinsichtlich der fortschreitenden Klimakrise brauchen wir diese Funktionen.

Das macht die Zahlen umso alarmierender: In den letzten zehn Jahren sind täglich durchschnittlich 2,2 Hektar verbaut worden, also mehr als 2 Fußballfelder. Laut Überschlagsrechnung wären bei gleichbleibendem Verbauungstempo in spätestens 170 Jahren alle Anbauflächen in Kärnten zugebaut.

Die Wurzeln des Problems sind an mehreren Stellen zu finden: In Kärnten gibt es z. B. kein Bodenschutzgesetz und keine spezifische Ansprechstelle für solche Belange. Grund dafür sind Einzelinteressen von Gemeinden, Nutzungskonflikte, ein starkes Eigentumsrecht, Böden als beliebte Anlageform (Betongold) und fehlende politische Maßnahmen.

Was muss passieren und was kann ich tun?

Die effektivste Maßnahme sind die Einführung von Grenzwerten gegen den Bodenverbrauch, die Nachnutzung bereits bebauter Flächen und klimafitte Ortschaften. 

Doch auch jede*r Einzelne kann dazu beitragen, dass Flächen effektiver genutzt werden. Wenn der Fleischkonsum beispielsweise reduziert wird, kann viel Fläche eingespart werden, die aktuell für die Viehwirtschaft benötigt wird. Rund um das Eigenheim können Möglichkeiten wie Photovoltaik, mehr Grün und weniger versiegelte Flächen genutzt werden. Im Alltag können durch das Umsteigen vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Rad Flächen eingespart werden, die aktuell von Autos beschlagnahmt werden. Und zu guter Letzt kann sich jeder politisch engagieren bzw. auf Politiker*innen einwirken, um solche Entwicklungen voranzutreiben.

Hier kannst du erfahren wie du dich bei Scientist4Future einbringen kannst.

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Talks for Future: (Irr-)Wege aus der Klimakrise

Lesedauer 4 Minuten.   

mit

Philipp Steininger – Fridays for Future
Mag. Lukas Hammer – Abgeordneter zum Nationalrat, die Grünen
Univ.-Prof. Dr. Sigrid Stagl – Institute of Ecological Economics, Wirtschaftsuniversität Wien
Dr. René Sedmik – Atominstitut, Technische Universität Wien
Dr. Fabian Schipfer – Energy Economics Group, Technische Universität Wien

Moderation: Philip Pramer – Ressortleiter „Edition Zukunft“, Der Standard
Begrüßung: Markus Palzer-Khomenko MSc.
Technische Abwicklung: Dr. Martin Hoffmann

"(Irr-)Wege aus der Klimakrise" | Talks for Future vom 1.7.2021

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Der Hintergrund

Der ursprüngliche Anlass für diese Diskussion war, dass die Wirtschaftskammer Oberösterreich propagiert, Ölheizungen und Verbrennungsmotoren könnten angesichts der Klimakrise doch beibehalten werden, da über kurz oder lang synthetische Brennstoffe die fossilen ersetzen würden. Scientists for Future haben sich intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt und dazu auch eine Stellungnahme veröffentlicht. In dieser Diskussionsrunde sollte die Frage nach den Versprechungen, die uns neue Technologien machen, etwas breiter gefasst werde. Leider hat, wie Markus Palzer von S4F einleitend sagt, die Wirtschaftskammer die Einladung zur Diskussion nicht angenommen.

Wir fassen hier die wichtigsten Aussagen und Diskussionbeiträge zusammen.

Die Eingangsstatements

Lukas Hammer von den Grünen: Die Technologien für die Energiewende sind bereits vorhanden. Wir dürfen nicht auf etwas hoffen, dass es noch nicht gibt. Er spricht sich für echte Technologieoffenheit aus und nennt als Beispiel, dass Wasserstoff als Antrieb für Autos nicht sinnvoll sei, aber sehr wohl beim Einsatz in der Stahlproduktion.

Stefan Gara von den Neos ist Physiker und hat sich schon immer mit Photovoltaik auseinandergesetzt: Die vorhandenen Technologien sind jetzt schon wirtschaftlich und es braucht eine intelligente Vernetzung der Energiesystem. Die Diskussion darüber, wann wir Klimaneutralität erreichen wollen, ist schon obsolet. Wir brauchen einen klaren Ausstiegspfad, und das muss sich im Budget widerspiegeln. Allein in Wien müssen in den nächsten 20 Jahren 24.000 Gasheizungen getauscht werden.

Sigrid Stagl, Ökonomin an der Wirtschaftsuniversität Wien: Die Veränderung der Wirtschaft erfordert eine interdisziplinäre Herangehensweise. Die ökologische Ökonomie fragt: Was sind eigentlich die Ziele des Wirtschaftens? Die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts? Die Erhaltung der Arbeitsplätze? Oder das Wohlbefinden der Bevölkerung und die Beseitigung von sozialer Ungleichheit? Die Ziele der Wirtschaft müssen nicht nur eine, sondern mehrere Dimensionen haben.

René Sedmik ist Physiker und befasst sich beruflich am Atominstitut mit Theorien zu dunkler Materie und dunkler Energie. Für S4F beschäftigt er sich auch mit den aktuellen Energiesystemen: Zur Bewältigung der Klimakrise brauchen wir einen klaren Plan. Zwar werden wir in Zukunft auch CO2 aus der Atmosphäre zurückholen müssen, doch müssen wir jetzt vor allem mit der CO2-Vermeidung beginnen, denn dies ist der schnellere und einfachere Weg. Allerdings ist das Hintergrundwissen dazu in der Bevölkerung immer noch nicht weit verbreitet. Viele denken, ihr eigener Einfluss wäre unwirksam. Doch jede und jeder Einzelne kann wirksam beitragen, zum Beispiel beim Thema Heizen. Allein eine gute thermische Isolation könnte 70% Heizkosten und damit auch CO2 einsparen.

Fabian Schipfer von S4F forscht beruflich an Energiesystemmodellen. Bei S4F leitet er die Arbeitsgruppe Faktencheck: Wir haben noch einigen Raum für Innovationen, und zwar nicht nur technische, sondern auch organisatorische und soziale Innovationen. Die Gesellschaft muss an den Entscheidungen Anteil haben, und besonders dezentrale Lösungen haben da große Möglichkeiten.

Philipp Steininger von Fridays for Future: Wir müssen vom Wissen zum Handeln kommen. Der Bau des Lobautunnels steht im Widerspruch zum Anspruch der Stadt Wien, Klimamusterstadt zu sein.

Die Problemstellungen

Lukas Hammer knüpft an: Die Verkehrsministerin hat angekündigt, dass sie das Bauprogramm der ASFINAG evaluieren wird. Sofort kommt der Aufschrei: Die Zukunft einer ganzen Region sei in Gefahr. Wenn es konkret wird, fallen viele in die alten Denkmuster zurück.

René Sedmik erklärt, was synthetische Treibstoffe sind und wie sie hergestellt werden. Das Verfahren ist eigentlich schon alt. Doch um CO2-neutrale synthetische Treibstoffe herzustellen, braucht man Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Dabei verliert man aber 60 Prozent der Energie durch Umwandlungsverluste. Um Verkehr und Heizung auf synthetische Treibstoffe umzustellen, bräuchten wir zwanzig Mal so viel erneuerbare Stromproduktion, wie aktuell geplant ist.

Philip Pramer vom Standard: Warum wird das so vorangetrieben?

Stefan Gara: Durch diese Lobbyarbeit will man möglichst die bestehenden Strukturen erhalten. Man kennt das Geschäftsmodell, und fürchtet neue Geschäftsmodelle.

Fabian Schipfer: Auch wenn wir jetzt schon eine Pilotanlage haben, müssen wir uns Fragen: Wie lange dauert es, bis wir genügend Anlagen haben? Dieser Treibstoff wird sehr teuer sein.

Einige Lösungsideen

Lukas Hammer: Das Ziel sollte sein, unsere Energie selbst zu produzieren. Wir müssen dafür sorgen, dass klimafreundliches Verhalten belohnt wird. Alternativen bieten, Förderungen bieten. Und wir brauchen die ökosoziale Steuerreform, um Umweltfolgekosten einzupreisen.

Sigrid Stagl: Die klassische Ökonomie erwartet, dass die Individuen sich nachhaltig verhalten. Aber wenn die Strukturen so sind, dass nachhaltiges Verhalten teurer und mühsamer ist, kann man sich nur wundern, dass so viele sich bemühen, nachhaltig zu handeln. Märkte sind Regelwerke. Und Regeln sind menschengemacht und können geändert werden. Aktuell stammen viele unserer Regelwerke von alten Problemstellungen, entsprechen aber nicht mehr den aktuellen Problemen.

Fabian Schipfer: Wir brauchen die Steuerung durch den Markt, aber auch durch Regulierung. Die Bevölkerung braucht Möglichkeiten, sich ein besseres Leben zu schaffen.

Sigrid Stagl: Wir müssen zwischen verschiedenen wirtschaftlichen Interessen unterscheiden: Welche Teile der Wirtschaft werden hier von wem geschützt? Auf die Frage, wie hoch der CO2-Preis sein soll, meint sie: Ab 100 € pro Tonne beginnen wir zu diskutieren. Aber Untersuchungen sagen, dass die wahren Kosten bis zu 600 € pro Tonne betragen. Es geht darum, den Preis so hochzutreiben, dass die Reduktion stattfindet. Aber je mehr Reduktion durch Regulierung erreicht wird, umso weniger muss der CO2-Preis erhöht werden.

Philipp Steininger: Fridays for Future fordert, dass bis 2030 500 Mio t CO2 eingespart werden. Fossile Subventionen müssen schnellstmöglich abgeschafft werden. Die Einnahmen durch eine CO2-Steuer sollen auch für klimagünstige Förderungen verwendet werden.

René Sedmik: Wir können diese Ausgaben als Investitionen ansehen – Investitionen gegen wachsende Klimafolgekosten: Für 2050 rechnet man mit 8 Mrd. € Klimafolgenkosten für Österreich. Dabei werden Kosten durch einen höheren Bedarf im Gesundheitssektor, aber auch durch stärkere und häufigere Naturkatastrophen und Ernteausfälle verursacht. Auch hierbei leidet die Wirtschaft. Wenn wir jetzt investieren, können wir viel davon vermeiden.

Ein Vorbild sein

Stefan Gara: Wir müssen in kleinen Strukturen denken, die auch viel versorgungssicherer sind. Mit innovativen Konzepten und Beispielen kann Österreich ein Vorbild für andere Regionen sein und zeigen, dass es geht.

Fabian Schipfer: Wir dürfen die Verantwortung nicht auf andere abwälzen.

Philpp Steininger: Österreich kann Vorreiterin sein. Wenn wir es nicht schaffen, wer soll es dann schaffen?

Lukas Hammer und Stefan Gara: Es braucht auch den Druck von der Straße, von der Zivilgesellschaft.

Sigrid Stagl: Konflikte müssen angesprochen werden. Es ist wichtig, den Blick für Scheinlösungen zu schärfen. Was ist wirklich transformativ?

Schlußworte

René Sedmik spricht den anwesenden Politikern Lob aus. Wir sollen erwachsener reagieren, das heißt mehr auf die Fakten reagieren als auf unsere persönlichen Befindlichkeiten.

Stellen wir uns die Frage: Was bedeutet Wohlstand? Konsummaximierung kann nicht das Lebensziel sein. Wohlstand bedeutet, dass wir rausgehen können und eine gesunde Umwelt vorfinden. Eine Welt, die jedem eine Lebensgrundlage bietet, vorallem auch für kommende Generationen.

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Österreich und die Pariser Klimaziele
Warum stößt Österreich noch immer so viel CO2 aus wie 1990?
von Martin Auer

Lesedauer 3 Minuten.   

Eigentlich hat sich Österreich verpflichtet, seinen Treibhausgas-Ausstoß bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Doch der CO2-Ausstoß in Österreich war im Jahr 20181 genau so hoch wie im Jahr 1990. Das zeigt die orange Linie in der folgenden Grafik. Die Emissionen hatten zwar ihren Höchststand im Jahr 2005, doch seit 2009 stagnieren sie auf dem Niveau von 1990. Kann uns diese Grafik etwas über die Ursachen sagen?

Alle Linien in dieser Grafik zeigen Prozentwerte an. 1990 ist jeweils der Ausgangspunkt mit 100%.

CO2-Ausstoß pro Kopf vs Bevölkerungswachstum

Sehen wir uns zunächst die blaue Linie an: sie zeigt, dass der CO2-Ausstoß pro Kopf der Bevölkerung seit 1990 um 12,6% gesunken ist. Das ist eine gute Entwicklung. Nur hat eben die Bevölkerung des Landes zugenommen, von 7,6 Millionen auf 8,8 Millionen2. Für die Entwicklung des Klimas ist aber nicht der Pro-Kopf-Ausstoß entscheidend, sondern der gesamte Ausstoß an Treibhausgasen. Daher reicht dieser Fortschritt nicht. Wir müssen uns fragen, wie wir den Ausstoß pro Kopf der Bevölkerung noch viel stärker reduzieren können.

CO2-Ausstoß pro Kilowattstunde vs Energieverbrauch

Viel stärker sinkt die grüne Linie. Sie zeigt den CO2-Ausstoß pro verbrauchter Energie-Einheit (z. B. pro Kilowattstunde) an. Der beträgt 2018 nur mehr 75 Prozent von 1990, also um ein Viertel weniger. Das deutet auf einen höheren Anteil an sauberen erneuerbaren Energiequellen und einen geringeren Anteil an fossilen Energieträgern. Auch ein Umstieg zu fossilen Energieträgern mit etwas besserer CO2-Bilanz kann dazu beigetragen haben, wenn zum Beispiel Gasheizungen statt Ölheizungen installiert wurden. Das ist wirklich ein großer Fortschritt. Trotzdem ist der CO2-Ausstoß nicht gesunken. Warum? Natürlich weil wir insgesamt mehr Energie verbrauchen als 1990, nämlich 401 Mrd Kilowattstunden statt 332 Mrd – also um 21 Prozent mehr3. Damit haben wir den Fortschritt im Energiemix wieder zunichte gemacht. Das legt die Schlussfolgerung nahe, dass wir nicht nur unseren Energiemix verbessern müssen, sondern auch unseren gesamten Energieverbrauch senken müssen. Denn tatsächlich ist auch der Energieverbrauch pro Kopf der Bevölkerung gestiegen.

CO2-Ausstoß pro erwirtschaftetem Euro vs Bruttoinlandsprodukt

Den steilsten Abfall zeigt die rote Kurve. Sie zeigt den CO2-Ausstoß im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung an, zum sogenannten Bruttoinlandsprodukt (BIP). Der CO2-Ausstoß pro erwirtschaftetem Euro beträgt nur mehr 58,7 Prozent von dem von 1990. Wir sehen hier also eine relative Entkoppelung des CO2-Ausstoßes von der Wirtschaftsleistung. Wenn man Wege sucht, um den CO2-Ausstoß weiter zu senken, sollte man natürlich untersuchen, wie diese Entkoppelung zustande kommt: durch technische Fortschritte bei der Produktion von Gütern, bei Verkehr und Transport, oder durch eine Verlagerung der Wirtschaft von der Produktion zum sogenannten Dienstleistungssektor oder dadurch, dass die Güterproduktion in andere Länder ausgelagert wurde und der CO2-Ausstoß dort passiert statt hier. Viele Faktoren können hier eine Rolle spielen, und sie alle sind es wert, untersucht zu werden.

Doch warum ist trotz dieser starken Entkoppelung der gesamte CO2-Ausstoß nicht gesunken? Weil das Bruttoinlandsprodukt von 1990 bis 2018 um 173 Prozent gestiegen ist, also auf mehr als das Zweieinhalbfache4! Damit wurde auch dieser Fortschritt wieder zunichte gemacht.

Ist „grünes Wachstum“ möglich?

Und da stellt sich natürlich die Frage, ob eine absolute Entkoppelung des CO2-Ausstoßes vom Wirtschaftswachstum möglich ist. Können wir weiter auf Wirtschaftswachstum setzen und gleichzeitig das Klima schützen? Ist grünes Wachstum möglich? Auf diese Frage gibt es von verschiedenen Seiten unterschiedliche Antworten. Und jede Antwort wirft weitere Fragen auf: Können wir auf Wirtschaftswachstum verzichten, ohne auf Wohlstand zu verzichten? Ist menschlicher und gesellschaftlicher Fortschritt möglich ohne wirtschaftlichen Fortschritt? Können wir ohne Wirtschaftswachstum die Armut bekämpfen?

Mit diesen Fragen wollen wir uns in diesem Blog weiter beschäftigen, auch, weil im November der nächste „Klimagipfel“ – die COP26 bevorsteht.

PS.: Nach Sektoren aufgeschlüsselt ist es der Verkehr, der die CO2-Bilanz am meisten verschlechtert: Während in den Bereichen Abfallwirtschaft, Landwirtschaft, Gebäude, Energie und Industrie die Emissionen im Vergleich zu 1990 gesunken sind, sind sie im Sektor Verkehr um 10,2 Mio Tonnen CO2-Äquivalent gestiegen. Verkehr verursacht 30 Prozent aller Emissionen in Österreich 5.

Grafik: Climate Change Performance Index (vom Eigentümer freigegeben)


1 Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor.

2 Quelle: Eurostat.

3 Quelle: Statista, umgerechnet.

4 Quelle: Weltbank.

5 Quelle: Umweltbundesamt

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(Irr-)Wege aus der Klimakrise

Lesedauer < 1 Minute.   

Online-Podiumsdiskussion 1. Juli 2021 – 18:00

Welche Chancen bieten uns Technologien im Kampf gegen die Klima-krise und welche Gefahren gehen von falschen Erwartungen aus?

Moderation: Philip Pramer (Der Standard)

Es diskutieren:
Lukas Hammer (NR-Grüne, Umweltsprecher)
Stefan Gara (Landtag-Wien, Neos, Klimasprecher)
Sigrid Stagl (Wirtschaftsuniversität-Wien, Ökonomin mit Nachhaltigkeits-Schwerpunkt)
René Sedmik (S4F. Physiker am Atominstitut Wien )
Fabian Schipfer (S4F, Technologieforscher TU-Wien, S4F)
Philipp Steininger Fridays for Future

Der Kampf gegen die Klimakrise erreicht mehr und mehr unseren Alltag. Aber wie sollen wir handeln? Was ist richtig, was ist falsch? Und welchen Versprechungen können wir glauben? Können wir guten Gewissens unsere Ölheizung und unseren Benziner behalten, wenn wir auf synthetische Treibstoffe setzen? Können wir uns guten Gewissens in ein Flugzeug setzen, wenn dafür andernorts aufgeforstet wird? Müssen wir aufhören, Fleisch zu essen? Darüber sprechen wir in einer spannenden Runde aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.

Die Aufzeichnung der Diskussion ist hier

Titelbild: Erster Flug mit Biokraftstoff, Spanien 2011. Quelle: Wikimedia Commons, Curimedia, CC BY

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Klimaschutz und Artenschutz brauchen einander
Erster gemeinsamer Bericht von IPCC und IPBES

Lesedauer 3 Minuten.   

Quelle: IPBES: Launch of IPBES-IPCC Co-Sponsored Workshop Report on Biodiversity and Climate Change

Am 10. Juni 2021 veröffentlichten die zwei großen zwischenstaatlichen Gremien für Klimaschutz und Artenschutz einen gemeinsamen Bericht, nämlich das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) und IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services). Es handelt sich um die erste Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftler*innen der beiden Gremien.

„Klimaschutz und Artenschutz brauchen einander
Erster gemeinsamer Bericht von IPCC und IPBES“
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CO2 einfangen und verwerten – Was ist möglich?

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Quelle: Lehner, Markus (2021): Carbon Capture and Utilization (CCU). CCCA Factsheet #32. Online zugänglich unter https://ccca.ac.at/fileadmin/00_DokumenteHauptmenue/02_Klimawissen/FactSheets/32_carbon_capture_and_utilization_20210426.pdf

Wie können wir verhindern, dass immer mehr CO2 in der Atmosphäre abgeladen wird? Einerseits, indem wir Energie nicht mehr aus fossilen Brennstoffen gewinnen, sondern aus erneuerbaren Quellen. Andererseits aber auch dadurch, dass wir verhindern, dass das CO2, das bei industriellen Prozessen entsteht, in die Atmosphäre gelangt. Gearbeitet wird an zwei Gruppen von Technologien. Bei der einen geht es darum, Kohlenstoff langfristig zu speichern: Carbon Capture and Sequestration (CCS). Bei der zweiten Gruppe geht es darum, CO2 zu nutzen, um daraus kohlenstoffhaltige Produkte zur Weiterverarbeitung zu gewinnen: Carbon Capture and Utilization (CCU). Zur zweiten Gruppe von technischen Möglichkeiten hat das Climate Change Center Austria (CCCA) kürzlich sein 32. Factsheet herausgebracht.1

Einfangen oder zurückholen?

In erster Linie geht es bei CCU darum, CO2 einzufangen, bevor es in die Atmosphäre gelangt. Dafür kommen vor allem die Abgase aus der Zement- und Stahlproduktion in Frage. Es werden aber auch Methoden entwickelt, um CO2 direkt aus der Luft zu gewinnen (Direct Air Capture). Grundsätzlich wird sehr viel Energie benötigt, um CO2 zu gewinnen, und zwar umso mehr Energie, je geringer die Konzentration von CO2 ist. Daher ist CCU nur sinnvoll, wenn bei einem Prozess nicht mehr CO2 freigesetzt als gewonnen wird. Die gesamte CO2-Bilanz eines solchen Prozesses muss beachtet werden. Im Wesentlichen heißt das, dass der Prozess sinnvoll nur mit „sauberer“ Energie betrieben werden kann.

Für die CO2-Gewinnung aus Punktquellen (also direkt ab Schlot, sozusagen), sind Technologien schon bis zur industriellen Reife entwickelt. Herstellen könnte man im Prinzip alle Produkte, die Kohlenstoff enthalten. Interessant wäre zum Beispiel die Produktion von Harnstoff für Stickstoffdünger oder Kunstharze, oder von Polyol, dessen Endprodukt Polyurethan aus dem Baumarkt als PU-Schaum bekannt ist. Auch Methanol könnte man so gewinnen, das Ausgangsbasis für viele verschiedene chemische Produkte ist. Synthetischer Diesel und synthetisches Kerosin könnten ebenfalls erzeugt werden.

Geforscht wird auch daran, mineralische Rohstoffe durch Reaktion mit CO2 in Karbonate umzuwandeln, die dann zum Beispiel als Baustoff-Zuschläge verwendet werden könnten. Hier werden auch Möglichkeiten zur langfristigen Speicherung von Kohlenstoff untersucht.

Wie groß wäre der Nutzen von CCU?

Wie viel CO2 könnte auf diese Weise nun eingespart oder gar zurückgeholt werden? Hier gehen die Schätzungen sehr weit auseinander: Sie reichen von mehreren 100 Millionen Tonnen CO2 im Jahr bis zu 10 bis 15 Gigatonnen im Jahr 2050. Da der von Menschen verursachte CO2-Ausstoß 35 Gigatonnen (nach anderen Schätzung 40 Gigatonnen) pro Jahr beträgt, könnte das je nachdem einen Tropfen auf den heißen Stein bedeuten oder einen bedeutenden Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels. Grund für diese unterschiedlichen Einschätzungen ist, dass viele dieser Verfahren sich noch in der Entwicklung befinden, und dass ihre Wirtschaftlichkeit noch nicht absehbar ist. Je nach Produkt dürften sie die Kosten 50 € bis 1000 € pro Tonne genutztem CO2 nicht überschreiten, damit der Prozess gewinnbringend eingesetzt werden kann.

Derzeit steht für die industrielle Anwendung der Prozesse auch nicht genügend Strom aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung. Und diese Prozesse brauchen, wie schon anfangs erwähnt, sehr viel Energie. Außerdem ist für die Klimawirksamkeit entscheidend, wie lange der Kohlenstoff in den Produkten gebunden bleibt: Bei Treibstoffen wird das CO2 schon nach Tagen oder Wochen wieder freigesetzt, bei Baustoffen kann das erst nach Jahrzehnten sein.

Es ist also noch nicht wirklich abzuschätzen, welche Bedeutung CCU bei der Eindämmung des Klimawandels wirklich haben kann. Doch in einigen Bereichen ist es dringend nötig, die Technologie voranzutreiben: Bei der Zementproduktion fallen fast 8 Prozent aller CO2-Emissionen an. Dieses CO2 muss möglichst schnell eingefangen werden. Grünes Kerosin aus einem CCU-Prozess wäre ebenfalls eine Möglichkeit, die Emissionen im Luftverkehr relativ schnell zu reduzieren.

Das Factsheet ist online frei zugänglich.

Gesichtet: A: B.

Titelbild: Richard Hurd: Exxon oil refinery near Chicago (edited). CC BY-SA 2.0


1 In einem weiteren Sinn könnte man unter CCU zum Beispiel auch Aufforstung und die Nutzung des Holzes als Baustoff oder Rohstoff für Treibstoff oder chemische Produkte verstehen. Das Factsheet bezieht sich aber auf CCU im engeren Sinn.

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Scientists for Future Niederösterreich:
Ostumfahrung Wr. Neustadt schadet den Bemühungen, die Pariser Klimaziele einzuhalten

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Stellungnahme von S4F-Niederösterreich zum Offenen Brief von FFF, BFF, WWF, VCÖ und “Vernunft statt Ost-Umfahrung”

Die Organisationen Fridays for Future, Build for Future, World Wide Fund For Nature, Verkehrsclub Österreich und Vernunft statt Ostumfahrung haben am 1. Juni einen offenen Brief an Bundeskanzler Kurz, Bundesministerinnen Gewessler und Köstinger und Landeshauptfrau Mikl-Leitner veröffentlicht, in dem sie sich gegen den Bau der Ostumfahrung Wiener Neustadt aussprechen. Scientists for Future Niederösterreich geben dazu die folgende Stellungnahme ab:

„Scientists for Future Niederösterreich:
Ostumfahrung Wr. Neustadt schadet den Bemühungen, die Pariser Klimaziele einzuhalten“
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Mai 2021: Höchste jemals gemessene CO2-Konzentration in der Atmosphäre

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Das NOOA Observatorium auf dem Mauna Loa in Hawaii meldete für Mai die höchste jemals gemessene CO2-Konzentration. Sie betrug im Monatsdurchschnitt 419,13 ppm. Zum Vergleich: Im Mai 2020 betrug sie 417 ppm. Der Anstieg entspricht dem der letzten Jahre. Der wirtschaftliche Rückgang durch die Covid-19-Pandemie hat in den Messungen praktisch keine Spur hinterlassen. „Wir brauchen Einschnitte, die viel schärfer und viel nachhaltiger sind als die durch Covid-19 bedingten Schließungen“, sagt Ralph Keeling, der Leiter des Beobachtungsprogramms auf dem Mauna Loa. Sein Vater Charles Keeling entdeckte als erster, dass der CO2-Gehalt der Atmosphäre trotz jahreszeitlicher Schwankungen von Jahr zu Jahr steigt. Nach ihm ist die Keeling-Kurve benannt, die diese Schwankungen und den Anstieg aufzeichnet.

Keeling-Kurve
Quelle: Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0


Im Mai wird regelmäßig die höchste CO2-Konzentration gemessen. Danach beginnen die Pflanzen auf der Nordhalbkugel, der Atmosphäre CO2 zu entziehen.

Gesichtet: A. B.

Titelbild: Gerd Altmann auf Pixabay

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