Können synthetische Brennstoffe die Ölheizung retten? Leider nein!
Stellungnahme der S4F zum Brief der Wirtschaftskammer OÖ an die Bürgermeister*innen

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Lesedauer 2 Minuten.   

Im Februar hat die Wirtschaftskammer Oberösterreich ein Schreiben an alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Oberösterreich geschickt, in dem sie Verbote von Verbrennungsmotoren und Ölheizungen als „standortfeindlich, bürgerfern und sozial ungerecht“ bezeichnete. Man könne doch fossile Brennstoffe durch synthetische ersetzen und so die bestehenden Infrastrukturen weiter benutzen.

Scientists for Future Österreich hat sich die Argumente der WKOÖ sehr genau angesehen und eine wissenschaftlich begründete Stellungnahme dazu ausgearbeitet, die wir allen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern zukommen ließen.

Synthetische Kraftstoffe sind keine Universal-Lösung in der Klimakrise. Am Verbot von Ölheizungen und Verbrennungsmotoren führt kein Weg vorbei. Nach einer eingehenden Prüfung kommen Scientists for Future zu dem Schluss, dass das Versprechen, synthetisch hergestellte Kraftstoffe könnten Ölheizungen und den klassischen “Benziner” oder “Diesel” retten, nicht eingelöst werden kann. Vor allem nicht in den nächsten 10 Jahren, die entscheidend für die Erreichung der Pariser Klimaziele sind. Zwar können synthetische Treibstoffe CO2-neutral erzeugt und eingesetzt werden, allerdings ergeben sich bei der Herstellung und Anwendung erhebliche Energieverluste. Bis 2030 kann in Österreich nicht genügend Strom aus erneuerbarer Energie erzeugt werden, um synthetischen Kraftstoff in den benötigten Mengen herzustellen. Vor allem im Verkehr ist der Wirkungsgrad (Anteil der tatsächlich nutzbar gemachten Energie) bei Verbrennungskraftmotoren viel geringer als bei elektrischen Antrieben: ein typischer Batterie-elektrischer PKW verbraucht auf 100 km ca. 15 bis 20 kWh, ein Verbrenner 55 bis 60 kWh.

Auch synthetische Kraftstoffe verursachen im Betrieb Schadstoffe und Feinstaub — wenn auch weniger als fossile Kraftstoffe, sie sind teuer und aufwendig in der Herstellung, und man wird sie zu 100 % in Anwendungen brauchen, für die es keine elektrischen Alternativen gibt, wie zum Beispiel in der chemischen Industrie oder für Schwerlastmaschinen.

Viel effektiver ist die thermische Sanierung von Gebäuden und die Nutzung von Fernwärme, Wärmepumpen und Abwärme. Durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, von Radstrecken und Sharing-Konzepten können wir den Bedarf an energieeffizienten E-Autos deutlich reduzieren ohne auf unsere gewohnte Mobilität verzichten zu müssen.

Nachdem die gute wissenschaftliche Praxis Objektivität, Transparenz und Überprüfbarkeit fordert, haben wir der Stellungnahme einen wissenschaftlichen Begleitbrief angefügt, der die Vor- und Nachteile synthetischer Brennstoffe genau erläutert und alle Quellen für unsere Argumente anführt.


Titelfoto: Wikimedia Commons, Autor: Maschinenjunge, CC BY-SA 2.5



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