Die Temperaturerhöhung durch den Klimawandel ist in Österreich ungefähr doppelt so hoch wie die durchschnittliche Temperaturerhöhung weltweit [1].Die 2 Grad Temperaturerhöhung machen sich vor allem in den Städten stark bemerkbar. Die Bewohner der Städte werden zunehmend unter Hitzestress leiden.
Das Climate Change Center Austria schreibt in seinem neuesten Factsheet: „Die Erwärmung der mittleren jährlichen Lufttemperatur im Tiefland Österreichs (entspricht in etwa dem Bereich unterhalb von 1500 m) liegt aktuell (Mittel 1991-2020) bei 2 °C im Vergleich zur vorindustriellen Periode 1850-1900 und ist damit etwa doppelt so hoch wie global. Ein Großteil dieser Erwärmung fand in den letzten vier Dekaden seit 1980 mit einer Rate von fast 0,5 °C pro Dekade statt“ [1].
Warum steigt die Temperatur in Österreich schneller als im Weltdurchschnitt?
Die Luft erwärmt sich über dem Land schneller als über den Ozeanen
Jeder Stoff hat eine andere „spezifische Wärmekapazität“, das ist die Energie, die nötig ist um 1kg des Stoffs um 1 Grad Celsius zu erwärmen. Wasser hat eine sehr hohe spezifische Wärmekapazität, zum Beispiel fünf Mal so hoch wie Sand. Die Umwälzungen des Meerwasser führen dazu, dass Wasser aus tiefen, kalten Schichten nach oben gelangt und warmes Wasser in tiefe Schichten geführt wird:
„Speziell über den Ozeanen ist die Erwärmung der Lufttemperatur deutlich geringer als über dem Landmassen, da die Weltmeere viel Wärme aufnehmen und in tiefere Schichten abführen können. Um das große Wasservolumen der Weltmeere zu erwärmen und damit auch die Luft über den Meeren, wird deutlich mehr Energie benötigt als für die Erwärmung der Landmassen“ [1].
Über den Landmassen verdunstet weniger Wasser als über den Ozeanen
Die Verdunstung von Wasser kostet Energie. Die Temperaturerhöhung durch den Klimawandel führt über den Ozeanen zu mehr Verdunstung von Wasser. Die zusätzlichen Wärmenergie, verursacht durch die Erderhitzung, fließt teilweise in die Verdunstung von Meerwasser. An Land gibt es wesentlich weniger Wasser. Dadurch wird entsprechend weniger Wasser verdunstet und die zusätzlichen Wärmenergie der Erderhitzung führt vermehrt zur einer Erwärmung der Landmassen. Das Binnenland erwärmt sich daher schneller als der Ozean.
In Zentraleuropa trifft mehr zusätzliche Sonnenenergie die Oberfläche als im globalen Durchschnitt
Diese erhöhte „bodennahe solare Eintrahlung“ hat seit den 1980er Jahren zugenommen. Die Gründe dafür sind noch unklar. Es könnte an der geringeren Luftverschmutzung durch Aerosole liegen, dass also weniger kleine Teilchen in der Luft Sonnenenergie zurückstrahlen. Es könnte auch daran liegen, dass weniger Wolken den Himmel bedecken oder dass die großräumigen Luftbewegungen sich verändert haben. [1].
Städtische Hitzeinseln
Die 2 Grad Temperaturerhöhung machen sich vor allem in den Städten stark bemerkbar. In Städten gibt es auf Grund der Bodenversiegelung noch weniger Verdunstung als im Umland. Beton und Asphalt speichern Wärme und geben sie in der Nacht wieder an die Außenluft ab, wodurch die Nächte in der Stadt weniger stark abkühlen. Das verstärkt die Hitzebelastung noch, weil sich der Körper auch in der Nacht nicht richtig erholen kann.
Die Zahl der Hitzetage in Wien nimmt zu

Celsius [3]. Jeder Balken ist der Mittelwert der Anzahl der Hitzetage pro Jahr berechnet über die jeweils letzten 5 Jahre. Datengrundlage ist „Klimatologische Kenntage in Wien 1955 bis 2020“ [3]
In Wien zum Beispiel wurde eine Zunahme der Intensität der Hitzewellen beobachtet. „Die jährlichen Temperaturmaxima ändern sich rascher als die Temperaturmittel und zeigen bereits innerhalb der Periode 1988-2017 einen Anstieg von 2 °C“ [2]. Die Anzahl der Hitzetage ist stark gestiegen, von durchschnittlich 10 pro Jahr auf bis zu 30 pro Jahr, siehe Infografik. Mit einer weiteren Zunahme der Anzahl der Tage über 30°C ist zu rechnen. Die Bevölkerung Wiens wird zunehmend unter Hitzestress leiden.
HItze belastet ältere und vorerkrankte Menschen besonders
Vor allem für ältere und vorerkrankte Menschen ist die zunehmende Temperatur gefährlich. Der Waldviertler Mex, der an multipler Sklerose leidet und sich bei großer Hitze nicht mehr bewegen kann, hat beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte sein Recht auf Schutz der Gesundheit eingefordert. Mit dem Argument: „vermehrte Hitzewellen sind für uns gefährlich“ klagen auch die Klimaseniorinnen der Schweiz [4] am europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen ihre Regierung und fordern mehr Klimaschutz ein.

Gesichtet: Martin Auer
Titelbild: Nathan Dumlao auf Unsplash
[1] CCCA Fact Sheet #35 | 2021, https://ccca.ac.at/wissenstransfer/fact-sheets
[2] CCCA Fact Sheet #28 | 2020, https://ccca.ac.at/wissenstransfer/fact-sheets
[3] https://www.wien.gv.at/statistik/lebensraum/tabellen/eis-hitze-tage-zr.html
[4] https://klimaseniorinnen.ch/
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