Ade Schnee? – 30 Prozent weniger Schneetage in Österreich bis 2030
von Johannes Müller

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Lesedauer 2 Minuten.   

Die meisten nehmen es bereits wahr: Die Winter sind nicht mehr so kalt und schneereich wie früher. Für Städter*innen ist Schnee gefühlt eine Rarität geworden. Und von einer weißen Weihnacht träumen wohl nur noch diejenigen, deren Familien in den Bergen leben. Doch was sagt die Wissenschaft zu diesem Eindruck?

In den letzten 60 Jahren sind sowohl die Anzahl der Tage mit Schneedecke als auch die mittlere Schneehöhe in Österreich deutlich zurückgegangen. In tiefen Lagen wurden Abnahmen über 50% festgestellt, nur oberhalb von 2000 bis 2500 m sind keine signifikanten Änderungen zu verzeichnen. Im selben Zeitraum ist auch die Anzahl der Stunden, die sich für technische Beschneiung eignen, um etwa 25% zurückgegangen.

So weit zur Vergangnheit. Um die Zukunft des Schnees in Österreich bis zum Ende des Jahrhunderts vorherzusagen haben die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien und die Universität Innsbruck gemeinsam eine Studie durchgeführt.1 Darin wurden die Schneeverhältnisse in Österreich kilometergenau modelliert. Zu diesem Zweck wurden historische Daten aus den letzten Jahrzehnten (ab 1961) verwendet, um ein Schneedeckenmodell (SNOWGRID-CL) zu erstellen. Mithilfe des Modells können Vorhersagen bis zum Ende des Jahrhunderts getroffen werden.

Das Modell gibt Kenngrößen wie die Schneehöhe, Schneewasseräquivalent und Abfluss aus Schneeschmelze auf Tagesbasis in einem Raster von 1km x 1km aus.

Bis 2030 ist die Entwicklung des Schneefalls in Österreich schon festgeschrieben, unabhängig davon, welchen Klimapfad die Welt einschlägt. Hier erwarten die Forscher*innen einen Rückgang von Tagen mit Schneedecke um etwa 30% in Lagen unterhalb von 2000 m. In höheren Lagen wird dieser Rückgang mit etwa 10% geringer ausfallen. Besonders signifikant ist der Rückgang von Tagen mit Schneedecke in Vorarlberg sowie in Kärnten an der Grenze zu Slowenien.

Für die Zeit nach 2050 hängt die Entwicklung entscheidend davon ab, ob die Treibhausgasemissionen in den nächsten 10 Jahren radikal gesenkt werden: Steigt die globale Erwärmung nicht über 2°C, könnte das Niveau stabilisiert werden. Im pessimistischen Szenario, dem fossilen Klimapfad mit weiterhin ungebremstem Ausstoß von Treibhausgasen, wird Schnee in den tiefen und mittleren Lagen (unter 2000m) nur noch vereinzelt vorkommen. Auch die höheren Lagen werden nur noch halb so viele Tage mit Schneedecke bekommen.

Die Möglichkeiten der technischen Beschneiung werden an Bedeutung gewinnen, jedoch wird auch diese Option in Zukunft durch die wärmeren Wetterverhältnisse im Winter weiter eingeschränkt sein. Lokale Bedingungen sind hierbei jedoch für eine verlässlichere Prognose zu berücksichtigen.

Diese Grafik zeigt die Entwicklung der Anzahl der Stunden im Dezember, an denen die meteorologischen Bedingungen im Höhenbereich zwischen 1000 und 1500 m technische Beschneiung zulassen. Die schwarze Linie zeigt die bisherigen Messungen. Die grüne Linie zeigt die Entwicklung bei entschiedenen Klimaschutzmaßnahmen (RCP2.6), die rote die Entwicklung ohne Klimaschutzmaßnahmen (RCP8.5). Die blaue Linie geht von einem mitleren Sczenario aus. Die farbigen Flächen, die die Linien begleiten, zeigen das Ausmaß der Schwankungsbreite der Vorhersagen.
Quelle: CCCA Factsheet #33 2021. CC BY-NC-SA

Ein Factsheet, das die Studienergebnisse zusammenfasst, hat das Climate Change Center Austria (CCCA) veröffentlicht.

Gesichtet: Martin Auer
Titelbild von Thomas Mick auf Pixabay


1 Olefs, Marc; Koch, Roland; Schöner, Wolfgang; Marke, Thomas (2020): Changes in Snow Depth, Snow Cover Duration, and Potential Snowmaking Conditions in Austria, 1961–2020—A Model Based Approach. In: Atmosphere11, no. 12: 1330. https://doi.org/10.3390/atmos11121330



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