Am 30. Mai 2022 nahmen Prof. Dr. Jens Blechert und Lara Leik bei der Pressekonferenz der Initiative „Nein zum Loch“ teil. Jens Blechert vertrat die Autor*innen der Stellungnahme der Scientists4Future Salzburg, die schon im März veröffentlicht wurde.
Die Pressekonferenz wurde 4 Wochen vor der der Bügerwahl am 26. Juni 2022 abgehalten. Für die Sprecher*innen der Initiative ist für die Wal eine Hohe Beteiliung der Bürger*innen vor allem ausschaggebend. Wählen können alle ab 16 Jahren mit einem Hauptwohnsitz in Salzburg.
In einem offenen Brief an die Wiener SPÖ unterstützen 23 der führenden Expert:innen für Mobilität und Stadtplanung diejenigen Stimmen in der SPÖ, die für eine echte Mobilitätswende eintreten.
Die Mobilitätswende ist ein zentraler Bestandteil einer erfolgreichen Klimaschutz-Politik. Dies gilt insbesondere für Österreich, wo die CO2-Emissionen im Verkehrssektor seit 1990 um 74% gestiegen sind und die Erfolge in anderen Bereichen zunichte gemacht haben. Die Stadt Wien hat sich ambitionierte Ziele gesetzt und strebt eine Halbierung des MIV (motorisierten Individualverkehrs) an. Jedoch bleiben konkrete Maßnahmen, die geeignet wären, dieses wichtige Ziel zu erreichen bisher aus. Stattdessen werden neue Straßen und Autobahnen geplant und vorangetrieben, die zu einer Erhöhung des MIV beitragen.
Dies haben auch Teile der Wiener SPÖ erkannt und für den Parteitag am 28. Mai einen Antrag für mutigere Schritte hin zu einer nachhaltigen Verkehrspolitik eingebracht.
In einem offenen Brief unterstützen Expert:innen für Mobilität und Stadtplanung diese Stimmen und ermutigen die gesamte SPÖ in Wien, eine echte Mobilitätswende einzuleiten.
Prof. Hermann Knoflacher tritt seit Jahrzehnten unermüdlich für eine menschengerechte, gesunde Stadt ein. Hanna Faist sprach mit ihm für unseren Blog. Ines Clarissa Schuster fasste das Interview zusammen. (Die wichtigsten Ausschnitte aus dem Interview haben wir als Video veröffentlicht)
E-Scooter im Stadtverkehr sind umstritten. Insbesondere die Leihsysteme stehen immer wieder in der Kritik. Sicherheitsbedenken, Umweltverschmutzung (z.B. durch Vandalismus, wenn E-Scooter im Fluss landen), schlechte Klimabilanzen aber auch schlampig abgestellte E-Scooter werden ins Feld geführt. Auf der anderen Seite werden E-Scooter immer beliebter und von vielen als ein klimafreundlicher Teil einer zukunftsorientierten Stadtmobilität betrachtet. Aber was trifft zu? Können E-Scooter einen sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten und eine Rolle in der urbanen Mobilitätswende spielen? Wir haben die (zugegeben noch wenigen) verfügbaren Fakten zusammengetragen, um uns ein Bild zu machen, und ein ausführliches Diskussionspapier verfasst.
Gibt es eine sinnvolle Stadtplanung ohne die Lobau-Autobahn? Prof. Hermann Knoflacher hat dazu eine klare Meinung: Das Auto im Kopf ist das Problem. Als emeritierter Professor am Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der TU Wien ist er Experte. Scientists4Future hat ihn interviewt: Was spricht gegen den Tunnel? Wie entstehen gegensätzliche Gutachten? Und was sind die Alternativen? Die Antworten findet ihr im Video. #lobaubleibt
Das Interview führte Hanna Faist von Scientists for Future.
Das Forum Wissenschaft und Umwelt veranstaltet eine Reihe von Fachgesprächen zum Thema Lobautunnel. Beim Kapitel „Ökonomie – Ökologie – Klima“ war auch Markus Palzer-Khomenko von der S4F Regionalgruppe Ost dabei. Das ganze Gespräch ist auf YouTube abrufbar: https://youtu.be/iGjC4TMrVvg?t=2751
Die Klimakrise ist in aller Munde. Viel wird diskutiert und gestritten. Aber in einem Punkt sind sich fast alle einig. Das Auto mit Verbrennungsmotor muss bald ausgedient haben. Die großen Auto-Konzerne überbieten sich derzeit mit Ankündigungen, bis wann der Ausstieg aus Benzin und Diesel vollzogen sein soll. Aber was dann? Wie kommen wir von A nach B? Geht es nach den großen Konzernen, ersetzen wir die Verbrenner 1:1 durch E-Autos. Die sind zwar energieeffizienter, wiegen aber mehr als ihre verbrennungsgetriebenen Pendants und verbrauchen in der Herstellung viel Energie und Ressourcen. Es wird auch noch lange nicht genügend erneuerbare Energie zur Verfügung stehen, um dieselbe Zahl von E-Autos zu betreiben, wie jetzt Benziner und Diesel unterwegs sind.
Doch in der Stadt mit kurzen Wegen und hoher Bevölkerungsdichte gibt es Alternativen. Man kann die gute bestehende Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs nutzen, aber die Warterei auf den nächsten Bus ist manchmal mühsam. Man kann zu Fuß gehen, was nach heutigen Maßstäben aber zu langsam ist. Man kann mit dem Rad fahren, aber oft fehlen vernünftige Radwege und man kommt eventuell verschwitzt am Ziel an. Wie gut dass es da noch den E-Scooter gibt! Ob gekauft oder geliehen, man kommt schnell ohne Schwitzen und direkt von A nach B und kann die großen Blechkisten links liegen lassen.
Aber gerade dieser E-Scooter kommt immer öfter in die Kritik. Die einen ärgern sich, dass die Leih-E-Scooter überall herumliegen, die anderen sagen, der E-Scooter sei umweltschädlich. Manche einer behauptet sogar, der E-Scooter würde dem Klima schaden. Was stimmt denn nun? Ist der E-Scooter ein Klimaheld oder ein neues Umweltproblem?
Die Antwort lautet: Kommt drauf an, wie man ihn verwendest. In der Folge wollen wir in 5 Szenarien erklären, wann der E-Scooter für’s Klima top und wann eher flop ist:
Szenario 1: Klimasünder E-Scooter
Dein altes Auto ist kaputt und du überlegst nicht lange. Du gehst zum Händler und kaufst ein neues (vielleicht ein E-Auto für die Umwelt). Damit die Umwelt noch mehr davon hat, kaufst du auch noch einen E-Scooter für kurze Wege. Voll elektrisch mobil schützt du ab nun das Weltklima. – Leider nein! Im Grunde hast du von allen Möglichkeiten die schlechteste gewählt. Zu den Unmengen an Energie und Rohstoffen, die dein (E-)Auto bei der Herstellung verschlungen hat, kommen noch die Energie und Rohstoffe für die Herstellung des E-Scooters dazu. Macht nichts, weil du ja dafür voll-elektrisch und CO2-neutral unterwegs bist? – Wieder falsch. Mit deinem E-Scooter ersetzt du ja nur Strecken, die du früher zu Fuß oder mit dem Rad bewältigt hast. Was früher mit Muskelkraft erledigt wurde, kommt nun aus der Steckdose und belastet unnötig das Stromnetz. Besser du sparst dir den E-Scooter und bleibst beim Rad.
Szenario 2: Der tägliche Kampf um die Klimabilanz
Du kaufst dir dein (E-)Auto und deinen E-Scooter. Aber um das Klima zu schonen, lässt du das Auto öfter mal stehen und fährst stattdessen mit dem Scooter. Auch hier musste man Auto und Scooter herstellen, was viele Ressourcen gekostet hat. Aber du sparst zumindest jedesmal Energie, wenn du den wenigen Kilogramm schweren Scooter statt dem bis zu 1,5 Tonnen schweren (E-)Auto auf dem Weg zur Arbeit nimmst. Wenn du das oft genug machst, wird irgendwann die Energie-Ersparnis die Produktionskosten des E-Scooters aufwiegen und dann ist die Klimabilanz positiv. Aber Vorsicht: Wenn du den E-Scooter auch statt Rad oder zu Fuß gehen verwendest, verschiebt das die Klimabilanz wieder in Negative.
Szenario 3: Sharing is Caring
Du kaufst dir ein (E-)Auto, aber nicht den Scooter. Stattdessen leihst du dir den Scooter manchmal aus. Das ist gut, denn nun musste nicht extra ein kompletter Scooter nur für dich hergestellt werden. Das spart Ressourcen. Aber ansonsten wirds jetzt kompliziert. Verwendest du den Scooter statt dem (E-)Auto oder statt Rad/Fußwegen? Wie lange lebt der Sharing-E-Scooter. Konnte er genug Autofahrten ersetzen um Fuß/Radstrecken und die Herstellung zu kompensieren? Knifflige Fragen, die wir dir leider nicht beantworten können. Aber: Jede Strecke, die du mit einem Sharing-E-Scooter statt mit deinem Auto fährst, schützt das Klima!
Szenario 4: E-Scooter – der Klimaheld
Vielleicht probierst du es auch mit Szenario 4. Damit schützt du nicht nur das Klima sondern auch dein Budget. Das geht so: Du kaufst den E-Scooter STATT dem (E-)Auto. Das haut so richtig in die Klimabilanz. Du hast nämlich gerade die Energie und die Ressourcen für die Herstellung eines kompletten (E-)Autos eingespart. Und ganz nebenbei hast du sämtliche Auto-Fahrten durch was anderes ersetzt (du hast ja jetzt kein Auto 🙂 ). Da kannst du lange faul mit dem E-Scooter zum Supermarkt fahren. Deine Klimabilanz wird da nicht mehr so schnell negativ.
Szenario 5: Für die Fanatischen unter euch
Wer noch eins draufsetzen will, kann sich ja auch noch den E-Scooter sparen. Spart noch mehr Ressourcen. Man kann sich den E-Scooter ja auch nur leihen oder zum militanten Radfahrer werden und mit den Autos um die Fahrbahn kämpfen.
Es ist also nicht ganz einfach. Es kommt drauf an, wie man den E-Scooter einsetzt. Bevor du dir einen E-Scooter zulegst, überleg dir gut, wie du ihn verwenden wirst und ob das wirklich dem Klima hilft. Denn der beste Schutz für das Klima sind die Dinge, gar nicht erst produziert werden.
Philipp Steininger – Fridays for Future Mag. Lukas Hammer – Abgeordneter zum Nationalrat, die Grünen Univ.-Prof. Dr. Sigrid Stagl – Institute of Ecological Economics, Wirtschaftsuniversität Wien Dr. René Sedmik – Atominstitut, Technische Universität Wien Dr. Fabian Schipfer – Energy Economics Group, Technische Universität Wien
Moderation: Philip Pramer – Ressortleiter „Edition Zukunft“, Der Standard Begrüßung: Markus Palzer-Khomenko MSc. Technische Abwicklung: Dr. Martin Hoffmann
Der Hintergrund
Der ursprüngliche Anlass für diese Diskussion war, dass die Wirtschaftskammer Oberösterreich propagiert, Ölheizungen und Verbrennungsmotoren könnten angesichts der Klimakrise doch beibehalten werden, da über kurz oder lang synthetische Brennstoffe die fossilen ersetzen würden. Scientists for Future haben sich intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt und dazu auch eine Stellungnahme veröffentlicht. In dieser Diskussionsrunde sollte die Frage nach den Versprechungen, die uns neue Technologien machen, etwas breiter gefasst werde. Leider hat, wie Markus Palzer von S4F einleitend sagt, die Wirtschaftskammer die Einladung zur Diskussion nicht angenommen.
Wir fassen hier die wichtigsten Aussagen und Diskussionbeiträge zusammen.
Die Eingangsstatements
Lukas Hammer von den Grünen: Die Technologien für die Energiewende sind bereits vorhanden. Wir dürfen nicht auf etwas hoffen, dass es noch nicht gibt. Er spricht sich für echte Technologieoffenheit aus und nennt als Beispiel, dass Wasserstoff als Antrieb für Autos nicht sinnvoll sei, aber sehr wohl beim Einsatz in der Stahlproduktion.
Stefan Gara von den Neos ist Physiker und hat sich schon immer mit Photovoltaik auseinandergesetzt: Die vorhandenen Technologien sind jetzt schon wirtschaftlich und es braucht eine intelligente Vernetzung der Energiesystem. Die Diskussion darüber, wann wir Klimaneutralität erreichen wollen, ist schon obsolet. Wir brauchen einen klaren Ausstiegspfad, und das muss sich im Budget widerspiegeln. Allein in Wien müssen in den nächsten 20 Jahren 24.000 Gasheizungen getauscht werden.
Sigrid Stagl, Ökonomin an der Wirtschaftsuniversität Wien: Die Veränderung der Wirtschaft erfordert eine interdisziplinäre Herangehensweise. Die ökologische Ökonomie fragt: Was sind eigentlich die Ziele des Wirtschaftens? Die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts? Die Erhaltung der Arbeitsplätze? Oder das Wohlbefinden der Bevölkerung und die Beseitigung von sozialer Ungleichheit? Die Ziele der Wirtschaft müssen nicht nur eine, sondern mehrere Dimensionen haben.
René Sedmik ist Physiker und befasst sich beruflich am Atominstitut mit Theorien zu dunkler Materie und dunkler Energie. Für S4F beschäftigt er sich auch mit den aktuellen Energiesystemen: Zur Bewältigung der Klimakrise brauchen wir einen klaren Plan. Zwar werden wir in Zukunft auch CO2 aus der Atmosphäre zurückholen müssen, doch müssen wir jetzt vor allem mit der CO2-Vermeidung beginnen, denn dies ist der schnellere und einfachere Weg. Allerdings ist das Hintergrundwissen dazu in der Bevölkerung immer noch nicht weit verbreitet. Viele denken, ihr eigener Einfluss wäre unwirksam. Doch jede und jeder Einzelne kann wirksam beitragen, zum Beispiel beim Thema Heizen. Allein eine gute thermische Isolation könnte 70% Heizkosten und damit auch CO2 einsparen.
Fabian Schipfer von S4F forscht beruflich an Energiesystemmodellen. Bei S4F leitet er die Arbeitsgruppe Faktencheck: Wir haben noch einigen Raum für Innovationen, und zwar nicht nur technische, sondern auch organisatorische und soziale Innovationen. Die Gesellschaft muss an den Entscheidungen Anteil haben, und besonders dezentrale Lösungen haben da große Möglichkeiten.
Philipp Steininger von Fridays for Future: Wir müssen vom Wissen zum Handeln kommen. Der Bau des Lobautunnels steht im Widerspruch zum Anspruch der Stadt Wien, Klimamusterstadt zu sein.
Die Problemstellungen
Lukas Hammer knüpft an: Die Verkehrsministerin hat angekündigt, dass sie das Bauprogramm der ASFINAG evaluieren wird. Sofort kommt der Aufschrei: Die Zukunft einer ganzen Region sei in Gefahr. Wenn es konkret wird, fallen viele in die alten Denkmuster zurück.
René Sedmik erklärt, was synthetische Treibstoffe sind und wie sie hergestellt werden. Das Verfahren ist eigentlich schon alt. Doch um CO2-neutrale synthetische Treibstoffe herzustellen, braucht man Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Dabei verliert man aber 60 Prozent der Energie durch Umwandlungsverluste. Um Verkehr und Heizung auf synthetische Treibstoffe umzustellen, bräuchten wir zwanzig Mal so viel erneuerbare Stromproduktion, wie aktuell geplant ist.
Philip Pramer vom Standard: Warum wird das so vorangetrieben?
Stefan Gara: Durch diese Lobbyarbeit will man möglichst die bestehenden Strukturen erhalten. Man kennt das Geschäftsmodell, und fürchtet neue Geschäftsmodelle.
Fabian Schipfer: Auch wenn wir jetzt schon eine Pilotanlage haben, müssen wir uns Fragen: Wie lange dauert es, bis wir genügend Anlagen haben? Dieser Treibstoff wird sehr teuer sein.
Einige Lösungsideen
Lukas Hammer: Das Ziel sollte sein, unsere Energie selbst zu produzieren. Wir müssen dafür sorgen, dass klimafreundliches Verhalten belohnt wird. Alternativen bieten, Förderungen bieten. Und wir brauchen die ökosoziale Steuerreform, um Umweltfolgekosten einzupreisen.
Sigrid Stagl: Die klassische Ökonomie erwartet, dass die Individuen sich nachhaltig verhalten. Aber wenn die Strukturen so sind, dass nachhaltiges Verhalten teurer und mühsamer ist, kann man sich nur wundern, dass so viele sich bemühen, nachhaltig zu handeln. Märkte sind Regelwerke. Und Regeln sind menschengemacht und können geändert werden. Aktuell stammen viele unserer Regelwerke von alten Problemstellungen, entsprechen aber nicht mehr den aktuellen Problemen.
Fabian Schipfer: Wir brauchen die Steuerung durch den Markt, aber auch durch Regulierung. Die Bevölkerung braucht Möglichkeiten, sich ein besseres Leben zu schaffen.
Sigrid Stagl: Wir müssen zwischen verschiedenen wirtschaftlichen Interessen unterscheiden: Welche Teile der Wirtschaft werden hier von wem geschützt? Auf die Frage, wie hoch der CO2-Preis sein soll, meint sie: Ab 100 € pro Tonne beginnen wir zu diskutieren. Aber Untersuchungen sagen, dass die wahren Kosten bis zu 600 € pro Tonne betragen. Es geht darum, den Preis so hochzutreiben, dass die Reduktion stattfindet. Aber je mehr Reduktion durch Regulierung erreicht wird, umso weniger muss der CO2-Preis erhöht werden.
Philipp Steininger: Fridays for Future fordert, dass bis 2030 500 Mio t CO2 eingespart werden. Fossile Subventionen müssen schnellstmöglich abgeschafft werden. Die Einnahmen durch eine CO2-Steuer sollen auch für klimagünstige Förderungen verwendet werden.
René Sedmik: Wir können diese Ausgaben als Investitionen ansehen – Investitionen gegen wachsende Klimafolgekosten: Für 2050 rechnet man mit 8 Mrd. € Klimafolgenkosten für Österreich. Dabei werden Kosten durch einen höheren Bedarf im Gesundheitssektor, aber auch durch stärkere und häufigere Naturkatastrophen und Ernteausfälle verursacht. Auch hierbei leidet die Wirtschaft. Wenn wir jetzt investieren, können wir viel davon vermeiden.
Ein Vorbild sein
Stefan Gara: Wir müssen in kleinen Strukturen denken, die auch viel versorgungssicherer sind. Mit innovativen Konzepten und Beispielen kann Österreich ein Vorbild für andere Regionen sein und zeigen, dass es geht.
Fabian Schipfer: Wir dürfen die Verantwortung nicht auf andere abwälzen.
Philpp Steininger: Österreich kann Vorreiterin sein. Wenn wir es nicht schaffen, wer soll es dann schaffen?
Lukas Hammer und Stefan Gara: Es braucht auch den Druck von der Straße, von der Zivilgesellschaft.
Sigrid Stagl: Konflikte müssen angesprochen werden. Es ist wichtig, den Blick für Scheinlösungen zu schärfen. Was ist wirklich transformativ?
Schlußworte
René Sedmik spricht den anwesenden Politikern Lob aus. Wir sollen erwachsener reagieren, das heißt mehr auf die Fakten reagieren als auf unsere persönlichen Befindlichkeiten.
Stellen wir uns die Frage: Was bedeutet Wohlstand? Konsummaximierung kann nicht das Lebensziel sein. Wohlstand bedeutet, dass wir rausgehen können und eine gesunde Umwelt vorfinden. Eine Welt, die jedem eine Lebensgrundlage bietet, vorallem auch für kommende Generationen.
Stellungnahme von S4F-Niederösterreich zum Offenen Brief von FFF, BFF, WWF, VCÖ und “Vernunft statt Ost-Umfahrung”
Die Organisationen Fridays for Future, Build for Future, World Wide Fund For Nature, Verkehrsclub Österreich und Vernunft statt Ostumfahrung haben am 1. Juni einen offenen Brief an Bundeskanzler Kurz, Bundesministerinnen Gewessler und Köstinger und Landeshauptfrau Mikl-Leitner veröffentlicht, in dem sie sich gegen den Bau der Ostumfahrung Wiener Neustadt aussprechen. Scientists for Future Niederösterreich geben dazu die folgende Stellungnahme ab:
Die Treibhausgas-Emissionen aus dem Verkehr zu reduzieren ist eine der größten Herausforderungen, vor denen wir beim Klimaschutz stehen. In der EU sind von 1990 bis 2017 die Emissionen in allen Bereichen gesunken, außer im Verkehr. Die benzin- und dieselgetriebenen Fahrzeuge durch elektrische zu ersetzen, wird nicht ausreichen, um mit dem notwendigen Tempo Klimaneutralität zu erreichen.
Radfahren und Gehen sind bekanntlich die nachhaltigsten Formen des Personenverkehrs. Doch wie viel an Treibhausgas-Emissionen kann dadurch wirklich eingespart werden? Das wurde bis jetzt noch nicht eingehend untersucht.
Doch die hier zitierte Studie, die heuer in der Fachzeitschrift Transportation Research veröffentlicht wurde, hat sich mit der Frage gründlich befasst. Das Ergebnis ist eindrucksvoll.
Der Inhalt
Die Studie nahm den Verkehr in sieben europäischen Städten unter die Lupe: Antwerpen, Barcelona, London, Gerebro, Rom, Wien und Zürich. 3.836 Personen füllten 9.859 „Fahrtenbücher“ für jeweils einen Tag aus und berichteten insgesamt über 34.203 zurückgelegte Wege. Sie produzierten durchschnittlich 3,18 kg CO2 pro Person und Tag, doch die Hälfte der Teilnehmenden produzierte weniger al 0,81 kg CO2 pro Tag. Ein kleiner Teil, nämlich 10 Prozent der Personen, produzierte die meisten Emissionen, nämlich 59 Prozent. Mit dem Auto zurückgelegte Wege trugen 70 Prozent zu den Emissionen bei und mit dem Fahrrad zurückgelegte Wege 1 Prozent. Der Rest fiel auf öffentlichen Verkehr und andere Fahrzeugtypen. Dabei wurden die Emissionen während des gesamten Lebenszyklus des Verkehrsmittels einbezogen, also von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis zur Entsorgung – deswegen führt natürlich auch Radfahren zu Emissionen.
Die Ergebnisse
Die Berechnungen ergaben: Wer eine Autofahrt durch eine Fahrt mit dem Fahrrad ersetzt, senkt seinen täglichen Emissionen um zwei Drittel. Daraus ergibt sich, dass eine allgemeine Umstellung von Auto- zu Fahrradverkehr der effektivste Weg wäre, die Emissionen aus dem Stadtverkehr rasch zu reduzieren, und zwar rascher, als es durch technologische Veränderungen alleine möglich wäre.